Eine Bäuerin und ein Fahrrad im Land der Liebe

Reisezeit: Juli - November 2016  |  von Christina S.

14. Wwoofingtag 3. Hof: 3. Etappe 4. Runde

Zu Gast bei Ann-Marie

Der Tag begann frisch um 7 Uhr. Da graut es so grade. Ich will am liebsten gar nicht aus dem Schlafsack raus. Aber der Wille treibt mich dann doch dazu mich im Schlafsack anzuziehen und als ich anschließend in meine Schuhe schlüpfe, geht es schon wieder. Der heiße Tee in der Thermosflasche vertreibt, dann auch die letzte Kälte. Nach der üblichen Routine sitze ich um 8:30 Uhr schon wieder auf dem Rad. Heute stehen laut Plan 77 km vor mir. Dann aber los. Wie ich so dahinradel, bieg ich auf einen Feldweg ab. Fahr noch 3 km und kurz vor Ende des Feldwegs auf eine feste Straße gleitet mir mein Vorderrad im Tau weg und ich lieg mit allen vieren mitten auf dem Feldweg. Das einzige, was ich noch im Flug denke ist scheiße. Dann denk ich hoffentlich kann ich noch weiterfahren. Nach einem kleinen Rumpelsrielzchentanz und gefluche, kann ich mein Bein auch wieder normal belasten. Das knie ist aufgeschürft und blutet leicht und warscheinlich nen Bluterguss im Knie. Sonst hose uns Pulli dreckig. Mh damit kann man leben. Beim Fahrrad ist der Lenker krum und eine Tasche halb ab. Außerdem ist es dreckiger als vorher. Der Lenker ist schnell wieder gerade, das Schutzblech ist auch schnell gerade gebogen, Tasche wieder einhängen und Dreck entfernen. Ok dann verauch ich mal zu fahren. Wie der Reiter, der vom Pferd gefallen ist. Erst ist noch alles unsicher, dann geht es langsam wieder. Mein Knie gewöhnt sich auch an die Bewegung. Puh, da hab ich nochmal Glück gehabt. Hoffentlich passiert mir das nicht nochmal.
Dann geht es ein wenig hügelig Richtung Norden. Die Sonne scheint und alles ist gut. Die Hügel werdenflacher und nach 35 km erreiche ich den Canal der Garonne. Den kennt ihr schon, es ist auch der Canal du Midi. Ich hab wieder Bilder gemacht, die ich nicht finden kann. Sorry.

Ich fahre weiter und weiter und nach 60 km denk ich heute könnt ich auch locker mehr. Die Sonne scheint und es ist angenehm warm, obwohl man merkt, dass es Herbst wird. Dann bieg ich nach Marmande ab. Es liegt außerhalb vom Canal. Als ich dort ankomme bin ich bei km 71. Puh. Ich seh einen Supermarkt und kaufe Obst, Brot und Kleinkram ein und mache eine Pause. Nach einer halben Stunde bin ich wieder fitt und fahre in die Stadt um meine Töpfersache nach Hause zu schicken. Sie hat den Sturz gut überlebt, nervt mich aber, weil sie Platz wegnimmt und schwer ist. Mei der Post dauert es Stunden, bis ich alles geregelt bekommen habe. Vor der Post geht dann noch eins meiner Katzenaugen kaputt und mein Frontreifen hat wieder Luft verloren. Das muss ich reparieren, sobald ich meinen Schlafplatz gefunden habe. Ich mach mich auf, zu dem Camping à la ferm. Als ich dort ankomme, pampt mich der Mann, blöd an und sagt, nein sowas macht er nicht. Er verkauft nur Farmprodukte. Warum ist er dann auf der Website Camping à la ferme gemeldet, denk ich. Idiot und fahr wieder Richtung Stadt. Auf dem Weg quatsch ich kurz mit Manu einem Belgier auf dem Fahrrad, der in die Dordongie fährt. Wir verabschieden uns und ich fahr weiter. Mein Ziel ist die Touristinfo. Dort angelangt ( kurz vor 6) organisieren sie mir eine Unterkunft für 30€ bei einer Frau mit Namen Ann-Marie. Sie sitzt just im Café auf dem Marktplatz. Sie trägt einen Roten Pulover und hat einen Pferdeschwanz. Ok. Ann Marie sitzt dort gern und quatscht mit ihren maroccanischen Freunden. Sie geben mir einen Café aus und reden und reden über Gott und die Welt und wie ungerecht man mit Ausländern umgeht und dass die Nachbarn nicht mit AannMarie reden, obwohl sie Französin und weiß und eine pansionierte Lehrerin ist. Sie finden kein Ende. Ist ja nett, aber mit dem ganzen hin und hergefahre in Marmand hab ich inzwischen 89 km hinter mir und möchte endlich ankommen. Außerdem stinke ich und bin müde. Um 8 Uhr bewegt sich das ganze endlich und wir machen uns auf. Inzwischen hab ich wieder einen Platten. Eben aufpumpen und weiter. Ich kann Ann-Marie noch davon abhalten zu versuchen mein Fahrrad in ihr Auto zu quetschen. Es ist nen kleiner Kleinwagen und bis zu ihr sind es nur 4 km. Nach ewigen Erklärungen, hab ich die Wegbeschreibung und ihre Nummer. Ok dann gehts los. Es stellt sich heraus, dass sie nur 500 m von dem Bauern entfernt wohnt, wo ich heute schon mal war. Ich verfahre mich, da es schon dunkel ist und mit dem blau weißen Zaun nichts anfangen kann, da es zu dubkel ist. Ich ruf sie schließlich an. Wir treffen uns und sie fährt vor mir her, so finde ich um halb neun schließlich ihr Haus. Da sie nicht wusste, dass ich komme, machen wir gemeinsam schnwll mein Bett. Ich gehe duschen. Endlich. Danach fühl ich mich besser. Wir kochen schnell was. Einfach Pellkartoffeln mit Creme fraiche und Tomatensalat. Als wir dann essen, ist es 9 oder halb 10. Uhr. Meine Hoffnung schnell zu essen schwinden dahin. Ann-Marie ist glab ich froh jemanden zum Reden gefunden zu haben. Es geht jetzt um Schulformen, unterschiedliche Kinderentwicklungen Frankreich/ Deutschland, warum sie im Cafe war. Dass sie Pilates macht und Klavier spielt. Das Katzen das 2. Gesicht haben, Nahtoderfahrungen, Edelsteine, Spirituelle Dinge, gibt es Gott und dass sie erst 2004 getauft wurde.... Ihr merkt mein Ohr fiehl fast ab. Zum Ende es war 12 Uhr, kamen wir dann mal zum Organisatorischen. Was ich Frühstücke und wann ich morgen fahre. Ich sagte Brot mit Konfitüre und Tee und um 9 Uhr. Dann gab ich ihr das Geld und noch was für das Abendbrot. Nachdem ich herausgefunden hatte, wie die Toilettenspülung funktionierte, lag schließlich um halb eins im Bett. Was ein Tag und was für eine Frau.

© Christina S., 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es geht um eine Ökobäuerin, die mit dem Fahrrad drei Monate durch Frankreich fährt, um für ihre Zukunft einen Weg zu finden.
Details:
Aufbruch: 15.07.2016
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 02.11.2016
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Christina S. berichtet seit 8 Jahren auf umdiewelt.