Auf krummen Wegen ins krumme Elsaß

Reisezeit: September 2013  |  von Manfred Sürig

Immer am Kanal entlang

Saverne werden wir in guter Erinnerung behalten: Der erste Tag ganz ohne Regen, abends beim Chinesen ein sehr gutes Abendessen uns morgens werden wir von einer wärmenden Sonne aufgeweckt, Zeit für einen Stadtrundgang.

typisch französisch ? nicht unbedingt. Sondern urtypisch für Elsass-Lothringen, Fachwerk mit vielen Erkern in der Geschäftsstraße von Saverne

typisch französisch ? nicht unbedingt. Sondern urtypisch für Elsass-Lothringen, Fachwerk mit vielen Erkern in der Geschäftsstraße von Saverne

Wasser scheint's hier genug zu geben!

Wasser scheint's hier genug zu geben!

Auch die Blumenkörbe und-kästen an allen Straßengittern sind fürs Elsaß typisch

Auch die Blumenkörbe und-kästen an allen Straßengittern sind fürs Elsaß typisch

Hat der Kanal wirtschaftlich noch eine Bedeutung ? Für Frachtverkehr wohl nicht mehr, aber für den Fremdenverkehr ist er attraktiv. Der französische Staat unterhält mit einer eigenen Gesellschaft die Kanäle, die fast alle im 18. und 19. Jahrhundert gebaut wurden und erhält damit ein Baudenkmal von historischer Bedeutung.

Hat der Kanal wirtschaftlich noch eine Bedeutung ? Für Frachtverkehr wohl nicht mehr, aber für den Fremdenverkehr ist er attraktiv. Der französische Staat unterhält mit einer eigenen Gesellschaft die Kanäle, die fast alle im 18. und 19. Jahrhundert gebaut wurden und erhält damit ein Baudenkmal von historischer Bedeutung.

Heute werden wir eine Kanalfahrt genießen, aufwärts auf dem Leinpfad des Rhein-Marne-Kanals. Keine Steigungen, kein Gefälle, allenfalls an Brücken mal ein kleiner Hügel oder an einer Schleuse, wenn wir uns auch an Land dem höheren Wasserstand anpassen müssen. Dazu ein traumhaftes Spätsommerwetter - ideale Radelbedingungen.

Wir haben das krumme Elsaß also verlassen und sind jetzt in Lothringen

Wir haben das krumme Elsaß also verlassen und sind jetzt in Lothringen

Penichen sind genau für die Größe der Schleusen gebaut, die Einfahrt ist da Millimeterarbeit

Penichen sind genau für die Größe der Schleusen gebaut, die Einfahrt ist da Millimeterarbeit

Für Touristen läßt sichs an Bord aushalten, man kann unterwegs übernachten, aber auch Fahrradausflüge unternehmen

Für Touristen läßt sichs an Bord aushalten, man kann unterwegs übernachten, aber auch Fahrradausflüge unternehmen

Selbst die elsässischen Blumenkästen an der Reling fehlen nicht !

Selbst die elsässischen Blumenkästen an der Reling fehlen nicht !

Nur: weit wird man nicht kommen, denn das Schiffshebewerk ist gesperrt

Nur: weit wird man nicht kommen, denn das Schiffshebewerk ist gesperrt

Die Nummern der Schleusen zählen rückwärts, doch bei Schleuse 12 endet der Kanal. Der Radweg führt rechts weiter und steigt an. Im Wald dann das nächste Schleusenwärterhaus Nr. 11, aber kein Wasser im Kanal, sicher schon lange nicht mehr, denn es wächst schon Gebüsch und Kraut auf der Sohle.
Infotafeln klären auf: die Schleusentreppe aus dem vorigen Jahrhundert war dem Verkehr nicht mehr gewachsen und erforderte hohe Wartungskosten. Deshalb baute man das höchste Schiffshebewerk Europas bei Arzwiler, das den Höhenunterschied der 11 stillgelegten Schleusen überwindet. Doch ausgerechnet im Herbst 2012 trat hier ein schwerer Schaden auf, der bis heute nicht behoben ist und noch ist ungewiß, wie und wann er behoben werden kann. Sollte nun gar das Schiffshebewerk und damit eigentlich auch der Rhein-Marne-Kanal zum Museum werden ?
Wir fahren zunächst den alten Kanalverlauf bis oben ab. Die alten Wasserbauwerke sind beeindruckend.

