Südamerika mal anders

Reisezeit: Mai - Dezember 2017  |  von Katharina Arguedas Torres

Peru (Teil 2): Huaraz

Plaza de Armas

Plaza de Armas

Die Stadt Huaraz liegt in den Anden auf etwa 3050 m und etwa 450 km nördlich von Lima. Sie ist ein wichtiger Ausgangspunkt für Ausflüge in die Cordillera Blanca. Es gibt in der Umgebung unzählige Wanderwege, auf denen die wunderschöne Landschaft erkundet werden kann.

Meine Busfahrt von Lima nach Huaraz dauert etwa 8,5 Stunden. Gegen 7:00 morgens bin ich bereits in einer tollen Unterkunft, die sich etwas außerhalb des Zentrums befindet. Die ersten Meter, die ich mit meinem gesamten Gepäck auf 3000 Metern erklimme, machen wir ein wenig zu schaffen. Ok, ich muss mich also wieder an die Höhe gewöhnen. Aber das Apartment ist sehr schön und günstig und ich habe vom Fenster und vom Balkon aus eine schöne Aussicht

Im Laufe des Tages gehe ich in die Stadt und erkundige mich bei den agencias, welche Ausflüge angeboten werden. Es gibt zwei Eintagestouren, die mich interessieren und zum akklimatisieren wähle ich für den kommenden Tag eine, bei der man nicht allzu viel laufen muss

Pastoruri

Am 28.09.2017 mache ich mich auf den Weg zum Reisebüro, wo ich um 9 Uhr abgeholt werden soll. Es vergeht die typische halbe Stunde, bis ich im Minivan sitze, zusammen mit anderen peruanischen und brasilianischen Teilnehmern.
Unser erster halt ist im Örtchen Catac, wo wir einen Mate Tee zu uns nehmen. Während der Reise erzählt und unser Guide Eduardo einiges zur Region, zur Natur, und den Bergen. Wir machen einen Stop nahe der gigantischen Pflanzen las Puyas, die in dieser Gegend wachsen. Sie gehören zur der Bromelia Familie. Die Pflanze selbst kann bis zu 3 Metern Höhe wachsen, und ihre Stilblüte bis zu 10 Metern! Sie sind wirklich groß und eindrucksvoll.
Später machen wir halt an einem blubbernden Wasser, es sieht aus, als ob das Wasser kochen würde, doch es sind Gase, die von unten bis zur Oberfläche hochsteigen.
Unterwegs durch die Scheiben des Buses sehen wir die gansos andinos, Gänse, die hier immer paarweise zu sehen sind.
Mit jedem Halt gewöhnen wir uns an die neue Höhe, denn es geht stetig hoch, bis wir auf etwa 4800 m den letzten Halt machen, um weiter zu Fuss zu gehen. Das Ziel ist ein Aussichtspunkt auf 5080 m Höhe sowie der Gletscher, der dort in einer Lagune endet. Wir gehen alle den etwa 2 km langen Weg, der zwar nur leichte Steigungen hat, dennoch aufgrund der Höhe anstrengend ist. Auf ebenen Strecken finde ich es gar nicht schlimm, was mich verwundert, doch sobald es leicht rauf geht, puh... Das Wetter macht es einem nicht einfach. Hier, auf fast 5000 Metern, ist es deutlich kühler als an den vorherigen Stopps. Ich weiß gar nicht, was ich an und ausziehen soll. Scheint die Sonne, wird es sehr warm, verschwindet diese und wird es windig, wird es mir zu kalt. Und das Wetter wechselt alle paar Minuten. So ziehe ich die Handschuhe aus und an, öffnete die Jacke, schließe sie wieder, binde mir den Schall um, um ihn kurz danach wieder abzunehmen. Echt verrückt!
Wir erreichen irgendwann das Ziel und und es zeigt sich uns eine Laguna, in dem der Pastoruri Gletscher endet. Ein phantastisches Bild!!
Eduardo erklärt uns, dass wir etwas sehen, was die nächsten Generationen nicht mehr sehen werden. Denn der Gletscher zieht sich um 20 cm pro Jahr zurück, wie so viele Gletscher auf der Welt.
Wir bleiben eine Weile hier und genießen die tolle Aussicht. Ich setze mich auf einen Stein und beobachte die Formationen des Gletschers. Ein wirklich toller Ort!

Las Puyas. 
Der untere, buschigere Teil ist die Pflanze selbst, darüber ragen die hohen Blütenstiele.

Las Puyas.
Der untere, buschigere Teil ist die Pflanze selbst, darüber ragen die hohen Blütenstiele.

Unterwegs zum Gletscher

Unterwegs zum Gletscher

Der Pastoruri Gletscher, der auf 5000 Höhenmetern endet

Der Pastoruri Gletscher, der auf 5000 Höhenmetern endet

Rückweg mit phantastischen Landschaften

Rückweg mit phantastischen Landschaften


Zwei Tage verbringe ich zu Hause mit der Hoffnung, damit die sich anbahnende Erkältung auszukurieren.

