Transsilvanien (Siebenbürgen) und Bukowina - Rumänien 2018

Reisezeit: Mai - Juli 2018  |  von Uschi Agboka

Kurz-Info - Teil III - Blajel - 28.05.-15.06.2018 : Freitag, 1. Juni 2018 - 28. Tag.

Freitag 1.06.2018 28. Tag

14A Medias / 14 – Sighisoara (Schäßburg) - UNESCO / 13/ E60 - Albesti (Weißenkirch) / Saschiz (Keisd) / Crit (Deutschkreuz) / Keisd (Saschiz) – Wehrkirche - UNESCO / Albesti / 14 - Sighisoara / Medias / 14A

Fahrzeit 6 Std. 96 Meilen = 155 km

Gegen 9 Uhr verlassen wir den Campingplatz, Richtung Medias – Sighiosoara. Dort entdecken wir ein riesiges Transparent über der Straße – Bitte geben Sie Bettlern kein Geld. Dies in verschiedenen Sprachen. So etwas haben wir noch nie gesehen. Aber die Roma sind da, wo sie betteln, auch wirklich schlimm, aggressiv.

Weiter Richtung Rupea, über Saschitz nach Crit (Deutschkreuz).

Rolfs Cousin hat eine Frau, deren sächsische Familie aus diesem Ort stammt. Eigentlich wollten wir uns die Überreste der Wehrkirche in Crit ansehen, aber leider ist das mit unserem Motorrad nicht möglich. Keine asphaltierte Straße, nur tiefer Schotter, das bedeutet Unfallgefahr durch einen evtl. Sturz. Also verzichten wir darauf, tiefer in den Ort hinein zu fahren.

Über die Wehrkirche lesen wir Folgendes: Die klassizistische Saalkirche mit Chor und westlichem Glockenturm entstand zwischen 1810 und 1813 nach Abbruch des Vorgängerbaus, der erstmals 1270 erwähnt wurde. Über das Aussehen der historischen Kirche ist jedoch nichts bekannt. Es wird aber vermutet, dass sie in einer Zeichnung auf einem mit 1793 datierten Gestühl in der Kirche dargestellt ist.

Die Ausstattung der Kirche stammt sowohl aus der Bauzeit als auch von 1822.

Von den Wehranlagen des 15. Jh. hat sich der Bering mit vier Türmen erhalten, ein fünfter Turm stürzte 1925 ein und wurde nicht wieder aufgebaut. Auf der Südseite, am Rande des ehemaligen Zwingers, steht die heute nur noch als Ruine erhaltene Schule.

Das, was wir von Crit sehen, sieht alles sehr ärmlich aus. Man fühlt sich um mind. 60 Jahre in die Vergangenheit zurück versetzt. Einige rumänische Bauern auf Pferdefuhrwerken schauen uns nicht gerade freundlich an. Irgendwie fühle ich mich unwohl.

Auf unseren Touren durch die Felder stinkt es oft sehr nach Chemie. Wir haben das Gefühl, sie vergiften hier alles, was so wächst. Erschreckend sind auch die vielen wirklich fetten Kindern. Nicht dick, nein richtig fett, manche können kaum richtig laufen. Sie watscheln durch die Gegend.

Und immer wieder unterwegs am Straßenrand warten Nutten auf Kundschaft. Meist sind es LKW-Fahrer, die hier halten.

Criț (Deutsch-Kreuz) ist eine Ortschaft in Siebenbürgen, Rumänien. Criț liegt nahe der Stadt Rupea (Reps) im Kreis Brașov zwischen den beiden wirtschaftlich und touristisch bedeutenden Zentren Sighișoara (Schäßburg) und Brașov (Kronstadt).

Das Dorf gehört heute verwaltungsmäßig – so wie auch Viscri (Deutsch-Weißkirch), Meșendorf (Meschendorf) und Roadeș (Radeln) – zu Bunești (Bodendorf).

Deutsch-Kreuz gehörte im Mittelalter gemeinsam mit neun weiteren siebenbürgisch-sächsischen Gemeinden zur Grundherrschaft der Abtei von Kerz.

Die Siebenbürger Sachsen stellten über Jahrhunderte die Mehrheit in dem Dorf. Noch 1977 waren 409 von 729 Einwohnern Deutsche.

Schon während der Zeit des Sozialismus, besonders aber nach der politischen Wende von 1989 in Rumänien wanderte der Großteil der deutschsprachigen Bevölkerung nach Deutschland aus.

