Großbritannien - querbeet

Reisezeit: Mai / Juni 2012  |  von Doris Sutter

Scone Palast

28.05. Auch heute meinen Schottlands wankelmütige Wettergötter es gut mit uns und blasen wieder alle dunklen Wolken vom Himmel. Weiter geht es Richtung Perth zum Scone Palast. Ich besichtige den Palast alleine. Es ist schon ein Unterschied zwischen einem Castle und einem Palast. Wunderschön. Im Garten marschieren Pfaue, darunter auch ein weißer, und schlagen Rad. Die stubbeligen Highland-Rinder lassen sich von den vielen Touristen nicht stören.

Weil ich alleine anmarschiere nehmen mich die Guide gleich unter ihre Fittiche. Ein Busladung Amerikaner ist vor mir. Kaugummikauend, überaus lässig gekleidet. Ich sehe der älteren Dame am Eingang an, dass sie sie für absolute Banausen hält. Woher ich komme will sie wissen und gleich erfahre ich ihre Lebensgeschichte. Auch von deutschen Kriegsgefangenen erzählt sie, die sehr fleißig waren und deshalb von ihrer Mutter immer eine Zusatzration bekommen haben. Sie haben sich dann mit geflochtenen Schilfkörben dafür revanchiert. Freunde und Familie hat sie in Heidelberg und dass die Engländer Dresden bombardierte haben, findet sie unmöglich und völlig unnötig. Als ich mich endlich von ihr loseisen kann, ohne unhöflich zu wirken, krallt mich gleich die nächste Dame, nur um mir die glorreiche Geschichte der Lords und Earls von Manderfield zu erzählen. Im nächsten Saal falle ich einem männlichen Aufpasser in die Hände, der natürlich auch wissen muss woher ich komme und mir erklärt, wo er überall Verwandte in Deutschland hat und dass er kürzlich in Heidelberg mit einem kleinen Boot über den Fluss gefahren ist... uff. Und sofort hält ein Ehepaar an, und sie erzählt mir, dass ihre Mutter aus "Hemln" Hameln kommt. Das ist da wo der Piper mit den mouses war...grins. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich jemals wieder aus dem Bau rauskomme. Sie haben sogar die Krönungs-Insignien, Krone, Zepter und Kette ausgestellt. Wunderschön.

die Kapelle

die Kapelle

Bilder von innen waren beim besten Willen nciht möglich --- nur Aufpasser!!

Bilder von innen waren beim besten Willen nciht möglich --- nur Aufpasser!!

Doch zu guter Letzt habe ich noch den Krönungsstein fotografiert. Bis 12hundert und etwas wurden darauf die schottischen König gekrönt, dann hat ihn ein englischer König nach Westminster verschleppt und erst 700 Jahre später kam er zurück nach Schottland und wird jetzt in Edinburgh aufbewahrt. Angeblich hätten sie hier im Schloss ein Replikat, aber - unter vorgehaltener Hand, damit ich es nicht weitersage - sie haben natürlich den echten Stein und die Edinburgher nur eine Kopie.

Manfred hat sehr geduldig gewartet, dann ging es weiter zum einem größeren Einkauf in einen Tesco. Imbiss von der warmen Theke mit Bratwurst und Sparerips, dann auf Richtung Aberdeen. Wir kommen an riesigen Erdbeerplantagen vorbei, alle unter Plastikzelten. Und an genauso so riesigen Herden von schwarzen Angus-Rindern. Leider war unmittelbar an der Küste kein Rastplatz zu finden. 40 km vor Aberdeen fahren wir einem Camping-Schild nach und finden auch gleich einen Platz. (18,50) Eine Dame kommt angerannt, weist uns ein. Sie später nach einem fußnahen Parkplatz zur Innenstadt in Aberdeen zu fragen war fast ein Fehler. Es war als würde man einen Schalter umlegen, sie war vor lauter Hilfsbereitschaft kaum noch abzustellen. Später hat uns ihr Mann sogar eine Zeichnung gemacht, wo die Parkplätze in der Nähe des Fischereihafens in Aberdeen sind. Einfach ungeheuer, diese Hilfsbereitschaft der Leute hier.
Natürlich haben wir bei Tesco alles möglich und unmögliche zum Essen gekauft. Geräucherte Schweinshaxe für Stangenbohnen, ein Frühstückspaket mit ziemlich undefinierbarem Inhalt. Würstchen, Blutwurst, was Helles, das ausgesehen hat wie helle Hacksteaks und gebraten auch gut geschmeckt hat, und dann noch etwas, das wohl keine Wurst war, denn es sind Rosinen drin und schmeckt nach Lebkuchen. Ich fands warm wie kalt ungewöhnlich aber nicht übel. Manfred hat zwei Rindersteaks gekauft, jedes fast ein Kilo, für 28 Pfund. Die Verkäuferin hat zweimal gefragt, ob wir das wirklich wollen. Hoffentlich hält das Wetter noch ein bisschen, dass wir sie auch grillen können, denn heute war es schon ein ganzes Stück kühler und sehr stürmisch. Wenn ich schon bei meinem Lieblingsthema bin, dann darf ich auch erwähnen, dass das Wasser in GB überall ein Traum ist. Ich musste noch nicht einmal den Wasserfilter aktivieren. Der Tee am Morgen ist glasklar. Einfach super.

an diese Abzweigungen über mehrspurige Autostraßen muss man sich wirklich erst gewöhnen

an diese Abzweigungen über mehrspurige Autostraßen muss man sich wirklich erst gewöhnen

© Doris Sutter, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wenn Wassersportler mit dem Wohnmobil unterwegs sind, kann das nur spannend werden... Begleitet uns auf unserer Reise mit dem Wohnmobil durch England, Cornwall, Wales und Schottland.
Details:
Aufbruch: Mai 2012
Dauer: circa 5 Wochen
Heimkehr: Juni 2012
Reiseziele: Großbritannien
Belgien
Frankreich
Der Autor
 
Doris Sutter berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Doris sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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