Europas wilder Osten - Auf Jungfernfahrt mit dem Fernreisemobil

Reisezeit: Mai / Juni 2017  |  von Ulrike S.

Polen: Breslau

Breslau zum Ersten

Nach einer gewittrigen Nacht und stärkendem Frühstück fahren wir heute die restlichen 50 Kilometer nach Breslau. Es hat merklich abgekühlt und von der gestrigen Schwüle ist nichts mehr zu spüren. In Breslau wollen wir erstmalig einen Campingplatz ansteuern. Die Fahrt verläuft gut und vor Breslau kommen wir an riesigen Industriegebieten mit namhaften Unternehmen vorbei. Amazon und Google haben hier zentrale Standorte für Osteuropa. Nach den Industriegebieten folgen riesige Einkaufszentren. Auch hier bekannte Namen, wie H&M, McDonalds, Pizzahut & Co.

Mehr und mehr nähern wir uns der City, die wir durchqueren müssen. Ein erstes Hindernis stellt eine Bahnhofs-Unterquerung mit 3,20 Metern Höhe dar. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt und wir nehmen die Umfahrung. Gegen Mittag sind wir auf dem CP Nr. 117 auf dem weitläufigen Geländes des Olympia-Zentrums. Eine Sportarena reiht sich an die andere, direkt am Eingang der CP. Er macht auf den ersten Blick einen etwas verwahrlosten Eindruck, ist jedoch die einzige Alternative für eine Stadtbesichtigung. Der Platz ist eingezäunt, 24 Stunden bewacht und die Straßenbahnhaltestelle direkt vor der Tür. Außerdem können wir hier Frischwasser bunkern und unser Grauwasser entsorgen. Strom gibt’s auch, was will man also mehr für 144 Zloty (34 Euro) für zwei Nächte.

Der Eingang zum Olypmpianzentrum und zum Campingplatz

Der Eingang zum Olypmpianzentrum und zum Campingplatz

Polnische Campinghütten

Polnische Campinghütten

Nachdem wir uns häuslich eingerichtet haben und eine Kaffeepause genehmigten, geht’s los zu einer ersten Stadtbesichtigung.

Die Linie 33 der Tram bringt uns in ca. 15 Minuten direkt ins Zentrum an den zentralen Platz Rynek. Er ist sozusagen das Wohnzimmer Breslaus. Wir sind sofort begeistert von der jungen und lebendigen Atmosphäre, die hier herrscht. Ein bunter Markt mit Spezialitäten-Ständen aus Europa (nur Deutschland vermissen wir), der massige, rote Ziegelsteinbau des Rathauses und die prächtigen Stadthäuser rund um den Platz.

Der Rynek - zentraler Platz und "gute Stube" von Breslau

Der Rynek - zentraler Platz und "gute Stube" von Breslau

Zur Dominsel

Hier lassen wir uns erst einmal treiben, versorgen uns mit Infos aus der Tourist-Information und versuchen, uns einen ersten Überblick über die Stadt zu verschaffen. Über die Oderbrücke steuern wir die Dominsel an. Die eigentliche Keimzelle Breslaus mit ihrer 1000jährigen Geschichte. Auf den Turm der Kathedrale kommen wir leider nicht, obwohl er eigentlich noch geöffnet sein sollte. Stattdessen sind wir mehr als beeindruckt von dem imposanten Bauwerk. Wir wandern sozusagen auf den Spuren Karol Wojtylas – Papst Johannes Paul II. , schauen uns den Wohnsitz des Erzbischofs von Breslau von außen an und kommen uns ein wenig vor, wie im „Namen der Rose“. Über die Straßen der autofreien Dominsel huschen Novizinnen und Pfarrer in ihren Gewändern. Eine Kirche reiht sich an die andere.

Die Zwerge finden sich überall in Breslau verteilt und haben eine ganz besondere Geschiche

Die Zwerge finden sich überall in Breslau verteilt und haben eine ganz besondere Geschiche

Nach dem Bummel durch das Viertel des Klerus genehmigen wir uns ein Eis und so langsam wird es auch Zeit für ein Abendessen.
Wir landen im „Bernard“ am Rynek, da uns das Touristenfallen-Ambiente im „Schweidnitzer Keller“ oder dem „Spitz“ nicht so zusagen. Obwohl beide Lokale eine lange Tradition haben und der Schweidnitzer Keller sogar als älteste Gaststätte Breslaus gilt.

