Kolumbien und Panama

Reisezeit: Februar / März 2014  |  von Hartmut Laue

Der zerschossene Botero

Nun also zurück auf Anfang.

Die Weiterfahrt nach Medellin - 450 km - mit dem bereits erwähnten Luxusbus dauert dann doch recht lange, statt der avisierten 8h sind es schließlich 13! Die sehr kurvige Strecke windet sich von 2600 m hinunter auf 200 m ins Tal des Rio Magdalena. Sie besteht zum großen Teil aus langen Baustellen, die nur abwechselnd im Einbahnverkehr befahren werden können, was immer wieder zu längeren Stillständen führt, dazu kommen hunderte von Schwerlast LKW in beiden Richtungen, die zum Teil nur 15 kmh fahren. Das dauert natürlich.

Dann sind wir nach ca. 6,5 h unten am Rio Magdalena, der hier schon fast so breit ist wie der Rhein. Hier kommen wir auf einer Autobahn wieder schnell voran. Als ich bei einer Pause aus dem klimatisierten Bus steige, erschlägt mich die Hitze hier unten um Tal. Aber bald biegt der Bus nach Medellin ab und es geht wieder in die Berge, zunächst auf 2100 m wieder hoch und dann wieder auf 1500m runter, zusammen also über 5000 m. Wasserfälle, reißende Flüsse, grüne Landschaft. Nach 450 km bin ich dann da, wieder ein großes, sauberes und effizient organisiertes Busterminal, mit dem Taxi geht's dann in den Stadtteil El Poblado, wo Moana und Andi in einem schicken Apartment residieren, ein herzliches Wiedersehen mit meiner Tochter und ihrem Freund.

Hier geht es mal zügiger voran.....

Hier geht es mal zügiger voran.....

.... ud das erste Mal über den Rio Magdalena .....

.... ud das erste Mal über den Rio Magdalena .....

.... und das zweite Mal, hier schon deutlich breiter. Später sehen wir ihn noch 2,20 m breit.

.... und das zweite Mal, hier schon deutlich breiter. Später sehen wir ihn noch 2,20 m breit.

Flüsse und Wasserfälle

Flüsse und Wasserfälle

bei 2100 m sind wir wieder fast in den Wolken

bei 2100 m sind wir wieder fast in den Wolken

Der Blick von Moanas Apartment auf den Pool hinab. Wir haben Programm und daher leider keine Zeit, ihn zu nutzen, schade.

Der Blick von Moanas Apartment auf den Pool hinab. Wir haben Programm und daher leider keine Zeit, ihn zu nutzen, schade.

Wohnzimmer und ....

Wohnzimmer und ....

Küche, dazu 2 Bäder und 2 Schlafzimmer!

Küche, dazu 2 Bäder und 2 Schlafzimmer!

Am nächsten Tag bummeln wir durch Medellin, dem ehemaligen Sitz des Medellin-Kartells. Hier ein enormes Denkmal und 2 Köpfe vor dem Rathaus.

vergessen, wer das war

vergessen, wer das war

ein Riesenklotzvon Denkmal .....

ein Riesenklotzvon Denkmal .....

... und sehr gewöhnungsbedürftig und gruselig

... und sehr gewöhnungsbedürftig und gruselig

Ein imposanter Justizpalast, ein Stelen- und Bambuswald und auf vielen Plätzen Boterofiguren.

Der Stelenwald wurde dem gefährlichsten Platz Medellins errichtet, um die Vergangenheit zu tilgen, heute eine Sehenswürdigkeit. Schießereien waren an der Tagesordnung

Der Stelenwald wurde dem gefährlichsten Platz Medellins errichtet, um die Vergangenheit zu tilgen, heute eine Sehenswürdigkeit. Schießereien waren an der Tagesordnung

gleich daneben ein Bambuswäldchen

gleich daneben ein Bambuswäldchen

Aus der Geschichte wurden viele Bilder aufs Pflaster des Platzes geklebt, dies hier hat so ca. 1,5 x 1 m.

