Chile und Argentinien 2014

Reisezeit: Januar / Februar 2014  |  von Markus Blackmar

Puerto Varas

13.1.
Bis Puerto Varas sind es wieder etwa 600 km. Hier habe ich eine Unterkunft in einer deutsch-chilenisch geführten Herberge gebucht, dessen Webauftritt von einem Dienstleister organisiert wird, der eine scriptverseuchtes Buchungs- und Kommunikationssystem erstellt hat, welches mit mobilen Geräten kaum zu bewältigen ist. Ich erfahre später außerdem, daß meine im Madrider Flughafen gekaufte internationale Sim - Karte hier wenig Sinn macht, weil internationale Nr. für die meisten chilenischen Telekomverträge gesperrt sind. So ist das Zimmer dann auch schon vergeben und der Angestellte in der großen Herberge findet auch meine letzte Mail nicht. Er ruft für mich in einem anderen Hotel an, deutet bei der Wegbeschreibung aber in die falsche Richtung. Als ich mich auf der Handykarte orientieren will bemerke ich, daß mein Handy weg ist; in meiner Erinnerung taucht das Handy an der Theke der Herberge auf und ich laufe zurück - doch dort ist es nicht bzw. nicht mehr. Ich erinnere mich nun, daß ich im Taxi zu meiner Orientierung auf die Karte geschaut hatte und es evtl im Schoß liegen hatte, ohne darauf zu achten; natürlich habe ich nicht auf eine Taxinummer oder Kennzeichen des Taxis geachtet. Bisher hatte ich mit liegengelassenen Sachen relativ viel Glück und so bin ich auch jetzt ziemlich zuversichtlich, daß es noch auftaucht; ich gehe erstmal zum Helen House, wohin ich vermittelt wurde. Dort sitzt die Eigentümerin, eine etwa 60jährige Frau mit einer Ausstrahlung, die kaum jemand positiv nennen würde; erstmals höre ich von den gesperrten ausländischen Telefonnummern, als ich darum bitte, mein Handy anzurufen. In der Hoffnung, daß sich mein Handy am Dienstag findet buche ich nicht wie ursprünglich beabsichtigt eine Tour zum Vulkan Osorno (die 90km-Fahrt zum Vulkan dauert auch fast zwei Stunden).

In der Gegend hier gibt es mehrere Siedlungen, die von deutschen Einwanderern gegründet wurden. Das sieht man teilweise noch an der Architektur und daran, daß sich diese Orte auch jetzt etwas mehr auf Bedürfnisse europäischer Touristen einstellen, so gibt es hier viel Cafes mit Kuchen (das deutsche Wort wird verwendet). Laut Reiseführer soll Puerto Varas dabei seinen chilenischen Charakter besser bewahrt haben als das nahe, populäre Frutilar, weiter nördlich am See und etwas kleiner.
Ich gehe zum Busbahnhof, von dem aus die Insel Chiloe angefahren wird, mein nächstes Etappenziel: leider ist es nicht möglich von hier aus eine fühere Fahrt nach Ancud im Norden Chiloes und dazu eine Anschlußfahrt zur Inselhauptstadt Castro einige Stunden später zu buchen. Abends esse ich noch Oliven in einer teuren Baristo Bar zwischen See und Hotel.

Das Helen House ist groß und ausgesprochen verwinkelt, es hängen deswegen sogar viele Papp - Wegweiser zu Rezeption und damit Ausgang in den Ecken der Gänge. Während der Eingang 20 m tief in einer Seitenstraße ist befindet sich mein Zimmer an der Straße zum See: ich kann ihn sehen, wenn ich mich auf das Bett stelle und das Dachlukenfenster öffne; eine gute Sicht zum See hat man von der Sitzgarnitur direkt neben meinem Zimmer aus.

Dienstag 14.1.
Das Frühstück ist wie in den meisten einfacheren Hotels: Brot, das die meisten Gäste toasten, mit Butter und Marmelade, eine Schale mit Rühreiern und Schinken und oft noch Kuchen.
Ich gehe morgens in den ersten Callshop, der öffnet (haben eher kurze Öffnungszeiten): obwohl er mit internationalen Telefonaten wirbt sagen die Angestellten, daß meine Nummer nicht erreichbar ist. Beim zweiten Callshop höre ich es zwar klingeln, aber vermutlich ist der Akku mittlerweile leer.

Ich gehe zur Tourist - Info, aber auch dort kann man mir wegen dem Telefon nicht helfen - auch zwei Taxifahrer am Vorabend hatten mir wenig Hoffnung gemacht. Ich stelle mich über eine Stunde an den zentralen Platz, an dem die Collectivos Fahrgäste aufsammeln, erkenne aber weder das Taxi noch den Fahrer. Ich sehe mir in den Läden der Telekom-Firmen schon mal Handys an, wobei die Auswahl nicht grroß ist und elektronische Artikel in Chile relativ teuer sind. An der Placa de Armas nahe dem See steht ein Zelt, in dem an kleinen Ständen Kunsthandwerk, aber auch Essen (wieder viel Kuchen) verkauft wird. Ich schlendere durch die Stadt und am See entlang und kaufe schließlich ein Busticket nach Castro, meine Hoffnung auf eine Rückkehr meines Handys sinkt allmählich immer weiter.
Als ich ins Hotel zurückkomme spricht mich die Rezeptionistin auf mein Telefon an und ich entgegne resigniert, daß ich es verloren habe. Als sie erzählt, daß der Taxifahrer sich gemeldet hat falle ich ihr fast um den Hals: genau dies hatte ich mir einige Stunden zuvor noch ausgemalt, auch wenn die Gefahr bestand, daß durch Personalwechsel die Info von mir und dem verlorenen Handy entweder im Casa azul oder im Helen House nicht mehr da war. Der Taxifahrer (dicker als in meiner Erinnerung) ist 10 min nach dem Anruf da: ich war ihm am Taxistand sogar aufgefallen, aber da hatte er das Telefon noch nicht bemerkt, daß unter den Sitz gerutscht war. In D wollte ich vor meiner Abreise noch eine Ortungs-App für den Verlustfall installieren, mir fehlte aber Zeit - jetzt lade ich die App gleich herunter.
Um halb acht mache ich noch eine Tour mit einem kleinen Schiff auf dem See (sind gut 10 Gäste) und bin glückselig: die Nervosität des Tages ist von mir gewichen und der Abend ist wunderbar; nachdem vormittags die Berge meist in Wolken gehüllt sind bieten die Abendsonne und kleinere Wolken jetzt ein schönes Farbenspiel an Himmel und See. Dazu läuft auf dem Schiff stimmungsvolle (etwas kitschige) Musik der 70'er und 80'er und ich genieße meinen Piso sour, ein in Peru und Chile verbreiteter Cocktail (siehe Wiki). Es passt auch zur Stimmung, daß die zwei Schiffsleute relativ viel werkeln müssen, um z. B. den Rost vom Anker zu bekommen und das Beiboot während der Fahrt neu befestigen.
Ich hatte überlegt, den nächsten Tag noch die Tour eines Gasthauses mitzumachen, die u. a. zum Osorno geht, lasse meinen Aufenthalt hier aber dann doch ruhiger ausklingen.

Llanquihue See

Llanquihue See

Osorno Vulkan

Osorno Vulkan

© Markus Blackmar, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Santiago de Chile ganz in den Süden nach Ushuaia und dann in den Norden nach Buenos Aires.
Details:
Aufbruch: 08.01.2014
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 12.02.2014
Reiseziele: Chile
Argentinien
Großbritannien
Der Autor
 
Markus Blackmar berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.