Weser-Elbe-Dreieck - ungefährlicher als das Bermudadreieck

Reisezeit: September 2014  |  von Herbert S.

Worpswede I

Worpswede strahlt eine angenehme Ruhe aus - wenn es wie jetzt außerhalb der Saison ist -, das Flair eines Künstlerorts ist überall zu spüren. Auf Schritt und Tritt Galerien, Ateliers und Museen. Aber auch Kitsch. Daneben nach wie vor Bauernhäuser und ländliches Leben. Genau das reizte vor rund 120 Jahren die Maler Otto Modersohn, Paula Modersohn-Becker, Fritz Overbeck, Hans am Ende und Heinrich Vogeler, in das damals abgeschiedene Worpswede zu kommen - zunächst für einen Sommer, dann bauten sie sich Häuser und blieben. Sie suchten die Nähe zur Natur und zu den einfachen Menschen, zur kargen und urtümlichen Landschaft. Die Maler zogen aus den Städten und Kunstakademien aufs Land. Dies entsprach damals dem Zeitgeist. Und schon wenige Jahre später kamen die ersten Besucher nach Worpswede. Der Ort wurde zu einer Pilgerstätte für Künstler und Kunstinteressierte und schließlich zur bekanntesten Künstlerkolonie Deutschlands.

Am Udo-Peters-Weg finden wir einen der wenigen unbegrenzten kostenlosen Parkplätze und laufen zunächst die Bergstraße an fast leeren Großparkplätzen vorbei hoch zum Hoetger-Ensemble.
Inspiriert von der Malerin Paula Modersohn-Becker kam der Bildhauer und Architekt Bernhard Hoetger (1874-1949) nach Worpswede. Ab Mitte der 1920er Jahre schuf er das Ensemble aus Kaffee Worpswede, Großer Kunstschau Worpswede und Logierhaus, das mitsamt Skulpturenpark (u.a. »Bonze des Humors«) heute im Besitz der Kulturstiftung des Landkreises Osterholz ist. Den Abschluss der Ensemble-Achse bildet Hoetgers Bronzeplastik »Sent M'Ahesa« vor der Worpsweder Kunsthalle.
The sculptor and architect Bernhard Hoetger (1874-1949) moued to Worpswede, inspired by the painter Paula Modersohn-Becker. Beginning in the mid-1920s, he created the ensemble-»Kaffee Worpswede«, »Große Kunstschau Worpswede« and »Logierhaus« which with the Sculpture Park (including the »Bonze des Humors«) is now owned by the »County of Osterholz Cultural Foundation«. The building, now known as the »Philine-Vogeler-Haus«, was built for a weauerin 1928. Today it houses the Worpswede Tourist Office. In front of the »Worpsweder Kunsthalle« is Hoetger's sculpture »Sent M'Ahesa« which completes the ensemble.

Skulpturen von Bernhard Hoetker

Skulpturen von Bernhard Hoetker

Kaffee Worpswede

Kaffee Worpswede

Durch den Wald geht es weiter zur Käseglocke - ein futuristisches bauwerk, das uns natürlich interessiert.
Edwin Koenemann (1883-1960), Schriftsteller und erster Gästeführer Worpswedes, baute 1926 das Rundhaus, das die Worpsweder »Käseglocke« tauften« Er setzte den Entwurf des Architekten Bruno Taut um» der diesen als Beispiel alternativen Bauens publizierte, ohne ihn zu realisieren. Farbige Außengestaltung und expressive Details verweisen sowohl auf Bruno Taut als auch auf Bernhard Hoetger, der zeitgleich das Kaffee Worpswede und die Große Kunstschau Worpswede schuf Im Besitz der Freunde Worpswedes e.V. ist das Baudenkmal seit 2001 Museum für regionale angewandte Kunst mit Worpsweder Möbeln und Kunsthandwerk.

Man betritte den Rundbau durch eine kleine Diele und kann entweder links herum (Küche-Bad-Schlafzimmer-Wohnzimmer) oder rechts herum laufen. Dann natürlich in der umgekehrten Reihenfolge.

Küche

Küche

Schlafzimmer

Schlafzimmer

Wohnzimmer

Wohnzimmer

Prunkstück des Hauses ist der expressionistische Ofen im Erdgeschoss. Mit seiner Originalität - auch im Material - und seiner Liebe zum Detail fasst er die Seele der Käseglocke zusammen: im Jahre 1926 hochmodern in seinen Formen und Ideen, architektonisch vollkommen auf der Höhe seiner Zeit, gleichzeitig aber sehr, sehr gemütlich. Auf der einen Seite des Ofens findet man eine Nische, in die man vom Schaukelstuhl aus seine Füße zum Aufwärmen hineinstecken kann, auf der anderen Seite des Ofens ist eine ähnliche Nische. Die ist für die Katze.

vom Wohnzimmer geht es ins nächste Stockwerk

vom Wohnzimmer geht es ins nächste Stockwerk

Weiter in den Wald hinein über eine kleine Anhöhe führt ein Wegweiser zum Barkenhoff. Der Barkenhoff ist ein authentischer Ort. Heinrich Vogeler schuf in mehreren Ausbaustufen ein durchgestaltetes Haus, ein Gesamtkunstwerk des Jugendstils. Wenige Jahre lang war der Barkenhoff, Wohnhaus der Familie Vogeler, das künstlerische und gesellschaftliche Zentrum der Künstlerkolonie Worpswede, bevor die Idylle und mit ihr die Künstlerfamilie zerbrach.

Barkenhoff

Barkenhoff

© Herbert S., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Empfehlung einer Ferienwohnung in der Nähe des 'Alten Land' und eine regenfreie Woche ließen uns Moore, Fachwerkstädtchen und Golfplätze erkunden.
Details:
Aufbruch: 23.09.2014
Dauer: 8 Tage
Heimkehr: 30.09.2014
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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