Transsilvanien (Siebenbürgen) und Bukowina - Rumänien 2018

Reisezeit: Mai - Juli 2018  |  von Uschi Agboka

Kurz-Info - Teil V - Heimreise 29.06.-01.07.2018: Heimreise 29.06.2018

Freitag 29.06.2018 56. Tag Heimreise

E 58 / E 576 über die Pässe / Halt Coto, 1.201 m / Bistrita (Stadt der Äpfel) / Beclean / Dej / E 576 / 1c / Livada / Cluj (Klausenburg) / 1 / E 60 - Floresti / bis Gilau - Campingplatz Eldorado

Fahrzeit 11 Std. 267 km

Um 7 Uhr stehen wir auf. Es regnet und gewittert. Um 8.30 Uhr verlassen wir bei strömendem Regen den schönen Campingplatz. Wir bekommen zum Abschied 2 l guten rumänischen Rotwein geschenkt, welch nette Geste.

Vorher haben wir noch ein längeres Gespräch mit den freundlichen Besitzern, Engeline und John. Sie betreiben den Platz seit 10 Jahren, wollen ihn aber nun verkaufen und einmal selber auf Reisen gehen. Engeline ist 74, was man ihr aber nicht ansieht. Sie haben im Ort noch ein Haus und wollen auch ihren Wohnsitz in Rumänien behalten. Das kann man gut verstehen. Sie sprechen perfekt Rumänisch, haben Freunde vor Ort und leben hier wesentlich günstiger als in den Niederlanden.

Rolf gibt auch der netten Putzfee, die alles so toll in Schuss hielt, ein Trinkgeld. Sie freut sich riesig. Schade, dass die meisten Camper diese Menschen einfach ignorieren.

Es macht keinen Spaß bei dem Regen unterwegs zu sein. Man sieht kaum etwas. Auf den Straßen Aquaplaning, alle Flüsse sind stark angestiegen. Es war die richtige Entscheidung, jetzt nach Hause zu fahren. Es ist auch viel kühler geworden, da macht das Motorrad fahren nicht so viel Spass.

9.45 Uhr halten wir zum Tanken. Erst funktioniert es nicht, dann läuft es über. Überall an den Tankstellen sind man riesige Benzinflecken.

Wir halten an der Pension Coto 1201 auf dem Pass und frühstücken dort: Omelett (3 Eier), Omelett Käse (3 Eier), 2 große Espressi, 2 Milchkaffee, 1 kleiner Salat, Brot zum Mitnehmen, 8 Euro.

Und weiter geht es im Regen. Halt nochmals am Hotel Castelu Dracula. Wir wollen dort noch etwas einkaufen, u. a. einen Teppich und einen Baseball-Schläger. Der steht nun bei uns Zuhause an der Eingangstür, soll nur mal jemand versuchen, uns zu überfallen, das wird ihm nicht gut bekommen.

Gegen 11.30 Uhr fahren wir weiter. Der Regen hört auf. Die Straße trocknet langsam ab. 12.15 Uhr sind wir in Bistrita. Nervig der Verkehr hier. Trotzdem begeistern mich wieder die vielen Äpfelskulpturen in der Hauptstraße.

Rolf telefoniert mit unserem Autohaus und macht einen Termin für den Bus am 4. Juli aus.

Um 13 Uhr sind wir in Beclean, das ist eine größere Stadt. Es tröpfelt wieder leicht.

Beclean (Bethlen) ist eine Stadt, ca. 10.000 Einwohner, im Kreis Bistrita-Nasaud. Zu ihr gehören neben der eigentlichen Stadt Beclean auch die Dörfer Coldău, Figa und Ruso de Jos.
Beclean liegt im Norden Siebenbürgens am Fluss Somesul Mare (Großer Somesch).
Der Ort wurde 1235 erstmals urkundlich erwähnt. Zur Abwehr von Tatareneinfällen wurde eine Burg angelegt, die zunächst aus Erdwällen, später aus Steinmauern bestand. 1438 wurde die Burg Stammsitz der ungarischen Adelsfamilie Bethlen, der unter anderem der siebenbürgische Fürst Gabor Bethlen entstammte. Während der Kuruzenkriege zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde Beclean von habsburgischen Truppen erobert und die Burg zur Vorbeugung weiterer Erhebungen geschleift.

