In Düsseldorf daheim, in der Welt zu Hause

Reisezeit: Oktober 2010 - Oktober 2011  |  von Marius Schebaum

Bolivien: Titicaca-See

Hoechster See der Welt (und maechtig gross dazu)

So, liebe Freunde und Verwandte, weiter gehts mit dem sagenumwobenen Titikaka-See, der nicht, wie man vielleicht dem Namen nach aus Abwasser und sonstigem Kroppzeug besteht, sondern tatsaexhlich aus Wasser und dieses Wasser ist sowas von ARSCHkalt, dass wir es bei unserem Wir-sind-total-harte-Typen-und-baden-mal-auf-4000m-Versuch kaum mehr als eine Minute inklusive einmal kurz untertauchen ausgehalten haben, weil sonst die Familienplanung einfach abgefroren waere...

Dieses Abenteuer hat sich auf der Isla del Sol ereignet, einer relativ unscheinbaren und unbewachsenen Insel, auf der gefuehlt mehr Esel und Schafe leben als Menschen.
Diese Insel ist aber nicht irgendein Stueck Gammel-Land in mitten des 150km langen und 50km breiten Sees (ich sag euch, mit den mickrigen Booten mit nem kleinen stotternden Motor hinten dran, bei dem man fuerchtet, dass er jeden Moment abfaellt, was man absolut vermeiden sollte, da es keine Rettungsboote gibt, koennte man Monate auf dem See rumschippern, ohne Land zu errichen und wuerde nicht mal das gleiche Fleckchen Wasser sehen), sondern auf dieser Insel wurden laut Inka-Saga Sonne, Mond und Sterne geboren! So, falls ihr euch das naemlich schon mal gefragt habt, wo die eigentlich alle herkommen, da habt ihr die Antwort. Und jetzt kommt mir nicht mit diesem Quatsch, den ihr vielleicht vor vielen Jahren im Physik-Unterricht gelernt habt von wegen Urknall und es gibt gar keinen Gott und sowas! Ich hab ihn gesehen, den Felsen, an dem sich ein paar gelangweilte und auf romantischer Ebene voellig eingegangene Gottheiten den Spass gemacht haben, den Himmel zu bemalen. Ich stell mir das mehr wie so ein kurzes Brainstorming oder wie beim Basteln im Kindergarten vor:

"So, liebe Goetter, was haettet ihr denn gerne noch am Himmel? Ihr koennt ruhig reinrufen, jeder darf was sagen..."

"Hm, so ein rundes leuchtendes Ding vielleicht, damits nachts nicht mehr so dunkel ist?"

"Sehr gut, was noch liebe Goetter?"

"Einen riesige Himmelsleinwand und einen Beamer, damit ich mir coole Filme reinziehen kann!"

"Wer hat dich denn erzogen? lies lieber mal ein gutes Buch. Was noch?"

"Jeden Abend ne Sternschnuppe, bei der ich mir jedesmal was wuenschen kann, wenn ich sie sehe!"

"nein, das geht nicht, das waere ja langweilig, aber ab und zu ist das ok..."

"Mir ist tagsueber immer so kalt, ich will was richtig warmes, helles!"

"Auch gut, klingt vernuenftig. So und weil es bei mir und meinem Mann im Moment nicht mehr so laeuft, wuensche ich mir noch ein paar hell leuchtende Sterne, die wir uns abends zusammen anschauen koennen."

Nach einer anstrengenden langen Tageswanderung quer ueber die Insel (wobei wir klasse gelegene Inka-Ruinen gefunden haben, bei denen wir uns in unseren studiumsbedingten kommerziell orientierten Hirnen direkt eine grosse Hostel-Anlage mit Wasserskianlage vorgestellt haben wir Kulturbanausen und um unserem (nach-)laessigen Image gerecht zu werden, 7 Stunden mit Flip-Flops ueber Stock und Stein gestolpert sind) hat uns ein Restaurant mit See- und Bergblick angelacht, das uns mit einer heissen Schokolade und dem Sonnenuntergang fuer unser Vertrauen belohnt hat.
Aber anscheinend hat die Goetter-Kindergaertnerin den Juniors nochmal einen Abend freigegeben, um sich auszutoben und sich alles zu wuenschen, was ihnen so einfaellt. Am Anfang waren sie glaube ich noch ein wenig gehemmt von der Vorstellung, heute Abend mal alles durcheinander bringen zu duerfen und haben sich einen zwar sehr schoenen, rot hinter einer Bergkette versinkenden Sonneuntergang ausgedacht, aber eben nichts besonderes.

