Transsilvanien (Siebenbürgen) und Bukowina - Rumänien 2018

Reisezeit: Mai - Juli 2018  |  von Uschi Agboka

Kurz-Info - Teil III - Blajel - 28.05.-15.06.2018 : Dienstag, 12. Juni 2018 - 39. Tag

Dienstag 12.06.2018 39. Tag

14A Medias / 14
Copsa Mica (Kleinkopsch) / Axente Server (Frauendorf) / Agarbiciu (Arbegen) / Rusi (Reußen) / Slimnic (Stolzenburg) - Kirche / Sura Mare (Großscheuern) / Sibiu (Hermannstadt) / gleiche Strecke zurück / Rusi (Reußen) - schiefer Turm / Medias / 14A - Blajel

Fahrzeit 6 1/4 Std. 80 Meilen = 129 km

Heute wollen wir nochmals nach Sibiu fahren. Die Stadt hat uns gut gefallen und wir wollen uns dort noch ein bisschen mehr umschauen, u. a. werden wir das Brukenthal-Palais mit dem Museum anschauen.

Wir starten um 9 Uhr. Unterwegs halten wir in Slimnic an einer schönen Kirche. Ein paar Bilder und dann geht es weiter.

Slimnic (deutsch Stolzenburg) ist eine Gemeinde, ca. 3.500 Einwohner, im Kreis Sibiu in Siebenbürgen, Rumänien. Der Ort ist auch unter der ungarischen Bezeichnung Nagyszelindek bekannt. Slimnic liegt in der Zibinsebene, am Übergang vom „Hafner-“ ins „Weinland“, im Altland Siebenbürgens. An der Nationalstraße (Drum național) DN 14 (Sibiu – Mediaș) liegt die Gemeinde ca. 18 Kilometer nördlich der Kreishauptstadt Sibiu (Hermannstadt).

Auf dem Territorium der Gemeinde, von den Einheimischen Cetățeaua genannt, wurden bei archäologischen Ausgrabungen Gegenstände gefunden, die auf eine Besiedlung in der Bronzezeit hinweisen; bei Șarba - La Saivane und Șarba - Stempen („Schelzenthal“) wurden Hinweise auf Siedlungen der Römerzeit entdeckt.

Der von Siebenbürger Sachsen gegründete Ort wurde 1282 erstmals urkundlich erwähnt. 1394 wird die Schule der Siebenbürger Sachsen unter der Leitung des damaligen Schulleiters Allexius – gleichzeitig der Notar des Ortes –, bekundet.

Vom 15. bis ins 19. Jahrhundert war Stolzenburg eine der größten Gemeinden in der Umgebung von Hermannstadt. Im Zusammenhang mit den Ereignissen der Revolution von 1848/49 erlangten Ort und Burg Bedeutung, als Józef Bem mit dem ungarischen Revolutionsheer in Stolzenburg auf die kaiserlichen Truppen unter Feldmarschallleutnant Puchner traf.

Die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung sind die Landwirtschaft und Viehzucht. Das eisenverarbeitende Kleinhandwerk wie die Schmiederei spielte in Stolzenburg eine wichtige Rolle. Dadurch stellt das Hufeisen – durch Ringe durchgeführt – das Wappen der Gemeinde dar.

Die vielen kleinen Orte, die wir unterwegs passieren, begeistern mich immer wieder mit ihren schönen bunten Häusern.

Gegen 10.15 Uhr erreichen wir Sibiu und Rolf findet schnell einen guten Parkplatz. Ein aggressiver Autofahrer fährt mich fast über den Haufen. Ich kann es kaum glauben.

Dann geht es auf zur Besichtigung des Brukenthal-Palais, welches schon von Außen eine Augenweide ist.

Brukenthal-Palais, eines der wichtigsten Denkmäler des Barock in Rumänien, wurde erbaut 1778 bis 1788. Das Brukenthalmuseum an der Piata Mare gehört sicherlich zu einem Highlight von Hermannstadt. Es ist in einem schönen barocken Palast untergebracht und zeigt Malereien von verschiedenen europäischen Malschulen vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert sowie eine Bibliothek mit Büchern, welche zu einem großen Teil bereits von Baron Brukenthal (15.972 Bände) selbst angeschafft wurden.

Der Gouverneur von Siebenbürgen und enge Freund der österreichischen Kaiserin Maria Theresia, Baron Samuel von Brukenthal (1721-1803) galt als einer der leidenschaftlichsten Sammler und Mäzen zeitgenössischer Kunst.

