In 6 Monaten um Südamerika...

Reisezeit: August 2012 - Januar 2013  |  von Oliver Heeb

Villavieja, San Augustin, Pasto (Kolumbien)

Buenas

Schon wieder ist einige Zeit vergangen. Wo war ich stehengeblieben. Ah ja, ich hab mich also alleine auf den Weg nach Villavieja gemacht. Ich hab einen Nachtbus genommen, der um halb 9 Abends nach Neiva losgefahren ist. Die Fahrt dauerte ca. 9 Stunden. Die Qualität des Busses war ganz ordentlich. Die Temperatur war jedoch für meinen Geschmack etwas zu tief, da die meisten kolumbianischen Busunternehmen kein Feingefühl mit der Einstellung der Klimaautomatik beweisen. Ich bin also ziemlich übernächtigt um ca. 6 Uhr morgens in Neiva angekommen und wusste, dass ich so schnell kein Nachtbus mehr nehmen würde, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Danach gings mit dem Kleinbus noch ca. 1 Stunde weiter nach Villavieja, das nächste Dorf in der Nähe der Tatacoa-Wüste. Dort angekommen, hab ich mir zuerst ein Hotel gesucht und danach einen Guide für die Wüste. Mit einer Fläche von gesamthaft etwa 330 km2 ist sie eher klein, sieht aber interessant aus, wie ihr in den Bildern sehen werdet. Sie besteht aus 4 unterschiedlichen Gebieten (El Cardon, El Cuzcon, Las Ventanas, Los Hoyos), wovon mir El Cuzcon am besten gefallen hat. Mein Guide hat mir viele interessanten Dinge erzählt, und ich hab ihn sogar ziemlich gut verstanden (alles in Spanisch). Durchschnittlich ist es so ca. 30 Grad warm, hat sich aber definitiv wärmer angefühlt. Die Tatacoa-Wüste verdankt ihre Entstehung der geografischen Lage zwischen der Zentral- und Ostkordillere, weshalb sie meist vor Regen "geschützt" ist. Auf meine Frage wievielmal es im Jahr regnet, hat mein Guide geantwortet: zweimal. Die Tour hat ca. einen halben Tag gedauert. Ich bin deshalb etwas nach Mittag todmüde im zurück im Hotel angekommen. Zuerst hab ich mir deshalb einen "Power-Nap" gegönnt, aus dem dann aber schnell ein paar Stunden mehr geworden sind, als ich beabsichtigt hatte. Als ich dann am Abend aufgewacht bin, hatte ich ziemlichen Hunger, da ich seit dem Frühstück (wenn man einen Pack Pommes Chips als solches bezeichnen kann) nichts mehr gegessen hatte. Ich bin deshalb mal richtig Dorfzentrum gegangen und habe gemerkt, dass ich in Villavieja ziemlich der einzige Tourist bin. Zumindest hab ich keinen anderen Gringo gesehen (genau genommen sind nur Amerikaner Gringos, aber solange die Südamerikaner nicht wissen, dass du Europäer bist, siehst du halt wie einer aus). Deshalb hab ich nur kurz was gegessen und mich bald darauf wieder schlafen gelegt. Als ich am nächsten morgen aufgewacht bin, hats in Strömen geregnet (vielleicht erinnert ihr euch noch an die Worte meines Wüsten-Guides: zweimal). Der Schweizer bringt das Wetter mit...