Doch sobald wir das Restaurant verlassen haben, haben die Goetter-Kids gezeigt, was sie drauf haben: Man muss sich das so vorstellen, dass es schon stockduster war (man bemerke, dass es gerade mal halb 9 war, aber die Goetter haben fuer ihr folgendes Spektakel fuer 24 Stunden den Strom auf der Insel abgestellt, so dass nur ein paar Kerzen fuer Licht und Waerme gesorgt haben) und wir heilfroh waren, eine kleine, schwach gelb-orange funzelnde Taschenlampe dabei zu haben, um den ca. 2km langen, sehr steinigen Weg zum Hostel runter zu krackseln. Doch nach ein paar Metern sind wir trotz des schwindenen Lichts mit offenen Muendern staunend stehen geblieben, denn ueber uns leuchtete der krasseste, mit Aber-Millionen Sternen besetzte dunkle Himmel, den wir je gesehen haben. Man konnte jedes einzelne Sternbild (so man denn welche kennt, eine Eigenschaft, die sich bei mir eher in Grenzen haelt) erkennen und tausende kleine Sterne dazwischen, die sonst gar nicht zum Bild dazugehoeren. Da hat sich der Sternliebhaber unter den Goettern mal richtig ausgetobt

Was aber zu der duesteren Szenerie noch gefehlt hat, war ein unglaublich heftiges und sich ueber den ganzen Horizont auf der anderen Seite des Sees erstreckendes Blitzlichtgewitter. Man hat keinen einzigen Donner gehoert, sondern alle 1-2 sek. wurde der ganze Horizont von ewig langen Blitzen erhellt, so dass man immer mal wieder die Bergkette zucken sehen konnte. Die Goetter durften also endlich mal so viele Blitze schleudern, wie sie wollten und das sagt man Goetter-Kids natuerlich nicht zweimal, die waren echt ausser Rand und Band!

Man muss sich das so vorstellen, dass ueber uns ein kristallklarer Sternenhimmel leuchtete, in der Mitte der endlos vor sich hinzuckende Horizont und unter uns die schwache gelbe Funzel ueber den Felsenweg getanzt ist. Markus hat das ganze eine "Trigomie des Lichts" getauft und wir haben natuerlich versucht, das Ganze auf ein Bild zu bekommen, aber anscheinend hat die Kindergaertnerin verboten, diesen all-you-can-do-Tag der Kids zu dokumentieren, denn mysterioeserweise sind alle Bilder schwarz geworden! Echt gruselig und beeindruckend das Ganze, ich hoffe, ich konnte euch annaehernd naeher bringen, wie dieses einmalige Naturschauspiel mitten im Titikaka-See aussah.

Von dort sind wir dann ueber die laecherliche Grenze nach Peru gelaufen, die nicht mehr als ein 5m hoher Steinbogen war und haben uns die beruehmten "Floating Islands" angeschaut: Mitten im See leben ca. 1.500 Menschen auf 60 eigens erbauten Schilfinseln. Wenn man drueber laeuft oder huepft, sinkt man sogar ein bisschen ein, aber nasse Fuesse bekommt man nicht. Haben die schon gut gemacht da, grosses Loebchen! Unten drunter ist das Schilf schon ziemlich abgegammelt, so dass die Familien alle 2 Wochen oben neues Schilf drauf legen muessen, weil sie sonst einfach irgendwann absaufen wuerden. Frueher haben diese Aussiedler vom Fischfang gelebt, indem sie ein rundes Loch in ihre Schilfinsel gebohrt und die Angel einfach da reingehalten haben. Laeuft ein bisschen so ab wie beim Eisfischen, nur bei angenehm warmen 35 Grad
Mittlerweile hat sichs aber einigermassen ausgefischt und deshalb leben immer mehr vom Tourismus bzw. irgendwelchem Krims-Krams, den sie basteln und an liquide Touris verticken. Ist auch ok, immerhin weiss man dann, dass das Geld direkt an die Leute geht, dies brauchen und nicht an irgendeine Agentur und die Hilfebeduerftigen keinen Cent davon sehen.
Viele Haeusschen haben sogar eine Solar-Energie-Scheibe an die Strohwand gelehnt, mit der sie soviel Energie abzapfen koennen, das es teilweise sogar fuer Gluehbirnen oder einen Schwarz-Weiss-Fernseher reicht, also von wegen die leben hinterm Mond! Voll im Trend die Jungs, schliesslich ist retro ja in, vielleicht kommen ja bei uns auch bald wieder Hitchcock und Marylin Monroe im Fernsehen...

