Südamerika - von Quito bis Rio

Reisezeit: November 2011 - April 2012  |  von Uta Weißel

3. Woche Teil 2

Na ja, wir kommen oberhalb des Kratersees Quilotoa an.
Wir sind sprachlos. Ein freundlicher Naturparkwächter bringt uns zum Weganfang, welcher ziemlich steil zum Ufer 350 Meter tiefer führt.
Er sagt uns noch, dass man runter 30 Minuten benötigt und rauf immerhin 1 Stunde 20 Minuten.
Wir verteilen ein bissel um:
Wir brauchen runter 45 Minuten, weil wir ständig fotografieren müssen und für den Rückweg eine Stunde, weil wir doch so durch trainiert sind
Aber ganz schön geschafft. Dafür ohne Kopfschmerzen.
Nun sehen wir, dass man auch den Kraterrand umrunden kann in ca. 5 Stunden.
Was wäre das für eine Tour mit Rundumsicht!!!
Wir beschließen spontan, ein paar Tage später noch mal her zu kommen und sehen uns gleich mal die Unterkünfte an, die es an Ort und Stelle gibt.
Es sind einfache Hostals, die von sehr freundlichen Indio-Familien betrieben werden. Vorbestellungen sind anscheinend nicht nötig.
Unsere bestellte Camioneta bringt uns pünktlich zum Bus nach Zumbahua zurück. Wir steigen ein und los geht's wieder durch die Berge zurück nach Latacunga.

Von dieser Stadt verabschieden wir uns am Mittwoch Vormittag und fahren schnurstracks ca. 60 Kilometer nach Banjos.

Zum Abschied noch mal "Riesen-Hochzeits-Torte gucken".....

Zum Abschied noch mal "Riesen-Hochzeits-Torte gucken".....

....und was futtern.
Das Essen schmeckt immer lecker.

....und was futtern.
Das Essen schmeckt immer lecker.

Banjos ist ein sehr angenehmer Touristenort in einem langen Tal auf 1.800 Meter Höhe mit angenehmen Klima.
Gemäß unserem "Freund" Lonely Planet konnten wir vorher schon eine Unterkunft anvisieren, denn es gibt hier in diesem Ort über 5.000 Betten in 144 Unterkuenften.
Unmassen von Läden, Restaurants usw.
Wir bekommen eine Suite im Hostal Rosita:

2 Schlafzimmer,
1 Küche,
1 Bad und
einen kleinen Tanzsaal als Wohnzimmer,
in welchem ich von einer zur anderen Ecke das Echo hören kann, wenn ich nach Gero rufe.
Wir können hier Verstecken spielen und finden uns nach 3 Stunden immer noch nicht....
Es sind wirklich bald 100 qm.
Das alles für 16 Dollar pro Tag für uns beide zusammen.

Gut gelaunt erkunden wir am Nachmittag die Stadt und testen das Essen auf dem Markt und kaufen für die Küche ein.

Ankunft in Banjos

Ankunft in Banjos

unser Tanzsaal mit "Nebengelaß"

unser Tanzsaal mit "Nebengelaß"

Am nächsten Morgen genießen wir unser Frühstück und besuchen danach das hiesige Kloster mit Kirche und Museum. Die Kirche ist in den Seitengängen mit Gemälden bestückt und im Museum werden ganz viele kirchliche Roben und Devotionalien ausgestellt.
Alles ganz bunt und recht prunkvoll.
Wir als eigentliche "Überhauptnichtkirchgänger" sind beeindruckt.
Am Nachmittag erklimmen wir den ersten Berg der Gegend.
Der Weg ist zwar steil, aber gut zu laufen und in reichlich 30 Minuten sind wir oben am Kreuz,

dem "Mirador La Cruz Bellavista",

was so viel heißt wie: Aussichtspunkt am Kreuz "schöne Aussicht". Es bietet sich uns ein herrlicher Blick über die kleine Stadt Banjos.

