Marc und Marten um die Welt

Reisezeit: August 2013 - August 2014  |  von Marten Seifert

La Paz

Blick vom Berg "Chacaltaya"

Blick vom Berg "Chacaltaya"

Blick aus unserem Zimmerfenster im "Hostal el Lobo"

Blick aus unserem Zimmerfenster im "Hostal el Lobo"

Sonntag 15. September 2013
Der Tag beginnt nach dem Ausschlafen damit, dass wir vor dem verschlossenen Hosteltor stehen und verzweifelt versuchen, rauszukommen. Nach einigen erfolglosen Versuchen stellt sich heraus, dass man einfach etwas mehr Gewalt anwenden muss.
Es werden noch ein paar Fotos von Copacabana geschossen und dann heißt es nach dem Mittagessen: Auf geht's nach La Paz. Mal wieder in einem Einheimischenbus. Fast eine Stunde geht es auf einer mörderischen Serpentinenstraße zum Fährhafen. Dass wir den Bus bei der Fährüberfahrt verlassen müssen, erzählt man uns leider erst zu spät. So werden alle Vorhänge zugezogen und wir verstecken uns mit einigen genauso kriminellen Einheimischen zwischen den Sitzen, bis wir das andere Ufer erreicht haben. Wie viel Ticketgebühr wir auf diese Weise gespart haben, erfahren wir leider nicht, aber dass es die Aufregung der Illegalität wert war, wagen wir zu bezweifeln.
Weiter geht es durch das schöne Bolivianische Hochland. Auch hier ist alles sehr ärmlich, durch die vielen kleinen Bauernhöfe, aber sehr viel netter anzusehen als die Gegend rund um Juliaca und Puno. Als wir endlich La Paz erreichen, quälen wir uns eine Dreiviertelstunde durch die Rushhour, bis wir irgendwo in der Innenstadt die Endstation erreichen. Auch wenn wir keine Ahnung haben, wo wir eigentlich sind, schaffen wir es, mit einer fast schon unheimlichen Zielgenauigkeit unser Hotel zu finden.

Illampu Straße mit dem weltbekannten Milton

Illampu Straße mit dem weltbekannten Milton

Das "M"ilton, ein immerhin zwei Sterne Hotel, ist an sich sehr zufriedenstellend und in den Zimmern ist es sogar die ganze Nacht lang mollig warm.
Nach einem unfassbaren Verständigungsproblem mit zwei, tut mir leid, das so sagen zu müssen, wirklich minderbemittelten Hähnchenverkäuferinnen, die selbst den einheimischen Kunden nach uns mit ihrer Begriffsstutzigkeit zur Weißglut treiben, bekommen wir schließlich doch noch etwas zum Abendessen. Da für Marc auch ein Viertelhähnchen gereicht hätte, habe ich also ein Dreiviertelhähnchen und zwei Portionen fettige Pommes.
Dank schnellem Internet schaffen wir es dann sogar endlich, die nächsten Blog-Kapitel hochzuladen und den Rückstand wieder etwas aufzuholen, bevor wir dann um kurz vor eins todmüde in den Schlaf fallen.

Blick von der Dachterrasse des Milton bei Nacht

Blick von der Dachterrasse des Milton bei Nacht

Montag 16. September 2013
Das Frühstück im Milton ist das Beste, was wir seit Beginn der Reise bekommen haben. Es gibt nicht nur frischen Ananas- und Orangensaft, es klärt sich auch noch das Phänomen mit dem unfassbar starken Kaffe, den man hier immer bekommt. Die Lösung lautet: man gießt sich nur einen kleinen Schluck Kaffeeextrakt ein und füllt die Tasse danach mit heißem Wasser auf. Aber woher soll man das auch wissen, wenn's einem niemand sagt? Ansonsten gibt es noch Obstsalat, Rührei und Cornflakes und natürlich wie immer zwei Marmeladenbrötchen für jeden.
Da uns das Milton mit einem Doppelzimmerpreis von 22€ pro Nacht zu teuer ist, geht es nach dem Checkout also erstmal auf Hostelsuche. Wir lassen uns von dem Typen an der Rezeption eines anderen 2-Sterne-Hotels so lange belabern, bis wir sein Angebot von zum Schluss "nur noch" 150 Bolivianos annehmen. Sind zwar auch über 8€ pro Person und Nacht, aber in Lima haben wir für den Preis gerade mal ein Bett in einem 9-Mann-Schlafsaal bekommen.
Gegen Mittag ist ein kurzer Stadtbummel in La Paz angesagt, bevor es dann nach einem Abstecher im Supermarkt (auch hier muss man Rucksäcke, Taschen und Tüten am Eingang abgeben, damit man nichts klauen kann) auch schon wieder zurück ins Hotel geht.

