Uta und Hartmut in Südamerika

Reisezeit: November 2005 - Februar 2006  |  von Uta und Hartmut

die Kroenung

Die Kroenung !
Mit 6300 und ein paar zerquetschten Metern ist der Chimborazo der hoechste Berg Ecuadors und ein ganzes Stueck groesser als der Cotopaxi. Er soll die Kroenung unser Aktivitaeten in Ecuador werden. Nachdem wir auf 4700 und 4800 Meter ohne Kopfschmerzen geschlafen haben und in Mindo auftanken konnten (mit Wasser ) duerfen wir uns nun an den Koenig Ecuadors wagen.

Das inzwischen bekannte Programm beginnt: Fruestuecken und die kleinen Rucksaecke fuer die Gipfeletappe in die grossen Rucksaecke mit dem ganzen uebrigen Kram packen. Immerhin spare ich mir diesmal ca. 1Kg, da die Kamera krank ist. Netterweise wird Juan uns seine Digitalkamera zur Verfuegung stellen ! Diesmal wurde es im Auto etwas enger, denn Anita kommt zum akklimatisieren mit und Nico als unser Guide (Juan wird Anita fuehren).

Der Weg zum Chimbo ist fast doppelt so lang wie zu Cayambe oder Cotopaxi, daher halten wir in Ambato zum Mittagessen an. In dem Restaurant vom Typ ecuadorianischer Fastfoodtempel be kommen wir Riesenportitionen Arroz con XY, wobei XY fuer Uta Shrimps sind, fuer uns anderen 4 Huehnchen. Auch die grosse Cola faellt mit 2 Liter Groesse auf. Spaeter werden wir uns noch an dieses Essen erinnern...

Wir fahren weiter und erreichen nach 4 Stunden und kurz vor dem ersten Thrombosefall den Abzweig zur Huette. Genauer gesagt fahren wir ein paarmal blind hin und her, weil im dichten Nebel nichts zu sehen ist. Auch unser GPS kann uns hier nicht helfen, es zeigt zwar die letzte grosse Strasse und den Gipfel des Chimbo inklusive Richtungen und Hoehe, aber eben nicht jeden kleinen Weg. Waere ja schon peinlich, den groessten Berg weit und breit besteigen zu wollen, ihn aber nicht zu finden...

Und deshalb finden wir den Matschweg schliesslich auch.

Wir koennen bis zum Parkplatz neben der Huette auf 4800m fahren und ziehen uns wegen dem Regen in der Huette um. Sollte der Chimborazo nicht ein anderes, ein besseres Wetter als die noerdlicheren Berge haben ?

Die Huette ist bis auf den letzten Platz belegt ! Reservierungsmoeglichkeiten gibt es bisher nicht...
Also muessen auch Juan und Anita mit hoch zur oberen Huette auf 5000m, wo nur 3 Gruppen sind. Der Guardian hat folgende Informationen fuer uns:
- es hat in den letzten 3 Tagen viel geschneit
- niemand hat es seitdem hoeher als 5400m geschafft
- ab dort wartet weicher Pulver unter einer harten Kruste...

Wieder heisst es dort flott kochen etc. um soviel Schlaf wie moeglich zu bekommen. Lustig sind drei Amis (2 Jungs, ein Maedel): sie haben selbstgebastelte Ummantelungen fuer die Schlaeuche ihrer Trinksysteme (gegens Einfrieren), so dick wie ein ordentlicher LKW-Auspuff. Und denn ganzen Abend filtern sie dafuer Wasser mit einem Keramikfilter. Der quietscht dabei staendig "iiieht - iiieht - iiieht...". Als der Generator schliesslich abgeschaltet wird und wir bei Kerzenlicht weiteressen, wird es dadurch fast ein bischen unheimlich - uns erinnert das Geraeusch jedenfalls an einschlaegige Horrorfilme

Nach dem Herrichten aller notwendigen Kleinigkeiten reicht es nur noch zu 2-3 Stunden Schlaf - die auch noch durch Toilettengaenge (Sterne !!!) wegen dem vielen Tee unterbrochen werden...

Und so brechen Nico, Uta und ich schon um Mitternacht nur halb wach auf - in den Schneefall hinein ! Wir scheinen dem lieben Niederschlag in diesem Land nicht mehr zu entkommen...

Zudem fuehle ich mich alles andere als kraftvoll. Schon ab der Huette sind die Schritte schwer - das wird also sehr muehsam werden ! Die Hoehe kanns eigentlich nicht sein, da wir keine Kopfschmerzen haben. Uta gehts noch schlechter. Juan hatte am Vorabend schon keinen Appetit. Ob vielleicht das Essen in Ambato schlecht war ?

