villa venus - wer den blick hebt, sieht keine grenzen

...wir wissen, wir sind mit verspätung am reporten, aber wir befinden uns aktuell auf unwifimässigen inseln...wir versuchen aber aufzuholen, also lesebrille in den nächsten tagen parat legen...

holà chicos

Bessere Zeiten, wir starten und landen mit dem Kite zwischenzeitlich am selben Ort, was bei dieser Sportart durchaus von Interesse ist. So packten wir unsere Sachen und fühlten uns bereit für Aufbruch, Abenteuer und Kaffee. In Chinchina - el corazon del Cafe - trauten wir unseren Augen nicht, als zehn holländische Campervans in der Hacienda Guayabal standen, wohlgemerkt kam uns in den vergangenen fünf kolumbianischen Monaten kein einziges casa rotande zu Gesicht. Es handelte sich dabei um eine organisierte Selbstfahrer Reise, welche die fliegenden Holländer in sechs Monaten von Buenos Aires über Patagonien, Chile, Peru, Kolumbien, Zentralamerika nach Los Angeles beamt..."wir fahren vorwiegend" war Ihr Kommentar!

Einen Cafesito schlürfend schauen wir uns die riesige Plantagen (164 Hektaren) und die Produktion lieber relajado an. Die über das ganze Jahr rote Früchte tragenden Sträucher stehen am Anfang eines hochinteressanten und überraschenden Prozesses : Kaffeepflanzen wachsen in zwei Jahren, können 5 Jahre genutzt werden, bevor sie neu zugeschnitten nochmals ca. 15 Jahre Bohnen spriessen lassen, dann ist endgültig und wortwörtlich Sense.

Die roten Beeren werden von saisonalen Kaffeepflückern gezupft und in Säcke verpackt, dafür erhalten sie 300 - 500 Pesos (sFr. 1.50 - 3.00)/Kilo, in der Hochsaison (Mai und November) schafft ein talentierter Arbeiter bis 140 Kilo pro Tag. In der wenig attraktiven Nebensaison ergibt die Ernte nur bis 10'000 Pesos täglich, davon abgezogen werden 8'000 für Essen und Unterkunft, so bleiben minimale 2'000 Pesos/Tag, d.h. sFr. 1.00 oder ein Cerveza. Zum (Embudo) Trichter geschleppt, werden die Säcke gewogen und in die altertümliche Maschine gekippt, Schale und Honig sind nun gekappt (wird als Dünger verwendet) und zurück bleiben die uns bekannten Kaffeebohnen.

Nach einer Erwärmung im Silo (Ofen) rutschen die Knaben in einen Wassertunnel, wo die verschiedenen Qualitäten aussortiert und wiederum in Leinen Beutel verpackt werden, diese verkauft der Cafetero an die monopolisierten Amigos de Cafe, die den Bohnen mit einem weiteren Schälen und Rösten den letzten Schliff geben, bevor die wohlriechende Koffein Bomben in den Verkaufsregalen der Welt in edlen Verpackungen oder als Kapsel Kollegen von George glänzen dürfen.

Die klimatisch freundliche Kaffeezone im Rückspiegel kurbelt uns eine Passstrasse an Manizales vorbei hoch in den Parque Nacional Los Nevados (Schneeberge), er könnte durchaus Los Nubes (Wolken) heissen. Da wir den horrenden Eintrittspreis von sFr. 30.00/Person nicht berappen wollen, wird flott vor dem Eingangstor geparkt, ein Tratsch mit den Guardias del Parque und ein Test des legalen harina de coca (Koka Mehl runden den Tag ab.

Nach einer kühlen Nacht auf über 4000 Meter sind die Schneeberge zum Sonnenaufgang noch immer in den Ferien, daher düst Villa Venus & Team über den hochalpinen Pfad in Richtung Murillos, unterwegs begegnen uns tiefe Schluchten, Lava und wilde Bäche. Im Jahre 1985 ist der über uns im dichten Nebel versteckte Vulkan Nevado del Ruiz überraschend ausgebrochen und hat über 20'000 Menschen getötet.

Innerhalb einer Stunde stürzt sich die Strasse kurvig von frostigen 4000 Meter ins Dschungeltal auf schweisstreibende Meereshöhe, es pfeifen die Ohren und farbige Wollmützen mutieren zu Shorts.
Von buntem Vogelgezwitscher angelockt wird die Villa Venus im Reserva Natural del Rio Claro angedockt und hier beginnt die Geschichte des Grillmassakers am Rio Claro. Bei herrlichem Sonnenschein rekognoszierten wir einen romantischen BBQ Platz am klaren Fluss, da etwas vom Parkplatz entfernt, wurden alle Utensilien aufgetragen und pfadimässig ein Feuer angeheizt.