Samuel Freiherr von Brukenthal, auch Bruckenthal (* 26. Juli 1721 in Leschkirch (rum. Nocrich, ung. Újegyház, Siebenbürgen); † 9. April 1803 in Hermannstadt) war Reichsfreiherr und 1777–1787 Gouverneur von Siebenbürgen. Er war der einzige der Siebenbürger Sachsen, der dieses Amt bekleidete.

Brukenthal entstammt einer bürgerlichen Beamtenfamilie in Siebenbürgen. Sein Vater Michael Brekner (Bruckner), Königsrichter von Leschkirch, wurde 1724 von Kaiser Karl VI. als Landesherr der Habsburgermonarchie in den erblichen Adelsstand erhoben. Die Mutter, Susanna, entstammte der Adelsfamilie Conrad von Heydendorff aus Mediasch.

Samuel studierte von Mai 1743 bis Ende 1744 an der Universität Halle und danach in Leipzig (einige Biografen geben auch Jena an), wo er die Fächer Rechtswissenschaften, Verwaltung, politische Wissenschaften und Philosophie belegte, die ihm den Zeitgeist der Aufklärung näher brachten, deren Verfechter er zeitlebens bleiben sollte.

In jungen Jahren, während seiner Studienzeit, wandte sich Brukenthal der Freimaurerei zu. Bereits am 2. März 1743 soll er in die erste Wiener Loge „Zu den drei Kanonen“ („Aux trois canons“) aufgenommen worden sein. Am 8. Dezember 1743 wurde er Mitglied der Schottenloge „L’union“ in Berlin. Am 14. Dezember 1743 (Patent der Berliner Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ vom 6. Dezember 1743) gründete Brukenthal in Halle mit vier anderen Jurastudenten die Freimaurerloge „Zu den drei goldenen Schlüsseln“ („Aux trois clefs d’or“) und bekleidete das Amt des Meisters vom Stuhl sowie des „abgeordneten Meisters“ der Berliner Mutterloge. In dem betreffenden Matrikelverzeichnis wird sein Name in der Schreibweise „Bruckenthal“ angegeben. Im Deutschen Freimaurermuseum in Bayreuth befindet sich eine zu Ehren ihres Gründers geprägte Logenmedaille von 1744. Während seines Studienaufenthaltes in Leipzig affiliierte Brukenthal in die dortige Freimaurerloge „Minerva zu den drei Palmen“.

Nach insgesamt kurzer Studienzeit kehrte Brukenthal ohne akademischen Titel zurück nach Siebenbürgen, wo er bald darauf Sophie Katharina, die Tochter des Hermannstädter Bürgermeisters Daniel von Klockner, heiratete. Zunächst bekleidete Brukenthal relativ niedrige Ämter: 1745 Indizialsekretärsadjunkt des Provinzial-Magistrats in Hermannstadt, 1749 Erster Judizialsekretär, 1751 Vizenotär, 1754 Gubernialsekretär, 1760 Titular-Gubernialrat.

1751 oder 1753 wurde er als Beauftragter der Sächsischen Nationsuniversität an den Hof von Maria Theresia, der Monarchin der Habsburgermonarchie, in Wien entsandt, wodurch sich eine langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihr entwickelte. Brukenthal trat in den österreichischen Staatsdienst ein und wurde von Maria Theresia 1762 zum Provinzialkanzler von Siebenbürgen und von ihrem Ehemann, Kaiser Franz Stephan von Lothringen, zum Reichsfreiherrn ernannt.

1765 wurde er mit dem Vorsitz der Siebenbürgischen Hofkanzlei in Wien und 1774 als „bevollmächtigter Commissär und Präses des siebenbürgischen Guberniums“ betraut und schließlich 1777 zum wirklichen Gouverneur von Siebenbürgen mit dem Sitz in Hermannstadt ernannt.

Während seiner Wiener Jahre hatte er sich verschiedene Sammlungen (Pinakothek, Kupferstichkabinett, Münzsammlung) und eine wertvolle Bibliothek aufgebaut, die er nach Hermannstadt mitnahm. Dort ließ er sich an einem repräsentativen Platz, dem Großen Ring, das bis heute bestehende Brukenthal-Palais errichten, das auch seine Sammlungen aufnahm. Seinem Testament entsprechend wurden Palais und Sammlungen nach seinem bzw. seiner Erben Tod unter dem Namen Brukenthal'sches Museum der Nationsuniversität Siebenbürgens übergeben.

