Transsilvanien (Siebenbürgen) und Bukowina - Rumänien 2018

Reisezeit: Mai - Juli 2018  |  von Uschi Agboka

Kurz-Info - Teil III - Blajel - 28.05.-15.06.2018 : Dienstag, 29. Mai 2018 - 25. Tag

Dienstag 29.05.2018 25. Tag

14A Medias

Steingässer Torturm - Stephan Ludwig Roth Haus - Casa Johannes Honterus - Denkmal Stephan Ludwig Roth - Biserica Evanghelica Sfanta Margareta (Kirchenburg) mit Turnul Trompetilor - Casa Morscher - Piata Regele Ferdinand I mit Casa Dutz Schuster - Guggenberger Haus - Casa Rosenauer - Altes Rathaus - Schuller Haus

Fahrzeit 4 Std. 11 Meilen = 18 km

Auch heute sind wir wieder um 6 Uhr wach, stehen aber erst später auf, was sich als Fehler erweist. Hier in der Gegend ist es viel wärmer als in Carta.

Das bedeutet, wir müssen morgens früh los, um dann mittags im Schatten Pause zu machen.

Gegen 10 Uhr fahren wir nach Medias. Durch den Steingässer Turm kommen wir in die Innenstadt.

Der Steingässer Turm wurde im Jahr 1507 gebaut und war eines der wichtigsten Tore der Stadtmauern. Er hat seine Gestalt auch nach fast fünf Jahrhunderten unverändert beibehalten, obwohl Medias sich in dieser Zeit sehr stark verändert hat

Mediaș ist eine Stadt in Siebenbürgen im Kreis Sibiu in Rumänien. Sie liegt an der Târnava Mare (Große Kokel) und ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Zentralrumänien. Die Stadt liegt im Kokeltal des Karpatenvorlands und ist von zahlreichen Bergen umgeben. Im Norden von den Steilhängen des Galchberges, der Burg, des Hunsrückens und Keppenberges und im Süden vom Busder Plateau, Hasengarten, Vogelstange, Hirschberg, Kreuzberg und Stempelwald. Die Gesamtlänge der Stadtgrenze beträgt 35 km, der Marktplatz liegt auf einer Seehöhe von 305 m, höchster Punkt ist der Weberln-Berg (555 m). In der Nachbarschaft von Mediaș liegen die Ortschaften Bazna (Baaßen), Blăjel (Klein-Blasendorf), Păucea (Puschendorf), Dârlos (Durles), Brateiu (Pretai), Buzd (Bußd), Moșna (Meschen), Ighișul Nou (Eibesdorf) und Târnava (Groß-Probstdorf).

Mediasch wurde Mitte des 13. Jahrhunderts von siebenbürgisch-sächsischen Siedlern aus dem „Altland“ der Hermannstädter Provinz durch Binnenkolonisation besiedelt. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 1267. Der Name könnte vom lateinischen per medias via (in etwa am Kreuzweg) herrühren. Gemeint sein könnte damit ebenso die Mitte des historischen Siebenbürgens, die Mediasch in etwa markierte. Eine andere Erklärung ist die Übernahme des Ortsnamens einer vorher bestehenden Szekler-Siedlung namens Medyes. Der Name soll sich auf den Baumbewuchs der Gegend beziehen und bedeutet Sauerkirsche (neu-ungarisch Meggy), woraus im Laufe der Zeit durch Lautverschiebung der heutige Name entstanden sein soll. In ersten urkundlichen Erwähnungen heißt es u. a. Mediesy (1267) oder Terra Meddies (1289). Später findet sich auch die deutsche Bezeichnung Medwisch (Honterus-Karte, 1532; Siebenbürgischer Würg-Engel, 1670).