Der Heimweg wird ein wenig abenteuerlich, denn die Linie 33 bringt uns nicht – wie erwartet – zurück zum Campingplatz, sondern genau in die andere Richtung. Also aussteigen, eine nette junge Frau um Rat fragen Die Linie 17 geht zurück zum Olympiazentrum. Man lernt halt nie aus….

Die Maultaschen muten Schwäbisch an, sind aber "Pierogi" - die polnische Variante und hier gefüllt mit einer leckeren Käsemasse

Die Maultaschen muten Schwäbisch an, sind aber "Pierogi" - die polnische Variante und hier gefüllt mit einer leckeren Käsemasse

Breslau zum Zweiten

Heute lassen wir es entspannt angehen. Nach einem gemütlichen Frühstück machen wir uns gegen 10.00 Uhr wieder auf in Richtung Innenstadt. Wir haben bestes Sightseeing-Wetter, Sonne, Wind und so ca. 22-25 Grad. Erste Station ist nochmals die Dominsel, wo wir heute unser Glück an der Kathedrale versuchen. Tatsächlich ist der Turm für die Besichtigung geöffnet und wir können einen wunderbaren Ausblick von oben auf Breslau genießen. Phantastisch!!!

Dann geht es weiter ins Universitätsviertel. Es liegt an der Oder und die erste Station dort ist das Ossolineum – die Universitätsbibliothek. Direkt im Anschluss geht es weiter in das altehrwürdige Universitätsgebäude. Die Uni ging im 18. Jahrhundert aus dem ehemaligen Jesuitenkolleg hervor und zählt bis heute acht Nobelpreisträger zu ihren Absolventen. Wir bestaunen das barocke Gebäude mit der prunkvollen Aula Leopoldina. Wer hier seine Hausaufgaben nicht ordentlich gemacht hat….. Wir sind absolut beeindruckt. Anschließend steigen wir noch auf den 41 Meter hohen mathematischen Turm mit den Statuen der vier Fakultäten Jura, Theolgie, Medizin und Astronomie als Eckpfeiler. Auch von hier haben wir einen wunderbaren Ausblick.

Die Universitätsbibliothek Ossolineum

Die Universitätsbibliothek Ossolineum

Die altehrwürdige Universität

Die altehrwürdige Universität

Diesmal ein "studierter" Zwerg

Diesmal ein "studierter" Zwerg

Über den Rynek und den Salzmarkt mit den Blumenfrauen geht’s weiter ins jüdische Viertel. Die Synagoge hat heute leider geschlossen und in einem Café, das sehr einladend wirkt, werden wir irgendwie nicht bedient. Auch das im Reiseführer beschriebene Szene-Viertel finden wir nicht. Statt dessen landen wir vor dem Theater und der Oper, wo wir zwei Paaren beim Salsa Tanzen zuschauen können.

Den Rückweg treten wir über die Markthalle an. Ein imposanter Ziegelsteinbau, der fast an eine Kirche erinnert. Innen ein gotisches Gewölbe aus Stahlbeton und typisches Markthallenflair. In der Galerie gibt es kleine Geschäfte, in denen es wohl alles zu kaufen gibt, was es sonst nirgends gibt. Von Wolle und Kurzwaren über Bunzlauer Keramik bis hin zu mehr oder weniger dekorativem Tand. Wir versorgen uns noch mit frischem Obst und Gemüse für das bevorstehende Pfingstwochenende.

Direkt vor der Markthalle fährt unsere Linie 17 zurück zum Campingplatz, wo für den Rest des Tages ein Chillout im Liegestuhl angesagt ist.

Breslau hat uns sehr gut gefallen. Eine junge, lebendige und vor allem sehr entspannte Stadt. Allerdings zeigen die vielen Baustellen, dass Breslau auch im Aufbruch begriffen ist. Chice Stadtwohnungen, renovierte Altbauten und riesige Industrieansiedlungen vor den Toren der Stadt machen deutlich, dass hier einiges in Bewegung ist.

© Ulrike S., 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Unsere Reisen führten uns bislang überwiegend in den westlichen Teil Europas. Das soll sich nun jedoch ändern. Dokumentarfilme und Reiseberichte über Osteuropa machten uns neugierig auf faszinierende, unberührte Landschaften, reiche Kulturschätze und quirlige Metropolen. Packen wir's also an - das Jahr 2017 steht im Zeichen einer Rundreise durch Polen, die Slowakei und Tschechien. Was wäre für diese Reise besser geeignet als die Jungfernfahrt mit unserem neuen "Spielmobil".
Details:
Aufbruch: 24.05.2017
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 16.06.2017
Reiseziele: Deutschland
Polen
Slowakei
Österreich
Der Autor
 
Ulrike S. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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