Aus der Geschichte wurden viele Bilder aufs Pflaster des Platzes geklebt, dies hier hat so ca. 1,5 x 1 m.

Die Fußgängerzone ist lebhaft und freundlich

Die Fußgängerzone ist lebhaft und freundlich

DEr ehemalige Justizpalst ist heute ein imposantes Shopping Center mit vielen kleinen Läden

DEr ehemalige Justizpalst ist heute ein imposantes Shopping Center mit vielen kleinen Läden

An etlichern Stellen finden sich Figuren von Botero. Sie haben etwas obschon je unproprtioniert

An etlichern Stellen finden sich Figuren von Botero. Sie haben etwas obschon je unproprtioniert

Casa de la Cultura

Casa de la Cultura

Andi kann es nicht lassen ...

Andi kann es nicht lassen ...

Mehrere "Versammlungen"

Mehrere "Versammlungen"

Wir essen etwas in einem Restaurant, in dem rund 50 Bilder an der Wand hängen mit Menschen, die begeistert diesen grünen Frosch verzehren, warum auch immer. Offenbar eine Spezialität, die wir natürlich auch probieren müssen!

Wir essen etwas in einem Restaurant, in dem rund 50 Bilder an der Wand hängen mit Menschen, die begeistert diesen grünen Frosch verzehren, warum auch immer. Offenbar eine Spezialität, die wir natürlich auch probieren müssen!

Das sieht doch wieder nach Botero aus...

Das sieht doch wieder nach Botero aus...

Tja, diese Boterofigur - der Friedensvogel -  wurde vor vielen Jahren von einer Bombe gesprengt, etliche Menschen kamen ums Leben, bis heute hat sich niemand dazu bekannt. Botero selbst bestand darauf, das Mahnmal so zu erhalten und er ließ einen neuen direkt daneben aufstellen.

Tja, diese Boterofigur - der Friedensvogel - wurde vor vielen Jahren von einer Bombe gesprengt, etliche Menschen kamen ums Leben, bis heute hat sich niemand dazu bekannt. Botero selbst bestand darauf, das Mahnmal so zu erhalten und er ließ einen neuen direkt daneben aufstellen.

Da ist das neue Medellin-Kartell ganz traurig über diese Zerstörung....

Da ist das neue Medellin-Kartell ganz traurig über diese Zerstörung....

.....  und freut sich aber sehr über die neue Figur

..... und freut sich aber sehr über die neue Figur

Blick von der Metro hoch oben über der Straße

Blick von der Metro hoch oben über der Straße

sooooo viele Mützen

sooooo viele Mützen

Mit der modernen Metro geht's dann nach Norden und mit einer der drei Seilbahnen (im Metropreis dri!n) hoch in die Berge. Wir schweben über Armenviertel - u.a. derentwegen die Cable Car gebaut wurde, um diese anzubinden - und haben oben von den etwas merkwürdigen schwarzen Bibliotheksklötzen - auch diese wurden bewusst in die Armenviertel gebaut - einen herrlichen Ausblick auf die 3 Mio. Stadt.

... leider etwas diesig

... leider etwas diesig

ein Armenviertel ....

ein Armenviertel ....

... aber mit einer lebhaften Kultur

... aber mit einer lebhaften Kultur

Abends ist in El Poblado, der Partymeile Medellins, der Teufel los, wir sind auf dem Weg zum veg. Restaurant Verdeo (in jeder Stadt gibt es veg. Restaurants!), die Straßen sind voller Menschen, die Bars und Restaurant ebenso, überall ertönt lateinamerikanische Musik, es wird getanzt und es ist warm. Natürlich ist es mehr die Mittel-und Oberschicht, die hier feiert, wir hören immer wieder, dass die Schere zwischen arm und reich enorm groß ist und dass Kolumbien wohl das korrupteste Land Südamerikas sein soll, es ist nach wie vor der größte Kokainlieferant der Welt.

