Transsilvanien (Siebenbürgen) und Bukowina - Rumänien 2018

Reisezeit: Mai - Juli 2018  |  von Uschi Agboka

Kurz-Info - Teil II - Carta - 7 .- 27. Mai 2018 : Samstag, 12. Mai 2018 - 8. Tag

Samstag 12. Mai 2018 8. Tag

E68/1 Arpasu de Jos / Ucea / Vistea / Oltet / Sambata de Jos / Voila / Fagaras / Persani / Vladeni / Codlea / Ghimbav
Brasov (Kronstadt): Biserica Neagra (Schwarze Kirche) - Denkmal Johannes Honterus -
Casa Muresenilor - Piata Sfatului (mittelalterlicher Marktplatz): Casa Sfatului (altes Rathaus) mit Trompeterturm - Byzantinische Kirche Sfanta Treime Adormire /
Porta Ecaterinei (Katharinentor) - Porta Schei (Waisenhausgässertor) - altes jüdisches Viertel mit Neologe Synagoge
Codlea: Kirchenburg (Muzeul Codlei)

Fahrzeit 6 3/4 Std. 126 Meilen = 202 km

Heute ist unser Ziel Brasov (Kronstadt). Wir starten um 9.45 Uhr und brauchen ca. 1 1/2 Stunde für ca. 100 km. Leider entdecken wir heute am Straßenrand unzählige tot Hunde, sieht grauenvoll aus. Niemand kümmert sich darum. Sie bleiben, wie wir später feststellen, tagelang dort liegen.

In Brasov findet Rolf zielsicher die Schwarze Kirche und dort einen hervorragenden schattigen Parkplatz.

Die Besichtigung der Kirche Biserica Neagra kostet nichts, doch man darf keine Fotos machen, daher kaufe ich einen kleinen Bildband, 4 Euro.

Nach der Besichtigung der Kirche machen wir uns auf, das historische Zemtrum des Ortes zu erkunden.

Der Mittelpunkt der Altstadt, der mittelalterliche Marktplatz - Piata Sfatului, ist die Hauptbühne der transsylvanischen Metropole. Das alte Rathaus - Casa Sfatului - steht mitten auf dem großen Platz. Es wurde zum ersten Mal am 23. Dezember 1420 in einem Dokument der Kürschner-Gilde erwähnt, die damals hier ihren Sitz hatte. Seine mächtigen, dicken Mauern erhielt das Rathaus zwischen 1515 und 1528, eine Zeit, in der auch der Rathausturm gebaut wurde. In dem gelb leuchtenden Bau ist neben dem Informationszentrum auch das Geschichtsmuseum untergebracht. Der heutige Name Trompeterturm geht auf seine Verwendung während der Türkenkriege zurück. Ursprünglich wurde er als reiner Wehrturm errichtet, die Annäherung von Feinden wurde von einem Wächter von oben lautstark angekündigt.

Ich bin von diesem Gebäude mehr als fasziniert. Im Informationszentrum hole ich uns einige Heftchen und einen Stadtplan, so sind wir gut gerüstet.

An den prächtigen Bauten kann man sich gar nicht satt sehen. Für diesen wunderbaren geschichtsträchtigen Ort nehmen wir uns viel Zeit.

Die byzantinische Kirche Sfanta Treime Adormire. Verspielt zeigt sich die Außenfassade mit ihrem Rundturm, den Zwillingsfenstern, der goldenen Mosaik-Maria über der Tür und den beiden Säulenkapitellen am Eingang. Um in die Kirche zu gelangen (aus dem Jahr 1895) muss man erst eine kurze Passage durchqueren.

In der Kirche findet gerade ein Gottesdienst statt, so werfen wir nur kurz einen Blick hinein, denn die Gläubigen muss man nicht stören.

In Brasov sind sehr viele aufdringliche bettelnde Roma mit ihren vielen Kindern unterwegs. Das nervt enorm, zumal man höllisch auf seine Sachen aufpassen muss.

