Großbritannien - querbeet

Reisezeit: Mai / Juni 2012  |  von Doris Sutter

Frankreich Verdun

Heute soll es ein kräftiges Stück quer durch Frankreich gehen. Wir wollen uns mit Freunden in Verdun treffen, der Stadt des Friedens. Gemütlich zockeln wir über die Landstraßen bis Orleans.
1428/29 war die Stadt im Hundertjährigen Krieg letzte Bastion der Franzosen gegen die Engländer. Am 8. Mai wurde sie unter Führung von Jeanne d'Arc, der "Jungfrau von Orléans", von der Belagerung befreit. Natürlich wäre diese Stadt für uns Frankreich-Fans eigentlich ein Muss, zumal sie mit dem Boot nicht zu erreichen ist, weil der Canal de Orleans leider nie auf Pénichen-Standardmaß umgebaut wurde und nicht mehr in Betrieb ist, doch wir entscheiden, dass wir eine der nächsten Reisen nur der Loire und ihren Sehenswürdigkeiten und Schlössern widmend werden und nehmen für die restlichen fast 300 Kilometer dann doch wieder die mautpflichtige Autobahn, wenn es auch lange nicht so viel zu sehen gibt.
Auch Troyes sparen wir für einen späteren Besuch auf. Obwohl es eigentlich eine Schande ist daran vorbei zu fahren.
Troyes ist die größte Stadt Frankreichs mit einer vollständig erhaltenen Altstadt aus Fachwerkhäusern. Nirgendwo sonst gibt es eine so einheitliche Ansammlung wie hier. Die Stadt am Ufer der Seine, im Mittelalter Hauptsitz der Grafen der Champagne, wurde zwar im Jahr 1524 durch eine Feuerbrunst fast komplett zerstört, aber anschließend mit Hilfe vieler ansässiger Künstler originalgetreu wieder aufgebaut.
In Verdun ist ziemlich stadtnah ein Campingplatz, Les Breuils. Es gibt aber auch einen Wohnmobilstellplatz. Doch für einige Tage Aufenthalt ist man auf einem Campingplatz mit Service schon besser bedient, wenns auch teurer ist.

Obwohl wir Verdun schon oft mit dem Boot besucht haben und wirklich alles kennen, machen wir mit unseren Freunden noch mal eine Rundfahrt zu den Kriegsschauplätzen von 1914/18 und besuchen die Forts und das Gebeinhaus. Es ist jedes Mal aufs Neue erschütternd. Und irgendwie finde ich es nicht angebracht, dass die Franzosen aus diesen Schauplätzen und mit den Überresten von fast einer Millionen Toten auch noch ein Geschäft machen. Freitags ist Markt rund um die Markhalle in Verdun und den kann ich mir unmöglich entgehen lassen. Außerdem haben wir uns natürlich viel zu erzählen, da wir uns recht selten sehen. In unserem Alter muss man alle Gelegenheiten nutzen, man weiß nie, wann es das letzte Mal ist. Nach einem völlig verregneten Ausflugstag scheint endlich doch noch die Sonne und wir nehmen die Gelegenheit wahr unsere beiden Cote de Bœufs zu grillen. Bis spät abends sitzen wir vor dem Womo, kloppen Sprüche, lassen uns Bier, Madeira und Obstler schmecken. Ein stämmiger Holländer kommt einige Male vorbei und schäkert ein bisschen. Dann hören wir ihn lautstark über den Platz brüllen:" He Rezepzionn, komm mal her, dat Watter is viel to hot". Eine ganze Weile schimpft er auf den armen jungen Mann von der Camping-Rezeption ein, dann kommt er bei uns vorbei und zeigt uns mit der Länge zwischen Zeigefinger und Daumen, wie kalt Wasser sein kann und wie heiß das hier ist. Dabei schrumpft der Abstand nochmal beträchtlich. Wir müssen ihm Recht geben, das Wasser der Dusche ist wirklich schweineheiß. Wenn man raus kommt sieht man aus wie ein rosa Ferkel. Ein bisschen zurückdrehen und dafür ein wenig mehr Putzarbeit würde den Duschen sehr gut tun. Auch die Toiletten sind nicht wirklich einladend, keine Brille, kein Klopapier, aber sonst ordentlich. Natürlich bekommt der arme Kerl auf diese Aufregung hin einen Schnaps, dann noch einen und noch... da unsere Männer fleißig mithelfen, ist die Buddel ziemlich schnell leer. Es dauert nicht mehr lange, bis wir unsere seligen Herren in die Kojen verfrachten.

Nachts beginnt es wieder zu regnen. Es ist zum Mäusemelken in diesem Jahr. Trotzdem schlendern wir über den Markt und ergattern natürlich auch das eine oder andere Schnäppchen. Mode, die heute auf einem Französischen Markt angeboten wird, ist im nächsten oder übernächsten Jahr bei uns der Renner. Unseren Wochenendeinkauf machen wir aber in einem Cora Hypermarché. Auch diese Einkaufsmärkte sind eine Sensation an Angeboten. Die grande Tasse Cafe au lait, die wir uns anschließend gönnen, für 1,20 € findet auch unsere Zustimmung. Als wir zurück kommen kämpft sich die Sonne endlich wieder durch die Wolken. Das scheint ja noch was zu werden mit den Bratwürsten am Abend. Natürlich haben wir viel zu viel und viel zu gut gegessen. Dann machen wir Pläne wohin wir weiter fahren. Ein bisschen die Maas runter Richtung Holland um uns mit unseren Limburger Freunden zu treffen, oder an die Mosel, damit ich in der nächsten Woche dort noch mal zum Friseur gehen kann. Wir machen es vom Wetter abhängig.
Nachts beginnt es wieder zu gießen. Auch morgens schüttet es noch wie aus Kübeln. Eigentlich bräuchte ich nicht duschen zu gehen. In den Regen zu stehen hätte den gleichen Effekt.
Wir schauen uns an. Und nicken. Es reicht. Heute werden wir unsere Wohnmobilreise beenden. Rückfahrt in die Heimat in einem Rutsch.

© Doris Sutter, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wenn Wassersportler mit dem Wohnmobil unterwegs sind, kann das nur spannend werden... Begleitet uns auf unserer Reise mit dem Wohnmobil durch England, Cornwall, Wales und Schottland.
Details:
Aufbruch: Mai 2012
Dauer: circa 5 Wochen
Heimkehr: Juni 2012
Reiseziele: Großbritannien
Belgien
Frankreich
Der Autor
 
Doris Sutter berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Doris sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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