Nach Odessa durch Transnistrien

Reisezeit: August / September 2004  |  von Manfred Sürig

Auf dem Heimweg

Freitag, 17.September 2004

Sandomierz begrüßt uns mit einem herrlichen Spätsommervormittag. Hoch über der Weichsel finden wir eine gepflegte Altstadt vor, mehrfach blicken wir von Aussichtspunkten weit in die Weichselniederung und besuchen Kirchen und das Rathaus, das hier aus einem Turm besteht. Die ganze Innenstadt ist Fußgängerzone, wir genießen die Ruhe nach dem Verkehrslärm gestern abend und in der Nacht.
Auf dem Weg nach Kielce kommen wir immer wieder durch Orte mit alten Klöstern, die eine Besichtigung wert wären: Ujazd, Opatow und durch den Nationalpark Swietowkryskie, ein sicher auch schönes Fahrradgebiet. Wir bleiben aber auf der verkehrsreichen Straße, denn wir wollen Strecke schaffen, heute abend wollen wir bei Krystof eintreffen. 350 Kilometer haben wir heute auf dem Tacho, als wir in Renska Wies bei ihm sind, das reicht, und nun gibt es eine stürmische Begrüßung. Teresa fährt ein großes Essen auf, Stanislaus und Frau Magda sind auch da und Krystof führt uns stolz einen Computer vor, mit dem er inzwischen auch umgehen kann. Ich zeige ihm noch kurz, wie man sich auch digitale Fotos ansehen kann, dann fallen wir in die Koje.

Sonnabend, 18.September 2004

Eigentlich wollten wir heute den großen Sprung nach Neumünster machen, aber das Wetter lädt ein, uns noch die Sudeten anzusehen. Bei herrlicher Spätsommersonne fahren wir einen Slalomkurs über die tschechisch-polnische Grenze. Erst ins Altvatergebirge auf den Jesenikpaß und von dort auf Nebenwegen durch die schönsten Ecken des Sudetenlandes. Wir finden dabei sogar eine Holzkirche mit angrenzendem Friedhof, auf dem nur die Dorfbewohner dieser Gemeinde bestattet werden - drei Namen kehren immer wieder auf den Grabsteinen. In Lichkov kommen wir wieder nach Polen ins Glatzer Bergland, fahren hier fast auf dem Kamm des Gebirges nach Bad Kudowa, von dort übers Heuscheuergebirge. Auf dem Abstieg kommen wir über klobige Felsformationen, die man mal erwandern müßte. Dann wieder nach Tschechien nach Broumov und hinter Mezimesti wieder nach Polen, wo wir beim Kloster Grüssau (Krzeszow) eine Pause einlegen. Die Abtei, die ich 1995 zuletzt besucht hatte, ist fast fertig restauriert und strahlt im alten Glanz. Wir schließen uns einer deutschsprachigen Führung einer Gruppe aus Frankfurt an und erfahren eine Menge über den Bau der Abtei. Mit dem letzten Tageslicht finden wir in Krummhübel (Karpacz) unsere Unterkunft bei Danuta, wo ich 2001 schon einmal mit Edzard war. Ohne Frühstück nimmt sie uns 20 Euro ab, Hochsaisontarif in einer Touristengegend, aber wir wollen ja morgen unbedingt auf die Schneekoppe.

