2003 - Ungarn - Rundreise

Reisezeit: August 2003  |  von Peter S.

Szeged: Debrecen

6. Tag / 6.8.2003

Die heutige Strecke führte von Szeged nach Debrecen (292 km) Der Weg führte nach Mako, entlang der rumänischen Grenze nach Csanàdpalota, durch die flachen Tiefebenen nach Mezöhegyes, via Battonya, Elek hin nach Gyula und Békéscsaba bis zum Ziel in Debrecen, eine Stadt mit über 210'000 Einwohnern.
Im dichter werdenden Gewühl des Verkehrs suchte ich das Zentrum der Stadt, was nicht immer ganz einfach ist, wenn man alleine fährt! Vier Augen sehen halt doch mehr als nur deren zwei. Nach mehrmaligem Wenden fand ich die wichtigste Verkehrsader - die Marktstrasse, allerdings nicht ohne wieder einmal in direkten Kontakt mit der örtlichen Polizei getreten zu sein. Eine Radargruppe holte mich von der dreispurigen Einfahrtsstrasse in gewohnter Manier! Eigentlich wollte ich die Busse für meine zu schnelle Fahrweise sofort begleichen, die Polizisten ihrerseits wollten kein Geld, sondern sie händigten mir einen Einzahlungsschein aus. Auch meine Frage, wo sich das nächste Postamt befände, konnten sie mir nicht beantworten. Es tut mir noch heute sehr leid, wenn ich daran denke, dass nirgends ein Postamt zu finden war ....

Debrecen liegt östlich der Theiss, inmitten endloser Ebenen, das Zentrum der Region Hortobàgy, der feuchten Puszta, die den Naturpark im Südosten Ungarns bildet.
Die von der Reformation geprägte Stadt, die oft als das "kalvinistische Rom" bezeichnet wird, gilt in Ungarn als die Bürgerstadt schlechthin, deren Grussgrundbesitzer sich seinerzeit stolz als "Civis" (Inhaber des röm. Bürgerrechts) bezeichneten, die sich durch Rechtschaffenheit, Strenge und Frömmigkeit auszeichneten.
1536 traten die Bürger von Debrecen geschlossen zur reformierten Religion über und machten damit die Stadt zur Hochburg der Kalvinisten. Während der Revolution von 1848 war Debrecen Sitz des Reichstages und der Revolutionsregierung. In der grossen Kirche der Reformierten wurde 1849 durch Abstimmung die Absetzung des Habsburgerkönigs bzw. die Nichtanerkennung der kaiserlichen Oberhoheit beschlossen. Lajos Kossuth liess sich zum Reichsverweser von Ungarn ausrufen.
Im Dezember 1944 wurde auf Geheiss der Sowjetunion in Debrecen eine provisorische Regierung eingerichtet, die die Parlaments- und Kommunalwahlen vom September und November 1945 vorbereiteten.

Der Stadtrundgang

Debrecen 2003 - die grosse Kirche der Reformierten. Sie beeindruckt vor allem durch ihre Grösse, sie fasst nahezu 3000 Gläubige und ist das grösste reformierte Gotteshaus in Ungarn.

Debrecen 2003 - die grosse Kirche der Reformierten. Sie beeindruckt vor allem durch ihre Grösse, sie fasst nahezu 3000 Gläubige und ist das grösste reformierte Gotteshaus in Ungarn.

Debrecen 2003 - die grosse Kirche der Reformierten, der äussere Prunk setzt sich im Inneren nicht fort. Die Ausstattung ist schlicht und schmucklos, fast karg. Auf der Rückseite befindet sich das reformierte Kollegium, das schon im Mittelalter als Lateinschule berühmt war. Bis gegen Ende des 18.JH mussten die Schüler um 3 Uhr morgens aus den Federn! 
Nennenswert ist die geschützte Bibliothek! Sie beherbergt 500'000 Bände und ist die grösste Zahl von Schriften über die Reformierte Kirche in Ungarn. Unter ihren Schätzen befinden sich fast 200 verschiedene Fassungen bzw. Übersetzungen der Bibel.

Debrecen 2003 - die grosse Kirche der Reformierten, der äussere Prunk setzt sich im Inneren nicht fort. Die Ausstattung ist schlicht und schmucklos, fast karg. Auf der Rückseite befindet sich das reformierte Kollegium, das schon im Mittelalter als Lateinschule berühmt war. Bis gegen Ende des 18.JH mussten die Schüler um 3 Uhr morgens aus den Federn!

Nennenswert ist die geschützte Bibliothek! Sie beherbergt 500'000 Bände und ist die grösste Zahl von Schriften über die Reformierte Kirche in Ungarn. Unter ihren Schätzen befinden sich fast 200 verschiedene Fassungen bzw. Übersetzungen der Bibel.

Debrecen 2003 - eine andere Ansicht der grossen Kirche der Reformierten.
In südlicher Richtung befindet sich der Kalvin tér sowie die Piac utca - die Marktstrasse, als wichtigste Verkehrsader. Ihr Name erinnert an die angestammte Rolle von Debrecen als Stadt der Messen und Märkte. Im 16. JH. wurden hier mehr als 75'000 Stück Vieh im Jahr verkauft. Die "Heiducken" trieben das Vieh an seinen jeweiligen Bestimmungsort innerhalb ganz Europas.

