Die Franche-Comté - weit mehr als Käse

Reisezeit: September 2019  |  von Ralf Beelitz

Vallée de la Loue

Ornans

Entlang der sich windenden Loue erreichten wir Ornans, das den Beinamen „la petite Venise“ (das kleine Venedig) trägt. Alte Häuser drängen sich entlang des Flusses, hängen absturzgefährdet über den Fluten. Vor einem winzigen Restaurant am Place Gustav Courbet, welches mehr an eine alte Garage als an ein Restaurant erinnert, klappe ich den Seitenständer aus. Den warmen Ziegenkäse auf der Karte gibt es ist leider nicht, Auberginentarte ebenso wenig. Ein extrem deftiger „Salade Comtoise“ ist noch zu haben; man wird bescheiden und immerhin sitzen wir hier recht gemütlich unter uralten Platanen.

Ornans

Ornans

Vallée de la Loue

Eine Felsenge der D67 im „Vallée de la Loue“ eröffnet den Kurvenreigen. Die Kurven drängen sich hier auf nur wenigen Kilometern. Unten im Tal rauscht, von steilen Felswänden eingeschlossen, der Fluss. Meine Silver Wing ist ganz in ihrem Element. Der Motor gibt ein sonores Brummen von sich und die Bremsscheiben sirren.
Montgesoye, Vuillafans, Lods, Mouthier-Haut-Pierre - seit Jahrhunderten unveränderte alte Dörfer reihen sich aneinander. Es ist fast eine Zeitreise. Übrigens: Lods gehört als Bilderbuchstädtchen zu den 100 schönsten Dörfern Frankreichs. Es besteht daher hier Anhaltezwang mit Fotografierpflicht.
Kurz vor Pontarlier, der Hauptstadt des Absinths, stoßen wir wieder auf den Doubs. In geschmeidigen Kurven zieht sich das Asphaltband durch ein einsames Hochtal, während sich der Fluss durch sanfte Auen schlängelt. Die ehemalige Abtei von Montbenoît huscht vorbei. Plötzlich ändert sich das Bild. Schroffe Kalkfelsen tauchen auf. Der Doubs, eben noch ein Wald- und Wiesenfluss, hat sich hier durch die Jahrtausende tief in den Fels gefressen. Wir sind in der „Défilé d'Entreroche“. Ein Schild "Achtung! Kurven auf 7 km” taucht kurz am Straßenrand auf. Straße und Fluss schneiden sich in eleganten Windungen mitten durch das Juragestein. Felsüberhänge schweben über der Fahrbahn und sorgen für beeindruckenden Fahrspaß. Kaum haben wir uns an dieses wilde Kurvenabenteuer gewöhnt, beruhigt sich der Doubs wieder und die Straße der Uhren beginnt.

Corniche de Goumois

Hinter Villers-le-Lac verlieren wir den Fluss zwischen unzugänglichen Schluchten und stehen plötzlich vor einem unscheinbaren Zollhäuschen im Niemandsland. Wir sind nun auf schweizer Staatsgebiet und prompt verfahre ich mich. Gerade noch auf einer Straße rollen wir nun auf einem Feldweg dahin, der sich allerdings recht malerisch durch weite Wiesen am Hang entlang zieht. Dichter Wald nimmt uns auf, um uns bald darauf wieder auszuspucken. Wir sind allein in der Einsamkeit (wenn man Kühe nicht mitzählt). Diese endet auf der Cote du Doubs, die uns zurück nach Frankreich und somit in die malerische „Corniche de Goumois“ bringt. Felsige Steilhänge, manche mit Bäumen bewachsen. Gelegentlich graugrüne Weiden. An der 3 km langen Panoramastrecke gibt es herrliche Aussichtspunkte, mehr als 100 m über der Schlucht gelegen. Weit reicht der Ausblick in das tiefe Tal.

© Ralf Beelitz, 2020
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Mittelgebirge der Franche-Comté sind ein relativ unbekanntes Motorrollerparadies. Mittelalterliche Ortschaften und Bauernhäuser mit den typischen Tuyé-Kaminen des Haut-Doubs, malerische Abteien, zerklüftete Täler, dunkle Wälder, karge Hochflächen, smaragdgrüne Seen und Wiesen mit gefleckten Kühen prägen die Landschaft.
Details:
Aufbruch: 17.09.2019
Dauer: 5 Tage
Heimkehr: 21.09.2019
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Ralf Beelitz berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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