365 Tage, 4 Kontinente, 1 Traum: mit dem Rucksack Richtung Westen!

Reisezeit: März 2007 - März 2008  |  von Sandra und Chris

Chile - rauhes Patagonien: tja... mit der faehre nach norden

tja... was sollen wir sagen ueber eine faehrfahrt mit rund 350 rindern und 300 schaafen, mit nebel statt sonnenschein, dafuer mit vielen netten bekanntschaften und merenge-tanz? mit einer 4-er kabine + klo und dusche auf 10 qm, mit angelblich 8 meter wellengang und multikulturellen karten-schlachten bis nachts um 2? ja, wir sagen am ende dann doch: es lohnt sich! auch wenn der erste eindruck ein ganz anderer war...

doch der reihe nach... doch eines muss ich noch vorwegnehmen: bilder gibt es ab heute bis auf unbestimmte zeit leider keine mehr zu den kapiteln. wir haben naemlich leider keine kamera mehr... das unvorstellbare ist eingetreten... ja, keine jacke und keine kamera, beides verschwand auf dubiose weise... doch der reihe nach... ich versuche euch mit worten die bilder zu geben. ich hoffe ihr lest es trotzdem. chris hat mich gewarnt, keine grabrede zu halten, da die stimmung momentan am boden ist. der verlust meiner kamera mit rund 2.000 bilder der letzten sechs wochen ist der groesste verlust, der uns sehr trifft. wer mich kennt weiss dass ich fotos liebe und alle anderen traveller verstehen es vielleicht noch besser... ich versuche in den nachsten zeilen dennoch auch das positive der letzten tage zu schreiben, denn auch davon gab es einiges! ein auf und ab der gefuehle zur zeit...

also... am donnerstag letzte woche haben wir auf der faehre eingecheckt mittags um zwei. gemeinsam mit stephanie und finn aus hamburg und ingrid und suzie aus holland, die ebenfalls bereits mit uns bei nancy gewohnt haben. hat alles reibungslos geklappt, unser gepaeck konnten wir dort lassen. nun hatten wir also bis zum endgueltigen einchecken in unserer kabine noch zeit bis abends um 21 uhr. also, das hiess somit nochmals nen halben tag ohne ne sinnvolle aufgabe..., wir sind also rumgeluemmelt, haben e-mails gecheckt, nochmals bei nancy was gekocht zusammen mit finn und stephanie und dann endlich: es ging los und wir sind mit je 6 flaschen wein, 2 liter bier und fuer die gesunde fraktion auch noch mit aepfel, birnen und kiwis auf die faehre gegangen. wer weiss was es da die naechsten paar tage zu essen gibt. ich hatte so meine bedenken...

alles unbegruendet: das essen war hervorragend! wieder einmal: wer mich kennt weiss wie wichtig das essen fuer mich ist. ein gutes essen ist das highlight am tag! und das essen auf der faehre war nicht nur gut, sondern auch viel... wir haben und drei tage keinen schritt bewegt, dafuer aber zwei warme mahlzeiten am tag gegessen, ausgiebig gefruehstueckt und auch ausgiebig einen schlummertrunk eingenommen...! selten haben essen+bewegung+alkohol in so einem unguenstigen verhaeltnis gestanden

tja, der erste eindruck... um es einmal in einem wort zusammenzufassen: katastrophal. wir kamen in unsere 4er-kabine, die bereits randvoll war mit 4 rucksaecken.scheisse, wie eng ist das denn?! hinzu kam: unsere zimmergenossen waren zwei alleinreisende typen, ein kanadier und ein englaender. andere kabinen waren teils nur mit zwei leuten belegt, da das ganze schiff nur halb voll war mit passagieren. doch ja, wir hatten wohl pech, wir waren voll belegt... zudem hatte unsere kabine das bad (+toilette...) im zimmer, alles auf 10 qm. hatten wir nicht gebucht, doch ja, ist wohl was schief gegangen. und das mit drei maennern... ihr wisst was ich meine... meine bedenken stiegen an, ob ich das alles ueberlebe, so rein geruchstechnisch...

die beiden kollegen stellten sich dann als recht nett heraus, auch wenn wir uns nicht vor freude um den hals fielen. wir waren alle mit uns selbst beschaeftigt in diesem moment...