Debrecen 2003 - eine andere Ansicht der grossen Kirche der Reformierten.
In südlicher Richtung befindet sich der Kalvin tér sowie die Piac utca - die Marktstrasse, als wichtigste Verkehrsader. Ihr Name erinnert an die angestammte Rolle von Debrecen als Stadt der Messen und Märkte. Im 16. JH. wurden hier mehr als 75'000 Stück Vieh im Jahr verkauft. Die "Heiducken" trieben das Vieh an seinen jeweiligen Bestimmungsort innerhalb ganz Europas.

Allzu lange hielt ich es in der drückenden Hitze in der Stadt Debrecen nicht aus. Bereits am späten Nachmittag verliess ich die Stadt in Richtung Hortobàgy Puszta, auf fast schnurgerader Strasse!

Richtung Hortobàgy Puszta 2003 - ungarische Farmen

Richtung Hortobàgy Puszta 2003 - ungarische Farmen

Richtung Hortobàgy Puszta 2003 - wie wär's mit einem frischen Daunenbett oder Gänsebraten?

Richtung Hortobàgy Puszta 2003 - wie wär's mit einem frischen Daunenbett oder Gänsebraten?

Richtung Hortobàgy Puszta 2003 - volle Futterspeicher

Richtung Hortobàgy Puszta 2003 - volle Futterspeicher

Richtung Hortbàgy Puszta 2003 - die offene Version der Futterlagerung. In der Schweiz wurden früher "Tristen" aufgetürmt!

Richtung Hortbàgy Puszta 2003 - die offene Version der Futterlagerung. In der Schweiz wurden früher "Tristen" aufgetürmt!

Richtung Hortogàgy Puszta 2003 - Fischreiche Seen

Richtung Hortogàgy Puszta 2003 - Fischreiche Seen

Richtung Hortobàgy Puszta 2003 - das Ende der Strasse. Das Leomobil muss auf die Fähre.

Richtung Hortobàgy Puszta 2003 - das Ende der Strasse. Das Leomobil muss auf die Fähre.

Richtung Hortobàgy Puszta 2003 - der Kuhhirte mit seiner Herde

Richtung Hortobàgy Puszta 2003 - der Kuhhirte mit seiner Herde

Richtung Hortobàgy Puszta 2003 - juhui ein Pferd, die Puszta ist nun wirklich in der Nähe!

Richtung Hortobàgy Puszta 2003 - juhui ein Pferd, die Puszta ist nun wirklich in der Nähe!

Gleich vor einem der berühmtesten Bauwerk Ungarns - der Neunbogenbrücke bin ich links auf den Parkplatz eingebogen. Hier ist es nun, das bekannte Dorf Puszta! Das Dorf der Kuhherden und wilden Reiter!
Es war Abend geworden, die vielen Tagestouristen bereits seit einiger Zeit auf dem Rückweg. Es zog mich weniger ins Hirtenmuseum denn in die grosse Csàrda. In der schattigen Gartenwirtschaft liess ich mich erstmal bewirten. Anschliessend unternahm ich einen ausgedehnten Fussmarsch in der Dämmerung. Hier und dort klimperten die Geigen einer Zigeunermusik. Etwas entfernt vom Dorf sah ich dann die grossen Pferdestallungen. Auch die Touristenarena, in der die kühnen Reiter ihre Vorstellungen gaben war vorhanden, zwar menschenleer, aber ich konnte mir doch vorstellen, wie das so zu und her ging; eine reine Touri-Attraktion von einem Leben, das es so nicht mehr gibt, von dem aber noch viele träumen!? Tagsüber werden die Touristen in die Weite mit Pferdegespannen gekarrt und wenn sie Glück haben, können sie eine Herde Graurinder, vielleicht noch eher eine Herde Zackelschafe mit den gedrehten Hörnern finden! Vor dem Ziehbrunnen wird es wohl eine Pause geben und der Kutscher wird den bekannten Barack pàlinka reichen! Persönlich habe ich nichts dagegen, wenn die Einheimischen ihren kargen Lohn aufbessern, den Touristen ein Klischee servieren und so ihre alten Traditionen aufrechterhalten können. Für mich war die Weite und Stille der Puszta eine Erwanderung wert, auch wenn ich nicht alles touristisch serviert bekam!
Die Nacht brach herein und ich musste mich schleunigst auf den Rückweg machen. Noch schnell ein kühles Bier getrunken und anschliessend mein Leomobil hinter den Marktständen ins Nachtlager gefahren - so endete wiederum ein Reisetag voll intensiver Eindrücke.

© Peter S., 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Schon mehrmals besuchte ich die ungarische Hauptstadt Budapest - diesmal ging's über Land - in die südlichen Tiefebenen, den Osten und Norden Ungarn's
Details:
Aufbruch: 01.08.2003
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 17.08.2003
Reiseziele: Ungarn
Esztergom
Österreich
Der Autor
 
Peter S. berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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