Großbritannien - querbeet

Reisezeit: Mai / Juni 2012  |  von Doris Sutter

Oban, Caledonian Canal

Oban

17.05. Es regnete die ganze Nacht und leider hört der Regen auch den ganzen Tag nicht mal für eine Stunde auf. Alle Hügel liegen im Dunst, fast schon Nebel. Wir fahren nach Oban, kaufen mal wieder beim Aldi ein. Auf meine Frage nach Coffee-milk in the tin antwortet mir die junge Dame, die ein Regal einräumt in Deutsch: Ich glaube nicht, dass wir Kondensmilch führen. Doch sie macht sich auf die Suche und findet tatsächlich eine Dose, die als Dessert-Creme deklariert ist. Die Liebe hat sie nach Schottland verschlagen, erzählt sie mir.
Oban ist eine romantische Hafenstadt. Sie gilt als inoffizielle Hauptstadt des schottischen Hochlandes. In einer malerischen Bucht liegen Fischerboote, Yachten und Fähren vor Anker. Schottische Tradition wird in Oban zum einmaligen Erlebnis, besonders bei den weltberühmten Highland Games. Man fühlt sich zurückversetzt in die Zeit der Kämpfe verfeindeter Clans, der Geist vom Highlander ist allgegenwärtig und die Klänge vom Dudelsack erfüllen die Luft. In den heimeligen Pubs rund um den Hafen kann man neben rauchig-erdigem Oban Whisky exzellentes Seafood oder ein saftiges Steak vom schottischen Hochlandrind genießen. Das hartnäckige Gerücht über den Geiz der Schotten wird durch das Wahrzeichen von Oban entkräftet - dem hoch über der Stadt thronenden Amphitheater, das ein Gönner der Stadt baute, um der leidenden Bevölkerung Arbeit zu verschaffen. Wir fotografieren das moderne Kolosseum von unten. Wir gehen noch mal in die Touristen-Information um einige Infos über Campsites zu bekommen, dann geht es weiter.

Fort Williams - Schleusentreppe und Caledonian Canal

Ein PKW blinkt uns aufgeregt und wir wundern uns, doch nicht lange da tauchen vor uns auf der Straße Schafe auf. Manfred kann es gerade noch verbremsen. Tatsächlich liegt ein paar Kilometer weiter ein totes Schaf neben der Straße. Wir fahren fast ständig an einem Loch entlang. Der größte ist Loch Linnnhe. Dort ist unser Ziel Fort Williams. Wir möchten die Schleusentreppe anschauen. St. Neptune's Stairecase. Sie verbinden Loch Linnhe mit Loch Ness über den Caledonia Kanal. Caledonia ist der lateinisch-keltische Name für Schottland. Der Calendonian Canal verbindet die Nordsee mit dem Atlantik. Er verläuft entlang des Great Glen, ist 110 km Lang und hat 29 Schleusen.
Es ist so kalt, dass uns nicht mal der Spaziergang an der Schleusentreppe entlang Spaß macht. 7 Grad, eisiger Wind und Regen. "Die erste Liebe und der Mai, gehen selten ohne Frost vorbei".
Dann nehmen wir einen Campingplatz 15,50 Pf. Ist okay, denn bei diesen Temperaturen müssten wir bei freiem Stehen ständig heizen, das würde unser Gas nicht lange mitmachen. Es hätte monatelang in Schottland nicht geregnet, erzählt mir die Dame von der Rezeption. Und den ganzen Winter hätten sie keinen Schnee gehabt. Morgen soll es besser werden. Schlechter wäre auch kaum noch möglich. Wir stehen direkt unterhalb Schottlands höchstem Berg, dem Ben Nevis. Leider ist er wegen des Nebels nicht zu sehen.

Ein kluger Engländer wurde einmal gefragt, was der Unterschied zwischen Englisch, Irisch und Schottisch sei.
Er antwortete mit folgendem Beispiel: Wenn man in England bei einer Einladung um mehr Zucker zum Tee bittet, so angelt die Hausfrau ein besonders kleines Stückchen aus der Dose.
In Irland reicht Sie ihnen die Zuckerdose und bittet Sie, sich zu bedienen.
Äußert man in Schottland, dass der Tee nicht süß genug sei, so sagt die Hausfrau leise, aber bestimmt: "Sie haben sicher nicht umgerührt."

In Schottland stehen weit weniger Blitzer als im Rest von UK. Allerding stehen ständig Dummis am Straßenrand. Sie wollen uns weismachen, dass man geblitzt wird, doch unser Navi verrät sie. Die Schotten fahren noch riskanter als die Engländer. Die LKWs drängeln und versuchen uns zu jagen und wenn sie uns entgegenkommen mit einem derartigen Zahn, dass wir beim Passieren jedes Mal einen Hüpfer zu Seite machen. Und ich halte die Luft an und ziehe den Kopf ein. Verrückte.

© Doris Sutter, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wenn Wassersportler mit dem Wohnmobil unterwegs sind, kann das nur spannend werden... Begleitet uns auf unserer Reise mit dem Wohnmobil durch England, Cornwall, Wales und Schottland.
Details:
Aufbruch: Mai 2012
Dauer: circa 5 Wochen
Heimkehr: Juni 2012
Reiseziele: Großbritannien
Belgien
Frankreich
Der Autor
 
Doris Sutter berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Doris sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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