Es gibt hier reichlich sichere Wanderwege und nur wer rastet, der rostet....
Denn als wir oben die Aussicht genießen, kommt plötzlich ein Reisebus mit einer englischen Reisegruppe:
10 Minuten ins Tal gucken, der Guide macht ein paar Scherze, knips knips und weg sind sie wieder.
Wir wussten gar nicht, dass man da auch hoch fahren kann....

Gut gelaunt kaufen wir nach dem Abstieg unser Abendessen im Supermarkt, spülen uns "zu Hause" den Schweiß vom Leib und lassen den Abend ruhig ausklingen.

Welcher Tag ist heute?
Ach ja, Freitag, Spaßtag.
Wir kaufen Tickets für einen Ausflugs-Bus, hier genannt "chiva".
Mit einer Stunde Verspätung und Einsammlung der Langschläfer (der Bus muss ja möglichst voll werden, damit es sich lohnt) geht es los und wir fahren durch das lange breite Tal entlang vieler Wasserfälle. An einem halten wir an und genehmigen uns eine Fahrt in einer der vielen Gondeln hier über die Schlucht auf die andere Seite und zurück.

Gondel hin, Gondel her..... Da wird einem schon vom Zugucken schwindelig.
Aber wir sind wirklich mit "geflogen" ueber die Schlucht.

Gondel hin, Gondel her..... Da wird einem schon vom Zugucken schwindelig.
Aber wir sind wirklich mit "geflogen" ueber die Schlucht.

Ziel der Fahrt ist der Wasserfall "Cascada del Rocio" mit Bademöglichkeit. Leider bleibt nicht viel Zeit, denn der Weg ist ein steiler Abstieg bzw. der Rückweg ein steiler Aufstieg.
Unsere langen Beine seppeln aber schnell hoch und runter, so dass wenigstens Gero baden geht.....

Hin- und Rückfahrt werden von superlauter Musik aus supergroßen Boxen begleitet. Wir nehmen den Krach mal so wie er ist und bewegen uns ein wenig im Rhythmus und schon wird das ganze erträglicher. Geht also doch.

Am Nachmittag erkunden wir mal schnell die andere Seite der Stadt. So kommen wir in den Genuss, zwei jungen Touristinnen beim Bungee-Jumping von einer Brücke (San Francisco) mit sagenhaften Panorama zu zusehen.
Wir genehmigen uns danach lieber ein Feierabendbierchen in unserer gemütlichen Hütte.

Nun sind schon 3 Wochen um.
Unsere deutsche Hektik hat sich so langsam den hiesigen Verhältnissen angepasst.
Unser Verstand offensichtlich auch....
Wir wären nämlich fast ins falsche Banjos gefahren, wenn uns nicht ein nettes Pärchen in Latacunga darauf hingewiesen hätte.
Immer wieder stellen wir fest, dass der Erfahrungsaustausch mit anderen Travellern unentbehrlich ist. Dadurch ändert sich unsere Planung immer ein wenig.
Somit fällt auch die Zugfahrt über die "Teufelsnase" weg, weil uns mehrfach und unabhängig voneinander berichtet wurde, dass das nicht so spannend ist und nur für die Touris veranstaltet wird.

Schon wieder Wochenende.
Zum Samstag steht eine lange Wanderung an.
Schwierigkeitsgrad: mittel.
Also los geht's.
Wir laufen und laufen und laufen und schnaufen immer Berg hoch.

Im Prospekt steht was von 4,4 Kilometern bis nach oben.
Das ist glatt gelogen.
Wir kommen vorbei an kleinen Feldern, die sich aneinander reihen und ein ziemliches Gefälle aufweisen.
Angebaut werden: Mais, Kartoffeln, Granadillas, Zuckerrohr, Tamarillos und Melonen.

An einer Stelle pflügen die Bauern mit Hilfe zweier Ochsen den Boden um und
an anderer Stelle drischt eine alte Frau mit einem Dreschflegel Korn auf dem Hof vor einer kleinen Kirche.
Einerseits ganz traditionell andererseits offensichtlich kaum anders möglich.
Sonst könnte man hier einen Super-Elch-Test für Traktoren anbieten.

