Eine Kaffeefahrt nach Kolumbien

Reisezeit: August / September 2009  |  von Astrid Greiner

Von Villa de Leyva nach Guatapé

Der nächste Tag wird uns sehr lange in Erinnerung bleiben, denn obwohl wir mehrmals verschiedenen Menschen gefragt hatten, welche der 3 Strassen nach Medellin sie uns empfehlen würden, bekamen wir widersprüchliche Informationen und schlussendlich haben wir uns für die kürzere Strecke entschlossen und gerieten in einer schlimmen Situation. Der Anfang war wunderbar, die Strasse war asphaltiert und wir genossen die schöne Umgebung, aber plötzlich war es aus und wir wurden mit einem Schild darauf hingewiesen, dass es "fallas geologicas" (Brüche) auf dem Weg geben würde. Auch der Asphalt war verschwunden und der Weg befand sich in einem miserablen Zustand. Zurück konnten wir nicht, wir hätten zu viel Zeit verloren, also Zähne zusammen und durch.

Dass es noch schlimmer kommen würde ahnten wir da noch nicht. Wie oft der Wagen über dicke Steine hat fahren müssen und wir uns die Ohren zuhielten wegen dem schlimmen Kratzen, weiss ich nicht mehr. Öfters musste ich aussteigen und John durch tiefe Löcher, die mit Wasser gefüllt waren, lotsen. Alles haben wir geschafft bis wir an einer Stelle kamen, wo wir nicht mehr wussten, was wir tun sollten. Plötzlich schien es nämlich so, als ob die Strasse aufhören würde, wir sahen sie nicht mehr, eben nur Luft. Ausgestiegen und vorsichtig nach vorne gelaufen und da sahen wir eine tiefe Schlucht, die Strasse war eigentlich nur noch Geröll, die nach unten fuhr und auf der anderen Seite wieder nach oben ging.

Strassenbruch

Strassenbruch

Und runter.

Und runter.

Wie wir es geschafft haben da runter und dann wieder nach oben zu rutschen, kann ich mit Worten nicht beschreiben, aber es war atembeklemmend und eine riesengrosse Erlösung als wir es doch geschafft haben. Dann ging es weiter, viel Zeit haben wir verloren, für die 25 km haben wir drei Stunden gebraucht und endlich kamen wir in Cimitarra an, wo es 38 Grad war und wir noch recht winterlich angezogen waren. Wir haben schnell etwas gegessen, allerdings schon ohne Pullover, und weiter ging es durch wunderschöne grüne Felder mit reichen Rinderfarmen bis zum Rio Magdalena, den wir in Puerto Berríos überquerten um die lange Strecke wieder hoch in die Cordillera nach Medellin zu starten. Nach 2 Stunden waren wir in Cisneros angelangt und stellten fest, dass wir kein Benzin mehr hatten! In der ganzen Stadt gab es kein "Superbenzin", John riskierte Normal und wir merkten, dass der Wagen fast besser auf Normal fuhr, sodass wir dabei geblieben sind. Nun war es schon dunkel geworden und wir mussten weiter bis nach Barbosa um Unterkunft zu finden, was auch keine sehr angenehme Reise war wegen der Radfahrer, die in der Dunkelheit ohne Lichter ständig auf der Fahrbahn radelten.

Dort angekommen auf dem Plaza de Armas sahen wir ein paar Hotels, wo wir für kein Geld auf der Welt hätten übernachten wollen und sonst nichts. Wir fragten ein paar freundliche Taxifahrer, die Bescheid wussten und einer fuhr uns dann ein paar kilometer aus der Stadt heraus, zu einem schönen Hotel, dass aber leider geschlossen war.
Hier muss ich einflechten, dass die Kolumbianer von einer ausgesuchten Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sind. Nur sprechen sie ein Spanisch, dass für uns schwer verstehbar ist. Er rief die Taxizentrale an, und dann ging es quer durch die Stadt, das Taxi voraus zu einem anderen Hotel. Als wir dort ankamen, war alles dunkel und John sagte, das sieht mir nicht nach einem Hotel aus, das könnte sogar eine Falle sein! Aber als dann die Lichter angingen und uns ein freundlicher junger Mann namens Alex das Tor öffnete, verflogen unsere Bedenken. Unser Zimmer war nicht das, was man sich unter einem Hotelzimmer vorstellt, aber wir sahen nur die Betten und die waren sauber. Alex verwöhnte uns mit gutem Essen, was er selber gekocht hatte und wir sassen dann noch eine Weile am Schwimmbad um zu entspannen, aber dann ging's ab in's Bett.

Am nächsten Morgen pflückte Alex Orangen vom Baum und presste diese, sodass wir ganz frischen Saft zu trinken bekamen. Der Garten des Hotels war ein kleines Paradies, wunderschöne, duftende Blumen, ein grosser Teil mit Zitrusbäumen bepflanzt und ringsherum die Berge, einmalig die Aussicht.

Alex pflückt Orangen

Alex pflückt Orangen

Am morgen

Am morgen

Nach dem Frühstück fuhren wir in Richtung Medellin, das heisst, nach Medellin wollten wir überhaupt nicht, wir wollten ca. 70 Km südlich von Medellin nach Guatapé und unser Ziel für diesen Tag war El Peñon, ein riesen grosser Felsblock mitten in der flachen Landschaft. Der Fels erinnert einem leicht an den Zuckerhut in Rio de Janeiro, sehr beeindruckend.

Man kann den Felsen besteigen, es sind ca. über 700 Stufen die man bewältigen muss und John und ich haben dankend abgelehnt.

El Peñon

El Peñon

El Peñon vom Parkplatz

El Peñon vom Parkplatz

Wohl sind wir auf ein Plateau gefahren, von wo man den Felsen sehr gut bestaunen kann und vorallem die sehr viele Seen, die man von da oben sehr gut sehen kann. Diese Seen sind in den 70er jahren künstlich angelegt worden und dienen zur fast totalen Stromversorgung Kolumbiens. In Guatapé haben wir kurz halt gemacht und uns das Hotel angeschaut, was wir eigentlich gebucht hatten, da wir jedoch nicht überzeugt waren sind wir weitergefahren.

Aussicht von El Peñon auf dem See

Aussicht von El Peñon auf dem See

Aussicht auf Guatapé.

Aussicht auf Guatapé.

© Astrid Greiner, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
2.000 Km mit dem Auto auf den Cordilleras, runter zum Magdalena, rauf zu einer Kaffee-Farm, atemberaubende Erlebnisse, erstaunliche Leute, ein wunderbares Land.
Details:
Aufbruch: 25.08.2009
Dauer: 9 Tage
Heimkehr: 02.09.2009
Reiseziele: Kolumbien
Der Autor
 
Astrid Greiner berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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