Exploring the Altiplano

Reisezeit: Mai / Juni 2015  |  von silja B.

Coroico

Am nächsten Tag hab ich mich dann nach Coroico aufgemacht. Dieser Ort liegt auf ca. 1500 Metern. Die Straße früher dorthin war die gefährlichste Straße der Welt. Eine enge Schotterstraße am Rande des Abgrunds, enge Kurven und vor allem in der Regenzeit besonders gefährlich, da nicht sehr stabil und Erdrutsche nicht unüblich waren. Im Schnitt sind pro Tag 1,5 Menschen pro Tag auf dieser Straße gestorben. Es ist die einzige Straße mit Linksverkehr im Land, da so die Manöver bei Gegenverkehr etwas weniger gefährlich waren, was natürlich bei der Totesquote relativ ist. Eine Fahrt von La Paz nach Coroico dauerte zwischen 8 und 12 Stunden damals, heute nur noch ca 3 Stunden. Das Krankenhaus in Coroico war das meist beschäftigte im Lande. Vor ein paar Jahren wurde eine neue Straße gebaut, der Bau sollte ursprünglich 4 Jahre dauern, tatsächlich waren es dann 12 Jahre bis sie endlich fertig war. Mehrere Länder wurden beauftragt sie zu bauen, aber bei der Beschaffenheit der Region, meinten die meisten, dass es unmöglich sei eine stabile Straße zu bauen. Letztendlich haben dann die Brasilianer die Straße gebaut, es ist die teuerste der Welt und durch Erdrutsche muss sie immer wieder repariert werden. Die ursprüngliche Straße wird jetzt hauptsächlich als Touristenattraktion und zum Downhillbiken genutzt. Da ich nicht so der Fahrradfahrer bin, hab ich diese Aktion ausgelassen. Vom Bus aus, sieht man immer wieder mal die alte Straße. Das letzte Stück nach Coroico ist noch eine Schotterpiste und es herrscht hier noch Linksverkehr und man bekommt so ein ganz klein bisschen mit, wie es gewesen sein muss, auf der alten Death Road zu fahren. Vor allem wenn der Bus ganz nah an den Abgrund gekommen ist, der Straßenrand sah nicht so wirklich stabil aus!

the Yungas

the Yungas

Ich bin nicht unten im Ort geblieben sondern habe mir ein kleines Retreat oberhalb vom Ort gegönnt, das Sol y Luna. Die Unterkunft ist mitten im Wald und ein kleines schnuckliges Paradies. Und es war warm, die Sonne hat geschienen. Ich hab erstmal meine fast komplette Wäsche zum Waschen gegeben. Das was noch sauber war, war mein Kleid, na ja hat ja perfekt zum Wetter gepasst und dann hab ich mich mit einem Mate Tee an den Pool gelegt, gesonnt, gelesen und meine Muskelkaterbeine geschont. Das Retreat gehört einer Deutschen, was auch im Restaurant deutlich zu spüren war. Es gab zum Frühstück richtiges Brot, sogar Vollkorn und zum Abendessen hab ich mir Vollkornspätzle mit Kräutern gegönnt. Normalerweise esse ich lieber lokale Gerichte auf Reisen, aber die bolivianische Küche ist nicht gerade die Beste und vor allem sehr fettig, die Bolivianer lieben Dinge die in Fett gebacken wurden! Nach meinem Urlaub werd ich sicherlich mindestens einen Monat keine Pommes essen. Habe in meinem Leben noch nie so viel Pommes gegessen, nicht mal als ich in den USA war! Die Anlage ist wunderschön angelegt und sehr gepflegt, zwischen den Hütten gibt es immer wieder Blumengärten, kleine Parks zum in der Hängematte liegen und relaxen. Es gibt auch einen Yogaraum, ursprünglich auch Yogaunterricht, aber momentan gab es keine Lehrerin. An einem Morgen hab ich den sogar tatsächlich einmal genutzt und für mich ein bisschen Yoga gemacht, aber ansonsten war ich dann doch ein bisschen zu faul.

der Garten von Sol y Luna

der Garten von Sol y Luna

Coroico find ich ist ansonsten nicht wirklich schön, aber oberhalb in den Bergen in einem Retreat kann man es gut ein paar Tage zum Faulenzen aushalten! Aber für Auswanderer scheint der Ort unglaublich beliebt zu sein. Wenn man die Speisekarte der Restaurants durchgelesen hat, hätte man meinen können man wäre Zuhause: Käsespätzle, Sachertorte, Käsefondue, Sauerbraten, etc.

Am dritten Tag hab ich dann durch Zufall einen von meiner Gruppe der Huayna Potosi Besteigung getroffen und wir sind gemeinsam zu einem Wasserfall gelaufen. Auf dem Weg dahin haben wir noch einen Deutschen aufgegabelt. Der erste Teil des Weges ist sehr schön, man geht durch Wälder mit Kaffee- und Cocasträuchern. Die Yungas, so heißt die Gegend hier, ist die Anbauregion von Coca und Kaffee. Es ist auch die einzige Region mit Farbigen. Die Spanier haben einige schwarze Sklaven nach Bolivien gebracht, um in den Minen von Potosi Silber abzubauen, aber die haben die Höhe und das kalte Klima, sowie die Konditionen in den Minen nicht vertragen und sind sehr, sehr schnell gestorben. Die Spanier haben dann die schwarzen Sklaven in den Yungas für die Arbeit in den Kaffee- und Coca Plantagen eingesetzt.

Kaffee

Kaffee

Irgendwann stößt man dann auf eine Schotterstraße und dann ist der Weg nicht mehr so schön, aber es gibt Collectivos, mit denen man dann das letzte Stück fahren kann. Der Wasserfall ist ein beliebtes Ziel am Wochenende für die Einheimischen, viele kommen für das Wochenende von La Paz nach Coroico. Da es Wochenende war, war es dementsprechend voll am Wasserfall, an dessen Fuße ein kleines Becken zum Schwimmen einbetoniert wurde. Wir sind daher auch nicht lange geblieben und ich hab den Nachmittag lieber gemütlich im Retreat mit einem kühlen Bier ausklingen lassen.

© silja B., 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Chile und Bolivien
Details:
Aufbruch: 22.05.2015
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 20.06.2015
Reiseziele: Chile
Bolivien
Der Autor
 
silja B. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.