In einer Brasserie, die in einem prächtigen Jugendstilhaus untergebracht ist, essen wir Pizza (3,80 Euro), die Rolf allerdings nicht so arg schmeckt und Salat (6,22 Euro), der mir gut schmeckt. Dazu zweimal frischen Grapefruit-Saft, 2,14 Euro.

Nachdem wir uns gestärkt haben, fahren wir mit einem kleinen Zug durch die Stadt, 4 Euro. Die Rundfahrt lohnt sich.

Anschließend geht es zurück zu unserer Harley. Man kann es kaum glauben, eine große Menschenansammlung ist dort zu sehen. Sie stellen sich einzeln oder zu zweit neben die Harley und machen Bilder. Verrückt.

Ich biete ihnen an, sie alle mit der Harley zu fotografieren und sie sind begeistert. Zufrieden ziehen sie von dannen und wir können weiterfahren.

Brașov deutsch Kronstadt) von 1950 bis 1960 Orașul Stalin („Stalinstadt“), ist eine Großstadt in Rumänien mit etwa 250.000 Einwohnern. Die Stadt liegt im gleichnamigen Kreis im Burzenland im Südosten Siebenbürgens, Rumänien. Im Süden und Osten ist die Stadt von den Karpaten umgeben. Die nächstgelegenen größeren Nachbarorte sind (im Uhrzeigersinn, im Norden beginnend) Sfântu Gheorghe, Ploiești, Târgoviște, Pitești, Hermannstadt und Mediaș. Die bei St. Petersburg gelegene Stadt Kronstadt trägt den gleichen deutschen Namen.

Kronstadt wurde von den Ritterbrüdern des Deutschen Ordens im frühen 13. Jahrhundert als südöstlichste deutsche Stadt in Siebenbürgen unter dem Namen Corona gegründet. 1225 mussten die Deutschordensritter ihre Komturei Kronstadt verlassen und ließen sich im Baltikum nieder.

Kronstadt war über Jahrhunderte neben Hermannstadt das kulturelle, geistige, religiöse und wirtschaftliche Zentrum der Siebenbürger Sachsen, die seit dem 12. Jahrhundert auf Einladung des ungarischen Königs in der Region siedelten und bis ins 19. Jahrhundert hinein die Mehrheit der Stadtbevölkerung bildeten. Im 13. Jahrhundert fielen die Mongolen und seit dem 14. Jahrhundert immer wieder Türken in die Stadt ein.

Im 16. Jahrhundert war Kronstadt der Ausgangspunkt der lutherischen Reformation in Siebenbürgen. Johannes Honterus, der Sohn eines kronstädter Bürgers, verbreitete seit 1534 erfolgreich die neue religiöse Lehre und errichtete auch die erste Buchdruckerei im Land sowie ein Gymnasium. Ein Denkmal erinnert an ihn.

Noch bis ins 17. Jahrhundert hinein waren Stadt und Region durch ihre Lage an der Grenze zum osmanischen Machtbereich immer wieder bedroht. Kronstadt und seine Umgebung gehörten zum Königreich Ungarn, zum Fürstentum Siebenbürgen bzw. zur Habsburgermonarchie, bis sie nach dem Vertrag von Trianon von 1920 an Rumänien abgetreten werden musste.

In der Zeit von 1951 bis 1961 wurde die Stadt im Gefolge des Personenkults um Stalin in Orașul Stalin (Stalinstadt) umbenannt.

Bereits 1987, zwei Jahre vor dem Wendejahr 1989, gehörte Brașov zu den ersten Städten Rumäniens, in denen sich Arbeiter im Aufstand von Brașov gegen die Ceaușescu-Diktatur erhoben. Viele Teilnehmer dieses Aufstandes blieben nach Verhaftungen verschollen.

2017 wurde Brașov der Ehrentitel „Reformationsstadt Europas“ durch die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa verliehen.