Dort existiert seit 1981 eine “Heimatortsgemeinschaft” (HOG) für Spätaussiedler aus Deutsch-Kreuz.

2002 lebten in Criț 657 Menschen. Davon waren 489 Rumänen, 120 Roma, 35 Ungarn, 13 Deutsche und ein Angehöriger anderer Nationalität.

Wir verlassen Crit und fahren Richtung Saschiz.

Schon von weitem ist die Fluchtburg von Saschiz zu sehen. Sie entstand im 14. Jh. auf einem Hügel und diente den Bewohnern von acht benachbarten Dörfern als Schutzraum. Ihre ursprünglich etwas 10 m hohe Ringmauer, die mit sechs Wehrtürmen verstärkt worden war, umschließt einen weitläufigen Burghof, in dem man Reste einer Kapelle sowie eines ehemals 60 m tiefen Brunnens findet. Dieser sicherte im Verteidigungsfall die Wasserversorgung.

Die Legende sagt, dass die Burg ursprünglich einer Jungfrau namens Gantenmanai gehört haben soll, die, weil sie kinderlos blieb, das Bauwerk den Bewohnern von Keisd hinterlassen hat.

Von einem weiteren nahe gelegenen Hügel – dem sogenannten Hüllenberg – erzählt man sich, dass sich in ihm große Schätze und die Rüstungen eines gesamten Türkenheeres verborgen liegen.

Neben der Fluchtburg gibt es einige schöne alte Häuser zu sehen, auch die ehemalige deutsche Volksschule ist gut erhalten.

Daneben finden sich viele verfallene Häuser, bei manchen sieht man nur noch die schöne Vorderfront. Dieser Verfall ist doch sehr schade.

Saschiz (deutsch Keisd) ist eine Gemeinde im Kreis Mureș in der Region Siebenbürgen in Rumänien. Die Gemeinde Saschiz liegt im Kokel-Hochland (Podișul Târnavelor), etwa im Süden des Siebenbürgischen Beckens im Süden des Kreises Mureș. Am gleichnamigen Bach und der Europastraße 60 gelegen, befindet sich der Ort Saschiz etwa 20 Kilometer östlich von der Kleinstadt Sighișoara (Schäßburg); die Kreishauptstadt Târgu Mureș (Neumarkt am Mieresch) befindet sich etwa 70 Kilometer nordwestlich von Saschiz entfernt.

Saschiz hat keinen Bahnhof. Der am nahest gelegene befindet sich in Vânători, etwa 10 Kilometer nördlich, an der Bahnstrecke Teiuș–Brașov.

Keisd wurde als eine Primärsiedlung des Repser Stuhls während der ersten Ansiedlungswelle auf Königsboden wohl bereits im 12. Jahrhundert von deutschen Siedlern (Siebenbürger Sachsen) gegründet.

Urkundlich wurde der Ort 1309 erstmals erwähnt. Tischlereien und Holzfärbereien waren die am weitesten verbreiteten Handwerksbetriebe.

Im Zentrum des Ortes steht die im gotischen Stil gebaute evangelische Wehrkirche aus dem Jahr 1496.

Direkt an der Kirche, unter einem schattigen Baum, parken wir. Wir haben Glück, eine sehr gut Deutsch sprechende Dame, Nachfahrin der Siebenbürger Sachsen, lässt uns ein und versorgt uns mit einigen Informationen.

Auch hier sehen wir, dass einiges an Geld investiert werden müsste, um die Wehrkirche besser in Schuss zu halten. Die Außenfassade des Turmes ist brüchig, das sieht gar nicht gut aus. Von der netten Dame, Theresa Ziegler, erfahren wir, dass man von der UNESCO keine Gelder für die Instandhaltung bekommt. Alles muss mit Spenden finanziert werden. So ist es klar, dass auch wir wieder spenden. Theresa Ziegler erzählt uns auch Einiges über die Roma. Sie nennt sie faul und meint, dass sie nur nach Deutschland gingen, um dort von den Deutschen Geld abzuzocken. Sie war kürzlich bei Verwandten im Ruhrgebiet, in Oberhausen, zu Besuch. Erschreckend sei der Müll, wo die Roma leben. Sie werfen einfach alles auf die Straße, genau wie sie es z. T. In Rumänien machen. Sie wohnen und leben umgeben von einer Müllhalde. Ich bin immer entsetzt, wenn ich das sehe und frage mich, wie man so leben kann.

