Weser-Elbe-Dreieck - ungefährlicher als das Bermudadreieck

Reisezeit: September 2014  |  von Herbert S.

Worpswede II

Nach einem etwas längeren aber ebenen Weg zurück in die Stadt besichtigen wir das Modersohn-Haus, das uns einen vollständigen Überblick über die Worpsweder Künstler anhand von zahlreichen Gemälden vermittelt.
Hier lebte der Maler Otto Modersohn (1865-1943) mit seiner Frau, der Malerin Paula Modersohn-Becke (1876-1907) von 1901 bis zum plötzlichen Tod Paulas infolge einer Embolie nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Mathilde. Otto Modersohn zog daraufhin nach Fischerhude. Mit dem Anbau entstand 1997 das privat geführte Museum, das auch einen Eindruck von den alten Wohnräumen vermittelt. Gezeigt wird die von Bernhard Kaufmann angelegte und von seinem Sohn, Dr. Wolfgang Kaufmann, erweiterte Kunstsammlung mit Werken des Malerehepaares Modersohn sowie den Vertretern der ersten Worpsweder Künstlergruppe.

DER UNBEKANNTE WORPSWEDES - HANS AM ENDE
Hans am Ende ist neben Mackensen und Modersohn der Dritte im Bunde der "Urworpsweder". Aber zwischen diesen beiden starken Künstlernaturen haben sein Werk und seine Persönlichkeit es schwer, sich zu behaupten. Bis heute gilt er als der "große Unbekannte".

Hans am Ende - Sommerwolken über dem Weyerberg  - um 1900

Hans am Ende - Sommerwolken über dem Weyerberg - um 1900

DAS GROSSE TALENT - OTTO MODERSOHN
.....für mein Gefühl ist Modersohn der stärkste Poet unter allen deutschen Landschaftern", schreibt sein Freund Heinrich Vogeler über ihn. Seine Frau Paula Modersohn-Becker bringt mit dem Satz "Sein Leben ist die Natur" seine Persönlichkeit und seine Kunst auf den Punkt.

Otto Modersohn - unser Garten - 1902

Otto Modersohn - unser Garten - 1902

DER ENTDECKER - FRITZ MACKENSEN
Der Begründer der Worpsweder Künstlergemeinschaft bleibt dem Ort, mit einigen Unterbrechungen, sein Leben lang treu. 1884 entdeckt er ihn bei einem ersten Besuch und verlässt ihn als Letzter der "Gründergeneration' erst 1953 mit seinem Tod.

Fritz Mackensen - alte Wollspinnerin - 1891

Fritz Mackensen - alte Wollspinnerin - 1891

DER WOLKENMALER - FRITZ OVERBECK
Fritz Overbeck ist ein stiller Maler, der in seinen Bildern die lauten Töne nicht scheut. Der früh verstorbene Künstler gehört mit Otto Modersohn zu den stärksten Schilderern der Worpsweder Landschaft.

Fritz Overbeck - Hütten im Moor - 1902

Fritz Overbeck - Hütten im Moor - 1902

DER RADIKALE TRÄUMER - HEINRICH VOGELER
Vom Prinzen des Jugendstil zum Kommunisten im sowjetischen Exil - die Lebensgeschichte Heinrich Vogelers ist so widersprüchlich und schillernd wie das 20. Jahrhundert. Heinrich Vogeler ist neben Paula Modersohn-Becker die Ausnahmeerscheinung in Worpswede.

Heinrich Vogeler - Tanzende Kinder - 1913

Heinrich Vogeler - Tanzende Kinder - 1913

Heinrich Vogeler - Aserbaidschan 1938 / Verkehrsstrasse nach Samarkant
Skizzen aus seinem Reisealbum

Heinrich Vogeler - Aserbaidschan 1938 / Verkehrsstrasse nach Samarkant
Skizzen aus seinem Reisealbum