Mediasch entstand zunächst als Siedlung auf Adelsboden, d. h. die ersten deutschen Siedler waren dem ungarischen Adel hörig und genossen nicht dieselben Freiheits-Privilegien wie die Siedler auf dem sogenannten Königsboden. Innerhalb weniger Generationen erkämpften sich die Mediascher jedoch diese Privilegien (1315) und erreichten zusammen mit den umliegenden Ortschaften sogar den Status eines „Stuhls“ (Zwei Stühle, später Mediascher Stuhl), also einer eigenen Gerichtsbarkeit und weitestgehender Selbstverwaltung.

In der Mediascher Stadtgeschichte spiegelt sich die wechselhafte Geschichte Siebenbürgens wider. Immer wieder zogen verschiedenste Heere durch das Land, es gab osmanische Einfälle, österreichische und ungarische Gegenangriffe und oft genug lokale Fürsten und Gegenfürsten, die blutig um die Vorherrschaft stritten. Mediasch wurde dabei mehrfach belagert und geplündert, wobei das Jahr 1605 als „Schreckensjahr“ in die Geschichte einging.

Ebenso wurde Mediasch von der zweiten Geißel des Mittelalters, der Pest, mehrfach heimgesucht. Die Mediascher Bürgerschaft schaffte es jedoch immer wieder, das Leben in der Stadt zum Blühen zu bringen. Vielleicht trugen gerade die oft ungünstigen äußeren Bedingungen dazu bei, den inneren Zusammenhalt zu stärken. Dies bezog sich jedoch beinahe ausschließlich auf die deutsche Bevölkerung, Ungarn oder gar Rumänen waren nahezu vollständig ausgeschlossen. Die Dominanz der deutschstämmigen Siebenbürger Sachsen dauerte bis ins 19. Jahrhundert an.

In Mediasch wurde der wachsende Einfluss der ungarischen Staatsmacht und ihr Bestreben der „Magyarisierung“ Siebenbürgens besonders offensichtlich. Im Jahr 1849 wurde die Stadt von ungarischem Militär besetzt und der Mediascher Stephan Ludwig Roth, prominentes Sprachrohr der Siebenbürger, Pfarrer, Lehrer und Schriftsteller, festgenommen, in Klausenburg in einem Schauprozess zum Tode verurteilt und standrechtlich erschossen.

Darüber hinaus wurden hunderte anderer Menschen, die meisten davon Rumänen, erschossen. Dennoch gelang es der deutschen Bevölkerung dank traditionell guter Kontakte nach Deutschland und Österreich während der Zeit der Industrialisierung ihre Vormachtstellung in Mediasch ökonomisch auszubauen. Nach dem Ersten Weltkrieg und der Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien schwand auch in Mediaș zunehmend der Einfluss der deutschen Bevölkerung. Obwohl sie nach wie vor den Großteil der Bevölkerung stellten, fühlten sich die Deutschen vor allem wegen entsprechender Gesetze der Zentralregierung zunehmend ins Abseits gedrängt. So fand die NS-Propaganda auch in Mediaș ihre Anhänger: Viele Bewohner der Stadt zogen auf deutscher Seite in den Zweiten Weltkrieg. Hingegen wurden hier keine organisierten Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung und ihre Einrichtungen durchgeführt.

Bis nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die deutschstämmige Bevölkerung (zumeist Siebenbürger Sachsen) in Mediaș eine relative Mehrheit. Die Stadt, damals noch Teil des Kreises Târnava-Mare, zählte im Jahr 1930 15.505 Einwohner, davon 5.974 Deutsche (38,52 %), 4.366 Rumänen (28,15 %), 3.876 Magyaren (24,99 %), 702 Juden (4,52 %) und 345 Roma (2,22 %). 1996 wurden 62.750 Einwohner, davon 50.200 Rumänen, 8.900 Magyaren, 2.500 Roma, 1.150 Deutsche gezählt.