So, wir werden die naechsten Tage ein weiteres Weltwunder besteigen und zwar die Inka-Ruinen von Macchu Picchu...
bis dahin sende ich einen heissen Gruss nach Deutschland, das Zwischennetz hat mir gesagt, dass ihrs im Moment bitter(kalt) noetig habt

Da war noch alles heitetei, bevor dann der Freischuss fuer die Goetter-Kids kam...

Da war noch alles heitetei, bevor dann der Freischuss fuer die Goetter-Kids kam...

auch das haben sich die Kids nett ausgedacht: ein ovaler Regenbogen

auch das haben sich die Kids nett ausgedacht: ein ovaler Regenbogen

tja, wir haben die Inka Ruinen eben auf andere Weise geehrt als die meisten Touristen es tun wuerden

tja, wir haben die Inka Ruinen eben auf andere Weise geehrt als die meisten Touristen es tun wuerden

ganz entspannt am Fische sortieren, waehrend die High-Tech-Solaranlage ganz von alleine auflaedt, so gut ham die Leute es auf ihren Schilfinsell

ganz entspannt am Fische sortieren, waehrend die High-Tech-Solaranlage ganz von alleine auflaedt, so gut ham die Leute es auf ihren Schilfinsell

Ueber Geld muss man doch manschmal reden

Viele fragen sich vielleicht: Wie macht der Schebaum das eigentlich mit so wenig Geld so viel Sachen zu unternehmen. Hat der denn ne Bank ausgeraubt, ein Casino beschissen oder hat der einfach einen kleinen grosse-Scheine-scheissenden-Goldesel dabei?

Um das ganze ins richtige finanzielle Licht zu ruecken und zu zeigen, wie man ohne gross zu sparen von weniger als 10 Euro am Tag leben kann, hier mal eine kleine Uebersicht ueber Preise in Bolivien:

- selbst gemachter Hamburger vonne Strasse: 0,30 €
- eine Art Pfannkuchen auf dem Markt: 0,05 €
- frisch gepresster O-Saft vom Strassenstand: 0,20 €
- 2 L Coca-Cola Flasche: 0,70 €
- Mindest-Ladeguthaben fuers pre-paid Handy:0,10 €
- Internet fuer eine Stunde im Cafe: 0, 20€
- 4 AA-Batterien: 0,50 €
- Fahrt mit dem Stadtbus (egal wie weit): 0,15 €
- 1 Ei: 0,04 €
- 50 g feinste Schokolaterie-Pralinen: 0,40 €
- Croissant: 0,15 €
- 3-h Stunden Busfahrt: 1,50 €
- billigstes Doppelzimmer im Hostel (ohne Bad):1,50 €
- Friseur: 0,70 €
(wobei man danach wahrscheinlich aussieht, als haette man in die Steckdose gepackt, aber Hauptsache ab der Skalp, ne?)

Also an alle, die mal Lust haben auf leben wie ein Koenig fuer ein Taschengeld, kommt nach Bolivien, wie man in der heutigen Jugendsprache sagen wuerde: "Kann was!"

© Marius Schebaum, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mein Around-the-World-Ticket, mein Backpacker-Rucksack und Ich in einem Jahr einmal links rum um die Welt von Lateinamerika über Mittelamerika, USA, Fiji, Neuseeland, Australien und Indonesien bis nach China...
Details:
Aufbruch: 10.10.2010
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 10.10.2011
Reiseziele: Brasilien
Paraguay
Bolivien
Peru
Panama
Costa Rica
Nicaragua
Vereinigte Staaten
Fidschi
Neuseeland
Australien
Indonesien
Malaysia
Hongkong
China
Katar
Türkei
Deutschland
Der Autor
 
Marius Schebaum berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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