Wir schleppen uns also ein bischen - und viele Kleinigkeiten sprechen ihre eigene Sprache:
- beim Anziehen stelle ich schon zwei unterschiedlich grosse Struempfe fest - eine Alternative habe ich nicht
- zum Fruehstueck gibts am Abend vorbereitetes Muesli - leider ist das Milchpulver nicht mehr geniessbar
- in einer Pause faellt Uta der abgestellte Stock um und will partout nicht liegenbleiben. Nach einer Schrecksekunde kann ich die Verfolgung aufnehmen und ihn mit einem Sprung erwischen (weiter oben haette man ihn wegen des steileren Gelaendes verloren geben muessen...)
- nach dem Anlegen von Steigeisen und Seil bin ich schon fast losgelaufen, als Uta mich auf einen nicht sitzenden hinteren Steigeisen-Buegel aufmerksam macht

Alles mehr oder weniger Kleinigkeiten...

Schliesslich holen wir die drei Gruppen vor uns ein. Dort wird im Wechsel (diesmal nur der Guides ! ) muehsam gespurt. Uns macht die Menge an Neuschnee einerseits und dessen Qualitaet andererseits Sorgen. Der erste in der Reihe stapft Loecher in die harte Kruste und den Pulver darunter. Aber dabei (spaetestens aber beim Nachfolgenden) bricht der Rest der Kruste drumherum auch, sodass eine tief eingebrochene Aufstiegsspur entsteht - leider ohne Tritte. Das ist muehsam. Schlimmer ist jedoch, dass dieser Pulver keinerlei nenneswerte Verbindung zu irgendwas pflegt, und damit ist die ganze Schneedecke nicht sehr stabil...

Nico spurt wie ein Weltmeister, es scheint, die anderen Guides haetten ihn zu Recht mit "the boss" angeredet (andere Cafe Montana Gaeste haben uns schon erzaehlt, dass er zur Oberlige zu gehoeren scheint mit frischen Erstbegehungen am Antisana etc...).

Es war bisher schon steiler als an Cayambe und Cotopaxi, und bei weniger Schnee muss man unten sogar schon mit steilem Blankeis rechnen. Nun kommen wir vom Gratruecken an einen grossen Hang, der noch einmal steiler ist. Nach einigen Metern im Hang und einer weiteren Untersuchung der Schneedecke (> 60 cm Pulver bis runter aufs Eis) sowie einer kurzen Absprache zwischen den Guides entscheidet Nico auf Umkehr. Obwohl uns der Verzicht auf den Gipfel traurig macht, haben wir nicht die Spur eines Problems damit angesichts der drohenden Lawinengefahr. Spaeter, wenn die starke Aequatorsonne kommt (auch wenn sie wegen Wolken nicht sichtbar werden sollte), wird der Schnee waermer und schwerer werden und dann darf man nicht in einem oder oberhalb eines der kritischen Haenge sein...

Das ist jedenfalls unsere Meinung. Nach mehr als der Haelfte des Weges bergab begegnen uns drei Amerikaner ( die mit dem Wasserfilter). Sie sind langsam auf dem Weg nach oben. Spaeter darauf angesprochen, meinte Nico nur "loco" (= Verrueckte). Wir hoffen, dass sie ok sind.

Relativ nahe an der Huette erinnert sich Nico noch an seine Pflichten als Fotograf und so koennen wir euch stolz unser einziges Bild vom Chimbo praesentieren:

Und so wurde aus der Chimborazotour statt der Kroenung unserer noch vorhandenen Hoffnungen leider die Kroenung in Form einer weiteren Bergfahrt mit sehr ungewoehnlich schlechten Bedingungen... Das ist halt den Bergen herzlich egal, wie man seinen Urlaub plant

Normalerweise braucht man hier im Dezember hoechstens mal einen Ersatztag einplanen - uns bringt jedoch der vorhandene Ersatztag auch nix, weil bei fortgesetztem Schneefall sich auch nix verbessert. Also auf nach Bolivien...

© Uta und Hartmut, 2005
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Worum geht's?:
Übermorgen geht es los ! Von November 2005 bis Februar 2006 von Ecuador über Bolivien bis Chile und Argentinien. Gebucht ist nur die erste Woche auf Galapagos, geplant sind anschliessendes Trekking, Bergsteigen, Rumschauen :-) Juchhuuu !!!
Details:
Aufbruch: 19.11.2005
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 12.02.2006
Reiseziele: Ecuador
Bolivien
Chile
Argentinien
Der Autor
 
Uta und Hartmut berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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