Ein Semester in Finnland

Reisezeit: September - Dezember 2006  |  von Dominik J.

Ein Semester an der Turun Yliopisto (University of Turku)

Formulare, Gebuehren und nette Menschen

Donnerstag, 7.9.06

Letzten Sonntag ging es endlich los zu meinem Auslandssemester in Turku, und ich kann jetzt sogar bestätigen, dass ich wirklich hier angekommen bin. Also alle Zweifler, die nach meinen erfolglosen Auslandssemesterplanungen (Kanada, Schweden, Frankreich, ...) schon nicht mehr daran glaubten mich wirklich los zu werden, können jetzt aufatmen. Und wer immer noch verwirrt ist und sich selber davon ueberzeugen möchte, dass ich mich nicht mit einem Vorrat Raviolidosen im Keller versteckt habe (wie seinerzeit von bösen Zungen behauptet) kann dies auch gerne persönlich tun.

Los gings am Sonntag von Duesseldorf nach Helsinki und von dort aus mit dem Bus in 3h nach Turku. Hier angekommen wurde ich von meiner super netten Tutorin Anne an der Busshaltestelle abgehlt und in meine Wohnung gebracht, fuer die sie auch schon den Zimmerschluessel besorgt hatte. Ein All Inclusive Paket quasi. Kaum also in meiner Wohnung angekommen, musste ich feststellen, dass ich mit einem Deutschen zusammen wohne und ich fand mich auch schon kurze Zeit später in einer anderen Wohnung mit sechs weiteren Deutschen zum Abendeesse wieder. Meine ersten Befuerchtungen von nun an nur noch Deutsch zu reden erfuellten sich allerdings zum Glueck nicht, da wir noch einen französischen Mitbewohner haben und im ganzen Wohnheim unmengen an Gaststudenten aus ganz Europa wohnen. Dies wiederum passt nicht ganz zusammen mit der Unmenge an Muettern und Kindern die hier wohnen. Zwar duerfen die Kinder von morgens bis abends lärmen, aber wir muessen ab 22 leise sein Ich habe dazu noch das Glueck, aus meinem Fesnster genau auf den mit Spielzeug uebersähten Spielplatz gucken zu duerfen. Aber bald wird's ja Dunkel und Kalt hä, hä, hä

Interessant ist dagegen die finnische Muelltrennung. Es gibt Container fuer Glas, Metall, Verpackung, Biomuell, Restmuell, dickes Papier und duennes Papier.
Und wenn ich am ersten Tag noch dachte dies sei kompliziert, dann wurde ich am nächsten Tag eines besseren belehrt als ich mir ein Studentenbussticket besorgen wollte. Um besagtes Ticket zu bekommen, muss man sich nämlich zunächst in die Uni einschreiben, was wiederrum nur möglich ist, wenn man den Beitrag zur Student Union bezahlt, was wiederrum ein Bankkonto voraussetzt, was wiederrum in Stundenlangen wartezeitet endete, da jeder Gaststudent ein Konto benötigt. Gleiches fuer das Wohnheimsinternet. Zunächst muss man sich einschreiben, was bereits oben besagt Probleme aufwarf, dann muss man ein Formular im Rechenzentrum ausfuellen, die Gebuehr an einer Zahlstelle einzahlen, zu einer weiteren Stelle gehen an der man einen Bekleg ueber die Einzahlung bekommt, mit der man dann wiederrum zum Rechenzentrum gehen kann, das daraufhin die Verbindung innerhalb vonn zwei Wochen frei schaltet. Und nicht vergessen sollte man, sich bei der Post zu registrieren, da die Post sonst nicht zugestellt wird.
Die Leute hier sind allerdings super hilfsbereit und freundlich. Die Ämter, Geschäfte und Banken schliessen zwar zur angegebenen Zeit, doch wenn man bereits dort ist, in der Schlange steht und eine Nummer gezogen hat, wird man auch noch lange nach den offiziellen Öffnungszeiten bedient.

Einfach ist es dagegen eine Handykarte zu kaufen. Fuer 5 Euro ohne Registrierung oder sonstigen Papierkram, bekommt man eine Prepaidkarte mit 10 EUR Guthaben. Und das Beste ist, dass sogar die Waschmaschinen im Wohnheim ueber Handy aktiviert werden. Man muss nur eine bestimmte Nummer anrufen, die Gebuehr fuer die Waschmaschine wird vom Handy abgebucht und schon wird die Wäsche gewaschen. Allerdings bekommt man trotzdem leider keinen Anruf, wenn die Wäsche fertig ist

In der Uni musste ich erst einmal feststellen, dass fast alle meine Kurse auch erst in der zweiten Periode dieses Semesters, also erst Ende Oktober beginnen, so dass ich die nächste Zeit wohl oder Uebel nutzen muss um Menschen kennen zu lernen und mein Kneipen-Englsich zu verbessern. Nach den Erfahrungen der letzten Tage wird beides allerdings eher kein Problem darstellen, so dass ich denke auch mit wenig Uni den nächsten Monat gut hinter mich zu bringen.
Aber nicht nur die Gaststudenten scheinen hier sehr feierfreudig zu sein, sondern auch die finnischen Studenten. Zum Semesteranfang sind gestern die Erstsmester besoffen, angemalt und verkleidet durch die Stadt gezogen. Und viele Studenten haben orangene oder gelbe Autowerkstatt-Latzhosen, die sie fuer Uni-Parties anziehen und die mit einem Aufnäher fuer jede erfolgreich absolvierte Party versehen werden.

Mit anderen Worten, oder wie es der Studentenarzt auf unserer Einfuehrungsveranstaltung ausdrueckte: "wir haben hier ein Alkoholproblem". Desweiteren ermutigte der nette Arzt uns noch dazu doch Kondome zu den Parties mitzunehmen und falls das mal nicht klappen sollte doch bei ihm vorbei zu kommen.
Des Öfteren wurden wir auch in der Einfuehrungswoche auf die kostenlose psychjatrische Beratung hingewiesen, die wir im Falle von Depressionen doch in Anspruch nehmen sollten.

Bis jetzt ist es allerdings noch bis gegen 8 Uhr hell und die Sonne hat sich in den letzten Tagen auch noch öfters gezeigt, so dass ich doch hoffe die Zeit ohne Depressionen ueberstehen zu koennen. Habe ja schliesslich dieses Jahr im Urlaub schon genug Sonne gesehen.

© Dominik J., 2006
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 03.09.2006
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 22.12.2006
Reiseziele: Finnland
Typisch finnisch
Estland
Der Autor
 
Dominik J. berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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