Für 99 DM an das Schwarze Meer

Reisezeit: Juni 1973  |  von Günter Huppmann

Mit einer Fußballmannschaft aus Fürth/Bayern flog ich im Juni 1973 nach Rumänien:
zum Urlaub in ein bitterarmes Land, das schwer zu leiden hatte unter dem Diktator Ceausescu und seiner Geheimpolizei.

Buchung

An einem wunderschönen Frühlingstag des Jahres 1973 traf ich einen Freund und der erzählte mir, ganz aufgeregt vor lauter Vorfreude, dass er für 8 Tage mit seiner Fussballmannschaft zu einem Freundschaftsspiel nach Rumänien flöge, und zwar ans Schwarze Meer nach Eforia Nord.
So nebenbei erklärte er mir, dass noch Plätze im Flugzeug frei wären. Spontan sagte ich "ja, ich fliege mit", da der Preis von 99.- DM inkl. Vollpension meine damals schwache Geldbörse nicht allzusehr strapazierte.

Zuvor besuchte ich einen Vereinsabend und ein Spiel der Fussballmannschaft - ich wollte doch die Kumpels alle kennenlernen. Der Trainer sagte mir augenzwinkernd: "Wir fliegen ohne Frauen bzw. Freundinnen". Und er strahlte dabei über das ganze Gesicht.

Es war an einem Montag, als wir am Flughafen in Nürnberg
in bester Urlaubslaune starteten. Ziel war der Flughafen Constanza in Rumänien.
Zum ersten Mal in meinem Leben bestieg ich ein Flugzeug. Etwas hilflos sah ich mich um, aber man half mir, und so war meine Flugangst wie weggeblasen. Der Flug an und für sich war angenehm.

Als wir am Militärflughafen aus dem Flieger stiegen, war ich doch sichtlich erleichtert, wieder Boden unter meinen Füßen zu spüren. Das Wetter war wunderschön, die Sonne lachte vom Himmel, und das sollte die 8 Tage während unseres Aufenthalts auch so bleiben.

Etwas mussten wir noch warten, bis uns der Bus zum Flughafengebäude brachte. In der Zeit sah ich hinter einem Drahtzaun mehrere Arbeiter. Einer von Ihnen rief "Hallo Cigarettes!", ich wollte hingehen und ihm einen Glimmstengel geben, doch da zog mich mein Freund wieder zurück: "Dreh dich mal um Günter" sagte er ganz aufgeregt zu mir, "Da oben auf dem Dach stehen Polizisten mit einem Fernglas und beobachten das Ganze - Constanza ist doch Militärflughafen".
Also ehrlich, ich war sprachlos und steckte meine Zigarette
wieder ein.

Als wir den Bus des Reiseunternehmens bestiegen, der uns zu unserem Ziel Eforia Nord fuhr, klärte uns die Reiseleiterin auf: "Sagen Sie hier in Rumänien, wenn sie was trinken, niemals Prost, denn Prost bedeutet hier in der Landessprache Depp. Wenn Sie also jemandem zuprosten, dann sagen sie zu ihm Depp."

Auf der Fahrt sah ich Lastwägen mit Holzvergasern - so etwas hatte es bei uns in Deutschland während des Kriegs gegeben. Hinten auf der Ladefläche standen Arbeiter und Arbeiterinnen mit Schaufeln und Pickeln.
Auch in der Nachkriegszeit fuhren bei uns in Deutschland viele Lastwägen mit Holzvergasern, denn Holz war billiger als Benzin. So ein Fahrzeug hatte einen Holzvergaserkessel, der öfters unterwegs mit Holz nachgefüllt werden musste. Dieser Kessel war außen am LKW hinter dem Führerhaus angebracht. Das Ganze sah aus wie ein Auto mit einem Kamin. Auch kam es vor, dass bei Steigungen alle Mann von Bord mussten, um zu schieben, so dass wenigstens der LKW alleine ohne Zusatzgewicht die Bergstrecke bewältigen konnte.
Und sowas gab es also hier noch 1973! Ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus.

Am Straßenrand sah man etliche Arbeiter beim Strassenbau.

Unser Ziel: Rumänien und das Schwarze Meer.

Unser Ziel: Rumänien und das Schwarze Meer.

In Eforia Nord angelangt, war ich doch sehr gespannt auf das Hotel. Es waren einstöckige Häuschen in einer riesengroßen Parkanlage. Ein Zentralgebäude mit einem Restaurant fand man in der Mitte des Parks.

Beim Abendessen gab es zur Begrüßung einen sehr komisch schmeckenden Maisbrei. Ich war sehr enttäuscht über so ein Essen; ich hatte doch soo einen Hunger und dann soo ein Mampf.
Man klärte mich auf: "Das ist das Begrüßungsessen. Das bekommt jeder Tourist zur Begrüßung."
Da dachte ich an Bayern, an Leberkas und Schweinswürstl, und da schmeckte mir das vor mir im Teller Befindliche überhaupt nicht mehr.
Aber andere Länder, andere Sitten.
Anschließend gab es einen sehr wohlschmeckenden Braten,
da war der Brei sofort wieder vergessen ...

Am Strand von Eforia Nord.

Am Strand von Eforia Nord.

Der Autor, Seniorchef Günter.

Der Autor, Seniorchef Günter.

© Günter Huppmann, 2003
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: Juni 1973
Dauer: unbekannt
Heimkehr: Juni 1973
Reiseziele: Rumänien
Der Autor
 
Günter Huppmann berichtet seit 21 Jahren auf umdiewelt.
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