Mit dem Motorrad über den nahen Osten in den hohen Norden

Reisezeit: Juni / Juli 2012  |  von Dirk Wöhrmann

Gibt es in Krakau auch Krakauer Würstchen?

Die Nacht war kurz, sehr kurz, erst um 02.30 fiel ich auf mein hartes, frisch renoviertes Bett. Zum einen war ich ziemlich lange in Prag beim Public Viewing, zum anderen mal wieder viel zu lange im Internet.

Ole, ole,ole,oleole....

Ole, ole,ole,oleole....

Eigenrlich sollte es ja heute Richtund Norden gehen, Danzig vielleicht, und morgen dann nach Kaliningrad.
Aber mein Nahost- Berater Joe, der schon in Kaliningrad war, brachte mich von dem Vorhaben ab...ich sollte mir die hässliche Russland- Enklave schenken und lieber zur Perle Osteuropas fahren...Krakau in Polen.
Hmm, ist ja nur ein Umweg von gut 500 Kilometern, warum eigentlich nicht?
Der obligatorische Blick aus dem Fenster verheisst mal wieder nichts Gutes...dunkle Wolken.
Egal, erst mal zum tschechischen Frühstücksbuffet in den 7. Stock.
Ich kam gerade richtig, denn die Erscheinung vom Vortag kam mit Anhang kurz nach mir...heute dem Wetter entsprechend angepasst in langen Hot Pants. Dafür mit einem eng aniegenden Top ohne BH. Oh Man(n), heute ist Abreisetag, ich werde sie vermissen...
Nach dem Frühstück erstmal Emails und die Hotel- Lage in Krakau checken. Vielleicht ist ja alles ausgebucht?
Wenn Ihr glaubt, das geht schön auf dem Hotelzimmer, habt Ihr falsch geglaubt. Wlan gibt es nur in der "Lobby"...

Wow, was ist das denn für ein "Hotel" in Krakau?...und so gut gelegen und so günstig, aber leider keine Parkmöglichkeiten.
Hm, mit dem Möppi sollte es aber doch gehen. Aber vielleicht rufe ich besser mal an und frage, bevor ich buche.
Eine freundliche, weibliche Stimme meldet sich auf Polnisch (habe zumindest nichts verstanden).
Ich: "Do you speak Englisch?"
Kurzes Zögern am anderen Ende..."
Sie: Yes..."
Ich: "Okay, I read on booking.com, that you don´t have Parking Places in front of your Hotel. Is it possible to park a Motorbike?"
Schweigen am anderen Ende....
Ich "Hallo?"...
Sie: "Yes?"
Ich: "Do you understand me?
Sie: "No, sorry, can you say it again?"
Ich: "I have a Motorbike. Is it possible to park a Motorbike in front of your hotel?"
Schweigen am anderen Ende...
Sie: "Ähhhh...sorry, I don´t understand..."
Ich: "No problem parking Motorbike?"
Sie: "Ähh, yes"
Na also, dann kann ja nix mehr schiefgehen...
Mittlerweile hat auch Prag mitbekommen, dass ich abreise und weint...ne, es heult. Ich ziehe also mal wieder meine Regenklamotten an und hole mein Bike vom Parkplatz, um es vor dem Hotel zu packen. Schlüssel umdrehen, Startknopf drücken und sie blubbert vor sich hin. Ich gebe Gas und augenblicklich gräbt sich das Vorderrad in den Schotter und ich habe alle Mühe, dass mir der Bock nicht zur Seite wegkippt. Was ist das denn für eine Scheisse...ich gebe vorsichtig Gas und das Hinterrad dreht durch, ich bewege das Möppi vor und zurück und gebe mehr Gas, um aus dem Schotter rauszukommen. Widerwillig schiebt sie sich Meter für Meter mit durchdrehendem Hinterrad nach vorne...Das kann doch nicht wahr sein...plötzlich geht mir ein Licht auf...ich Depp habe das Bremsscheibenschloss nicht abgenommen, klar das sich das Vorderrad nicht bewegen lässt...

Mit Regenklammotten das Motorrad zu packen ist auch kein Spass, ich bekomme Mitleid mit dem Michelinmännchen, ob es auch immer so schwitzt wie ich jetzt gerade.
Endlich geht es los, mittlerweile ist es schon 11.30 Uhr und 550 km liegen vor mir. Der Regen wird stärker, auf den ersten Kilometern schon Wassereinbruch...habe ich etwa einen Einwegregenkombi gekauft, das hatte ich doch vorgestern nicht...kurz danach beschlägt das Visier, ne Nebelfahrt wird es also auch noch...und das bei freundlichen 11 Grad, ich habe die Schnauze voll und kein Bock mehr...und noch 530 km liegen vor mir.
Nach 100 km hört der Regen Gott sei Dank auf...vorerst.
Der Grenzübergang zu Polen ist unspektakülar, hätte ich zur Seite geblickt und dadurch das Schild nicht gesehen, ich hätte nicht gemerkt, dass ich jetzt in Polen bin.
Was ist anders an Polen? Hmm, es regnet stärker...ansonsten sieht es aus wie in Deutschland, sogar die Autobahnschilder sind gleich, nur lesen kann man sie nicht.
Und dann fängt plötzlich in einer langgezogenen Autobahnkurve bei Tempo 100 das Motorrad an zu schlingern. Schrecksekunde, Gott sei Dank schaukelt sich die BMW nicht auf, kurz danach hat sie sich wieder gefangen. Was war passiert? Breiter, größflächiger Bitumen auf der Fahrbahn, dass ist, wie jeder Motorradfahrer weiß, wie Glatteis bei Regen...
Gegen 19.00 Uhr komme ich in Krakau an, mein Navi führt mich in eine Sackgasse, doch wo ist das "Hotel"?

Durchfahrt leider verboten!

Durchfahrt leider verboten!

Ich ignoriere das Verbotsschild und fahre auf der Rad- und Joggerstrecke an dem Fluss entlang, denn irgendwo da muss mein Hotel ja sein...
Und zwei Kilometer flüssaufwarts habe ich es dann gefunden...
Ist das nicht geil ?

Die nächsten zwei Nächte schlafe ich auf einem Boot !
Gute Nacht, Deutschland!

© Dirk Wöhrmann, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem Motorrad ans Nordkap über Tschechien, Polen, Russland, Litauen, Lettland, Estland, Russland, Finnland, Norwegen, Lofoten, Schweden, Dänemark
Details:
Aufbruch: 12.06.2012
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 28.07.2012
Reiseziele: Deutschland
Tschechische Republik
Polen
Litauen
Lettland
Estland
Finnland
Norwegen
Der Autor
 
Dirk Wöhrmann berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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