Corona-Spaziergänge vor Ort

Reisezeit: Mai 2020 - Juni 2021  |  von Herbert S.

Berensberg - Paulinenwald - Verborgene Mitte -

Unser Rundweg startet an der Unterführung unter der Autobahn am Soerser Haus.
Der Weg führt nördlich der Autobahn den Berg hinauf - mit Blick auf die umfangreichen Anlagen der Kläranlage der Stadt Aachen. Ein erster markanter Punkt ist der am Ende des Weges am Rand des Aachener Talkessel stehende Obelisk.
Der „Blaue Stein“ im Paulinenwäldchen wurde Ende des 18. Jahrhunderts errichtet. Er ist aus Aachener Blaustein hergestellt und wurde zur Zeit der französischen Besatzungszeit im westlichen Rheinland unter Napoleon Bonaparte errichtet. Das angrenzende Wäldchen trägt den Namen von Bonapartes Lieblingsschwester Pauline. Der Obelisk wurde im Zusammenhang mit der Euregionale 2008 renoviert und wurde in den „Weißen Weg“ integriert, der wiederum ein Bestandteil des neuen „Pferdelandparks“ ist.
Der 1810 zur Vermessung des Rheinlands aufgestellte Obelisk erinnert an mehrfache Aufenthalte der Schwester Napoleon Bonapartes, Pauline Fürstin Borghese, im Trappistenkloster Mont Sion in Bergerbusch zwischen 1809 und 1811. Da sie in dem angrenzenden Wald mit hohen Buchen und Eichen oft und gern verweilte, erhielt dieser später den Namen Paulinen-Wäldchen.
Mit dieser Erinnerung spielend, stehen hier Sitzgelegenheiten, die an eine Récamière erinnern, auf der der italienische Bildhauer Antonio Canova Pauline Bonaparte-Borghese als Venus auf dargestellt hat. Die bequeme Liege ohne Rückenlehnen wurde nach Juliette Récamier (1777-1849), einer beeindruckenden Salondame aus der Zeit der französischen Revolution, benannt.

Geht man geradeaus so findet man ein Stück des alten Landgrabens als Hohlweg, der ins Tal der Wurm führt - wir aber biegen links in den kleinen Wald - das Paulinenwäldchen - ein, der aufgrund des letzten Sturm jedoch erheblich in MItleidenschaft gezogen wurde.

Man hat dort steinerne Liegebänke errichtet, die wohl etwas stailder sind als ...die im Paulinenwädchen.

Man folgt dem Pfad durch den Wald und erblickt linkerhand das Gut Bergerbusch.
Der Gebäudekonmplex besteht aus Teilen des ehemaligen Trappistenklosters Mont Sion. Franz. Trappistinnen blieben bis 1826, obwohl die Anlage 1775 in Privatbesitz überging. Danach wurde sie im 19.Jh. erweitert um ein weiß geschlämmtes zweigeschossiges Wohnhaus (Blauer Stein Nr. 40) sowie zwei Gebäudeflügel (Nr. 36, 38)
Heute nennt sich das Gut Biohof Paulinenwädchen. Mit modernem Konzept und strengen Auflagen zur Biolandwirtschaft kann man sogar Ackerstücke zum 'Selbstbeackern' pachten und auch Hühner 'mieten'.

Etwas weiter trifft man auf ein altes Forsthaus - Vor einigen Jahren ließ sich dort ein Gastronom mit seinem Restaurant 'Lua Pauline ' nieder, das nur schwierig aufzusuchen war, da man keine Öffnungszeiten erfuhr, das Telefon kaum besetzt war und auch keine Karte aushing. Einmal haben wir es geschafft und vorzüglich gegessen. Leider baute dieser Gastronom ohne Baugenehmigung eine 'location' (manche Hochzeit wurde dort gefeiert) in Glas neben das alte Forsthaus. Da es sich um ein Landschaftsschutzgebiet handelte, muß er nun zum Ärger mancher Hochzeiter, bis Ende 2020 diesen Glaspalast wieder abreißen.

An der der nächsten Kreuzung befinden sich die beiden schon beschriebenen Höfe Grosse und Kleine Gasse.

