ALM-AUSZEIT

Reisezeit: Juni - September 2013  |  von Jessica & Sven Winkler

Wintereinbruch im Sommer

Gestern sind wir noch kurzärmelig um die Hütte geschlichen. Heut Morgen zieht es durch alle Ritzen. Warum verdammt nochmal ist es hier so kalt? Die Antwort bekommen wir sogleich als wir die Tür öffnen. Alles weiß. Es sind knackige 0,5 Grad und die lange Unterhose hat ihren Auftritt. Aber die allein reicht nicht, denn die Kälte kriecht durch unseren Zwiebellook. Hannes muss herhalten und uns dicke Wintermäntel leihen. So macht das Melken außer Hannes und den Kühen keinem Spaß. Im Stall auf dem Schemel sitzend frieren einem sämtliche Gliedmaßen ein. Ich spüre nach kurzer Zeit trotz Felleinlegesolen meine Fußzehen nicht mehr von den Fingern ganz zu schweigen. Ein Trost sind die Kühe, die haben nämlich einen hervorragenden Wärmespeicher und die Zitzen dienen als Handwärmer. Heute würde ich ausnahmsweise mal gerne mit der Hand melken oder doch lieber nach Hause? Ich bin im Moment mit der Gesamtsituation sehr unzufrieden. Rückt noch ein bisschen näher ran ihr Lieben.

Ich mache eine ¼ Stunde eher Schluss um den Ofen anzuschüren. In kurzer Zeit ist es in der Stube kuschelig warm und bei 200 Grad lässt sich doch auch gleich Brot backen und ein Süppchen köcheln. Man muss immer praktisch denken. Nichts ist unmöglich. Trotzdem haben ich in den noch nicht mal 2 Wochen" Leben unter einfachsten Bedingungen" großen Respekt vor allen Vorfahren bekommen. Irgendwie bin ich froh dass dieses einfache Leben vor meiner Zeit war und dass wir dass alles freiwillig und "Nur" 3 Monate so praktizieren wollen.

Der beste Platz am Mittag ist immer noch im Bett. Im Laufe des Tages schleicht Hannes sich an unserer Hütte vorbei und kontrolliert die Lage 200 Meter über uns. Dort stehen nämlich die Jungtiere bei eisiger Kälte und schneebedeckten Alpenkräuterwiesen. Sollte es noch mehr schneien müssen Sie in einen Schuppen oben auf dem Berg und jeden Tag mit Futter versorgt werden. Oh Herr, bitte lass es endlich Sommer werden.
Nach Hannes Rückkehr berichtet er dass 3 Kühe gefährlich an einem Steilhang stehen. Wir sollen Sie mit dem Fernglas beobachten und beten dass sie da auch bleiben. Sonst kann die ganze Geschichte böse enden.

Pünktlich mit der Suppe ist auch das Brot fertig. Ist super geworden. Wegen Platzmangel im Gefrierschrank müssen wir auf Hannes Gefrierkombi ausweichen. Vor der Tür frieren wäre allerdings auch ne Möglichkeit.

Kurz vor Schluss bringt Sepp (= Kumpel von Hannes, Eigentümer unserer Nobelhütte und Mitbesitzer von 150 ha Land) noch ein Kälbchen. Unsere "Erika", so haben Hannes Kinder das Kälbchen getauft bekommt Gesellschaft. Auf dem Hof von Sepp gibt es den Sommer über keine Kühe, die sind nämlich alle bei uns, und somit auch keine Milch für das Kleine. Als her mit den Kühen, wir haben ja noch nich genug.

Eiszapfen

Eiszapfen

Nein, es ist leider kein Traum. Es ist Schnee Ende Juni

Nein, es ist leider kein Traum. Es ist Schnee Ende Juni

Erika

Erika

Herbs Best Gemüsesuppe in Mountain

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uuuuun feddisch is es Brot

uuuuun feddisch is es Brot

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wie ist wohl das Almleben in Tirol auf 1600m mit 64 Milchkühen? Wir werden es erfahren und ihr auch.
Details:
Aufbruch: 12.06.2013
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: September 2013
Reiseziele: Österreich
Der Autor
 
Jessica & Sven Winkler berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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