Für den 01.10.2017 buche ich die Tour zur Lagune 69, mit der Hoffnung, fit genug zu sein für eine längere Wanderung.

Huaraz

Huaraz

Laguna 69

Um 5 Uhr morgens soll die Abholung sein, diesmal muss ich nicht zum Centrum laufen sondern werde am Haus abgeholt, und das sogar nur 10 Minuten nach 5 Uhr. Nachdem alle abgeholt worden sind und wir alle eine Gruppe von 29 Teilnehmern bilden, geht es los Richtung Yungay und von dort aus Richtung Nationalpark Huascarán.
Wir machen einen Frühstücksstop an einem dafür vorgesehenen Restaurant. Auch andere Gruppen machen hier halt und es ist ziemlich voll. Dann geht es weiter, wir bezahlen 10 Soles Eintrittsgebühr und machen anschließend einen kurzen Halt an der Laguna Chinancocha. Das Wasser hat einen unglaublich tiefen Türkiston, dahinter ist der Nevado Huascarán. Wir alle machen viele Fotos, unglaublich beeindruckt von der Schönheit der Lagune. Anschließend fahren wir im Bus weiter, an einer zweiten Lagune vorbei, die mir noch schöner zu sein scheint als die erste, mit ihrem strahlenden Tieftürkisblau. Ich versuche schnell ein paar Fotos durch die Scheibe zu machen, denn hier halten wir nicht mehr an. Warum bloß!?!? Ja, ich weiß, wir haben keine Zeit, der Tag wird noch lang und der Guide will keine Zeit verlieren. Man weiß nicht vorher, wie langsam oder schnell die Gruppe sein wird.

Laguna Chinancocha

Laguna Chinancocha

Laguna Chinancocha

Laguna Chinancocha

Laguna Orconcocha, die wir nur durch die Scheiben des Buses bewundern

Laguna Orconcocha, die wir nur durch die Scheiben des Buses bewundern

Dann erreichen wir den Parkplatz und Jesús, unser heutiger Guide, erklärt uns, dass wir nun einen 7 km langen Wanderweg vor uns haben, um die Lagune 69 zu erreichen. Wir starten bei etwa 3900 Höhenmetern, und die Lagune befindet sich auf etwa 4600 m. Ok, das habe ich schon bei der Buchung der Tour gewusst, worauf ich mich da einlasse
Wir gehen alle los, jeder im eigenen Tempo. Der Guide bleibt mit den langsamsten hinten und alle anderen vermischen sich mit all den anderen Gruppen, die hier auch starten. Der Weg ist angenehm, nur geringe Steigungen, so dass es nicht anstrengend ist. Cool, wenn das so bleibt, hey, das wäre klasse!
Das Wetter macht heute richtig mit, Sonnenschein pur! Meine Regenjacke habe ich im Bus gelassen, nachdem ich mich beim Guide vergewissert habe, dass das Wetter heute nicht umschwenken wird. Nach kurzer Strecke ziehe ich meine lange Hose aus, und laufe mit der 3/4 Leggins weiter, die ich drunter anhatte. Nach einer gewissen Zeit in den Bergen hat man´s raus, wie das Wetter nachts, morgens und tagsüber tickt und weiß sich mit der Kleidung zu helfen
Die Landschaften sind atemberaubend, von der ersten Minute an. Ich mache immer wieder Fotos. Die Kamera packe ich gar nicht erst weg.
Unterwegs sind mehrere Nevados zu sehen, vor uns einer, hinter uns einer, seitlich einer... es ist phantastisch!!! Immer wieder sind kleinere Wasserfälle zu sehen, die die Bächer speisen.
Nach längerer Strecke wird der Weg nun doch steiler, wir steigen hoch, serpentinnenmäßig, neugierig, was uns auf der anderen Seite erwartet. Es ist nichts zu sehen, wo es hin geht, nur hinter uns erstreckt sich die Landschaft, die wir passiert haben.
ich weiß gar nicht, ob ich mein Hemd wieder anziehen soll oder nicht. Es weht ein frischer Seitenwind, von oben knallt erbarmungslos die Sonne. Hmmm. Ich entscheide mich für mein Halstuch, das ich mir auf der Windseite übers Ohr hochziehe. Der Schnupfen ist noch nicht weg, immer wieder schniefe ich und hab so bißchen Sorgen, mir noch mehr zu holen.