Avenida Montes

Avenida Montes

San Francisco Kirche

San Francisco Kirche

Dienstag 17. September 2013
Das Frühstück ist leider nicht so gut wie im Milton und besteht hauptsächlich aus verschiedenen Kracker-Keksen. In Kakao eingetunkt schmecken sie aber ganz okay und irgendwann hat man dann auch davon genug und kann das Frühstück beenden. Auch hier zögern wir den Checkout wieder bis zur letzten Minute heraus und Marc kommt heute endlich in den Genuss einer warmen Dusche, nachdem er, anders als ich, im Milton gestern auch nur lauwarmes Wasser hatte.
Schon wieder steht ein Unterkunftswechsel an. Aber in unserem neuen Hostel kostet uns das Zimmer zu zweit eben nur 5,5€ pro Nacht, zwar mit Gemeinschaftsbad und ohne Frühstück, aber dafür sogar auch mit Wifi (zumindest theoretisch).
Unser Zimmer ist noch nicht verfügbar, aber wenigstens unser Gepäck können wir hier schon abstellen. Direkt im Anschluss schauen wir dann in jedem Touristenbüro der Gegend vorbei und lassen uns zur Dschungel- und Pampastour beraten. Nachdem wir alle Preise verglichen haben, kehren dorthin zurück, wo wir uns schon gestern so nett über die Salzwüstentour in Südbolivien beraten lassen haben. Es folgt ein riesiger bürokratischer Akt, der darin gipfelt, dass ich nach unzähligen gescheiterten Diktierversuchen meines Namen und der Ausweisnummer, diese schließlich selber in den PC eintippe.
Danach geht es noch in den Supermarkt, "Judas" Bier kaufen.

Plaza Murillo

Plaza Murillo

Mittwoch 18. September 2013
Irgendwann gegen elf wachen wir beide, von Übelkeit und Kopfschmerzen geplagt, auf und verfluchen jeden einzelnen Schluck dieses Verräterbieres. Jetzt wissen wir auch, warum es Judas heißt...
Die eigentlich für heute geplante Sightseeingtour in La Paz wird einstimmig auf Freitagvormittag verschoben. Da haben wir zwar nur bis mittags Zeit, weil unser Flug in den Dschungel um 15 Uhr losgeht, aber weiter als bis zum Supermarkt, Wasser kaufen, und wieder zurück zum Hostel schafft es heute keiner von uns beiden.
Den restlichen Tag vergammeln wir auf unserem Hostelzimmer. Leider lässt uns heute nicht nur das Internet im Stich, es stellt sich auch noch heraus, die Steckdose auf unserm Zimmer ist irgendwie nicht kompatibel mit unseren Steckern. Es ist das erste Mal in Südamerika, dass wir mit den deutschen Steckern nicht weiterkommen. Es sind an sich die gleichen Steckdosen, aber die Löcher sind für unsere Stecker zu klein und wir haben dafür leider auch keinen Adapter. Wenigstens neben dem Rezeptionstisch gibt es zwei normale Steckdosen, wo wir Handy- und Laptopakku wieder aufladen können.

Donnerstag 19. September 2013
Um kurz nach acht werden wir heute Morgen von einer netten Bolivianerin zu unserem Bus gebracht, der uns auf den Chacaltaya fährt. In einem Grüppchen, bestehend aus einer weiteren Deutschen, sechs Brasilianern und einem Englänger brechen wir schließlich auf. Leider hat einer der Brasilianer die anstrengende Eigenschaft, mit seinen Landsleuten auch dann in der Lautstärke eines startenden Düsenjets zu sprechen, wenn sie unmittelbar neben ihm sitzen.
Wir lassen das im Tal gelegene La Paz hinter uns, nicht ohne noch mal einen wundervollen Panoramablick aus dem Busfenster auf die Stadt zu bekommen, und nähern uns auf einer Staubstraße im mehr als 4.000 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen bolivianischen Hochland den mit Schnee bedeckten Hängen unseres Ziels.

na gut, schneebedeckt ist etwas übertrieben

na gut, schneebedeckt ist etwas übertrieben

Ironischerweise ist heute der erste Tag seit Machu Picchu, an dem sich Wolken am Himmel zeigen. Ausgerechnet, wenn wir eine klare Sicht brauchen. Na toll.
Über eine alles andere als schwindelfreie Serpentinenstraße geht es dann mit dem Auto auf 5.200 Meter hoch. Schon die Aussicht vom Parkplatz ist gigantisch, Wolken hin oder her. Doch damit wollen wir uns noch nicht zufrieden geben und so geht es zu Fuß weiter auf den 5.421 Meter hohen Höhepunkt. Das Atmen fällt schwer und der Puls rast, aber es ist bei Weitem nicht so schlimm, wie wir befürchtet haben. Sehr zugute kommt uns, dass wir uns seit über zwei Wochen fast durchgehend auf über 3.500 Meter Höhe aufgehalten haben.