Etwas Stress haben wir: Rolf hat sein Handy in der Kirche liegen lassen und die Camera funktioniert nicht richtig. Gott sei Dank findet er sein Handy wieder und die Probleme mit der Camera lösen sich in Wohlgefallen auf.

Im Mittelalter war in Keisd eine romanische Kirche vorhanden, von der nur zwei Würfelkapitelle erhalten sind.

Auf Befehl des Woiwoden (Kriegsherr oder Fürst) von Siebenbürgen, Bartholomäus Dragfy, wurde 1493 mit dem Bau der heutigen Kirche zu Ehren König Stephans des heiligen begonnen, wobei angeordnet wurde, alle Einwohner festzunehmen, die sich dieser Art der Arbeit widersetzen sollten und ihr Eigentum zu beschlagnahmen.

1494 erhielt Keisd von der "Hermannstädter Provinz der sieben Stühle" 50 Gulden, 1497 25 Gulden, 1521 16 Gulden und 1525 15 Gulden als Beitrag zum Bau der Wehrkirche.

1525 war die Arbeit beendet, der Chor wurde bereits 1496 fertig gestellt.

Die spätgotische Saalkirche wurde von 1493 bis 1525 anstelle einer romanischen Basilika errichtet. Sie wurde mit einem auf hohen Strebepfeilern ruhenden Wehrgeschoss versehen, das sich über das Schiff und den nur wenig schmaleren Chor zieht. Das Netzgewölbe des Schiffes wurde 1878 rekonstruiert.

Die Ausstattung in der Kirche stammt überwiegend aus dem Barock, nur im Chor findet sich ein gotisches Gestühl mit reichen Schnitzereien.

Auf den Außenwänden haben sich Fragmente von Schriftzügen erhalten.

Von den Befestigungsanlagen, die die Kirche umgaben, steht heute nur noch der Nordturm. 1677 erhielt er seinen markanten Turmhelm, der dem Helm des Stundturms in Schäßburg (Sighişoara) nachgebildet ist, ausgeführt durch einen Tiroler Baumeister.

Von 1503 bis 1507 erhielt die Stephanskirche auch eine Ablassbefugnis.

Im April 1714 vernichtete eine Feuersbrunst den größten Teil von Keisd, in der auch die drei Glocken des Stundturmes schmolzen.

Außer der Wehrkirche hatte Keisd noch sechs weitere Kirchen, weshalb der Ort auch Siebenkirchen genannt wurde. Vier dieser Kirchen sind noch feststellbar.

Nachdem wir uns lange mit der Besichtigung der Kirche aufgehalten haben und dann noch längere Zeit mit Theresa Ziegler gesprochen haben, sind wir hungrig und durstig.

Rolf entdeckt eine urige Kneipe, mit einem schönen Innenhof, den wir leider erst später entdecken. Wie immer Suppe, Schnitzel, Kartoffeln, Salat, alkoholfreies Bier und Wein = 13,73 Euro. Alles lecker und gut.

Ich bin begeistert von all dem Krims-Krams, mit dem das Lokal dekoriert ist. Hierher kommen nur Einheimische zum essen oder trinken und quatschen. Die Bustouristen meiden solche Lokale, ist ihnen wohl nicht fein genug, aber uns gefällt es.

Es ist heute wieder sehr heiß. Als wir zurück auf dem Campingplatz sind, bringt uns Hans den reparierten Reifen – Kosten 6,43 Euro. Rolf kann es nicht fassen. Er hat mit mind. 100 Euro gerechnet.

Ich bin fertig, zu heiß, zu viele km auf schlechten Straßen. Also erst einmal ausruhen, dann Duschen.

Abends gibt es nur ein wenig kalten Lachs, Tomatensalat, Äpfel und Brot.

Ein schöner, aber anstrengender Tag geht zu Ende

Weitere Bilder findet Ihr unter

Uschi & Rolf – Rumänien - Tschechien – Polen – Slowakei @Uschi.Rolf.Tschechien.Polen.Slowakei
https://www.facebook.com/Uschi.Rolf.Tschechien.Polen.Slowakei/about/

© Uschi Agboka, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Besichtigung der Kirchenburgen in Siebenbürgen (Transsilvanien) und der Moldauklöster in der Bukowina mit vielen Hintergrundinformationen.
Details:
Aufbruch: 05.05.2018
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 01.07.2018
Reiseziele: Rumänien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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