Gross -  am Weyerberg 1912

Gross - am Weyerberg 1912

Hertha Mackensen - Blumenstillleben - 1910

Hertha Mackensen - Blumenstillleben - 1910

Otto Modersohn - Die Waldfrau - 1902

Otto Modersohn - Die Waldfrau - 1902

Otto Modersohn - Herbstmorgen am Moorkanal - 1895

Otto Modersohn - Herbstmorgen am Moorkanal - 1895

Otto Modersohn -  Winterlandschaft Bredenau - 1934

Otto Modersohn - Winterlandschaft Bredenau - 1934

Otto Modersohn -  Winterlandschaft Fischerhude - 1933

Otto Modersohn - Winterlandschaft Fischerhude - 1933

EIN GENIE UNTER TALENTEN - PAULA MODERSOHN-BECKER
"Worpswede, Worpswede, Worpswede!... es ist ein Wunderland, ein Götterland." Mit diesem euphorischen Ausruf kommentiert Paula Becker 1897 ihren ersten Besuch im Künstlerort. Zehn Jahre später sehnt sie sich
von ganzem Herzen nach Paris:.....dass ich von Zeit zu Zeit eine so riesige Sehnsucht nach Paris bekomme." Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich das Leben einer der faszinierendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts.

Paula Modersohn - Bäuerin mit Kopftuch 1905

Paula Modersohn - Bäuerin mit Kopftuch 1905

Haus im Schluh / Heinrich-Vogeler-Sammlung
1920 wurde das Haus im Schluh (Schluh = Senke) von Martha Vogeler, der ersten Frau des Worpsweder Künstlers Heinrich Vogeler, gegründet. Zwei große Fachwerkhäuser, ein Nebengebäude und ein romantischer Garten bilden heute eine eindrucksvolle Hofanlage mit Museum, Handweberei, und Gästezimmern. Martha Vogeler ist es zu verdanken, dass hier bis heute eine große Zahl an Kunstwerken Heinrich Vogelers sowie eine vielfältige Sammlung an regionalem bäuerlichen Hausrat und Handwerksgerät präsentiert werden. Auch das Worpsweder Archiv, das sich heute im Barkenhoff befindet, hat hier seinen Ursprung. An die Nachfahren übergeben und von diesen liebevoll bewahrt, wurde das denkmalgeschützte Ensemble 2003 in eine Stiftung umgewandelt.

eindrucksvolle Hofanlage mit Museum und Handweberei

eindrucksvolle Hofanlage mit Museum und Handweberei

Dielen-Wohnraum

Dielen-Wohnraum

Handweberei

Handweberei

Angeblich soll sich der besuch des Worpsweder Bahnhofs wegen seines Jugendstils lohnen - doch wir sind enttäuscht. Lediglich ein kurzer Abstecher zur Windmühle und zum Anleger bei Neu-Helgoland beschließen den anstrengenden Besichtigungstag.

Hier bei "Neu Helgoland" erscheint die Weite der Wiesen unendlich, nur die Rufe seltener Vögel sind zu hören. Bei der Klappbrücke beginnt das Naturschutzgebiet "Breites Wasser", in das verschiedenste und seltene Vogelarten kommen. Die Brücke, die heute unter Denkmalschutz steht, ist 1958 entstanden. An der Hamme gab es früher zahlreiche Torfschiffer-Gastwirtschaften, die während der mehrtägigen Fahrt zur Rast einluden. Diese ehemaligen Schutzhütten sind zu schönen Ausflugslokalen geworden. Die Gaststätte "Neu Helgoland" war in früheren Zeiten ein Anlege- und Rastplatz für die Torfschiffer aus den Dörfern des Teufelsmoores. "Jan von Moor" saß damals allein unter dem braunen Segel der einfachen Dielenboote. Manchmal brauchte er drei Tage von Worpswede nach Bremen, wo er seinen Tprf verkaufte, oft musste er den Kahn vom Ufer aus mühselig ziehen.

© Herbert S., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Empfehlung einer Ferienwohnung in der Nähe des 'Alten Land' und eine regenfreie Woche ließen uns Moore, Fachwerkstädtchen und Golfplätze erkunden.
Details:
Aufbruch: 23.09.2014
Dauer: 8 Tage
Heimkehr: 30.09.2014
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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