Kein Verkehr mehr, der Kanal ist zur Sackgasse geworden, seit 2012 ein Schaden am größten Schiffshebewerk Europas entstanden ist

Kein Verkehr mehr, der Kanal ist zur Sackgasse geworden, seit 2012 ein Schaden am größten Schiffshebewerk Europas entstanden ist

Früher führte der Kanal mit über 10 Schleusen über die Wasserscheide zwischen Rhein und Saar

Früher führte der Kanal mit über 10 Schleusen über die Wasserscheide zwischen Rhein und Saar

Der Rad- und Wanderweg führt an stillgelegten Schleusenbecken und alten Schleusenwärterhäusern entlang

Der Rad- und Wanderweg führt an stillgelegten Schleusenbecken und alten Schleusenwärterhäusern entlang

Hier durchquerte der Kanal die engste Stelle der Schlucht, genau hier befand sich eine Schleuse

Hier durchquerte der Kanal die engste Stelle der Schlucht, genau hier befand sich eine Schleuse

In die Einmündung eines Baches in den Kanal hatte man eine Möglichkeit zur Begegnung von Schiffen gebaut

In die Einmündung eines Baches in den Kanal hatte man eine Möglichkeit zur Begegnung von Schiffen gebaut

...und oberhalb schließt sich wieder der Kanal in moderner Ausstattung an, noch ist er Sackgasse von der Westseite her

...und oberhalb schließt sich wieder der Kanal in moderner Ausstattung an, noch ist er Sackgasse von der Westseite her

Hier führt der Kanal durch zwei Tunnel mit Verkehrsregelung durch Ampeln

Hier führt der Kanal durch zwei Tunnel mit Verkehrsregelung durch Ampeln

Auf Infotafeln, auch auf deutsch, kann man alles Notwendige lesen.

Auf Infotafeln, auch auf deutsch, kann man alles Notwendige lesen.

Doch weiter am Kanal entlangradeln geht nun nicht mehr. Der Kanal geht durch den Berg, wir müßten drüber weg. Aber wo ist denn das Schiffshebewerk ?
Da hätten wir uns unten links halten müssen, von oben kommt man nicht heran. Also noch einmal zurück nach unten.
Doch dort bekommen wir nicht viel zu sehen, alles ist weiträumig abgesperrt.

Die Schiffe fahren wohl in eine rechteckige Wanne, die dann schräg am Hang heraufgezogen wird und oben fahren sie aus der Wanne heraus und anschließend in den Tunnel.

Die Schiffe fahren wohl in eine rechteckige Wanne, die dann schräg am Hang heraufgezogen wird und oben fahren sie aus der Wanne heraus und anschließend in den Tunnel.

Vom Fuß des Schiffshebewerks führt eine Straße im Tal weiter. Die fahren wir erst einmal, bis es rechts steil herauf geht. Wir wollen doch den Kanal wiederfinden, und zwar möglichst gleich hinter dem Ausgang des Tunnels. Das erweist sich jedoch als ergebnislos; auch unsere Karte hilft da nicht weiter.
Wir finden einen ausgeschilderten Radweg südlich des Kanals, er führt durch einige Dörfer, erst nach über 8 Kilometern kommen wir wieder an den Kanal und fahren auf dem Leinpfad noch etwas westwärts. In der Nähe der Stadt Sarrebourg verlassen wir den Kanal, denn unser Zimmer ist dort im Hotel de Paris bestellt.
Gern hätten wir den Weg am nächsten Morgen fortgesetzt, um die Stelle zu finden, in der der Kohlenkanal von Saarbrücken auf den Rhein-Marne-Kanal trifft.
Aber am Morgen darauf scheuen wir weitere Umwege und nehmen den direkten Weg nach Nordwesten, auf dem wir den Kohlenkanal wieder kreuzen müssen. Dabei kommen wir durch die Schlachtfelder des ersten Weltkriegs.