Mein nächstes Ziel war San Augustin, welches sehr bekannt ist für die Steinskulpturen, deren Anfertigung bis ins 6. Jahrhundert vor Christus zurückreicht. Mein Weg führte zurück nach Neiva, von dort nach Pitalito und schlussendlich San Augustin. Gesamthaft wieder etwa 7 Stunden Busfahrt, welche aber erstaunlich angenehm war. Kurz vor Pitalito sind wir in eine Polizeikontrolle geraten. Ich habe ziemliches Blut geschwitzt wegen meinem Marihuana und Kokain, dass ich in Cali gekauft hatte. Spass beiseite! Ich hatte ein reines Gewissen, hoffte aber, dass sie mir mein Schweizer Sackmesser nicht wegnehmen. Um das war ich doch schon ein paar Mal froh. Endlich mal ein nützliches Überbleibsel des Militärdienstes. Na ja das und die Unkompliziertheit gegenüber Schlafsälen (Dorms). Ich hab doch schon einige getroffen, die damit ziemliche Mühe haben und immer private Zimmer benutzen. Die sind meist deutlich teurer. In San Augustin hab ich mir das Hostal El Maco ausgesucht, das dem Schweizer Rene gehört. Urs (erinnert euch: der Schweizer Besitzer vom Hostel Iguana in Cali) hatte mir erzählt, dass er zum Frühstück jeweils eigenes Brot backt. Jaaa... endlich wiedermal gutes Brot! Das Frühstück war aber auch gesamthaft gesehen echt der Hammer. Zufälligerweise habe ich dort auch Nada (kein Scherz: die heisst wirklich so (bedeutet nichts in Spanisch) - fies, wenn man in Südamerika herumreist), eine Deutsche, die ich in Cali kennengelernt hatte, wiedergetroffen. Ganz in der Nähe des Dorfes liegt der archäologische Park mit mehr als hundert der Steinskulpturen, die meist Götter oder Dämonen darstellen, sowie Grabstätten. Rund um das Dorf San Augustin gibt es aber auch andere unzählige Fundstätten und wunderschöne Wasserfälle. Da Nada tags zuvor schon im Park war, haben wir deshalb eine Jeep Tour gebucht, bei der wir einige dieser Stätten und Wasserfälle (u.a. den Salto de Bordones, den grössten in Kolumbien und den drittgrössten in ganz Südamerika) besichtigt haben. Man hätte auch mit dem Pferd gehen können, aber um meinen Hintern zu schonen, haben wir uns auf den Jeep geeinigt. Wie leicht man sich doch irren kann! Die Sitze des Jeeps waren nämlich etwa ähnlich unbequem wie ein Pferderücken, und da die Tour den ganzen Tag dauerte, und die Strassen äussert holprig gewesen sind, war das ganze eine ziemliche Tortur. Nada ist dann am nächsten Tag abgereist, und ich hab mit zwei belgischen Mädchen den Park besucht. Äusserst schön und sehr interessant.

Mittlerweile war ich schon zwei Monate in Kolumbien. Für mich wurde es deshalb langsam Zeit die Grenze nach Ecuador zu überqueren. Ich hatte mich entschieden eine Nacht in Pasto (die grösste Stadt in der Nähe der Grenze zu Ecuador) zu verbringen, um einen Nachtbus zu vermeiden. Von San Augustin nach Pasto gibt es zwei Routen. Die meistbenutzte führt über Popayan und dauert ca. 15 Stunden. Die andere führt zurück nach Pitalito, dann Mocoa und von dort nach Pasto. Diese Route dauert gesamthaft ca. 9 Stunden. Im Internet hatte ich gelesen, dass diese Route aufgrund der Strassenverhältnisse und möglichen Übergriffen von Guerillas oder ähnlichem gefährlicher ist (insbesondere ab Mocoa nach Pasto), die Landschaft dort aber wunderschön sei. "No risk, no fun" hab ich mir gedacht und die kürzere Route genommen. Alles tip top verlaufen bis nach Mocoa. Dort angekommen, hab ich gleich den Bus nach Pasto gebucht. Leider war ich der letzte Passagier und hab somit den schlechtesten Platz erwischt. Ich sass ungefähr zwischen Steuerrad und Schalthebel. Hinten im Bus hab ich einen Mann gesehen, der mit einem Klappstuhl vorlieb nehmen musste. Hat aber bequemer ausgesehen als meiner, der war nämlich äussert eng und der Sitz war hart wie Eisen. Ohhhh neeeein! Ein weiteres Mal hab ich mir ein eingebautes Sitzkissen (erinnert euch: Paisa-Frauen) gewünscht und mir geschworen, dass ich bei der nächsten Möglichkeit ein Kissen kaufen werde. Die Berichte aus dem Internet waren nicht gelogen. Die Strasse war echt in einem katastrophalen Zustand und es ging 4 Stunden einfach den Berg rauf (Pasto liegt auf ca. 2'600 m.ü.M., Mocoa auf rund 600). Die Landschaft hingegen war wirklich wunderschön. Ich hätte gern ein paar Fotos gemacht, aber die holprige Strasse hat das einfach nicht zugelassen. Auf der ganzen Strecke sind Kruzifixe aufgestellt und unser Fahrer hat sich bei jedem bekreuzigt. Kein Wunder! Der hat ziemlich Gas gegeben. Einmal wurde es echt knapp und einige im Bus haben schon geschrien. Ich konnte nicht, ansonsten hätte ich mir in die Hosen gepisst, da ich mittlerweile dringend aufs Klo musste. Schlussendlich bin ich zwar etwas abgekämpft aber pünktlich in Pasto um ca. 5 Uhr angekommen.