Unser Busparkplatz von oben

Unser Busparkplatz von oben

Eine halbe Stunde später haben wir den Gipfel endlich erreicht. Ein kühler Wind weht einem durchs Haar. Aber es ist mehr eine Brise als der erwartete Gebirgssturm und so können wir die Aussicht ohne Frieren in vollen Zügen genießen. Südlich von uns erstrecken sich die Ausläufer von La Paz und El Alto samt Flughafen, von dem es morgen in den Dschungel geht. Das Zentrum von La Paz liegt zu tief im Talkessel und ist deshalb leider nicht zu sehen. Auch den Titicaca vermögen zumindest wir beide von hier oben nicht mehr zusehen, aber wir konnten bereits auf dem Weg hierher einen Blick erhaschen und so sehen wir uns lieber an den weißen Hängen des noch höheren Berges nordwestlich von uns satt.

Wie an den Hängen des Chacaltayas bis vor gerade mal drei Jahren das höchste und dem Äquator nächstgelegene Skigebiet der Welt betrieben werden konnte, ist heute schwer vorzustellen. Von dem einstigen Gletscher sind nur noch mal mehr, mal weniger große weiße Flecken übrig. Immerhin ist es so nicht ganz so voll und unsere Gruppe kann Gipfel und Panorama ganz für sich allein beanspruchen.
Dass uns auf dem Rückweg zum Bus unzählige Graupelkörner hart wie Kieselsteine ins Gesicht peitschen, macht den Ausflug nur noch unvergesslicher.

Die Weiterfahrt zum Moonvalley auf der anderen Seite von La Paz ist mindestens genauso sehenswert. Dem braunrot und ungesund schäumenden Stadtfluss folgend, geht es immer weiter den Talkessel hinab, bis wir am unteren Stadtrand in La Paz' kleines Reichenviertel kommen. Villen mit grünen Gärten, wie man sie eigentlich in Beverly Hills erwartet, säumen hier die rotsandigen Hänge der Berge. Ein Teil der Gruppe verabschiedet sich unterwegs und so kommen nur noch wir, der laute Brasilianer und der Engländer im Mondtal an.
Riesige von Regen und Zeit geformte Sandsteinformationen prägen hier das gesamte Landschaftsbild der näheren Umgebung. Für 1,60€ Eintritt p.P. ein absolutes Schnäppchen und sehr empfehlenswert. Mitten hindurch führt der kleine Trampelpfad durch diese fremde, surreale Welt und lässt einen alles Irdische vergessen.

Moonvalley

Moonvalley

Der Boden unter unseren Füßen gibt immer wieder sanft nach, wenn die Holzplanken über eine besonders tiefe Schlucht führen, oder es steil hinauf zu einem der Aussichtspunkte geht. Als Highlight wird eine Sandsäule mit einem großen Felsen auf der Spitze angepriesen, die man als Frau erkennen kann. Uns erinnert das Gebilde eher an etwas anderes, aber das bleibt schließlich jedem selbst überlassen. Die verschlungenen, mit Kakteen bewachsenen Gebilde drum herum finden wir ohnehin schöner.

Marc mit "Frau" in der oberen Bildmitte

Marc mit "Frau" in der oberen Bildmitte

Doch leider endet auch diese Tour irgendwann und nach einer halben Stunde Rückweg werden wir am San Francisco Platz entlassen. Die Suche nach einem Restaurant treibt uns immer weiter den Hang von Downtown, das in La Paz um einiges höher als Uptown liegt, hinauf. Selbst als Fußgänger ist es hier schwierig voranzukommen. Die Straßenränder sind vollgestopft mit irgendwelchen Marktständen. In der Mitte kämpfen Autofahrer und Fußgänger um den verbleibenden Platz. Nach jedem halben Meter erwartet einen hier ein neuer undefinierbarer Geruch, meistens ist es irgendeine Mischung aus Urin, vergammeltem Essen, ranzigem Fett, irgendwelchen duftenden Kräutern und frisch gepresstem Orangensaft. Es ist faszinierend, wie man diese arme und dreckige, aber trotzdem unfassbar charismatische Stadt mit jedem seiner Sinne spüren kann und sie sich einem als unvergessliches Ereignis ins Gedächtnis prägt.

