Abheben und am Bod-d-en bleiben

Reisezeit: Juni 2007  |  von Ilse Brandt

Pramort - Starkow - Prerow - Born

Freitag, 8. 6. 2007
Heute wird wieder geradelt! Wir wollen an die östliche Spitze der Halbinsel nach Pramort.
Übliche Anfangsstrecke 10.30 ab Bresewitz - Meiningenbrücke - Fahrradweg Zingst - bei der Seebrücke beginnt der wunderschöne gepflasterte Deich-Radweg Richtung Dreiländereck.
11 km vor Pramort steigen wir ab und gehen ein Stück in Richtung Aussichtsplatz in den Dünen, von dort blickt man auf Hiddensee.
Warum heißt der folgende Punkt "Dreiländereck" ? Und warum ist das Hinweisschild auf das Gasthaus "Schlösschen" von uns falsch verstanden, so dass wir hungrig um 12.35 am Aussichtsplatz Pramort ankommen und es dort nicht finden? Dafür aber einen großen Aussichtsturm mit Sehschlitzen, um die Vogelwelt draußen zu beobachten. Aber auch drinnen fliegen Schwälbchen und Meisen herum, und wenn sie einem auf den Kopf sch...auen, bringt das Glück!
Wir stärken uns mit unserem Notvorrat Fruchtschnitten und Mineralwasser und treten dann die Rückfahrt an. (Als wir uns wieder der Einfahrtschneise Zingst nähern, knurrt der Magen schon bedenklich. Aber wir widerstehen der Speisekarte des einladenden Steakhauses und kaufen in Zingst Rinderhackfleisch und Salat. Die Homemade-Hamburger schmecken uns anschließend "zu Hause" bestens. Das sind eben die Vorteile einer voll eingerichteten Ferienküche.
Auf unserem abendlichen Spaziergang durch die Neubaugebiete von Bresewitz, wo ein Quadratmeter Grundstück noch für ca. 50 Euro zu haben ist, - besichtigen wir ein halb fertiges Musterhaus, ein wahres Landhaus, das noch auf potentielle Käufer wartet. Wir treffen ein junges Ehepaar aus Schneverdingen, tauschen interessante Gespräche über die Lüneburger Heide aus und erfahren von ihren Ferienwohnungen ganz in der Nähe von Bad Bodenteich. Der Abend endet damit, dass sie ein Buch von mir mit nach Hause nehmen. -

Samstag, 9.6.07
Eigentlich wollten wir in Barth nur die Vorverkaufskarten für das Orgelkonzert am nächsten Dienstag in der St. Marienkirche besorgen. Die Buchholzorgel von 1821 ist das Instrument mit dem weitaus größten originalen Pfeifenbestand der bedeutenden Berliner Orgelbauerfamilie Buchholz in Deutschland.
Da sehe ich, dass die Rembrandt-Ausstellung mit Bildern aus einer Londoner Privatsammlung im Vineta-Museum doch noch bis 5.8.07 verlängert wurde. Also nichts wie rein! Man kann eine Lupe zur Hand nehmen und sich nicht satt sehen an den faszinierend winzigen und exakt ausgeführten Radierungen des wahren Künstlers Rembrandt!
Besonders originell sind die fotografischen Selbstdarstellungen der "Theatermäuse" aus Barth. Die jugendlichen Mitglieder des Theaters hatten bei einem Besuch der Rembrandt-Ausstellung die Aufgabe, sich nach den Werken des Künstlers zu verkleiden und mimisch in Pose zu setzen. Die gelungenen Fotos sind neben den Originalen angebracht. Eine sehr gute Idee!
Wir sind begeistert, von dem, was das Vineta-Museum in einer so kleinen Stadt zu bieten hat, und wir wissen nun auch Bescheid, über das mysteriöse Geheimnis der verschwundenen Stadt die so gar nichts mit Wein zu tun hat...
Die Vorverkaufskarten für das Festliche Gunther-Emmerlich-Konzert am 12.6.07 in der Tasche,
freuen wir uns auf den heutigen Abend:
Das Berliner Ensemble für Alte Musik "Kalliope" spielt im Dörfchen Starkow, etwa 25 Autominuten von Bresewitz entfernt. Wir sind früh da und haben genügend Zeit, ganz ruhig durch den wunderschönen Pfarrgarten zu gehen, wo Kräuter, Blumen und Obstsorten angebaut und erklärt werden. Die Stimmung ist bezaubernd wie unsere Vorfreude, die Luft ist mild und im abendlichen Gegenlicht gleichen schauende Mädchen und Frauen zarten Elfen, es sitzen junge Mütter mit ihren Kindern in der Wiese, die Bänke sind besetzt von einem erwartungsvollen Publikum. Sind es 80 oder gar 100 Personen, die zum Teil sogar in Fahrradmontur von Zingst - hergekommen sind? Bei einem Eintritt von 10 Euro wird der Abend sicher nicht mit einem Minus enden.