Die Stadt liegt im siebenbürgischen Weinland, wo der Anbau von vorwiegend Weißwein seit jeher ein wichtiger Wirtschaftsfaktor war. Dieses bezeugt auch das Stadtwappen, in dem das alte Wappenelement, die natürliche rechte Hand vermehrt ist um eine befruchtete Weinrebe mit Wurzeln, Blättern und zwei Trauben – so belegt in einem Siegel aus dem Jahr 1546. Auch die Heimatgemeinschaft Mediasch führt neben dem Tramiterturm die befruchtete Weinrebe in ihrem Wappen.

Der Wein aus Mediaș wird in Bram Stokers Roman Dracula an prominenter Stelle erwähnt: “The wine was Golden Mediasch, which produces a queer sting on the tongue, which is, however, not disagreeable” (Tagebucheintrag von Jonathan Harker, 5. Mai, zum ersten Mal auf dem Weg zum Schloss des Grafen).

Rolf hat schnell einen guten Parkplatz für uns gefunden – direkt am Liceul Teoretic Stephan Ludwig Roth. Eine Statue des berühmten Mannes erinnert an ihn.

Mir geht es heute Morgen nicht so gut. In einem Cafe trinken wir erst einmal einen Tee, da ich dringend zur Toilette muss. Später geht es dann und wir können uns die Kirchenburg Sfanta Margareta in Ruhe anschauen.

Als Besonderheit unter den siebenbürgischen Stadtpfarrkirchen hat sich in Medias nicht nur die der Hl. Margarethe gewidmeten Kirche selbst, sondern die gesamte Burganlage als Einheit erhalten. 1488 haben die Einwohner aus Mediaș das sogenannte Kirchenkastell erbaut, eine Wehranlage mit mehrfachen Mauergürteln, Verteidigungsgraben und Wehrtürmen, die heute zum Teil noch erhalten sind. Das war eine für die damalige Zeit kaum vorstellbare finanzielle und auch technische Leistung.

Urkundlich erwähnt werden die Befestigungsanlagen schon 1452. Vom Kastell, also den verstärkten Mauerringen und Wehrtürmen um die Kirche, sind noch der Glocken-, der Schul-, Seiler-, Schneider- und der Marienturm (mit Resten von Fresken) erhalten geblieben.

Die heutige Form der Kirche geht auf zwei Vorgängerbauten zurück und ist durch zahlreiche Umbauten, die um 1482 ihren Abschluss fnden, geprägt. Nur der Westturm wurde erst Mitte des 16. Jh. in seiner jetzigen Höhe aufgestockt. 1414 wird die Kirche erstmals als Stadtpfarrkirche unter dem Patrozinium der Hl. Margareta von Antiochia urkundlich erwähnt.

Der Innenraum ist mit seine asymmetrischen Querschnitt eine Kombination aus Basilika und Hallenkirchen. Durch Erhalt des niedrigen nördlichen Seitenschiffes sind an der Mittelschiffwand darüber noch bedeutende mittelalterliche Wandmalereien zu finden. Der Flügelaltar von 1485 ist ein vorreformatisches Meisterwerk. Während des Bildersturms im Zuge der beginnenden Reformation wurden die beiden schwenkbaren Schreintüren entfernt.

Heute sind man auf den acht Altarbildern aus der Neuzeit nicht nur die Passion Christi, sondern im Hintergrund des Kreuzigungspfads auch ein Kuriosum: Anstelle der Stadt Jerusalem hat der Maler sich einen Spaß erlaubt und deutlich die Umrisse der Stadt Wien abgebildet. In der Kirche wurden zusätzlich einige bedeutende Altare aus aufgegebenen oder gefährdeten Kirchen aufgestellt.

Die Margarethenkirche ist die Stadtpfarrkirche der Evangelischen Kirche A.B. in Mediaș im heutigen Rumänien, deren schiefer Hauptturm, der Trompeterturm oder Tramiter, auch heute noch das Stadtbild beherrscht.

Die Kirche gehört zu den bedeutendsten spätgotischen Kirchenburgen der Siebenbürger Sachsen, von denen einige heute zum UNESCO-Welterbe zählen.