Sonntag, 19.September 2004

Ein neuer Höhepunkt unserer Reise soll bestiegen werden. Wir sind die ersten am Lift, für mich ist es die vierte Besteigung seit 1977. Für Horst wird es die größte Bergtour der letzten 30 Jahre, denn von der Bergstation des Sessellifts auf 1275 m.ü.M. auf der polnischen Seite sind es noch eine Stunde Fußweg bis auf die 1602 Meter Meereshöhe der Schneekoppe. Wir erwischen den letzten Tag mit guter Sicht und Sonne. Der Wind, der tags zuvor noch aus Osten gekommen war, hat auf Südwest gedreht und man sieht den Rauch des Waldenburger Industriegebietes, der erst nach Westen gezogen ist nun zurückkommt, was die Dunstglocke über Waldenburg noch verschlimmert. Nach Süden dagegen sieht es besser aus, aber von dort zieht der erste Dunst mit schlechterem Wetter heran. Mittags sind wir zurück bei Danuta, nun wollen wir heute noch bis südlich von Dresden, aber weiter durchs Gebirge. Und das erleben und genießen wir noch einmal: Bad Schreiberhau, dort über die Grenze nach Tschechien und immer am Südhang des Riesengebirges nach Westen. Die Straße ist fabelhaft ausgebaut und der Vekehr zunächst mäßig, ein richtiger Fahrgenuß. Bis kurz hinter Liberec, dann wird die Straße zur Autobahn und der Verkehr nimmt zu. Wir halten das Tempo in der Schlange mit und kommen über die Elbe in Decin, dann elbaufwärts bis Usti nad Labem und landen immer mehr in Industriegebieten. Aber wir wollen unbedingt noch in Tschechien übernachten, weil es hier billiger ist, so fahren wir bis südlich von Chemnitz bis Chamoutov. Hier holt uns die Dunkelheit ein und es beginnt zu regnen, Zeit sich das Quartier zu suchen. Wir finden ein gutes Hotel für 40 Euro, die nobelste Herberge, die wir im ganzen Urlaub hatten. Zum guten Abschluß gehört auch noch ein gutes Abendessen. Nur den Stadtrundgang sparen wir uns, aber was wir zuvor in der Innenstadt vom Auto aus gesehen hatten, war sehr vorzeigbar trotz der trostlosen Industrieumgebung von Chamoutov.

Montag, 20.September 2004

Von Chamoutov geht es steil hinauf ins Erzgebirge. Wir werden zudem noch umgeleitet und kommen auf der Höhe durch einsamste Dörfer, die scheinbar auf einer großen Hochebene liegen. Dann geht's nach Deutschland, und nun müssen wir gegen die Uhr rollen: Chemnitz, Leipzig, dort auf die Autobahn bis nach Hannover-Langenhagen. Dort setze ich Horst am S-Bahnhof Flughafen Hannover ab, 6300 km seit seinem Start in Hamburg vor 31 Tagen ist das Auto gefahren, ohne Panne ohne Unfall, ohne Klau. Nun habe ich noch die letzten 250 km nach Neumünster vor mir bei strömendem Regen und schlechter Sicht. Bloß aufpassen, dass nicht jetzt noch was passiert! Als es trocken wird nach dem Elbtunnel, teste ich, ob das Auto auch noch schnell fahren kann: 160 lassen sich schaffen. Und von dem guten Stück werde ich mich wenige Tage später für 580 Euro trennen. Der Käufer macht sicher ein Schnäppchen. Aber ob er auch so eine schöne Reise machen wird ?

Marktplatz in Sandomierz

Marktplatz in Sandomierz

Das Ankerdenkmal

Das Ankerdenkmal

Im Altvatergebirge (Praded)

Im Altvatergebirge (Praded)

Felsenformationen im Heuscheuergebirge

Felsenformationen im Heuscheuergebirge

Kloster Grüssau

Kloster Grüssau

Der letzte sonnige Tag auf der Schneekoppe.
Blick nach Nordwesten

Der letzte sonnige Tag auf der Schneekoppe.
Blick nach Nordwesten

© Manfred Sürig, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eigentlich sollte das Auto hauptsächlich das Fahrradgepäck aufnehmen, damit wir uns fürs Radeln noch mehr vornehmen konnten. Doch so große Entfernungen verführen zum Autofahren, was dem Abenteuer aber nicht den geringsten Abbruch tat...
Details:
Aufbruch: 20.08.2004
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 20.09.2004
Reiseziele: Polen
Slowakei
Ukraine
Rumänien
Moldau
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.