Nach einer kurzen Ansprache - leider stellte sich der Herr nicht vor, war es der Herr Pastor oder war es der Leiter des Tourismusvereines? - lauschten wir erst stehend zwischen den Rosenbeeten und danach in der großen alten Starkower Backsteinkirche auf harten Bänken sitzend diesen wundervollen alten Weisen, die nach dem Motto "Gleich wie ein Schiff auf Wellen" erklangen.
Wo hat man sonst die Muße, Barockvioline, Barockcello, Cembalo und eine so (wunder)volle Sopranstimme, wie die von Cassandra (Was für ein Name!) Hoffmann zu hören. Dass die Kirche wegen der Renovierung zum Teil eingerüstet war, störte nicht so sehr, wie die Tatsache, dass die einleitenden und erklärenden Worte der charmanten Cassandra Hoffmann zu den folgenden Musikstücken wegen der schlechten Akustik leider überhaupt nicht zu verstehen waren.Die Rückfahrt unter hellem Abendhimmel dem Rest eines malerischen Sonnenunterganges über dem Bodden entgegen, war Abschluss eines unvergesslichen Erlebnisses.

Sonntag, 10.06.07
Heute ist wieder Radfahren angesagt: Es wird der westliche Teil der Halbinsel von uns besucht: Wir fühlen uns schon richtig heimisch, wenn wir nun schon zum dritten Mal auf dem Damm von Zingst nach Prerow radeln, - da dann in den Ort hinein, - Halt! Beinahe wären wir an der alten Seemannskirche vorbeigefahren. Auf dem umliegenden Friedhof finden wir Grabsteine aus dem 18. und 19. Jahrhundert und können zum Teil noch die sinnigen Inschriften entziffern.
Das Kircheninnere gefällt mir sehr gut, hell und freundlich, strahlt Vertrauen aus und macht nicht Angst, wie manche wuchtige Riesenkirche im gotischen Baustil. Hübsch sind die aufgehängten Votivschiffe, die von Seeleuten gestiftet wurden.

Um 13.20 verlassen wir Prerow und fahren über weite Felder und später mit Blick auf den Bodstedter Bodden nach Wieck. Am Ortsanfang ein Übersichtsschild und gleich mehrere gut besuchte Gaststätten. Wir schauen auf die Speisekarten, aber es drängt uns weiter.
Das gelbe Haus "Kum rin" , Bauernreihe 7, sieht so leer und traurig aus, da gehen wir rein und werden nicht enttäuscht:
Freundliche Bedienung, eine Speckscholle(9,80 Euro) so lecker, wie ich sie noch nie gegessen habe. Danach (so gut wie von mir gemacht) eine echte Rote Grütze, hübsch dekoriert und mit Früchten
(3,00 Euro). Sehr zu empfehlen!
Wollen wir noch weiter bis Born? Klar! Also los! Wir fahren einen wunderschönen Bodden-Radweg. Manchmal muss man Entgegenkommenden ausweichen, weil er so schmal ist.
Und dann kommt Born und mein Herz jubelt beim Anblick der vielen schönen Häuser.
Hier ist wirklich ein Haus schöner als das andere, während in Zingst jedes zweite Haus schöner als das andere ist. Hier ist alles noch so urwüchsig und doch unaufdringlich prachtvoll und gepflegt! Ich habe ständig das Fahrrad in Halteposition, um immerzu nur fotografieren zu können. Ich lobe mir meine Digi-Camera, damit wird Urlaub erst richtig schön. Früher war man sparsam mit jedem abgeschossenen Papierfoto-Film.
Und noch früher, als man mit Pinsel und Staffelei herumlief, ach Gott, wie hätte man damals einen Ort wie Born verewigen können? Wir machen am Hafen eine kleine Pause und denken darüber nach, ob wir den gleichen Weg wieder zurückfahren wollen oder schnurstracks gerade durch den Darßer Wald knapp
8 km nach Prerow. Wir entscheiden uns für die Waldstrecke. Nach ca. 40 Minuten kommen wir in Prerow an und wieder gibt es hübsche Häuschen zu bestaunen. Nun kennen wir uns schon aus: Villenstraße - Hohe Düne - Zingst - Brücke, zu Hause in Bresewitz um 17.30.

© Ilse Brandt, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir wollten wieder an die Ostsee! Unsere Freunde aus Bremen gaben uns den Tipp "Fahrt mal nach Fischland oder Darß am Bodden" "Wo ist das denn ? Wie schreibt sich das?" - "Bodden mit zwei d und es ist beinahe schon Ostsee !" Das Internet klärt mich auf: Fischland - Darss - Zingst, - schönste Halbinsel der deutschen Ostseeküste.-
Details:
Aufbruch: 03.06.2007
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 13.06.2007
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Ilse Brandt berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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