Freitag 20. September 2013
Der Wecker klingelt früh, denn obwohl wir schon so lange in La Paz sind, haben wir es immer noch nicht geschafft, einen der vielen Berghänge weit genug zu erklimmen, um unser ersehntes Panoramafoto von der Stadt zu bekommen. Über eine steile Treppe im Osten der Stadt geht es durch einen Vorort hinauf, bis wir einen freien Blick haben. Nach den ersten Fotos werden wir leider von einem Bauarbeiter angebrüllt und wütend verscheucht. Vielleicht hatte er Angst, dass wir seine Untätigkeit auf Foto festhalten und seinem Vorgesetzten stecken. Keine Ahnung. Wir machen uns auf jeden Fall schleunigst an den weiteren Aufstieg und keine hundert Meter später bekommen wir sogar einen noch schöneren Blick auf die Stadt hinunter.

Kathedrale am Plaza Murillo

Kathedrale am Plaza Murillo

La Paz hat natürlich keine tolle Skyline wie Manhattan, aber es ist die Einzigartigkeit, die den Blick über dieses riesige Moloch so großartig macht. Überall um einen herum ziehen sich die unverputzten Häuser die Berghänge hinauf, wo sich der Blick im strahlend blauen Himmel verliert. Der Grund, warum fast alle Häuser unverputzt sind, ist übrigens eine Steuer, die auf verputzte Häuser gezahlt werden muss. Bei genauerer Überlegung eine ziemliche dämliche Erfindung das Stadtentwicklungssenators (oder wer auch immer hier dafür zuständig ist), führt sie doch ganz offensichtlich zu einem noch ärmeren Bild der Stadt, statt zu höheren Steuereinnahmen. Letztlich ist es aber genau das, was den Reiz dieser tollen Stadt ausmacht, ob nun gewollt oder nicht.

Vom Aussichtspunkt geht es noch einmal hinunter in Zentrum, bevor wir nach einem kurzen Mittagsmenü unseren Bus nach Ceja nehmen. Nach 20 Minuten Fußmarsch durch El Alto, die hässliche Nachbarstadt von La Paz, erreichen wir den Militärteil des Flughafens, von wo unser Flug mit Tam Airlines nach Rurrenabaque geht. Hin und Rückflug für ca. 93€. Sicherheitskontrollen gibt es für diese Strecke nicht und so könnte man alles mit in die 40 Mann große Maschine nehmen, was man gerade möchte. Dummerweise haben sich die Piloten bei uns im Passagierbereich ausgesperrt und hämmern nun wie bekloppt an die Tür zum Gepäckraum zwischen Kabinenbereich und Cockpit. Als endlich jemand vom restlichen Boardpersonal die Verbindungstür von Innen öffnet wird auch diese letzte Hürde aus dem Weg geräumt und das Flugzeug kann starten.
Ungewöhnlich ist, wie langsam das Flugzeug an Höhe gewinnt, aber vielleicht liegt das an der dünnen Luft hier oben. Der restliche Flug ist dafür unerwartet ruhig und wir landen wohl auf in Rurrenabaque.

El Alto

El Alto

Der Ausstieg aus dem Flugzeug gleicht einem Sprung ins siedende Wasser. Unfassbar schwülheiße Luft raubt uns den Atem. Der Schweiß dringt einem aus jeder Pore und so wird der Versuch, vom Flughafen nach Rurrenabaque zu laufen nach einigen hundert Metern abgebrochen. Für 10 Bolivianos p.P. nehmen wir also doch den Bustransfer für die restlichen gut 3 Kilometer. Im von unserer Tourist Agency empfohlenen "Hotel los Tucanes de Rurre" buchen wir uns dann ein Doppelzimmer mit eigenem Bad für 100 Bolivianos die Nacht.
Danach wird bei einem kleinen Bummel durch das Städtchen das herrliche Tropenwetter genossen und nach Hühnchen mit Reis, Pommes und Kochbananen zum Abendessen geht es ins Hotel zurück. Einziger kleiner Dämpfer ist die zehn Zentimeter große Kakerlake, die sich unter der Tür hindurch in unser Zimmer schleicht. Kakerlake verscheucht, ein Handtuch vor die Tür gelegt und schon können wir friedlich in das Reich der Träume übergehen.

wir auf dem Chacaltaya

wir auf dem Chacaltaya

© Marten Seifert, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein ganzes Jahr haben wir uns Zeit genommen, um von Berlin aus über NY, Südamerika, Australien und Ozeanien und Südostasien um die Welt zu fliegen, bevor es wieder in die Heimat zurückgeht.
Details:
Aufbruch: 27.08.2013
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 26.08.2014
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Peru
Bolivien
Chile
Ecuador
Kolumbien
Panama
Costa Rica
Französisch Polynesien
Neuseeland
Australien
Singapur
Indonesien
Malaysia
Thailand
Myanmar
Kambodscha
Deutschland
Der Autor
 
Marten Seifert berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.