Bedeutendes geschichtliches Bauwerk und markantes Wahrzeichen der Stadt ist die 1477 gebaute evangelische Schwarze Kirche (rumänisch Biserica Neagră) mit ihrer Buchholz-Orgel.

Weitere Sakralbauten sind die 1858 gebaute orthodoxe Kathedrale und die Kirche des Nikolaus von Myra (rumänisch Biserica Sfantul Nicolae), die 1292 errichtet und 1495 aus Stein neu gebaut wurde, sowie die Neologe Synagoge und die Orthodoxe Synagoge.

Das alte Rathaus am Rathausplatz gilt als weiteres markantes Zeichen der Stadt.

Die St. Bartholomäus-Kirche aus dem 13. Jahrhundert ist das älteste Bauwerk der Stadt.

Die historische Altstadt ist geprägt von spätmittelalterlichen Bürgerhäusern (so zum Beispiel das Hirscherhaus am Rathausplatz) und großzügigen, stilvollen Bauten des 19. Jahrhunderts.

Sehenswert sind auch die mittelalterlichen Stadtbefestigungen, darunter das Katharinentor aus dem Jahr 1559, die Weberbastei, der Weiße Turm und der Schwarze Turm. Alle sind heute restauriert und als Museum zugänglich.

Das Erste Rumänische Buchmuseum (rumänisch Prima Carte Romaneasca) stellt u. a. das erste Buch aus, das in rumänischer Sprache gedruckt wurde.

Nicht weit von Brașov entfernt befindet sich das Schloss Bran (dt. Törzburg), welches wir jedoch heute nicht anschauen wollen. Vielleicht an einem anderen Tag.

Die E68/1 hat es in sich. Am Straßenrand x Kreuze für tödlich verunglückte Menschen und dann die vielen toten Hunde. Macht mich irgendwie fertig.

Wir halten in Godlea an der Kirchenburg, die leider am Samstag geschlossen ist. Versteht niemand, wieso. Wir können es eh nicht ändern, machen einige Bilder und fahren dann weiter.

Die Kirchenburg aus dem 13. Jahrhundert hat einen ovalen Grundriss mit 85 Metern Durchmesser und umfasst somit den größten Kirchenburghof des Burzenlandes. Von den fünf Türmen die einst an der Ringmauer der Kirchenburg standen, sind heute noch der Schmiedeturm, umgebaut zum heutigen Glockenturm, der Böttcher- und der Weberturm erhalten. Inmitten der Kirchenburg steht die romanische Saalkirche ohne angebauten Kirchturm.

Am 7. August 2004 wurde mit einer Spende aus Deutschland eine neue Glockenturmbeleuchtung installiert; auch die orthodoxe Kirche wurde damit ausgestattet. Seit Anfang August 2004 gibt es auch eine Informationstafel am Eingang der Kirche. Sie beinhaltet alle wichtigen Informationen über die Zeidner Kirchenburg in den vier Sprachen rumänisch, deutsch, englisch und ungarisch.

Die Kirchenburg und das ehemalige Rathaus an der Kirchenburg 1829 errichtet, stehen unter Denkmalschutz.

Codlea (deutsch Zeiden) am Fuße des Zeidner Berges (Măgura Codlei, 1.294 m) im Kreis Brașov in Siebenbürgen, Rumänien. Einwohner ca. 22.000. Zeiden wurde vom Deutschen Orden im 13. Jahrhundert gegründet, wurde erstmals 1265 urkundlich erwähnt. Bei der Besiedlung soll der Ort aus zwei Straßen bestanden haben; die Langgasse führte nach Norden, die Marktgasse nach Westen. Der Anfang beider bildete den Anger, den späteren Marktplatz.

Die Anfänge des rumänischen Ortsteils reichen auch bis ins 13. Jahrhundert zurück. Dieses Viertel entstand südwestlich der sächsischen Siedlung und bildete sich als eigener Ortsteil mit Straßennetz aus; beide Ortsteile wuchsen aber allmählich zu einem Ort zusammen.

