Krakau - das polnische Rom

Reisezeit: August 2013  |  von Herbert S.

Stadtteil Podgorze

Wir nehmen uns heute die Tour 10 'Im ehemaligen Ghetto' vor.
Wichtigste Station im Stadtteil Podgorze ist natürlich Schindlers Fabrik, zu der wir gelesen haben, dass nur für frühe Besucher noch Karten ohne Vorbestellung zu haben sind. Daher machen wir uns früh auf den Weg, laufen am Weichselufer entlang bis zum Platz der Helden des Ghettos, an dem sich früher der Haupteingang des Ghettos befand.

Haupteingang des Ghettos

Haupteingang des Ghettos

Heute ist der Platz 'leer' - es befindet sich die Installation von 70 Stühlen dort, von denen die größeren die Möbelstücke repräsentieren sollen, die nach Auflösung des Ghettos einsam auf dem Platz standen. Ein Teil der Stühle wird abends von unten beleuchtet - ich stelle mir das gespenstisch vor.

Installation von 70 Stühlen auf dem Platz der Helden des Ghettos

Installation von 70 Stühlen auf dem Platz der Helden des Ghettos

Ein kleines Stück Richtung Osten und man läuft durch einen 'Betontunnel' dessen Dach so ausgeschnitten ist, dass auf die Seitenwand der Name Auschwitz Wieliczka durch die Sonne projeziert wird, und so bereits auf dem Weg einstimmt auf die Besichtigung von Schindlers Fabrik .

Bei unserer Ankunft kurz vor 10.00 Uhr (Öffnung des multimedialen Museums) steht eine relativ kurze Warteschlange bereits vor dem Eingang. Trotzdem dauert es recht lange bis diese 'abgearbeitet' ist - aber immerhin gibt es noch 624 Eintrittskarten für den sofortigen Eintritt als wir an der Reihe sind.

Auf drei Etagen und insgesamt 28 Räumen werden Dokumente, Filme und Infomaterial über die Schreckensherrschaft der NS-Besatzungszeit präsentiert. Es würde den Rahmen des Berichts sprengen, wollte man hierzu einen Überblick geben wollen. Daher beschränke ich mich auf zwei Bilder:

einmal das Treppenhaus der Schindler-Fabrik - hier wurde eine Reihe Szenen in Spielbergs Film Schindlers Liste gedreht

einmal das Treppenhaus der Schindler-Fabrik - hier wurde eine Reihe Szenen in Spielbergs Film Schindlers Liste gedreht

und das Bild von gigantischen Plänen zur Gestaltung eines Stadtviertels am Weichselufer - wie es die Nazi-Architektur von Speer auch in zahlreichen anderen Städten vorsah

und das Bild von gigantischen Plänen zur Gestaltung eines Stadtviertels am Weichselufer - wie es die Nazi-Architektur von Speer auch in zahlreichen anderen Städten vorsah

Zurück am Platz der Helden des Ghettos besichtigen wir auch die Apotheke 'Pod Orlem', in der Tadeusz Pankiewicz während der Ghetto-Zeit nicht nur medizinische Hilfe leistete.

Neben der originalgetreuen Ausstattung der alten Apotheke sind weitere zahlreiche Dokumente und Bilder aus der Gehttozeit zu sehen. Beeindruckend sind die vielen Gegenstände, die Juden dem Apotheker anvertrauten in der Hoffnung, sie einmal wieder abholen zu können.

Der weitere Rundgang durch das ehemalige Ghettoviertel führt uns an einigen vielleicht aus dieser Zeit stammenden fast unrestaurierten Häusern vorbei zum Marktplatz des Stadtviertels.

diese Gebäude könnten aus der Ghettozeit stammen

diese Gebäude könnten aus der Ghettozeit stammen

Rynek Podgorski

Rynek Podgorski

Über dem Platz steht die zwischen 1905 und 1909 erbaute St.-Josef-Kirche. Die neugotische dreischiffige Basilika hat ein durchaus sehenswertes Innere mit einem prächtigen Altar.

St.-Josef-Kirche

St.-Josef-Kirche

Der Hauptturm ist dem höheren Turm der Marienkirche nachempfunden.

Der weitere beschriebene Weg der Tour ist nicht unbedingt verfolgenswert, auch wenn es ein paar Bauwerke gibt, die ihren eigenen Charme haben.

wie das Haus, in dem der bekannte polnische Regisseur Polanski lebte

wie das Haus, in dem der bekannte polnische Regisseur Polanski lebte

oder das Kirchlein St. Benedikt

oder das Kirchlein St. Benedikt

oder auch die Festung St. Benedikt, die noch einer neuen Nutzung zugeführt werden soll.

oder auch die Festung St. Benedikt, die noch einer neuen Nutzung zugeführt werden soll.

Wir laufen wegen des Silva-Rerum-Graffiti noch bis zu einer Fußgängerbrücke über eine Schnellstraße, von der wir sowohl auf den Krak-Hügel schauen können als auch den angeblich besten Blick auf das Graffiti haben, das anläßlich des 750-jährigen Gründungsjubiläum von Krakau von Künstlern angefertigt wurde. Mit 100 m Länge ist es das längste thematisch einheitliche Graffiti der Welt und stellt die Geschichte der Stadt dar.

Krak-Hügel

Krak-Hügel

Silva Rerum Graffiti

Silva Rerum Graffiti

Die Hitze des Tages zwingt uns allmählich zur Rückkehr in belebtere Stadtteile; so nehmen wir die Tram und fahren mit einem 20min-Ticket für 2,80 zt in die Innenstadt.

© Herbert S., 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Als 10-jähriger 'mußte' ich an die 30 Kirchen in Rom besichtigen; ich fand es 'ätzend'. Heute fliegen wir knapp 1000 km nach Osten, um das gleiche zu tun; natürlich mit mehr Interesse. Außerdem fahnden wir immer nach weiteren UNESCO-Weltkulturerbestätten und dazu gehört nun mal auch Krakau.
Details:
Aufbruch: 14.08.2013
Dauer: 6 Tage
Heimkehr: 19.08.2013
Reiseziele: Polen
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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