Über die Alpen, zu Fuß von München nach Venedig

Reisezeit: Juli / August 2009  |  von Sepp Gmeinwieser

Der fast sichere Tod (Tag 3-4)

Der morgen naht, es ist schweinekalt und ich habe kein Auge zugemacht. Starker Durst und Hunger setzten ein,die Glieder schmerzen und es ist kaum noch Kraft im Körper. Das Lager abbauen erwies sich als sehr zeitaufwendig, wir wollten nurnoch schnell die letzten geschätzten 100 Meter bis zur Hütte aufsteigen und Wasser holen. Das kleine Stück forderte uns so dermaßen, die Schultern rissen fast aus von den Rucksäcken. Dann der Schock: Die von weitem gesichtete Hütte ist eine verlassene Holzfällerbaracke ! Unser Tagesziel war ganz woanders, womöglich noch weit weg. Vom im Buch geschriebenen steilen Grat war auch noch nichts zu sehen. Wir liefen den Pfad weiter und weiter, doch keine Menschenseele und keine Hütte war in Aussicht. Panik setzte ein, der Durst war schon unerträglich und jeder Schritt wahnsinnig anstrengend. Dann stießen wir auf einen Wegweiser, der uns sagte, dass wir auf dem richtigen Weg sind und kurz dahinter ein Warnschild !

Es hilft nichts, da müssen wir rüber ! Keinerlei Klettererfahrung, und wie sich rausstellte auch keine Schwindelfreiheit. Der Steig war teils mit Drahtseilen gesichert, teils einfach nur eine trittbreite zum abgrund, der 1700 meter weit steil abfiel. Zu dem Schwindelgefühl durch die höhe kam die Kraftlosigkeit, mit der wir uns über 3 steile Berge schleppen mussten. Alle 10 Meter wurde Pause gemacht, ich fühlte mich als ob ich jede Sekunde das Bewusstsein verlieren würde und den Berg runterfalle. Ich klammerte mich am Berg fest und wollte einfach nurnoch sterben. Das Ende dieses Horrorwegs war nicht in Sicht, wenn man eine Bergspitze erreichte sah man nur die nächste, noch höhere vor sich. Wir waren uns sicher, dass wir es nicht schaffen würden.

Patrick, immernoch den Teller im Mund, in der Hoffnung hinter dem nächsten Berg die Hütte zu finden.

Patrick, immernoch den Teller im Mund, in der Hoffnung hinter dem nächsten Berg die Hütte zu finden.

So grausam sah ich noch nie aus

So grausam sah ich noch nie aus

Auf dem ersten Berg sahen wir dann wo wir als nächstes rübermussten  Ja, es ist dieser in Nebel eingeschlossene Felsklotz, Flucht ausgeschlossen, links und rechts steile Abhänge

Auf dem ersten Berg sahen wir dann wo wir als nächstes rübermussten Ja, es ist dieser in Nebel eingeschlossene Felsklotz, Flucht ausgeschlossen, links und rechts steile Abhänge

Nach der dritten Bergspitze, die wir auf allen vieren hochgerobbt sind, war endlich das Ende des Steigs in Sicht. Im nachhinein hätte ich gern Fotos von den Kletterakten gehabt, aber es war undenkbar die Kamera rauszuholen.

Endlich ein normaler Weg !

Endlich ein normaler Weg !

ohne Worte

ohne Worte

c.a 2 Kilometer später fanden wir dann die Hütte. Sind reingetorkelt, Literweise Wasser getrunken, dannach direkt eingeschlafen. Paar Stunden später aufgewacht, Leberkäse mit Speck gegessen und wieder eingeschlafen, den Kompletten nächsten Tag und die Nacht durch. Das machen wir nie wieder !!!!

© Sepp Gmeinwieser, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wandertrip von 30 Tagen und insgesamt 500 Kilometern. Mit Zelt und Gaskocher irgendwo im nirgendwo
Details:
Aufbruch: 16.07.2009
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 16.08.2009
Reiseziele: Deutschland
Österreich
Italien
Der Autor
 
Sepp Gmeinwieser berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.