Erinnerung an das Gemetzel des ersten Weltkrieges: Ein riesiger französischer Soldatenfriedhof.

Erinnerung an das Gemetzel des ersten Weltkrieges: Ein riesiger französischer Soldatenfriedhof.

Noch vor 20 Jahren waren diese Soldatenfriedhöfe Ziel von Busreisen von Kriegsveteranen, die auf diesen Tafeln ihren Kindern und Enkeln erklärten, wo sie selbst gekämpft hatten. Heute kommen Schulklassen und können nicht verstehen, weshalb hier so viele Menschen sterben mussten. Wofür ?

Noch vor 20 Jahren waren diese Soldatenfriedhöfe Ziel von Busreisen von Kriegsveteranen, die auf diesen Tafeln ihren Kindern und Enkeln erklärten, wo sie selbst gekämpft hatten. Heute kommen Schulklassen und können nicht verstehen, weshalb hier so viele Menschen sterben mussten. Wofür ?

Wieder zurück am Kohlenkanal, dort, wo er noch nicht touristisch erschlossen ist, oberhalb (südlich) von Mettersheim

Wieder zurück am Kohlenkanal, dort, wo er noch nicht touristisch erschlossen ist, oberhalb (südlich) von Mettersheim

Hier kann man von einer Schleuse schon die nächste sehen, eine Bootsfahrt wäre wohl mühsam und zeitraubend. Wir lernen nun das noch fehlende südliche Stück des Kanals kennen und von Mettersheim an ist er touristisch voll erschlossen. Infotafeln (zweisprachig) geben Auskunft darüber, welche Bedeutung diese Wasserstraße in den letzten Jahrhunderten noch hatte.
Heute ein Vergnügungs- und Erholungsgewässer für Wassersportler und Radler!

Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Die Schleusenwärterhäuser sind teilweise an Rentner vermietet, die sie liebevoll herausputzen, andere verfallen. Die Bedienung der Schleusen erfolgt per Funkgerät von den Bootsführern selbst.

Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Die Schleusenwärterhäuser sind teilweise an Rentner vermietet, die sie liebevoll herausputzen, andere verfallen. Die Bedienung der Schleusen erfolgt per Funkgerät von den Bootsführern selbst.

Rechts und links eine Teichlandschaft, die lothringische Hochebene

Rechts und links eine Teichlandschaft, die lothringische Hochebene

Hier kann man sich rollen lassen oder auch testen, wie schnell man radeln kann. Aber Vorsicht: Höchstgeschwindigkeit 20 km/h ist vorgeschrieben !

Hier kann man sich rollen lassen oder auch testen, wie schnell man radeln kann. Aber Vorsicht: Höchstgeschwindigkeit 20 km/h ist vorgeschrieben !

Heute ist unsere Unterkunft in Smartville bestellt, ein Selbstbedienungshotel etwas westlich vom Kanal in Sichtweite der Autobahn. Ein Ort wie propere Dörfer in Baden-Württemberg. Hier wird der Smart gebaut und beschert dem Ort Wohlstand, viele Wege mit Einfamilienhäusern wie wir sie sonst in Frankreich nicht antrafen.

© Manfred Sürig, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Freund Erich wollte in September eine letzte Tour nach Luxemburg machen und dann saaraufwärts ins "krumme Elsaß". Hast Du davon schon mal gehört? Soll Fahrradland pur sein. Da fahr ich mit !
Details:
Aufbruch: 14.09.2013
Dauer: 14 Tage
Heimkehr: 27.09.2013
Reiseziele: Deutschland
Luxemburg
Frankreich
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.