Balkanreise mit Campingbus & Fahrrad 2005

Reisezeit: September / Oktober 2005  |  von Manfred Sürig

Blick auf die Donau

Sonnabend, 17.September 2005:
Wir haben keinen einzigen Dinar, müssen uns aber mit frischem Gemüse versorgen. Also erst einmal in den Ort Bela Crkva zurück, wo wir sogar einen Geldausgabeautomaten finden. Horst möchte aber lieber von unseren zu großen Euro-Beständen herunterkommen, also tauschen wir 200 Euro bar ein und verfallen auf dem nebenstehenden Markt schon fast in einen Konsumrausch. Nur: So billig ist das alles hier nicht, wir fragen uns, wovon die Einheimischen diese Preise bezahlen.

130 km weit reicht der Rückstau des Staudamms am Eisernen Tor und macht aus der Donau einen langsam fließenden See

130 km weit reicht der Rückstau des Staudamms am Eisernen Tor und macht aus der Donau einen langsam fließenden See

Auf unserer Karte ist eine Fährverbindung über die Donau eingezeichnet, die von Banatska Palanka nach Ram führen soll. Unsere Karte ist, obwohl Auflage 2005, nicht ganz genau, aber die Fährverbindung gibt es dennoch, dreimal täglich! Wir haben also über 2 Stunden Wartezeit, die wir ausnahmsweise mal zum Zubereiten eines Mittagessens nutzen, ausgerechnet unter dem Küchenfenster eines Fährrestaurants, das seine Pforten öffnet, als wir uns gerade richtig in der Morgensonne ausgebreitet haben. Man stört uns aber in keiner Weise, Krystof hält einen kurzen Klönschnack und weiß anschließend, dass die Fähre um 13 Uhr auch tatsächlich fährt.

Zeit spielt hier offenbar keine Rolle, die Fähre kommt pünktlich, der Fährmann verschwindet in der Kneipe und sperrt die Zufahrt. Nur an der Zunahme des Autostaus erkenne ich, dass es irgendwann mal losgehen müßte. Endlich, um 13.25 Uhr kommt Bewegung auf, es wird kassiert (6,50 Euro) und es darf aufgefahren werden. Das Ablegemanöver mit der seitlich belegten Barkasse bei leichter seitlicher Strömung will gekonnt sein und auf dem Donau-Hauptstrom dröhnen die Motoren mit Vollgas, um uns voranzubringen. Die meiste Energie verpufft am Auspuffrohr zu Lasten der Umwelt, der Rest wird von den Reifenfendern aufgefangen, die achtlos über Bord hängen gelassen werden und sich im Wasser auch noch querstellen. Aber wir kommen gut auf dem Südufer an und quälen den Bulik auf einer schmalen Straße weiter ins Landesinnere. Hier stimmt unsere Karte überhaupt nicht mehr, wir werden auf den Donaudeich umgeleitet, haben aber dadurch romantische Ausblicke in die Stromebene, in der Pause aber auch erste Bekanntschaften mit Mücken. Eigentlich die beste Gelegenheit zum Radfahren, aber soviel Zeit haben wir nicht mehr, wir wollen wenigstens bis in die Donauschlucht, die nach 130 Kilometern zum Eisernen Tor führt. Die Schluchtstraße beginnt bei Golubac spektakulär mit einer Durchfahrt durch eine Burgruine, dann aber führt sie zwar dicht am Wasser entlang, ist aber auf beiden Seiten so zugewachsen, dass man nur selten Ausblicke aufs Wasser hat. So wird auch die Suche nach einem geeigneten Nachtlager schwierig. Einmal finden wir einen Hinweis auf ein "Camp" links von der Straße. Wir biegen links ein, fahren durch eine grüne Wildnis und kommen an einer kleinen Wiese heraus, auf der 5 neue Holzhäuschen mit je zwei Betten stehen und in die aufgestaute Donau hinein ist eine Art Clubheim mit Terrasse gebaut. Duschen gibt es auch: Hochgestellte schwarze Holzfässer mit Regenwasser, aus denen man mit einem Wasserhahn das Naß zapfen kann. Die Steinterrasse vor dem Clubheim ist der ideale Standplatz für Buliks Nebenzelt, selbst die Abendsonne erreicht uns genau aus der richtigen Richtung. Wir sind uns einig, das ist der schönste Platz bisher auf der ganzen Reise. Bis spät in die Nacht sitzt Horst auf der Terrasse und genießt den Sternenhimmel oder den Blick auf die Donau, auf der ab uns zu ein Schubverband vorbeifährt. Kein Platzwart, keine andern Gäste, wir sind die einzigen und bleiben es auch die ganze Nacht.

Unsere eigenen Donauterrasse

Unsere eigenen Donauterrasse

Duschanlage mit sonnenerwärmtem Regenwasser

Duschanlage mit sonnenerwärmtem Regenwasser

© Manfred Sürig, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein polnischer Freund stellte seinen Uralt-VW-Bus "BULIK" zur Verfügung, damit er einmal in seinem Leben nach Griechenland kam. Seine Deutschen Freunde hatten sich auf ein Abenteuer eingelassen, das am Ende aber gut ausging.
Details:
Aufbruch: 04.09.2005
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 09.10.2005
Reiseziele: Polen
Slowakei
Ukraine
Ungarn
Rumänien
Bulgarien
Griechenland
Serbien
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.