Der Trompeterturm oder Turnul Trompetilor dominiert das zentrale Stadtbild. Das Dach des fast 70 m hohen Turmes ist reich mit bunten emaillierten Zierplatten geschmückt und auch die am Spitzdach angebrachte Ecktürmchen verweisen auf die gleiche Bedeutung wie die des Stundturms in Sighisoara. Sie symbolisieren die Hochgerichtsbarkeit, ein Stadtprivileg, das es den Richtern von Medias erlaubte, Todesurteile zu fällen und zu vollstrecken. Eine markante Eigenschaft hat der Turm mit dem Turm zu Pisa gemeinsam: Er steht schief. Als man ihn 1550 auf 68,5 m aufstockte, hatte man wohl das Lot vergessen, so dass der Turm heute oben 2,3 m von der Senkrechten abweicht. Als die schiefe Sache den Bürgern um 1927 zu bedrohlich wurde, verpassten sie dem Turm kurzerhand ein mit Eisen verstärktes Betonkorsett.

Nach der Besichtigung der Kirche laufen wir weiter zum Piata Regele Ferdinand I. Es ist sehr warm und wir suchen Schatten. Endlich entdecken wir eine Bank unter Bäumen. Ein Rumäne gesellt sich zu uns, der ganz gut Deutsch spricht. Er lebt und arbeitet in Bremen und ist zur Zeit auf Urlaub in Medias.

Piata Regele Ferdinand I - Wer durch die Altstadt von Mediasch geht, wird das Schuller Haus bemerken, ein Baudenkmal in Renaissance-Stil, dessen Alter man nur schätzen kann. Es wird gesagt, dass das Gebäude , das sich auf der Ostseite des Platzes befindet, im Jahr 1588 gebaut wurde, aber neue Studien haben gezeigt, dass dieses mindestens hundert Jahre älter ist.

Erbaut von den ehemaligen Bürgermeister von Mediasch Johannes Schuller, stiegen im Laufe der Zeit viele Fürsten von Siebenbürgen hier ab, wenn sie zu Landtagen nach Mediasch kamen. Zu Ihnen zählte auch Sigismund Bathory. Der Innenhof ist in “U” Form von Gebäuden umgeben; vom Eingang, der sich zwischen zwei Säulen befindet, die von je einem liegenden Löwen aus Stein gekrönt sind, führt ein überwölbter Gang ins Innere des großen Gebäudekomplexes.

Ab Ende des achtzehnten Jahrhunderts wurde das Haus als Biergarten benutzt und ist mehrmals in den offiziellen Dokumenten der Zeit erwähnt. Nach 1990 wurde das Schuller Haus dem Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien vermietet. Es wird auch oft als Treffpunkt für offizielle Anlässe genutzt, weil es einen Konferenzraum mit über 130 Plätzen hat und über mehrere Gästezimmer verfügt. Hier finden regelmäßig Ausstellungen und Workshops der Künstler von Medias statt.

Und weiter geht es auf unserem Rundgang durch die Altstadt. Herrlich die vielen schönen alten Häuser die den Park umgeben.

Im Hotel Traube machen wir Mittag. Rolf mit Rindfleischsuppe und alkoholfreiem Bier, ich mit Salat mit Lachs, dazu Wasser, Wein = 13 Euro.

Später entdecken wir einen richtigen Bäcker, wo wir Brot kaufen, in der Hoffnung, dass es schmeckt und bekömmlich ist.

Weitere Bilder findet Ihr unter

Uschi & Rolf – Rumänien - Tschechien – Polen – Slowakei @Uschi.Rolf.Tschechien.Polen.Slowakei
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© Uschi Agboka, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Besichtigung der Kirchenburgen in Siebenbürgen (Transsilvanien) und der Moldauklöster in der Bukowina mit vielen Hintergrundinformationen.
Details:
Aufbruch: 05.05.2018
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 01.07.2018
Reiseziele: Rumänien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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