ALM-AUSZEIT

Reisezeit: Juni - September 2013  |  von Jessica & Sven Winkler

Kitz-Alp-Bike-Mountainbike-Festival

Absolut Weltmeisterlich! 94 km und 4.400 Höhenmeter, die heute über den Weltmeister und die Weltmeisterin entscheiden. Die WM-Distanz wird unter Insidern, aufgrund ihrer Extremität und dem Streckenverlauf über den weltberühmten Abfahrtshang, auch als "Streif der Mountainbiker" bezeichnet.

Von 10-14 Uhr ist die einzige Straße, die uns von der Zivilisation trennt gesperrt. So machen wir uns nach einem extra starken Cafe auf den Weg ins Tal. Nach einem süßen Frühstück mit Mohnschnecke, und Käseplunder mit extra viel Zuckerguss, besorgen wir uns im A1-Shop eine Internetfähige SIM-Karte, schlendern über den Genießermarkt in Kitzbühel, auf dem es jede Menge Tiroler Spezialitäten zu kaufen gibt, Eier gibt es für umsonst, leider sind die nicht mehr so anschaulich, da sie den Verkäufern gerade eben vom Tresen gefallen sind. Hihi. und besorgen uns Infomaterial über das Rennen.

Reizüberflutet verlassen wir den Aldi am heutigen Samstag mit einem vollen Einkaufswagen, wie schön doch einkaufen sein kann, verstauen die Sachen im Kofferraum und machen uns auf den Weg nach Kirchberg.

Einige Zuschauer, Sponsoren, Teilnehmer haben sich bereits auf dem Start/Ziel Platz der Fleckalmbahn eingefunden und warten auf die ersten Biker. Um 8 Uhr sind ungefähr 100 Männer und eine Stunde später 100 Frauen zu dem Rennen, das mit seinen ordentlich Höhenmeter keine Gnade kennt aufgebrochen.

Mittlerweile sind Kamerateam, Fotographen, Reporter, Moderatoren und was weich ich noch wichtiges vor Ort und begeben sich in Position. 4 Stunden und 20 Minuten nach dem Start liefern sich der Schweizer Christoph Sauser und der Österreicher Alban Lakata ein spannendes Duell. 8 Sekunden trennen Lakata von Sauser der sich sein verdientes WM-Gold holt. Bronze geht an einen Kolumbianer, dessen Familie am meisten von allen jubelt und in Tränen ausbricht als er das Ziel erreicht. Sehr rührend.

Einige Minuten später erreichen auch die Frauen, die 85km und 3700 Höhenmeter in den Beinen haben das Ziel. Die Norwegerin "Gunn Rita Dahle" holt sich nach Ihrer Babypause zum 4.Mal die Goldmedaille, gefolgt von England und der Schweiz.

Nur mal so unter uns. Nach diesen Strapazen und verfluchenden Anstiegen, Abfahrten mit fiesen Trails nur um sich anschließend im 1.Gang den Berg wieder nach oben zu treten, sehen die aus als hätten sie einen gemütlichen Sonntagsspaziergang hinter sich.

Wir geben uns noch einen Cafe incl. Kuchen und die Siegerehrung und brechen dann langsam auf, dass wir auch ja pünktlich zum Schufften wieder auf der Alm sind. Es ist 14 Uhr. Die Straße müsste laut Infoblatt wieder befahrbar sein. Doch es kommt wie immer anders. Auf ca. halben Weg versperrt ein Absperr Band die weitere Zufahrt. 2 Damen haben es sich unter ihrem Sonnenschirm, der jetzt als Regenschirm dient in ihren Klappstühlen, bewaffnet mit einer Thermokanne, Inhalt unbekannt, gemütlich gemacht und weisen den von oben angeschossenen Radlern den richtigen Weg.

Sven checkt die ganze Sache mal ab und teilt mit dass wir meiner Meinung nach nicht unbedingt dringend aber dann doch irgendwann mal zum Arbeiten müssen. Vor uns eine Bäuerin, auf die ebenfalls die Kühe warten und noch ein deutscher Tour-Bus mit 5 Musikern, die einen Gig auf der Ehrenbachhöhe haben. Die Damen können uns auch nach Walkie-Talkie Rückfrage nur sagen dass es noch mindestens 1,5 Stunden dauert. So kommen wir noch zu unserem sonst verpassten Mittagsschläfchen. Sitz zurückkurbeln und ratzen. 90 Minuten später tut sich immer noch nix und die Bäuerin wird etwas ungeduldig. Nach einigen Minuten naht Rettung. Ein Streckenposten kommt auf seiner Enduro angebraust, regt sich erst mal über die Dummheit von demjenigen der schon wieder das Schild mit der falschen Uhrzeit aufgehängt hat auf, und wir folgen ihm dann bis zur Mittelstation jederzeit damit rechnend, dass ein irrer Biker um die Ecke geschossen kommt und uns die Motorhaube demoliert. Glücklicherweise passiert nix und wir kommen mit einer halben Stunde Verspätung zur Arbeit. Wegen mir wär die ganze Geschichte nicht so dringend gewesen. Weil ich bin Jung, Ich kann Warten . Die Musiker saßen während unserem Sondergenehmigungstransfer in der "Einsiedelei" eine bewirtschaftete angrenzende Alm und sitzen wahrscheinlich immer noch

Herb schwingt sich gleich ins Stallgewand und ich verräum erst mal sachte unseren Einkauf von heute Früh.
Die Nachmittagsrunde vergeht recht zackig. Die Temperaturen haben hier oben im Unterschied zum Tal 5 Grad Differenz und die Kälbchen im Stall freuen sich über was Warmes. Nämlich 24-27 Grad warme Milch. So warm kommt sie normalerweise aus dem Euter. Da die Kälbchen aber ja nicht direkt am Euter hängen sondern Milchmix bekommen, muss sie mit einem Tauchsieder von 3,5 Grad wieder auf die passende Temperatur gebracht werden. Schonmal frische warme Milch direkt ausm Euter getrunken ? Wir bevorzugen dann doch die Kühlschrankvariante.

Unsere Untermieter sind heute Morgen Widerwillen ausgezogen und genießen den Freiraum auf ihrer unendlichen Weide.
Gleich nachdem die Stube wieder konstante Raumtemperaturen erreicht hat brutzeln auch schon die vom Vortag übrig gebliebenen Nudeln in der Pfanne. So schön wenn man mal nicht kochen muss.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wie ist wohl das Almleben in Tirol auf 1600m mit 64 Milchkühen? Wir werden es erfahren und ihr auch.
Details:
Aufbruch: 12.06.2013
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: September 2013
Reiseziele: Österreich
Der Autor
 
Jessica & Sven Winkler berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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