Während wir die saftigen Hühnerkeulen der hitzigen Kohle aussetzten, fiel die Sonne hinter den Horizont und die berühmt aufwendige Schetty Sauce lässig auf unsere Pic-Nic Decke, da das Urwald Dunkel tatsächlich dunkel ist, freuten wir uns über ein helles Wetterleuchten (Prognostik Kachel-Schetty). Doch vom überraschenden Donner abgelenkt, verbrannte sich Thomasli seine Pfote am glühenden Rost und Anke kippte elegant den Salat inklusive Dressing dazu ins Gras, was sich aber als weniger Schlimm erwies, da nun der Himmel seine Schleusen zu einem erfrischenden tropischen Regen öffnete.

Trotz fertig brodeln der zarten Keulen im Platzregen und Rückzug ohne Stirnlampe (die war im Bus yuhui), erfüllten die Grillelite diese Dschungel Camp Herausforderung mit Bravour und brachte durchgebratenen, nassen Schenkeln sowie eine wunderschön verzierten geklaute Lufthansa Decke mit nach Hause. Doch so schnell lassen wir uns die Stimmung nicht verderben, im Adam und Eva Kostüm flitzen wir vor den Bus und genossen eine erfrischende Natur Dusche.

Der klaren Rio Claro hat sich über Nacht in einen braunen reissenden Fluss verwandelt, der mit Getöse in die Urwald Schlucht donnert, an einem Seil ziehen wir uns durch die Strömung ans andere Ufer und folgen einem engen Pfad zum Eingang der Caverna (Höhle) de los Guacharos. Ein klarer Bach plätschert hier an tollen Tropfsteinformationen vorbei und weist uns den Weg in das stockdunkle Labyrinth, über uns krächzen die im Schlaf gestörten Guacharos, eine fremdartige endemische Vogelart, die sich tagsüber bis zu hundert Meter tief in der Höhle versteckt hält, Ihre pompösen Warnrufe und das nervöse Flattern über unseren Köpfen erinnert an "die Vögel".

Der Bach wechselt von Hüfthöhe zu Schwimmtiefe, wir hüpfen durch Stalaktiten und Stalagmiten in Jahrmillionen ausgewaschenen Wasser Potts, im pechschwarzen Hintergrund verschwinden die letzten Laute des verwirrten Gefieders. Anderthalb Stunden später leuchtet weit voraus ein Licht, der kleine Höhlenfluss wirft sich mutig - und wir gleich mit - der frischen Luft entgegen und endet dramatisch in einem Wasserfall hinunter in den tosenden Rio Claro, den wir nochmals am Seil durchqueren und so diese spektakuläre Tour abschliessen.

Clever zünden wir den Grill heute direkt bei der Villa Venus an, die Glut glüht schon freudig vor sich hin und die selbstgemachten Burger liegen brutzelfertig parat, Don Schetty schwingt schon begeistert die Grillgabel als uns ein virtuoser Dschungelregen aus dem Hinterhalt überrascht, so verpuppen sich die leckeren Grill Burger in eine kalte Platte...

In El Penol steht ein riesiger Monolith im Weg, diesen zu besteigen war unser Ziel und so badeten wir unterwegs als Doping in einem Fitness Wasserfall. Von Weitem erkennt man den Felsbrocken mit seiner gewagten Konstruktion auf dem Gipfel, dazu eine markant verunzierende betonierte Treppe, der Erstbesteiger dreht sich wohl täglich in seinem Grab um.

Doch die Aussicht ist Gewaltig, erst von Oben ist die Ausdehnung des riesigen Stausees zu fassen, zurück auf Seehöhe besuchten wir das heimelige Guatape, wo sich am Wochenende die Tagesbesucher aus Medellin gegenseitig vom Bordstein stossen, doch unter der Woche ist gähnende Leere und so freuten wir uns endlich auf einen ruhigen Grillabend mit unseren Burgern.

Nein es kam kein Platzregen, nein der See stieg nicht an, nein die Feuerwehr ist nicht ausgerückt und vor allem nein, wir haben wieder keine Burger vom Grill gegessen. Jamie Schetty hat nämlich an diesem herrlichen Abend mit klarem Sternenhimmel herausgefunden, dass einmal nass gewordene Kohle trotz ausgiebigem Einsatz von Streichhölzer, verschiedenen Aufschichttechniken und zu guter Letzt Benzin und Rein Alkohol nicht glüht, geschweige denn brennt, der frustrierte BBQ Held schleuderte somit die Fleischknollen niedergeschlagen in die Pfanne.

hasta la proxima
anke&thomas