Die Hauptbeschäftigung der Zeidner im Mittelalter waren Landwirtschaft, Viehhaltung und Forstwirtschaft. Die wirtschaftliche Stärke des Ortes waren der Getreide-, Flachs- und Gemüsebau. Intensiv wurde auch die Imkerei betrieben.

Mit Beginn des 14. Jahrhunderts entwickelte sich das Handwerk mit den Zünften der Wagner, Schmiede, Fassküfer, Leinweber und Schuster.

Ende des 19. Jahrhunderts musste das Zunfthandwerk den ersten Industriebetrieben weichen. 1878 gründeten die Brüder Hornung eine Möbelfabrik, ein Jahr später Johann Horvath eine Werkzeugfabrik.

1896 entstanden die ersten Gewächshäuser, und 1903 wurde ein Elektrizitätswerk errichtet. Gefördert von den I.G. Farben, wurde 1936 die Chemiefabrik gegründet.

Durch die Flurbereinigung Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Voraussetzung für die Entwicklung einer modernen Landwirtschaft geschaffen.

Während der Flachsanbau zurückging, weiteten sich der Gemüse-, Obstbau sowie der Blumenanbau aus.

Die Verstaatlichung in den Jahren 1945–1948 und die Deportation der arbeitsfähigen, überwiegend deutschsprachigen, Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg hemmten den wirtschaftlichen Aufschwung.

1950 wurde Codlea zur Stadt erklärt. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren ca. 350 Zeidnerinnen und Zeidner in Deutschland und Österreich verblieben. Die ersten Zusammentreffen gab es in München, Offenbach am Main und Stuttgart, wo 1953 die „Zeidner Nachbarschaft“ gegründet wurde.

1954 wurde der erste „zeidner gruß“ der Zeidner Nachbarschaft herausgegeben, war somit weltweit das erste Heimatblatt einer siebenbürgisch-sächsischen Heimatortsgemeinschaft in Deutschland und wird seitdem fast jedes Jahr zweimal herausgegeben.

Die in Deutschland aus ehemaligen Bewohnern des Ortes bestehende Stiftung Zeiden unterstützt finanziell die Förderung der Jugend- und Altenhilfe und auch hilfsbedürftige Personen im Ort. Außerdem unterstützt man soziale, wirtschaftliche und kulturelle Projekte vor Ort. Geplant ist auch die Archivierung der Pfarrakten.

Nächster Halt Fagarasch. Wir müssen wieder einkaufen. Um ehrlich zu sein, das Einkaufen in so großen Läden wie Lidl und Kaufland ist gar nicht nach meinem Geschmack, aber bisher haben wir noch keine kleinen Lädchen wie in Portugal oder Frankreich entdeckt. Ich mag das gar nicht, aber wir haben keine Wahl.

Auf dem Parkplatz beobachten einige Rumänen, wie wir alles im Motorrad verstauen. Sie schauen nicht sehr freundlich. Ich fühle mich dabei sehr unwohl.

Schön ist auf der Rückfahrt zum Campingplatz immer der Blick auf das schneebedeckte Faragas-Gebirge.

Heute Abend bleibt die Küche kalt. Schinken, Thunfisch, Salat, Äpfel, Brot. Dazu trinken wir guten rumänischen Wein, der sehr lecker ist.

Nach wie vor funktioniert das Wlan nicht, was sehr ärgerlich ist.

Erst spät gehen wir schlafen, denn wir schauen lange fern.

Weitere Bilder findet Ihr unter

Uschi & Rolf – Rumänien - Tschechien – Polen – Slowakei @Uschi.Rolf.Tschechien.Polen.Slowakei
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© Uschi Agboka, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Besichtigung der Kirchenburgen in Siebenbürgen (Transsilvanien) und der Moldauklöster in der Bukowina mit vielen Hintergrundinformationen.
Details:
Aufbruch: 05.05.2018
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 01.07.2018
Reiseziele: Rumänien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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