Nachdem Bethlen/Beclean seit seiner Entstehung zum Königreich Ungarn gehört hatte, kam es nach dem Ersten Weltkrieg zu Rumänien. Von 1940 bis 1944 kam der Ort infolge des Zweiten Wiener Schiedsspruches vorübergehend wieder zu Ungarn. 1968 wurde Beclean zur Stadt erhoben.

Beclean wurde zunächst von seiner vorwiegend ungarischen Bevölkerung geprägt. Im Zuge der zunehmenden Besiedlung Siebenbürgens durch Rumänen kam es im Ort spätestens im 19. Jahrhundert zu einer rumänischen Bevölkerungsmehrheit. Bei der offiziellen Volkszählung im Jahr 1850 waren etwa 60 Prozent der Bewohner Rumänen, 20 Prozent Ungarn, die übrigen Juden, Zigeuner und Deutsche.

Nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich von 1867 kam es in Siebenbürgen zu einem ausgeprägten Magyarisierungsdruck, der sich in Beclean bei der Volkszählung von 1910 in einer relativen ungarischen Bevölkerungsmehrheit niederschlug. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg der Anteil der Rumänen kontinuierlich an. Bei der Volkszählung 2002 bezeichneten sich von damals 10.878 Bewohnern 8.700 als Rumänen, 1.814 als Ungarn, 328 als Zigeuner, 19 als Deutsche, 8 als Ukrainer, 3 als Italiener, 1 als Türke; 5 weitere gaben eine andere Nationalität an.

An den Häusern kann man überall die rumänische Flagge wehen sehen. Die Leute sind mächtig stolz auf ihr Land.

13.30 Uhr – wir kommen in die Provinz Cluj. 13.35 Uhr Dej / E 576 / 1c – das ist eine Autobahn mit Fußgängerüberwegen.

Livada erreichen wir gegen 14.05 Uhr. Um 15 Uhr sind wir in Cluj und stehen dort endlos im Stau. Es gibt viele schöne Jugendstilhäuser zu sehen.
Cluj-Napoca (Klausenburg) ist ist die zweitgrößte Stadt Rumäniens, mit ca. 325.000 Einwohnern. Sie ist Hauptstadt des Kreises Cluj in Siebenbürgen und Sitz der Planungsregion Nordwest.
Cluj-Napoca befindet sich im Westen Siebenbürgens am Fluss Somesul Mic (Kleiner Somesch). Die Umgebung ist durch Berge und Wälder geprägt. Neben einigen Seen, Bächen und Flüssen wie dem Someșul Mic gibt es auch unterirdische Gewässer.

Die Innenstadt mit ihren historischen Gebäuden ist vor allem von großen Plattenbausiedlungen aus kommunistischer Zeit umgeben.

Folgende Gemeinden grenzen unmittelbar an die Stadt: nördlich Chinteni, östlich Apahida, südlich Feleacu (Fleck), westlich Floresti (Fenesch) und im Nordwesten Baciu. Vor allem seit Beginn des 21. Jahrhunderts ziehen viele Klausenburger aus der Stadt in neu errichtete Wohnanlagen des Umlandes.
An der Stelle der heutigen Stadt befand sich in prähistorischer Zeit zeitweilig eine Siedlung. Nach der römischen Eroberung Dakiens unter Kaiser Trajan wurde diese Dakersiedlung zu einem Legionslager ausgebaut, doch entwickelte sich auch die zivile Siedlung als Verkehrsknotenpunkt schnell zu einem lokal bedeutenden kleinen städtischen Mittelpunkt. Schon unter Kaiser Hadrian (117-138) erhielt Napoca die Rechte eines Municipiums. Wahrscheinlich unter Kaiser Marcus Aurelius erfolgte die Gründung einer römischen Kolonie. Im 3. Jahrhundert überflügelte Napoca für einige Jahre die Provinzhauptstadt Porolissum und wurde Sitz des Prokurators. Um 250 ging die Siedlung bereits im Zuge verheerender Plünderungszüge von Germanen und Karpen (antikes Volk in Südosteuropa) und dem Abzug der kleinen romanisierten Bevölkerungsschicht unter.

