Skandinavien ich komme..... Mein August 2015 im Norden von Europa

Reisezeit: August / September 2015  |  von René Pfau

Es geht los... Das Abenteuer kann beginnen: Russland???

Kilometer um Kilometer.... alles geradeaus

Kilometer um Kilometer.... alles geradeaus

Sonntag Abend und ich bin beim "Samichlaus". Heute war definitiv nicht mein Tag. Am Morgen bin ich erstmals um 05.30 verwacht. Viel zu früh dachte ich zu Recht und habe mich in meinem gemütlichen Schlafsack nochmals gekehrt. Beim zweiten verwachen war es schon kurz nach 09.00 Uhr. Puuh, da muss ich jetzt aber Gas geben, da ich um 10.00 Uhr das Häuschen verlassen muss und das ganze Geschirr vom Vorabend noch herumstand. Plötzlich erschrak ich...voller Panik schaue ich aufs Ipad... Und tatsächlich... Meine Befürchtung wird zur Gewissheit: Es ist 09.10 Uhr Schweizer Zeit, aber 10.10 Uhr Finnische Zeit. Da hat die Uhrumstellung beim Handy wohl nicht geklappt. Na dann aber vorwärts. An ein Morgenessen ist nicht mehr zu denken. Wer braucht denn schon Kaffee am Morgen?? Also, alles zusammenräumen, aufs Motorrad verladen, Geschirr waschen, mich selbst noch etwas richten, die Kontaktlinse einfügen und zack... Ist die Linse kaputt. Zum Glück habe ich natürlich noch ein Ersatzpaar dabei (umsonst habe ich ja nicht zwei so grosse Seitenkoffer). Um kurz nach 11.00 Uhr ist es soweit. Ich bin mit einer Stunde Verspätung bereit. Und es gab keine Reklamationen deswegen. Also schnell auf den Töff, anlassen, eine kurze Wendung und..... Das Motorrad in Schieflage... Trotz häufigem Krafttraining... Irgendwann konnte ich das Zweirad nicht mehr halten und musste es (sanft) auf die Seite legen. Suuuper! Wie bringe ich nun das 221 kg schwere (ohne Gepäch!!!) Ding wieder auf die Räder ohne meinen Rücken zu demolieren? Zum Glück hat mich der Besitzer des Campingplatzes gesehen. Wahrscheinlich weil er schon lange auf meine Abreise gewartet hat. Ohne zu zügern ist er (ca. 70 Jahre alt) mir helfen gekommen und gemeinsam haben wir die Tiger wieder aufgestellt. Er hat mich noch gefragt, ob das TG an meiner Nummernschild für Thurgau stehe. Er sei 1969 in Muttenz gewesen. Tja, das waren für ihn in diesem Fall bleibende Erinnerungen, dass er TG noch von dieser Baslerzeit her kannte. Am Motorrad ist zum Glück überhaupt nichts passiert. Dafür war das Kippen doch viel zu sanft. Aber eines der Eier, die ich eingepackt habe, weil mein Frühstück ja flöten ging, hat es leider nicht "überlebt". Das habe ich aber erst vorhin beim Auspacken entdeckt.

Von der Strecke her ging es Richtung Süden, mit Ziel Rovaniemi. Die Strecke führte quer durch Lappland und wenn ich einmal einen Mensch sah, z.B. beim tanken, viel mir auf, dass es ein indigenes Volk ist. Man nennt sie ja Samen. Woher dieser Name kommt, weiss ich aber nicht. Wohl kaum vom deutschen Wort. Die frühere Bezeichnung "Lappen" wird nicht mehr verwendet. Dies ist herabwürdigend für die Ureinwohner.