die erste nacht war der horror. chris ist oben im stockbett fast erstickt, morgens haben wir dann festgestellt, dass der heizer auf maximum stand... nachts wurden 14 haenger voll rinder verladen und 4 haenger mit schaafen. im nachhinein alles ganz selbstverstaendlich. klar, warum nicht?! 90 passagiere und 350 rinder, pro haenger davon 33 stueck eingepfercht, in deutschland ein fall fuer den tierschutz, keine frage, eine quaelerei der feinsten sorte... ich habe bereits am abend vorher den beginn des verladens angeschaut und konnte es bis zur abfahrt nicht glauben, dass all die tiere 4 tage in diesem haenger eng an eng im bauch des schiffes stehen. die schaafe auf zwei stockwerken. ich habe mich dann lange (auf spanisch!) mit dem chef der "verladetruppe" unterhalten. alle rinder kommen nach cordoba, wo sie sich ein jahr lang fett anfressen. danach gehts zum schlachter und das fleisch geht dann nach europa als bestes argentinisches rindfleisch... er war sehr stolz auf alles, hat geprahlt, dass jede kuh eine eigene marke im ohr hat und das fleisch bis zur geburt nachverfolgt werden kann. vorne auf dem lkw prangte der koala-baer vom wwf...

die passagiere des c-decks waren auf einem stockwerk mit den kuehen. der gestank in den kabinen war am ende unglaublich... wir waren zwei stockwerke darueber - 20 dollar mehr, die gut investiert waren.
der zweite tag war besser, keine frage. doch ja, das wetter war kacke. es gibt kein anderes wort, leider. nebelsuppe, nieselregen. kein strahlender sonnenschein und keine springenden delphine, dafuer wind, wind, wind und wasser. bis ans ufer sahen wir nicht wirklich. so haben sich die beiden naechsten tage im aufenthaltsraum abgespielt. mit DVDs, dokumentationen als powerpoint ueber die landschaft, die tierwelt und die eingeborenen, mit backgammon- und karten-schlachten, mit reden und mit leute beobachten, die andere leute beobachten... unterbrochen vom mittag- und abendessen.

am dritten tag klarte das wetter auf - und die sonne schien! WOW! welch geile landschaft. wir merkten nun erst, was wir die letzten beiden tage NICHT gesehen haben... und ja, es war toll mit mate und mp3 player an deck zu sitzen, sich den wind um die nase wehen zu lassen und die sonne zu geniessen. und wir haben sogar einen blauwal gesehen! toll! nach ner stunde mussten wir den platz auf deck wechseln, da wir ueber den kuehen sassen. die frische brise war somit ein wenig getruebt (kein pro ohne kontra...!)

die rinder haben mich allgemein sehr beschaeftigt auf der fahrt... ich esse auch fleisch, doch ja, wenn man so im speisesaal auf sein essen wartete und die rinder unter sich im haenger stehen sah, dann tat mir das in der seele weh. ich habe so viele bilder davon gemacht, doch ja...
zur fuetterung wurde von oben heu reingeworfen, was auf dem ruecken der kuehe landete (zum boden war keine luecke...) davon haben die anderen kuehe dann runtergefressen. irgendwann am dritten tag waren die kuehe voll scheisse verschmiert, klar. egal wann man rausschaute, die kuehe standen immer. man sollte einmal menschen 4 tage lang koerper an koerper in einen haenger stellen, keine moeglichkeit sich hinzusetzen... chris meinte, es ist den kuehen nicht bewusst. naja. kat aus canada hat es treffend formuliert in ihrem suessen deutsch: "es ist wie bei den fischen, die wissen nach einer runde im kreis schwimmen auch nicht mehr, dass sie da eben schon mal lang geschwommen sind." hoffen wir es mal...