Mitte des 18. Jahrhunderts wurde in Freck (dem heutigen Avrig) mit dem Bau eines Schlosses begonnen, das später als Brukenthal'sche Sommerresidenz Bekanntheit erlangte. Der Park dieses Schlosses gilt als der einzige bis heute erhaltene bzw. rekonstruierte Barockgarten auf dem Staatsgebiet des heutigen Rumänien. 1777 holte Brukenthal Samuel Hahnemann, der später als Homöopath weltweite Geltung erlangte, als Bibliothekar und Leibarzt aus Wien zu sich nach Hermannstadt.

Wegen seiner Einwände gegen die Reformen von Maria Theresias Sohn, Kaiser Joseph II., wurde er 1787 von diesem pensioniert. Josephs Bruder und Nachfolger Leopold II. schätzte ihn mehr und verlieh 1790 auch Brukenthals Nachkommen den erblichen Freiherrentitel.

Das traditionsreiche Colegiul National Samuel von Brukenthal (Samuel-Brukenthal-Gymnasium) in Hermannstadt in Rumänien, ein mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium mit deutscher Unterrichtssprache und dem Abschluss mit der Hochschulreife (Matura, Abitur), fördert weiterführende Studien im deutschsprachigen Ausland.

In der für Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg erbauten Siedlung Rosenau in Seewalchen am Attersee, Oberösterreich, ist eine zentrale Straße nach Samuel von Brukenthal benannt.

Wenn man Sibiu besucht, sollte man auf jeden Fall auch das schöne Museum im Brukenthal-Palais besuchen.

Nachdem wir noch einige Info-Heftchen erhalten haben, geht es weiter. Aber oh Schreck. Der schöne Marktplatz ist total verschandelt. Überall Zelte, Hüpfburgen und Buden. Es ist ein Graus, das anzusehen. Gut, dass wir beim letzten Besuch all die schönen alten Häuser und Gebäude fotografiert haben.

Es ist heute schon wieder sehr heiß. Trotzdem machen wir einen Spaziergang durch die historische Innenstadt. Später lassen wir uns im „The Grill“ nieder. Rolf genehmigt sich ein alkoholfreies Bier, 1,28 Euro, Uschi zwei frische Fruchtsäfte, 6 Euro. Später gibt es noch Suppe, 2,14 Euro und Waldorf-Salat, 4,72 Euro. Alles sehr gut und sehr lecker.

Nach 14 Uhr verlassen wir Sibiu bei sehr großer Hitze. Wir nehmen die gleiche Strecke zurück.

Kurzer Halt in Rusi (Reußen). Wir wollen den schiefen Turm fotografieren.

Ruși (Reußen) ist ein Dorf mit ca. 800 Einwohnern. Die Ortschaft liegt zwischen Slimnic (Stolzenburg) und Seica Mare (Marktschelken), nördlich der Kreishauptstadt Sibiu (Hermannstadt) in der Mitte des gleichnamigen Kreises.

Der Ort wurde 1424 erstmals urkundlich erwähnt. In dem ursprünglich siebenbürgisch-sächsisch geprägten Dorf siedelten sich ab Ende des 17. Jahrhunderts Rumänen an. Ende des 19. Jahrhunderts hielten sich der deutschsprachige und der rumänische Bevölkerungsanteil die Waage, seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Ortschaft mehrheitlich von Rumänen bewohnt.
1947 wurde das Dorf administrativ an die Großgemeinde Slimnic (Stolzenburg) angeschlossen.

Die heutige evangelische Kirche stammt aus dem Jahr 1636 und wurde anstelle eines vermutlich aus dem 14. Jahrhundert stammenden, ursprünglich dem Heiligen Lukas geweihten Gotteshauses errichtet.
Der Glockenturm der evangelischen Kirche (errichtet 1749) steht seit einem Erdrutsch im Jahr 1858 deutlich schief.
Nach den Fotos geht es aber auf dem schnellsten Weg zurück auf den Campingplatz. Es sind 32 Grad. Ich dusche erst einmal kalt. Rolf ruht sich aus. Später erst macht er seinen Servicetag.

Zum Abendessen verspeisen wir den Rest von gestern Mittag. Huhn. Gemüse, Kartoffeln und Wildschweinsteak. Der Campingplatz ist fast leer. Soll uns nur recht sein, so rückt uns niemand nahe auf die Pelle. Wir mögen das einfach nicht.

Weitere Bilder findet Ihr unter

Uschi & Rolf – Rumänien - Tschechien – Polen – Slowakei @Uschi.Rolf.Tschechien.Polen.Slowakei
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© Uschi Agboka, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Besichtigung der Kirchenburgen in Siebenbürgen (Transsilvanien) und der Moldauklöster in der Bukowina mit vielen Hintergrundinformationen.
Details:
Aufbruch: 05.05.2018
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 01.07.2018
Reiseziele: Rumänien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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