Vom Niederrhein nach Kärnten

Reisezeit: Juni 2011  |  von Ralf Beelitz

Kurvenreich in den Rollerhimmel

Der folgende Morgen lässt uns hoffen. Es regnet nicht mehr und es schauen sogar Flecken blauen Himmels zwischen den Wolken hervor. Nach dem Frühstück geht es sofort los. Entlang der Loisach erreichen wir Benediktbeuren im Tölzer Land. Schon von weitem grüßen die Zwiebeltürme der Basilika St. Benedikt. Wenige Kilometer weiter, zwischen Kochel- und Walchensee, inmitten der bayrischen Voralpen, windet sich die B11 erstmals in weiten, geschwungenen Kurven den Berg hinauf. Fahrspaß pur.
Hohe Berge und wilde Felsen umsäumen die sanften Buckelwiesen um Wallgau, wo wir auf die junge Isar treffen. Die folgende enge Mautstrasse nach Vorderriß durch das wilde Isartal am Rande des Karwendelgebirges ist unbedingt einen Abstecher wert.

Wir passieren den Stausee Sylvenstein. Das 44m hohe Speicherbecken mit seiner imposanten Brücke ist ein oft fotografiertes Motiv vor der alpinen Bergkulisse des Karwendels. Entlang des Achensees, durch das Zillertal, erreichen wir bald darauf die "Gerlos Alpenstrasse". Die gut ausgebaute, 12 km lange Mautstraße windet sich recht unspektakulär in mehreren Kehren durch die Ortschaft Hainzenberg und führt und in moderater Steigung bis an den Fuß des begrünten Damms des Speichersees Durlaßboden. Entlang dem Stausee, durch ein wunderschönes Hochmoorgebiet, erreichen wir den Pass, die Pinzgauer Höhe (1.531) am Fuße der Gerlosplatte.

Auf der Ostabfahrt lassen die zahlreichen Verbauungen, Tunnel und Panoramakehren sowie der ständige Wechsel von steilen Felswänden, Bergwäldern und Almwiesen schon Träume an "große" Pässe aufkommen. Hinzu kommen grandiose Ausblicke auf die Krimmler Wasserfälle - mit einer Fallhöhe von insgesamt 380 Metern in drei Stufen die höchsten Österreichs -, ins Krimmler Achental und auf die Bergriesen der Hohen Tauern. Mal liegt das Salzachtal im Blickfeld, dann wieder die Zillertaler Alpen. Die anschließende Weiterfahrt vom Örtchen Krimml nach Zell am See ist dagegen vergleichsweise unspektakulär. Kurz hinter Zell a.Z. erwartet uns bereits der Höhepunkt des heutigen Tages; die Großglockner Hochalpenstrasse im Nationalpark "Hohe Tauern". Es ist die höchstgelegene befestigte Passstraße in Österreich, 48km lang und bietet mit 36 Kehren und unzähligen Kurven bestes Fahrvergnügen. Sie führt über Bruck (755) im Salzachtal über das Fuscher Törl und das Hochtor (2.506) nach Heiligenblut (1.301) im Mölltal.

Die Straße steigt nach der Mautstation mit ca. 12 % an. Hier beginnt auf breitem, gut ausgebautem Asphalt die Serpentinenstrecke. Je höher uns die Kurvenparade hinaufführt, umso mehr Schnee liegt am Wegesrand. Über zahlreiche Kehren, die Namen wie Piffkar (1.620), Hexenküche (2.058) und Edelweißwand (2.230) tragen, erreichen wir das "Fuscher Törl" (2.394). Die Erbauer der Straße haben dort bewusst einen Felssporn umfahren, was einen perfekten Rundblick in die unvergleichliche Hochgebirgslandschaft der 3.000er ermöglicht. Vom Parkplatz unterhalb des Fuscher Törl zweigt eine kleine, nur 2 km lange Kopfsteinpflasterstraße zur Edelweißspitze (2.571), dem höchsten Punkt der Großglockner-Hochalpenstraße, ab. Der Abstecher lohnt sich allemal, denn von hieraus können wir bei strahlendem Sonnenschein erstmals auch den Gipfel des Großglockners (3.798) sehen. Eine einzige gigantische Diashow tut sich vor uns auf.

Wir durchfahren kurz darauf den 311 m langen Scheiteltunnel am Hochtor. Er ist der höchste Punkt der Panoramastraße und bildet in seiner Mitte die Landesgrenze zwischen Salzburg und Kärnten. Nach dem Hochtor-Tunnel stürzen wir uns in die steile Abfahrt auf der Südseite, doch schon wenige Kilometer und viele Kurven weiter zweigt die wunderschöne Stichstrasse zum Parkplatz Franz-Josefs-Höhe (2.362) ab. Oben angekommen eröffnet sich uns ein phantastischer Blick auf den Großglockner und den zu Füßen liegenden, 9km langen Pasterzengletscher. Lediglich das mehrstöckige Parkhaus hier oben stellt eine einzige große Naturverschandelung dar.
Bei der Abfahrt durchfahren wir noch einige schöne, wie mit dem Zirkel gezogene Serpentinen. Sogar gewagte Schräglagen sind möglich. Die zahlreichen Schilder mit Höhenangaben am Straßenrand ersetzen den Höhenmesser. Mit Aussicht auf die majestätische Schobergruppe geht es dann schwungvoll durch Weideland und das Schigebiet von Heiligenblut weiter bergab bis nach Mörtschach, wo wir in einem kleinen Gasthof die Nacht verbringen.

Schnee im Juni auf der Großglockner Hochalpenstraße

Schnee im Juni auf der Großglockner Hochalpenstraße

© Ralf Beelitz, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Traumhafte Motorrollertour nach Kärnten. Highlights der Reise sind u.a. die Großglockner Hochalpenstraße, Gerlos Alpenstraße, Nockalmstraße, Malta Hochalpenstraße und das Timmelsjoch.
Details:
Aufbruch: 17.06.2011
Dauer: 10 Tage
Heimkehr: 26.06.2011
Reiseziele: Deutschland
Österreich
Slowenien
Italien
Der Autor
 
Ralf Beelitz berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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