am letzten abend war bingo-abend. ich war glaub die einzige auf dem ganzen schiff, die in ihrem leben noch nie bingo gespielt hat und fand es somit unglaublich spanndend, mit meiner karte dazusiten und meine felder zuzuschieben. ICH WOLLTE BINGO SPIELEN! nach einiger ueberredungskunst meinerseits haben sich ingrid und suzie auch bingokarten gekauft. klar, da machen wir mit! es war einfach lustig, werder chris noch ich hatten "bingo", somit mussten wir beide nicht nach vorne um einen tanz (!) zu machen als gewinner, nur ingrid, die dann mit dem kapitaen getanzt hat. also: auf der navimag-faehre NIE beim bingo gewinnen!! danach war party angesagt, wir haben getanzt und gesungen bis nachts um zwei... unser kanadier aus der kabine hat sich als merenge- und salsa-taenzer entpuppt und uns maedels gezeigt, was richtiges tanzen heisst (ganz schoen eng, so ein merenge...). es war ein toller abschluss, wir haben es genossen!

unser fazit: die fahrt hat 340 dollar pro person gekostet. mit dem besagt sehr schlechten wetter sicher zu viel geld, aber ja, in der nachsaison durch patagonien zu reisen ist eben riskant, was das wetter angelangt. leute mit platzangst sollten sich auf enge kabinen gefasst machen und die A oder AA kabinen nehmen, die nicht auf dem "tierdeck" sind. tiere werden sicher immer transportiert mit der faehre, mal mehr mal weniger. doch der gestank ist eben mal mehr oder weniger stark, je nach kabine...
wir hatten glueck und haben wirklich sehr nette menschen kennengelernt, mit denen wir viel spass hatten. fuer uns war es ein transportmittel nach norden, verknuepft mit schoenen landschaften und tierwelt. letzteres hatten wir sehr wenig, doch wir sind wohlbehalten in puerto montt angekommen und bereuen die fahrt trotz schlechtem wetter nicht.

und nun... sitzen wir in barliloche, nachdem wir gestern von puerto montt den ersten bus hierher genommen hatten. und haben keine kamera mehr. es ist eine recht dubiose sache: ich bin mit jacke und kamera in der jackentasche in den bus eingestiegen, habe diese dann oben in die hutablage gelegt, daneben den rucksack geschoben. und ja, waehrend der fahrt greife ich nach oben und die jacke ist weg... kein passagier hat in der zwischenzeit den bus verlassen, kein neuer passagier ist eingestiegen. es wurde dann diskutiert ob der bus durchsucht wird an der grenze, alle im bus waren sehr kooperativ und einverstanden. doch ja, es waren nur 18 leute im bus, davon 16 touristen, die bereits mit uns auf der faehre waren. wir "kannten" uns somit alle und koennen uns nicht vorstellen, dass einer die jacke nimmt. wir haben den bus durchsucht, doch es war klar dass die jacke nicht rauskommt. hoert sich alles so unglaubwuerdig und kurios an, doch so ist es nun...

wir fahren nun morgen auf direktem weg nach iguazu - mit einem tag stop in buenos aires (schon wieder...), um eine neue kamera zu kaufen. wir haben den nieselregen hier satt, ne jacke hab ich auch nimmer... somit gehen wir in die sonne. barliloche soll ja schoen sein, doch wir wollen nimmer im regen rumlaufen... somit starten wir zu 40 stunden busfahrt.

somit hoffen wir, euch ab samstag wieder bilder zeigen zu koennen, mit hoffentlich wieder lachenden gesichtern... bis dahin, geniesst die hitze in deutschland!

© Sandra und Chris, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
hallo an alle zuhause und an alle, die dieselben orte und landschaften bereisen wollen und hier vielleicht blut lecken! einfach an alle, die die reise in gedanken mit uns gemeinsam machen moechten! hier kommt das "tagebuch" unserer weltreise. wir wollen versuchen, euch so an dieser reise teil haben zu lassen und euch mitzunehmen an all die orte, die wir besuchen. das gilt natuerlich nicht nur fuer unsere familien und freunde. wir freuen uns ueber alle eintraege in dieses gaestebuch!
Details:
Aufbruch: 19.03.2007
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 16.03.2008
Reiseziele: Argentinien
Chile
Brasilien
Bolivien
Peru
Neuseeland
Fidschi
Australien
Singapur
Surabaya
Malaysia
Thailand
Vietnam
Kambodscha
Laos
Der Autor
 
Sandra und Chris berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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