Die Stadt wurde im 13. Jahrhundert von deutschen Siedlern am Ufer des Flusses Somesul Mic erbaut. Klausenburg, die zweitgrößte Stadt des Königsreichs Ungarn, war seit damals Sitz des Komitats Klausenburg. Der Ungarische König Matthias Corvinius wurde hier 1443 geboren.

Ab 1523 kamen evangelische Schriften von Martin Luther und Philipp Melanchton in die Stadt. Um 1550 wurde die Reformation des helvetischen Bekenntnisses eingeführt, weil die Stände einander die Glaubensentscheidung freigestellt hatten.

Von 1790 bis 1848 und von 1861 bis 1867 war Klausenburg Hauptstadt des Großfürstentums Siebenbürgen innerhalb der Habsburgermonarchie. Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 wurde Siebenbürgen integraler Bestandteil Ungarns. Der sächsische Bevölkerungsteil akkulturalisierte sich im 17. und frühen 18. Jahrhundert an den ungarischen. Ursachen waren die Hinwendung zum Unitarismus in der Reformationszeit, den die übrigen Siebenbürger Sachsen nicht vollzogen, und ein fehlendes kompakt deutsch besiedeltes Umland. Vielmehr war das Umland von Klausenburg bis ins 17./18. Jahrhundert stark überwiegend von Rumänen und Ungarn bewohnt, mit der Ausnahme von Sächsisch Fenesch. 1872 wurde in Klausenburg die zweite Universität innerhalb des historischen Ungarns gegründet, die Franz-Josef-Universität (heute Universität Szeged).

Nach dem Ersten Weltkrieg, am 4. Juni 1920, erfolgte durch den Friedensvertrag von Trianon die Angliederung Siebenbürgens an Rumänien. 1940 gelangte Nordsiebenbürgen mit Cluj durch den Zweiten Wiener Schiedsspruch wieder an Ungarn. Mit der deutschen Besetzung Ungarns geriet Klausenburg von 1944 bis 1945 direkt unter deutsche Verwaltung.

Die Geschichte von Klausenburg ist eng verflochten mit der Geschichte des Holocaust. Den jüdischen Einwohnern, die 1920 mit 14.000 Personen noch 13,4 % der städtischen Bevölkerung ausgemacht hatten, wurden bereits mit der ungarischen Annexion von 1940 wirtschaftliche Restriktionen und Zwangsarbeit auferlegt. 1941 wurden mehrere Hundert Juden deportiert und in Kamjanez-Podilskyj ermordet. Nach dem deutschen Einmarsch wurden etwa 18.000 Juden aus Klausenburg, Gherla und Umgebung in die städtische Ziegelei gepfercht und von dort aus in die Vernichtungslager verschickt. 388 Klausenburger Juden wurden dank einer umstrittenen Vereinbarung zwischen dem jüdischen Journalisten und Rechtsanwalt Rudolf Kasztner und der SS von dieser Deportation verschont und gerettet. Nach der Pariser Friedenskonferenz 1946 fiel Klausenburg 1947 an Rumänien zurück.

1974 fügt Nicolae Ceausescu dem rumänischen Ortsnamen Cluj die antike römische Bezeichnung „Napoca“ hinzu, um der offiziellen Theorie von der Abstammung der Rumänen von Dakern und Römern Geltung zu verschaffen. Im Alltag war diese Namensänderung jedoch nur mäßig erfolgreich, man spricht nach wie vor von „Cluj“.

Heute ist es eines der wichtigsten kulturellen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Zentren Rumäniens. Mit über zehn praktizierten Religionen verfügt Klausenburg über eine große religiöse Vielfalt, wobei die Mehrzahl der Einwohner seit den 1970er Jahren dem orthodoxen Glauben angehört.

Noch heute ist Klausenburg das kulturelle Zentrum der ungarischen Minderheit in Rumänien. Bis ungefähr 1974 stellten die Ungarn die relative Bevölkerungsmehrheit in der Stadt.
In Cluj-Napoca leben mehrere hundert Siebenbürger Sachsen bzw. Angehörige anderer deutschsprachiger Volksgruppen. Traditionell gehört Klausenburg bereits seit Jahrhunderten zu den Zentren der siebenbürgisch-sächsischen Kultur. In der Zwischenkriegszeit studierten 2.000 bis 3.000 Deutschsprachige pro Jahrgang an der Universität der Stadt. Durch die heute Babes-Bolyai-Universität genannte Bildungsstätte, an der seit 1995 auch deutschsprachige Studiengänge angeboten werden, hat die Stadt weiterhin Bedeutung im Bildungswesen. Ferner gibt es deutsche Kindergartengruppen und Schulunterricht, Bibliotheken mit deutschsprachiger Literatur und das Deutsche Kulturzentrum Klausenburg.