Kurz vor Inari bog ich links ab und nach rund 500 Meter kam ein herziges Restaurant. Ganz auf die Samen ausgerichtet. Sah etwas aus wie bei den Indianern im "wilden Westen". Und der Kaffee und das Sandwich waren super. Mein Hunger vorher natürlich auch entsprechend gross. Nachher wollte ich Weiterfahren, aber mein Navi meinte, der Weg gehe nach rechts. Dies obwohl ich doch von dort gekommen bin. Blödsinn dachte ich, mein Orientierungssinn funktioniert doch noch. Also habe ich nicht auf das Navi gehört und bin nach links gefahren. Komischerweise korrigierte das Navi seinen Fehler aber nicht und wollte dauernd, dass ich umkehre. So bin ich eine Weile gefahren, bis es mir nicht mehr Wohl war. Wo bin ich denn nun genau? Einen Handyempfang hatte ich nicht und so konnte ich "Google Map" nicht abrufen. Soll ich nun Weiterfahren oder doch auf mein Navi hören? Mmhhh... Da die Ortstafeln immer längere Namen hatte und ich diese Orte nirgends auf meiner Karte entdeckte, entschied ich mich, umzukehren und auf das Navi zu hören. Ich hatte ja Zeit!
Tja... Zeit schon. Aber leider zeigte der Tankinhalt, dass ich nur noch etwa 100 km fahren konnte. Easy... bis dann wird sicher eine Tankstelle kommen, dachte ich. Aber sie kam und kam nicht. Als ich wieder bei "meinem" Restaurant war, stand die Uhr noch bei 44 km. Soll ich nun hier fragen, ob ich von einem Gast Benzin abpumpen kann? Mmhhh.... Ach was, Scheiss drauf! Wird bestimmt noch eine Tankstelle kommen. Und ja... Sie kam wirklich noch. Eine ganz kleine Tankstelle. Und sie hatte Benzin für mich. Der Preis zwar unverschämt, mit beinahe Fr. 1.90 der Liter, weit über dem üblichen für Finnland. Aber das war es mir definitiv Wert. Ich hätte auch das Doppelte bezahlt. Ja, so bin ich schon etwas zum schwitzen gekommen und die Fahrt hätte sicher keine 20 km mehr gedauert. Übrigens, als ich auf dem Campingplatz wo ich jetzt bin, wieder Internetverbindung hatte, habe ich gesehen, dass ich durch meine "falsche" Fahrt, beinahe schon in Russland war. Das wäre noch etwas gewesen.... Ohne Visum und mit einer halben Whiskyflasche im Helmfach nach Russland. Hahaha... Aber da bin ich doch zum Glück noch rechtzeitig umgekehrt. Der Fehler war übrigens schon beim Abbeugen zum Restaurant passiert. Dort hätte ich nach rechts fahren müssen, bin aber nach links gefahren und habe die Reklamation vom Navi gar nicht gesehen, vor lauter Freude, endlich ein Restaurant zu erblicken.

Die Fahrt hierhin nach Rovaniemi war übrigens überhaupt nichts für Motorradfahrer. Alles geradeaus. Vielleicht mal etwas auf und ab, einmal eine Kurve und dann wieder Kilometerweise geradeaus. Einen entgegenkommenden Verkehrsteilnehmer konnte man so schon kilometerweise im voraus sehen. Die Strassen selbst waren aber in einem recht ordentlichen Zustand. Wären nicht Duzende von Renntieren und Elche auf und neben der Strasse gestanden, hätte man die ganze Fahrt problemlos mit 130 km/h fahren können. Aber so musste ich dauernd extrem aufpassen und immer wieder gab es eine Vollbremsung, weil so ein (dummes) Tier vor mir über die Strasse wollte. Mit der Zeit haben diese stolzen Tiere wirklich etwas genervt. Ich glaube, morgen kaufe ich einen Elch-Salami.

Bei der Ankunft auf dem Campingplatz hat mir die junge Dame an der Reception derart vom guten Ausgang in Rovaniemi mit vielen Bars und guten Restaurants geschwärmt, dass ich entgegen meinen Plänen, heute nicht selber koche sondern in die City fahre. Ich bin ja mal gespannt. Ach ja.... beim Samichlaus bin ich, weil Rovaniemi das zu Hause vom Santa Chlaus ist. Diesen werde ich morgen besuchen und ihm meine Wunschliste abgeben...

Also: kaunis ilta

Das Restaurant, welches ich nur "dank" des Falschabbiegens entdeckt habe

Das Restaurant, welches ich nur "dank" des Falschabbiegens entdeckt habe

Vor allem Schmuck und Kleider verkaufen die Samen oftmals am Strassenrand

Vor allem Schmuck und Kleider verkaufen die Samen oftmals am Strassenrand

Häähhh??? Wo bin ich hier gelandet?? Diese Ortschaft kenne ich nicht

Häähhh??? Wo bin ich hier gelandet?? Diese Ortschaft kenne ich nicht

Auch das ist Finnland. Ich glaube es gibt nirgends eine derart Anzahl von Seen in diesem wunderschönen blau

Auch das ist Finnland. Ich glaube es gibt nirgends eine derart Anzahl von Seen in diesem wunderschönen blau

Eigentlich überflüssig das Warnschild. Es hatte sooo viele Renntiere und Elche, dass man diese nicht übersehen konnte

Eigentlich überflüssig das Warnschild. Es hatte sooo viele Renntiere und Elche, dass man diese nicht übersehen konnte

Furchtlos auf der Strasse

Furchtlos auf der Strasse

Gemütlich an mir vorbei

Gemütlich an mir vorbei

Unterwegs habe ich noch eine Goldgräber-Stadt besucht. Dort können Touristen nach Gold schürfen

Unterwegs habe ich noch eine Goldgräber-Stadt besucht. Dort können Touristen nach Gold schürfen

Werkzeug ist vorhanden

Werkzeug ist vorhanden

Das ist der Blick zu meiner Hütte heraus. Wunderschön. Hier könnte ich es auch länger als nur eine Nacht aushalten

Das ist der Blick zu meiner Hütte heraus. Wunderschön. Hier könnte ich es auch länger als nur eine Nacht aushalten

© René Pfau, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem Motorrad ans Nordkapp im August 2015
Details:
Aufbruch: 04.08.2015
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 04.09.2015
Reiseziele: Norwegen
Der Autor
 
René Pfau berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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