Wir besuchen den winzigen Ort Berensberg, in dem das Haus Berensberg liegt.
Das Schloss Berensberg, auch Haus Berensberg und Gut Berensberg genannt, ist ein ehemaliger Adelssitz im Herzogenrather Ortsteil Kohlscheid-Berensberg. Bis zu Beginn des 15. Jahrhunderts war das Anwesen als kurkölnisches Lehen im Besitz einer gleichnamigen, niederadeligen Familie. Dann gelangte es an die Familie von Harff, welche die im Achtzigjährigen Krieg beschädigte Wasserburg um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert als Vierflügelanlage neu errichten ließ. Durch Heirat einer Harff-Tochter kam die Anlage an die Familie von Reuschenberg, unter der 1714 ein neues Herrenhaus errichtet wurde. Weitere Besitzer waren die Familien Peltzer und Cockerill. .
Wikipedia
1790 baute sich Matthias Peltzer das Gut Ferber zum Sommersitz mit Park um. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert wurde das Backstein-Herrenhaus zweigeschossig ausgebaut und um einen Giebel zur Straße und einen schmückenden Turm erweitert.
James Cockerill zog sich 1825 aus der Hüttenkokerei der„Cockerill Sambre" in Seraing bei Lüttich zurück. Das alte Lehensgut Berensberg hatte er vermutlich bereits vor 1830 gekauft und in das„Schloss Berensberg" umbauen lassen.
Seit 1910 gehört Schloss Berensberg der Stadt Aachen

Schloß Berensberg um 1790

Schloß Berensberg um 1790

Schloss Berensberg liegt an der Berensberger Straße und damit in unmittelbarer Nähe zum Aachener Landgraben, der mittelalterlichen Grenze des Aachener Reichs. Die vierflügelige Anlage wird mehrheitlich landwirtschaftlich genutzt und hat durch Umbauten im 19. und 20. Jahrhundert ihren feudalen Charakter eingebüßt.

Benachbart liegt die Pfarrkirche St. Matthias -

Zum Talkessel hin liegt eine neue Gartenkolonie, die zum Zeitpunkt der Planung des neuen Fußballstadions umgesiedelt werden mußte. Die gepflegt Anlage bietet von viele Plätzen einen prächtigen Blick auf die Stadt.

Wir queren jedoch die benachbarte Wiese um zur 'Verborgenen Mitte' zu gelangen. Vermutlich existierte hier im 19. und 20. Jahrhundert ein Landschaftspark. Die „Verborgene Mitte" diente den Familien Cockerill und Peltzer als schattiger Treffpunkt in lauschiger Landschaft, der über mehrere repräsentative Alleen erreichbar war. Jede der Alleen hat eine andere Baumsorte mit einem anderen Farbspektrum: neben einer Linden- und einer Blutbuchenallee bestehen noch die Reste einer Roteichenallee sowie eine Eichenreihe.
Obwohl die verborgene Mitte vor Jahren in die Grenzlandrouten bzw. den Weißen Weg integriert wurden, ist sie jetzt weitgehend verwildert. Nach dem letzten Sturm wurde auch hier nichts mehr gerichtet.

Nur mühsam gelingt es uns durch das Dickicht und über einen kleinen Bach den unterbrochenen aber von der Stadt propagierten Weg bis zum Ferberberg zu meistern. Nach Überqueren der Autobahn ereichen wir über den Sonnenweg wieder den Ausgansgpunkt am Soerser Haus.

© Herbert S., 2020
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Als Vielreisende sitzen wir 'fest'! Für die Monate März und April sind die Menschen wegen des Kontaktverbots darauf angewiesen, sich zu Zweit (oder mit der Familie) zu bewegen. Wir nutzen die Zeit - wie so oft fährt man in die Ferne und schaut sich das Nahe kaum an! Jetzt haben wir Zeit. Wir beginnen mit der unmittelbaren Umgebung unseres Hauses, ziehen allmählich größer Kreise und schließen schließlich meinen ehemaligen Dienstort mit ein.
Details:
Aufbruch: Mai 2020
Dauer: 13 Monate
Heimkehr: Juni 2021
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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