Nach 2 Stunden und 15 Minuten ohne Pause immer bergan erreichen wir den Gipfel, den
"Mirador Ojos de Volcan". (Aussichtspunkt: Augen des Vulkans").
Es ist sehr heiß und sonnig auf 2.700 Meter Höhe, nur der Wind kühlt uns etwas ab.
Trinkwasser ist schon alle und zumindest unsere Spekulation auf einen Kiosk mit Getränken geht in Erfüllung.
Eine suesse chica von 11 Jahren freut sich ueber unsere Kundschaft.

Wir fragen sicherheitshalber noch mal nach dem Weg, weil wir nach unten eine andere Route nehmen wollen.
Nach 1 Liter Cola und je einer Packung Salzkekse und Chips fuer uns zwei und 30 Minuten Verschnaufpause schlendern wir gemütlich bergab und
haben dabei ständig den Vulkan "Tungurahua" vor Augen und werden von vielen verschiedenen farbenfrohen Schmetterlingen begleitet.
An einer Stelle müssen wir einen steil abfallenden Bergbach überqueren und dazu die Schuhe ausziehen, denn es gibt keine Brücke oder irgendwas zum drüber laufen.
Am anderen Ufer beobachten und fotografieren wir einen Schwarm Schmetterlinge, welcher den feuchten Lehmboden zur Nahrungsaufnahme für sich entdeckt hat.

Schmetterlinge bei der Nahrungsaufnahme. Das ist ungefaehr nur ein Fuenftel aller Flatterer...

Schmetterlinge bei der Nahrungsaufnahme. Das ist ungefaehr nur ein Fuenftel aller Flatterer...

mutig voran und immer den "Tungurahua" im Blick.

mutig voran und immer den "Tungurahua" im Blick.

Wir kommen nach fast 3 Stunden Abstieg ziemlich kaputt am Ziel an:
der hiesige Zoo.
Er ist eine kleine feine Anlage voellig in die Wildnis am Hang integriert mit nur einheimischen Tieren und schon einen Besuch wert.
Allerdings sehen wir einen Kapuzineraffen im Gehege, der versucht, bunte Perlen zu fressen, die wohl ein ungezogenes Kind verfuettern wollte.
Bei so was kommt mir die Galle hoch.

Bevor wir die Zooanlage besuchen, essen wir erst mal was, denn unsere Akkus sind eben mal leer.

Als wir alle Rundgaenge erledigt haben, fahren wir das letzte Stueck mit dem Bus zurueck in die Stadt. Ist nicht weit, aber wir fuehlen jeden Knochen nach der Knochentour....

Der naechste Tag ist zum Ausruhen da.
Ganz nebenbei bekommen wir mit, dass es der erste Advent ist.
Die Stadt ist voll mit einheimischen Besuchern und es herrscht buntes Treiben.
Auch die Baustellen auf ecuadorianisch sind heute geoeffnet:

Er schuftet jeden Tag und poco a poco rueckt das Geruest weiter.
Der Hausanstrich wird hoffentlich bis Weihnachten fertig.

Er schuftet jeden Tag und poco a poco rueckt das Geruest weiter.
Der Hausanstrich wird hoffentlich bis Weihnachten fertig.

Die 4. Woche beginnt im "wilden Wasser"....
Ich hoffe, Ihr habt alle etwas Spass beim Lesen und bleibt schoen neugierig....

© Uta Weißel, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Rucksack-Rundreise startet am 4. November in Quito und soll dann weiter gehen Richtung Süden über Peru, Bolivien, Chile, Buenos Aires, Montevideo und wenn Zeit bleibt noch ein wenig Brasilien bis dann der Rückflug von Rio de Janeiro unvermeidlich wird. Lasst Euch alle überraschen....
Details:
Aufbruch: 04.11.2011
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: April 2012
Reiseziele: Ecuador
Peru
Bolivien
Argentinien
Chile
Brasilien
Der Autor
 
Uta Weißel berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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