Einmal quer durch Südamerika

Reisezeit: September 2015 - Februar 2016  |  von Lukas Ulrich

Bolivien: Potosí

Auf in die Silberstadt

Nach dem Frühstück rief ich ein Taxi, was mich zum Busterminal brachte. Dort entschied ich mich dafür gemeinsam mit 3 Italienern ein Taxi nach Potosí zu teilen, da dieses nicht viel teurer ist als der Bus, jedoch ca. 1,5h gegenüber Letzterem einspart. In Potosí angekommen musste ich erstmal eine Schrecksekunde verkraften, als ich merkte, dass ich mein Handy auf dem Sitz des Taxis liegen gelassen hatte. Nach kurzer Suche fand ich aber das Taxi und konnte mein Handy wieder an mich nehmen. Bei einem ersten Spaziergang durch die Stadt wählte ich ein Hostel für meinen Aufenthalt in Potosí und stellte dort meine Sachen ab. Desweiteren buchte ich für den nächsten Tag eine Tour in die Minen des Cerro Rico. Den Rest des Tags erfreute ich mich an dem für bolivianische Verhältnisse schnellem WLAN, sodass ich meinen Reiseblog aktualisieren konnte.

Die Fahrt von Sucre nach Potosí

Der Hauptplatz

Der Hauptplatz

Da Potosi auf über 4000msnm liegt und somit als höchstgelegene Großstadt weltweit gilt, sind die Nächte dementsprechend kühl.
Nach dem Frühstück wurde ich in meinem Hostal mit Jacke, Hose, Helm und Lampe ausgestattet, bevor es in einem Van in Richtung Cerro Rico ging. Am Ausgang der Stadt wurden wir auf dem mercado de los mineros gebeten Coca-Blätter, Limonade, 96%tigen Alkohol oder Dynamit für die Minenarbeiter zu kaufen. Auf die Frage was sie denn mit dem 96%tigen Alkohol machen, wurde mir erklärt, dass die Mineros das Alkohol-Limonaden-Gemsich zur Schmerzlinderung trinken...
Dann ging es in die Minen...eine wirkliche Tortur, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Aufrecht gehen ist für große Leute unmöglich, sodass man stets gebückt versuchen muss voran zu kommen.
Während wir durch einige enge Löcher und wackeligen Leitern weiter in die Tiefe gelangten, wurde die Luft immer stickiger und staubiger. Schließlich gelangten wir an den Arbeitsplatz von einigen Mineros. Ich versuchte mich selber an der knochenharten Arbeit, war aber bereits nach einigen Minuten so erschöpft, dass ich es wieder sein ließ.
Unvorstellbar für mich hier drin sein Leben lang zu arbeiten. Dabei waren die Arbeitsbedingungen früher noch bestialischer. Als die Spanier im 16ten Jahrhundert das Silber am Fuße des Cerro Rico fanden, gab es kein Halten mehr. Mit Hilfe von afrikanischen und indigenen Sklaven, die bis zu 20 Stunden pro Tag in den Minen schuften mussten, wurde das Schwermetall abgebaut und nach Spanien verschifft. Während das Silber in Spanien die Finanzierung des Staatsbudgets garantierte, verloren in den Minen ca. 8 Millionen Sklaven ihr Leben. Während dieser Zeit avancierte Potosí zur größten Stadt der westlichen Hemispähre. Noch heute stirbt pro Tag im durchschnitt ein Minero, größtenteils an der Staublunge.
Ich war sehr glücklich, als ich nach einiger Zeit wieder das Tageslicht zu Gesicht bekam und die Minen verlassen konnte. Für die ca. 15 000 Mineros werden die Minen aber Alltag bleiben, bis sie sterben. Es ist davon auszugehen, dass die ohnehin schon schlimme Geschichte der Silberminen von Potosí bald ihr tragisches Ende nehmen, da der Cerro Rico nach fast 500 Jahren Silber-, Blei- und Zinnförderung durchlöchert ist und einstürzen wird. Das zu diesem Zeitpunkt nicht mehrere Tausend Mineros unter Tage schuften werden, ist ein Szenario, dass kaum möglich ist.

Am Fuße des Cerro Rico

Am Fuße des Cerro Rico

Blick auf Potosí vom Eingang der Minen aus

Blick auf Potosí vom Eingang der Minen aus

Abmarsch

Abmarsch

Und dann war Klettern angesagt!

Und dann war Klettern angesagt!

Mineros bei der Arbeit

Mineros bei der Arbeit

Wieder draußen!

Wieder draußen!

© Lukas Ulrich, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Hi, ich bin Lukas und ich werde die Zeit nach dem Abitur nutzen, um einige Länder in Südamerika zu bereisen.
Details:
Aufbruch: 24.09.2015
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 09.02.2016
Reiseziele: Peru
Bolivien
Chile
Argentinien
Der Autor
 
Lukas Ulrich berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.