Als ich am nächsten loswollte, habe ich im Hostel Adam und Nima, zwei Australier, getroffen, die auch nach Ecuador wollten. Ich bin also mit diesen Jungs weitergezogen. In Ipiales haben wir einen kurzen Zwischenstopp gemacht, um Las Lajas zu besichtigen. Dies ist eine sehr schöne Kirche, die in einer Schlucht erbaut wurde. Danach sind wir weiter zur Grenze, deren Überquerung völlig problemlos verlief. Zwei, drei Fragen und ein Stempel haben ausgereicht. Bei keinem von uns wurde das Gepäck durchsucht. Von Tulcan aus haben wir einen Bus nach Quito genommen. Die Fahrt dauerte ca. 6.5 Stunden und kostete läppische 5 Dollar. Ecuador scheint wirklich noch günstiger als Kolumbien zu sein.

Ich habe einen Tag in Quito verbracht und bin dann gleich weiter nach Banos gezogen, da Nima und Adam dorthin wollten. Banos ist eine kleine Stadt ca. 4 Stunden südlich von Quito entfernt, wo man viele sportliche Aktivitäten machen kann (z.B. River Rafting, Bungee Jumping etc.). Aber dazu ein andermal mehr. Nach Banos gehe ich zurück nach Quito. Dort beabsichtige ich zuerst den Hausberg (Pinchincha, ca. 4'500 m.ü.M.) zu erklimmen, um mich an die Höhenluft zu gewöhnen. Danach folgt der Cotopaxi (knapp 5'900 m.ü.M.), falls die dünne Luft kein grösseres Problem darstellt.

Wie läufts in der Schweiz? Alles beim alten? Ich hoffe euch gehts gut! Haltet die Ohren steif...

les extrano y cuidate
Oli

Auf dem Weg zu Tatacoa-Wüste

Auf dem Weg zu Tatacoa-Wüste

El Cuzcon

El Cuzcon

Und hinab in die Wüstenwelt

Und hinab in die Wüstenwelt

Los Hoyos, Tatacoa-Wüste

Los Hoyos, Tatacoa-Wüste

Hostel El Maco, San Augustin

Hostel El Maco, San Augustin

Nada, fast in einer Grabstätte

Nada, fast in einer Grabstätte

Während der Jeep Tour in einer der Parks

Während der Jeep Tour in einer der Parks

Sieht ein bisschen aus wie Fuchur aus die unendliche Geschichte

Sieht ein bisschen aus wie Fuchur aus die unendliche Geschichte

Salto de Bordones

Salto de Bordones

Salto del Mortino

Salto del Mortino

Im archäologischen Park nahe San Augustin (soll wahrscheinlich einen Dämonen darstellen)

Im archäologischen Park nahe San Augustin (soll wahrscheinlich einen Dämonen darstellen)

Der Weg ist das Ziel

Der Weg ist das Ziel

Eine der lustigeren: Ein Vogel, der eine Schlange im Schnabel hat

Eine der lustigeren: Ein Vogel, der eine Schlange im Schnabel hat

Auf der Horror-Fahrt von Mocoa nach Pasto - so gings ca. 4 Stunden den Berg rauf

Auf der Horror-Fahrt von Mocoa nach Pasto - so gings ca. 4 Stunden den Berg rauf

Las Lajas, nahe Ipiales

Las Lajas, nahe Ipiales

Nima, Adam und ich

Nima, Adam und ich

© Oliver Heeb, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
... zumindest hoffe ich das... Wer träumt nicht davon einmal im Leben alles hinter sich zu lassen um die Welt zu entdecken. Mit bald 35 Jahren darf auch ich endlich diese Erfahrung machen. Da ich noch überhaupt kein Spanisch sprechen kann, beginne ich mit einem einmonatigen Spanischkurs in Cartagena, Kolumbien. Leute, ich bin sowas von gespannt... Mit meinen Berichten und Fotos möchte ich euch an meiner Reise teilhaben lassen. Viel Spass...
Details:
Aufbruch: 04.08.2012
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 24.01.2013
Reiseziele: Kolumbien
Ecuador
Peru
Bolivien
Argentinien
Chile
Brasilien
Der Autor
 
Oliver Heeb berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.