Erstes Kennenlernen der Slowakei nach der Wende

Reisezeit: August / September 2000  |  von Manfred Sürig

donauaufwärts und nach Hause

Die Zeit reicht knapp, um zwischen zwei Brücken an der Donau entlang zu fahren. Dabei entdecke ich gleich 3 gebrochene Speichen in meinem Hinterrad, der Tribut an das mörderische Kopfsteinpflaster auf einigen Straßen hier.
Dann fahre ich mit der Bahn bis zum letzten ungarischen Bahnhof auf der Nordseite der Donau, nach Szob.
Die Donau bricht sich hier durchs Gebirge und bildet ein großes Knie, um von da an nach Süden in die ungarische Ebene zu fließen. Hier finde ich nach langer Zeit das erste mal gepflegte Fahrradwanderwege am Ufer entlang, von denen aus die letzten Fotos dieser Reise geschossen werden.
Mit der letzten Unterkunft in Ungarn habe ich noch einmal besonderes Glück: Wieder eine Ferienwohnung zum Aussuchen für 1500 Forint,
13 DM in einem neuen Haus in malerischer Umgebung in einem kleinen Seitental der Donau.
Montag, 18.September 2000
Um 13.50 Uhr verlasse ich Ungarn per Zug nach Bohumin, dem tschechischen Grenzort nach Polen über Bratislava nach Norden und bin im Dunklen abends um 20.30 Uhr dort. Rund um den Bahnhof ist es finster, außer zwei Taxis kein Hotelnachweis, kein Stadtplan, und kein Anschlußzug nach Polen in den nächsten 6 Stunden. In einem griechischen Restaurant frage ich nach Unterkunftsmöglicheiten und bekomme die Empfehlung Pension EVA etwa 3 km außerhalb Richtung Rychvald.
Die finde ich auch auf Anhieb, aber alle Zimmer sind belegt. Für die Wirtin ist das aber überhaupt kein Problem, Sohn Thomas (9) wird aus seinem Bett gehoben, schläft heute auf der Besuchsritze zwischen seinen Eltern und der einsame Radfahrer muß alle seine Urlaubserlebnisse erzählen, bevor er in Tomas' Bettschlafen wird.

Die Wirtsleute sind so begeistert, dass sie mich noch zu zwei Bierchen in die gegenüberliegende Kneipe "zum Partisan" einladen und mich dort ihren Bekannten vorführen. Sie erzählen mir von ihren sportlichen Winteraktivitäten im Sibenikgebirge (beide sind Sportlehrer von Beruf und haben 1980 an der Olympiade in Moskau teilgenommen) und laden mich für den W inter wieder in ihr Haus ein.

Natürlich wollen sie mir am nächsten Morgen nicht den vollen Preis für die Übernachtung abnehmen, mit 10 DM fürs Frühstück und einer kleinen Spende für Tomas' Spardose sind sie vollends zufrieden.

Dienstag, den 19. September 2000

Die Fahrt durch Polen mit dem Zug ist billig, aber Verbindungen und Anschlüsse sind Zufall. So muß ich einen Umweg über Kattowitz fahren, um überhaupt nach Westen zukommen und in Wroclaw (Breslau) gibt es keinen Anschluß mehr nach Berlin.
Also steige ich kurzerhand in den Zug nach Görlitz, ein deutscher Interregio nach Dresden, der zudem schön warm geheizt ist, und kein Schaffner hat etwas dagegen, obwohl ich eine Karte nach Frankfurt/Oder habe.
So endet dann die Reise wieder in der Görlitzer Jugendherberge, wo sie ihren Ausgang genommen hatte. Mit einem Diner in einem kubanischen Restaurant gönne ich mir etwas ganz besonderes und komme mit dem Wirt noch ins Gespräch über günstige Übernachtungsmöglichkeiten auf Kuba, zu denen er mich einlädt....

Mittwoch, den 20.September 2000
Morgens hole ich eine ausführliche Stadtbesichtigung in Görlitz nach, die mir besonders gut gefällt, weil ich auf dem Wochenmarkt mir ein paar warme Socken einkaufen kann, die ich für die Weiterfahrt dringend brauche. Mit dem Fahrrad muß man Züge benutzen, die auch ein Fahrrad befördern. So mogele ich mich mit Bummelzügen bis Berlin und von dort per IC nach Hamburg. Am Abend des dritten Reisetages bin ich dann endlich zu Hause in Neumünster.

© Manfred Sürig, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
eigentlich wollte ich nur mal dorthin, wo ich als 7jähriger 1944 mit meinen Eltern in der "Sommerfrische" im Sudetenland war. Doch mit dem Rad macht man ungeahnte Entdeckungen und fährt immer weiter nach Osten...... und heute, 10 Jahre danach, kann man sich einige Abenteuer in diesem Land so gar nicht mehr vorstellen.
Details:
Aufbruch: 28.08.2000
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 21.09.2000
Reiseziele: Tschechische Republik
Slowakei
Ungarn
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.