Mit dem Motorrad über den nahen Osten in den hohen Norden

Reisezeit: Juni / Juli 2012  |  von Dirk Wöhrmann

Ja spinn i denn...

Freitag, 29.06.2012

Die Nacht war mal wieder kurz, aber es hatte sich ja gelohnt.
Kerstin und Andreas sind schon bereits um 04.00 Uhr in der Früh aufgestanden, da sie jetzt zwei, drei Tage mit der Hurtigruten- Fähre an der Küste entlangschippern wollen und das Schiff legt bereits um 06.15 nicht weit von unserer Herberge ab.
So gegen 08.30 lockt dann auch mich das Frühstücksbuffet, zumal das Wetter heute ganz gut aussieht.
Es gibt Smacks...total irre, die habe ich ja auf der ganzen Reise noch nicht bekommen.
Smacks würde ich mir zwar nicht selber kaufen, aber wenn es sie in Hotels gibt, dann hat iimmer ihre letzte Stunde geschlagen .
Nach dem Frühstück begebe ich mich zu meinem Möppi, um endlich die Birne vom Abblendlicht auszutauschen.
Herrlich, die Temperatur zu gestern Nacht hat sich verdreizehntfacht!
Der Austausch der Birne ist schnell gemacht, jetzt noch kurz checken, ob sie auch brennt.
Zundschlüssel rein, umdrehen, starten...ja spinn i denn?
Da tut sich nix, nur ein Klackern am Anlasser ist zu hören.
Die Batterie hat anscheinend den Geist aufgegeben...wie kann das denn sein?
Die Batterie habe ich erst vor dem Urlaub ausgetauscht, da ist sogar noch Garantie drauf, was mir an diesem Ort allerdings nicht sehr viel helfen wird. Ich habe hier zumindest keinen Polo- Laden gesehen...
Hmm, ich bin etwas ratlos, warum sich die Batterie in den letzten 7 Stunden entlerrt hat...
Ein Franzose kommt gerade aus dem Hotel und bietet mir an, mitzuhelfen, die Zicke die Strasse hochzuschieben, damit ich sie beim Runterrollen starten kann.
Die Hilfe nehme ich natürlich dankend an, alleine hätte ich den Bock da niemals hochbekommen.

Jetzt kommt es drauf an, dritten Gang rein, rollen lassen, Kupplung kommen lassen....quietsch, Reifen blockiert kurz, Möppi steht, Motor immer noch aus.
Mist, ein bisschen Berg habe ich ja noch, zweiter Versuch im sechsten Gang....quietsch, selbe Spiel, jetzt stehe ich wieder unten.
Der Franzmann verabschiedet sich mit dem Hinweis, im Hotel wären noch ein paar Gäste beim Frühstücken, er müsste jetzt leider weg, ich sollte die Anderen mal fragen, ob sie beim Schieben helfen könnten...na super...
Ich frage in der Rezeption lieber nach einem Startkabel, hier ist ja schliesslich 8 Monate lang Winter, da wird man so etwas doch haben, oder?
Hat man aber nicht, zumindest weiss die gute Dame nicht, wo so etwas liegen könnte.
Jedoch geht sie mit mir zur Firma nach nebenan und dort werde ich fündig...die haben sogar ein Ladegerät mit Startfunktion.
Das Gerät nehme ich mit, schnell die richtigen Kabel an Plus und Minus der Batterie geklemmt, Ladegerät auf volle Power eingestellt, Zundung an, Starten......klack, klack macht der Anlasser...
Okay, warte ich noch einen Moment, nach zwei Minuten selbe Prozedur, Zündung an, Starten....brumm, brumm, juchu, sie läuft wieder ...
Ich lasse das Ladegerät angeklemmt, ziehe mich in der Zwischenzeit an und räume das Zimmer.
Natürlich bin ich wieder viel zu spät dran.
Ich klemme das Ladegerät ab und jetzt MUSS sie anspringen, sonst war alles für die Katz.
Zündung an, Starten....brumm, brumm...puhh, okay, es kann endlich losgehen....
Für heute habe ich mir wieder knapp 300 km vorgenommen und mein erstes Ziel ist Hammerfest, die nördlichste Stadt der Welt.

Die Route Richtung Süden verläuft immer auf der E6 entlang und ich muss sagen, die E6 ist mit Sicherheit eine der Traumstrassen dieser Welt..

In Hammerfest werde ich freundlich begrüsst...

Die Stadt ist ganz hübsch, aber recht klein und ich fahre zu einem Restaurant auf einen Aussichtsberg, um die teuerste Cola des bisherigen Urlaubs zu trinken.
Nach den Preisen fürs Essen frage ich erst gar nicht...

Hammerfest, die nördlichste Stadt der Welt

Hammerfest, die nördlichste Stadt der Welt

Weiter geht es auf der E6 Richtung Alta, mein heutiges Etappenziel...
Die Weite dieses Landes ist echt gewaltig und ich fühle mich wie in Kanada, nur die Berge sind nicht ganz so hoch wie in den Rockies...

Das haben sich die Norweger doch von den Kanadiern abgeschaut und nachgebaut ...

Das haben sich die Norweger doch von den Kanadiern abgeschaut und nachgebaut ...

Unterwegs schlage ich fast eine Schneise in einen Trupp Lemminge, die aus einem Reisebus ausgestiegen sind, über die Strasse laufen und auf einem Pfad Richtung "Wildnis" verschwinden.
Aha, wenn ein Bus hier im Nirgendwo anhält und alle aussteigen, muss es was zu sehen geben.
Also halte auch ich an und folge den Spuren der Lemminge.
Und die Spur führt mich zu einem Fluss und einer Hängebrücke, wo ich schöne Dramen mit nicht schwindelfreien Abenteurern aus dem Bus miterleben darf.
Bald ist die Vorführung jedoch vorbei und ich habe Fluss und Hängebrücke für mich alleine...

Am Abend komme ich in Alto an und heute ist Premiere.
Das Wetter ist ganz gut, es ist zwar kühl, aber keine Wolke ist am Himmel zu sehen, also beschliesse ich zu Zelten...
Ich sollte dies jedoch noch bereuen...

© Dirk Wöhrmann, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem Motorrad ans Nordkap über Tschechien, Polen, Russland, Litauen, Lettland, Estland, Russland, Finnland, Norwegen, Lofoten, Schweden, Dänemark
Details:
Aufbruch: 12.06.2012
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 28.07.2012
Reiseziele: Deutschland
Tschechische Republik
Polen
Litauen
Lettland
Estland
Finnland
Norwegen
Der Autor
 
Dirk Wöhrmann berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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