Magyaren: Mit etwa 60.000 Ungarn bzw. Szeklern ist Cluj nach Targu Mures (Neumarkt am Mieresch) die Stadt mit der zahlenmäßig zweithöchsten magyarischen Minderheit in Rumänien. Es existiert eine intakte ‚ungarische Infrastruktur‘ durch Schulen bzw. Schulklassen und Universitäten mit ungarischer Unterrichtssprache, Vereine, Kneipen, Kirchengemeinden, Theater, eine Oper usw. Da Magyaren aber offiziellen rumänischen Angaben zufolge nur knapp unter zwanzig Prozent der gesamten Stadtbevölkerung ausmachen, ist Ungarisch keine offizielle Sprache der lokalen Verwaltung.

Roma: Wie in vielen anderen Orten Rumäniens gibt es am Stadtrand eine Roma-Siedlung, deren knapp 2.000 Bewohner in ärmlichen Verhältnissen leben. Sie liegt neben einer Müllkippe im östlichen Stadtteil Someseni. Allerdings leben hier nicht alle Roma der Stadt.

Besonders in den Vorlesungszeiten ist der Charakter Clujs als Universitätsstadt durch seine Studenten unverkennbar. Die Babes-Bolyai-Universität, mit über 45.000 Studenten die größte unter den sechs staatlichen Hochschulen der Stadt, ist in der Region Ost- bzw. Ostmitteleuropa von Bedeutung. Als dreisprachige Universität – rumänisch, ungarisch und deutsch – ist sie eine Seltenheit in Europa. Die Universität wurde 1872 gegründet, ihre Geschichte reicht bis ins 16. Jahrhundert. So nennt auch ihr heutiges Siegel 1581 als Entstehungsjahr des Jesuitenkollegs, dessen Gründung auf Initiative Stephan Bathorys erfolge.

Die Universität für Agrarwissenschaften und Veterinärmedizin existiert seit 1869. Die weiteren staatlichen Hochschulen bzw. ihre jeweiligen Vorgänger sind Gründungen aus der Zwischenkriegszeit. Seit den 1990er Jahren entstanden Privathochschulen. Hierzu gehört die 2001 gegründete ungarischsprachige Sapientia-Universität von Transsilvanien.

In der Innenstadt befindet sich eine Zweigstelle der Rumänischen Akademie mit Hauptsitz in Bukarest. Die Akademie führt insgesamt elf Einrichtungen in Cluj. Darunter befinden sich das Zentrum für Siebenbürgische Studien, das Folklore-Archiv mit Sammlungen rumänischer, ungarischer und siebenbürgisch-sächsischer Volkskunst, das Astronomische Institut mit einer Sternwarte sowie das Tiberiu-Popoviciu-Institut für Numerik.

Um 16 Uhr erreichen wir den Campingplatz Eldorado in Gilau. Kein Mensch ist vor Ort. Die Bar hat geschlossen. Ein Schild informiert uns, das ab 17 Uhr jemand kommen wird. So suchen wir uns einen Platz. Draußen sitzen ist nicht, es wimmelt hier von Millionen von Mücken.

Zum Abendessen gibt es Salami, Schinken, Brot und Salat. Internet funktioniert leider nicht, weil Rolf durch seine diversen Konten Kuddelmuddel gemacht hat. Also erst einmal alles abmelden, neu anmelden und Geduld aufbringen, was nicht so meine Stärke ist.

Weitere Bilder findet Ihr unter

Uschi & Rolf – Rumänien - Tschechien – Polen – Slowakei @Uschi.Rolf.Tschechien.Polen.Slowakei
https://www.facebook.com/Uschi.Rolf.Tschechien.Polen.Slowakei/about/

© Uschi Agboka, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Besichtigung der Kirchenburgen in Siebenbürgen (Transsilvanien) und der Moldauklöster in der Bukowina mit vielen Hintergrundinformationen.
Details:
Aufbruch: 05.05.2018
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 01.07.2018
Reiseziele: Rumänien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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