Weiter oben wird es eben, wir kommen an einem See vorbei, doch.... hmmm... sieht zwar schön aus, aber ist das die Lagune? Viele bleiben stehen, machen Pause, machen Fotos, essen was, doch andere gehen weiter und so wird mir klar, dass wir noch nicht am Ziel sind. Also weiter geht´s. Als nächstes erreichen wir eine große Hochebene, dahinter nur eine steile Felsenwand, die nach oben ragt. Hmmm.... merkwürdig. Ist zwar nett, mal auch eine ebene Strecke zu gehen, doch wie wird es weiter gehen?? Es tut wirklich gut, diese Ebene zu gehen, denn so langsam bin ich müde und erschöpft. Nach dem ich die Ebene überquert habe, schaue ich zusammen mit anderen ziemlich entsetzt auf den steilen Hügel links neben der Felswand. Da laufen vor uns die anderen, die mehr Ausdauer haben. Oh nein!! Noch weiter hoch! Ich kann nicht mehr! Ich setzte mich erst mal hin, und mache eine Pause, muss mich für die nächste Etappe motivieren. Ich schaue auf die Karte und sehe, dass es nun nicht mehr sehr weit ist. Ok, das motiviert! Also.... weiter geht´s! Doch die Steigung hat es in sich. Wir sind sicherlich schon auf etwa 4500 Höhenmetern, haben mehr als 6 km hinter uns, die Kräfte lassen nach. Wir schleppen uns alle hoch, machen immer wieder Pausen. Der Weg schlingelt sich merkwürdig um diesen Berg, man kann überhaupt nicht sehen, wo es hin geht. Puh, anstrengend. Wir machen Pausen, überholen uns gegenseitig, lächeln uns motivierend zu Ich schaue immer wieder auf die Karte, es fehlt ein winziges Stückchen!! Warum ist dieser Weg zum Schluss nur so anstrengend?? Und dann, ja, sehe ich das Eis, oben auf dem gigantischen grauen Felsen, weiter unten laufen welche in gelben Jacken vor uns, und...hah, was ist das?! Ein Wasserfall, der ..... in der Lagune endet!! JAAAA! Wir haben´s geschafft! Ich drehe mich zu den Mädels um, die ein paar Meter hinter mir jauchzen und signalisiere ihnen, dass wir es geschafft haben. Hurraaaa! Endlich, man, bin ich froh. Ich nähere mich mit allerletzten Kräften der Lagune, suche einen netten Ort zum hinsetzten, mache es mir gemütlich und genieße die atemberaubende Aussicht.

Weiter unten ein paar mutige, die sich bis auf die Badehose ausziehen und in das eiskalte Wasser springen. Brrrrr. Nach etwa einer halben Stunde frage ich mich, wann wir denn so langsam zurück gehen müssen. Sämtliche Gruppen haben sich hier jetzt vermischt und manche brechen auch schon auf. Ich finde unseren Guide nicht. Irgendwann sehe ich die drei Frauen ankommen, die neben mir im Bus saßen. Ich gehe rüber und frage sie, ob sie wüßten, wann es zurück geht und wo der Guide ist. Da erklären sie mir, dass sie gerade gekommen sind und dass der Guide mit den letzten noch unterwegs sei, aber jeden Augenblick ankommen müßte. Ok..... dann habe ich ja noch Zeit!
Irgendwann ist die herrliche Zeit hier oben aber doch vorbei und wir brechen auf. Der Rückweg ist.... geil!! Nur runter, ach wie ich das liebe! Wie so oft, laufe ich recht schnell runter, da mich das langsame absteigen ermüdet. Und so laufe ich an vielen vorbei, überhole viele Leute, die im Schneckentempo (sorry! ) runter gehen. Es sind jetzt auch schon einige Wolken am Himmel und ich bin so froh, dass wir auf dem Hinweg Sonne hatten. Unten angekommen ziehe ich mir sämtliche Sachen an, lege mich auf die Wiese in der Nähe des Bachs und schlafe ein. Als ich aufwache, ist ne Weile vergangen und so gehe ich doch lieber zum Bus, doch es sind noch lange nicht alle zurück. Im Bus warten wir bis die letzen ankommen und dann geht es zurück nach Huaraz. Bevor wir alle eindösen, erklärt uns Jesús, was es mit der Bezeichnung Laguna 69 auf sich hat. Ich bin sehr neugierig und gleich darauf enttäuscht, schmunzele aber, als er uns sagt, dass manche Lagunen keinen Namen haben aber alle durchnummeriert sind. Da diese hübsche Lagune da oben nie einen Namen erhielt, heißt sie schlicht und einfach Lagune 69!

Ein hübscher Zwischenstopp auf unserem Weg zur Lagune 69

Ein hübscher Zwischenstopp auf unserem Weg zur Lagune 69

und da, endlich, erreiche ich die Lagune 69

und da, endlich, erreiche ich die Lagune 69

la laguna 69

la laguna 69

Leider ließ sich kein echtes Höhenprofil aufzeichnen

Leider ließ sich kein echtes Höhenprofil aufzeichnen

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Als Backpackerin durch Südamerika, Beginn des Abenteuers in Peru, Cusco. Danach Bolivien, ... ach, mal sehen, was so kommt! Hier berichte ich über meine Erfahrungen während der Reise und natürlich freue ich mich auf Eure Gästebucheinträge!
Details:
Aufbruch: 17.05.2017
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 22.12.2017
Reiseziele: Peru
Bolivien
Argentinien
Uruguay
Kolumbien
Der Autor
 
Katharina Arguedas Torres berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.
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