Dabei ist Kolumbien sehr reich an Bodenschätzen (Öl, Kohle, Gold) und Kaffee. Das könnte - theoretisch - Wohlstand für alle sein. Wir bekommen davon nur wenig mit, die Menschen sind enorm freundlich und hilfsbereit, als ein offensichtlich verwirrter Mann sich Moana und mir nähert, greifen auch Frauen sofort ein und treten dazwischen. Es ist fast überall extrem blitzblank und sauber, die Straßen sind oft besser als im Ruhrgebiet, immer wieder auch 4-spurige Autobahnabschnitten.

Und an vielen öffentlichen Plätzen gibt es Toiletten, die kostenpflichtig sind (30-40 ct), dafür aber auch in der Regel sehr ordentlich. Nirgendwo ist Hektik, niemand bietet uns ko-Drinks an, niemand versucht uns irgendwie zu beklauen, nur einmal will einer einen leicht überhöhten Preis nehmen; alle Taxis haben Taxameter, die auch funktionieren; aber natürlich sind wir immer auch sehr vorsichtig. Alles ist also sehr 'tranquillo'.

Das Bussystem ist ungeheuer effektiv. Für jede beliebige Strecke geht man einfach zum Busterminal, kauft ein (Computer-)Ticket mit Sitzplatzreservierung, steigt ein und los geht's meist ohne lange Wartezeit, da fahren Busse alle 20-30 Minuten in alle Richtungen, selbst auf Langstrecken über 8-10 Stunden, Collectivos und Minibussse zum Teil alle 10 Minuten. Manche Strecken bedeuten für uns Taxi->Minibus->Langstreckenbus->Taxi fast ohne Wartezeiten.

Beruhigend natürlich in ganz Kolumbien auch die enorme Anzahl Polizisten und Sicherheitspersonal an fast jeder Ecke. Wir fühlen uns jedenfalls hier sehr sicher.

leckeres Essen im Verdeo. Die Kamera links oben suchte per Zufallsgenerator den ganzen Raum ab, NSA läßt grüßen

leckeres Essen im Verdeo. Die Kamera links oben suchte per Zufallsgenerator den ganzen Raum ab, NSA läßt grüßen

Medellin war ja mal anders, in den 1980 Jahren etablierte sich die Drogenmafia, es kam sehr viel Geld ins Spiel, und die vorher schon existierende linke Guerilla und die rechten Paramilitärs mischten kräftig mit. Die Folge war eine Vervielfachung der Toten von 20.000 auf 200.000, Medellin war die gefährlichste Stadt der Welt.

Viele Politiker, die dies ändern wollten, wurden ermordet. Erst als der vorige Präsident Uribe hart durchgriff, änderte sich die Lage, die Armee gewann wieder die Oberhand und der Drogenboss des Medellin-Kartells, Pablo Escobar wurde verhaftet, baute sein Luxusgefängnis selbst und zog dort ein, brach aber trotzdem später aus, wurde ein Jahr verfolgt und schließlich in Medellin auf dem Dach seines Hauses von Kugeln durchsiebt. Damit hörte der Spuk so langsam auf. Außerhalb von Medellin hatte er ein Anwesen, auf dem er sogar Zebras und Nilpferde hielt, letztere haben in freier Wildbahn bis heute überlebt. Als er die Zebras an Zoos abgeben sollte, aber nicht wollte und der Staat sich nicht traute, durchzugreifen, hat er Esel als Zebras anmalen lassen und zurückgegeben und dem Schein war Genüge getan. Schon recht bizarr.

Jedenfalls sind die Menschen hier froh, dass nun weitgehend Frieden eingetreten ist und sie in Ruhe leben können und auch, dass nun mehr und mehr Touristen ins Land kommen. Noch sind es allerdings sehr wenige, in den Bussen und auf den Straßen sehen wir fast keine, nur in den diversen Hostels sammeln sich die wenigen Backpacker. Gruppenreisende sehen wir überhaupt keine.

© Hartmut Laue, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
5 Wochen in Kolumbien und Panama
Details:
Aufbruch: 18.02.2014
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 28.03.2014
Reiseziele: Kolumbien
Der Autor
 
Hartmut Laue berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.