Italien: 2. Toskana-Reise - 10 Jahre später

Reisezeit: Mai / Juni 2006  |  von Anke Schlingemann

Volterra- San Gimignano - Certaldo

Das Supermarkträtsel hat sich gelöst, in Italien ist heute Feiertag. Auf der langen Fahrt nach Volterra wird die Landschaft immer hügeliger und es ist weniger dicht besiedelt ist als rund um Pisa. So stellt man sich eine toskanische Landschaft vor.

Volterra: 555 m hoch trohnende Stadt

Volterra: 555 m hoch trohnende Stadt

Schon aus der Ferne ist die auf 555 m Höhe trohnende Stadt zu erkennen. Mit etwas Glück finden wir am Teatro Romano einen Parkplatz. Viele Einheimische und natürlich Touristen scheinen den freien Tag für einen Ausflug zu nutzen. Das Teatro Romano stammt aus dem 1. Jh. n. Chr. In den Ruinen sind noch einige gut erhaltene Säulen und die halbrunde Form der Tribüne zu erkennen sowie Reste einer Therme.

Volterra: Teatro Romano

Volterra: Teatro Romano

Das mittelalterliche Volterra wird noch komplett von einer Stadtmauer eingefasst. Die spektakuläre Lage der Stadt ist einzigartig. Leider ist es heute zu bewölkt um den tollen Ausblick auf die toskanische Landschaft genießen zu können. Wir schlendern durch die engen Gassen des gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkerns in Richtung Fortezza. Die gewaltige Burganlage wird als Gefängnis genutzt. Über die Via Castello gelangen wir in den Parco Archeologico. Ein beliebter Picknickplatz mit Burgkulisse. Auf der anderen Parkseite verlassen wir diesen und erreichen das südlich gelegene Porta dell'Arco, das gut erhaltene Stadttor stammt aus der Zeit der Etrusker (3. Jh. v. Chr.).

Volterra: Palazzo del Priori am Piazza dei Priori

Volterra: Palazzo del Priori am Piazza dei Priori

Von hier ist es nicht mehr weit zum hinter dem Dom gelegenen herrliche Piazza dei Priori, der von dem zinnengekrönten Palazzo del Priori (ältestes Rathaus der Toskana), dem Palazzo Pretorio sowie dem Palazzo Arcivescovile eingerahmt wird. Der Palazzo Priori ist mit Wappen geschmückt und erinnert ein wenig an den Palazzo Vecchio in Florenz.

Volterra: Piazza dei Priori

Volterra: Piazza dei Priori

Der Dom Santa Maria Assunta hat eine schlichte Fassade, sein Inneres bleibt uns verschlossen. Ebenso schlicht ist das Baptisterium, erwähnenswert ist das reliefgeschmückte Taufbecken im Innern.

Es macht Spaß durch die verwinkelten Gassen zu schlendern. In vielen Geschäften wird Kunsthandwerk aus Alabaster angeboten, der rund um Volterra in zahlreichen Steinbrüchen abgebaut wird.

Bevor wir weiter nach San Gimignano fahren werfen wir etwas außerhalb der Stadt einen Blick in ein sogenanntes Balze (Felsabbruch).

Auf einem 324 Meter hohen Hügel gelegen ist das "Manhattan des Mittelalters", wie San Gimignano auch genannt wir, an den aus der Stadtsilhouette herausragenden Türmen schon von Weitem zu erkennen. Acht Millionen Besucher muss das kleine Städtchen jährlich bewältigen; auch am heutigen Nachmittag reisst der Ansturm nicht ab. Parkplätze sind zu unserem Leidwesen dementsprechend rar. Etwas außerhalb haben wir mehr Glück.

Wohntürme waren im Mittelalter weit verbreitet. Mit zunehmendem Wohlstand wurden diese jedoch später durch komfortablere Paläste ersetzt. San Gimignano war hierfür zu arm. Heute sind es gerade diese Geschlechtertürme, die der Stadt den Wohlstand bringen. Von den ursprünglichen 72 Türmen sind heute noch 15 gut erhalten. Zunächst erreichen wir die Kirche Sant'Agostino, die von Außen eher unscheinbar wirkt. Im Innern gefällt uns insbesondere der Freskenzyklus im Chor, der das Leben des Heiligen Augustins darstellt.

Dem Touristenstrom folgend erreichen wir den Domplatz. Dieser wird vom 51 m hohen Torre Rognosa (die Lästige) des gegenüber des Doms gelegenen Palazzo del Podesta überragt. Noch höher ist allerdings der Torre Grossa (54 m) des Palazzo Communale. Im schönen Innenhof befindet sich eine Zisterne und der Eingang zum Dom.

Zunächst betritt man eine Loggia, die früher zu einem Kreuzgang gehörte und heute als Taufkapelle dient. Bemerkenswert ist hier das Fresko der Verkündung. Unerwartet werden wir beim Betreten des dreischiffigen Doms von seiner Schönheit überwältigt; die schlichte Fassade ließ nicht darauf schließen, welche Pracht sich im Innern verbirgt. Die Wände sind mit farbenfrohen, gut erhaltenen Fresken (14. Jh.) geschmückt. Besonders gutgefällt uns das "Göttliche Gericht" im Mittelschiff. In den Seitenschiffen sind Szenen aus dem Alten und Neuen Testament dargestellt. Sehr schön ist ebenfalls die Kapelle der Heiligen Fina. Der Dom ist unser persönliches Highlight in San Gimignano.

San Gimignano: Fresko der Verkündung in der Loggia des Doms

San Gimignano: Fresko der Verkündung in der Loggia des Doms

Schön ist auch der Piazza della Cisterna, der vom Torre del Diavolo überragt wird. Der Platz ist von Palästen mit sehr unregelmäßiger Architektur umgeben. In der Platzmitte befindet sich die Zisterne. An den Beckenrändern lassen sich die Kerben erkennen, die die Seile beim Heraufziehen der Wassereimer hinterlassen haben.

San Gimignano: Piazza della Cisterna

San Gimignano: Piazza della Cisterna

Etwas abseits der Touristenströme schlendern wir durch die engen Gassen. Hier erreichen wir das Haus der heiligen Fina, das jedoch geschlossen ist. Zu sehen gibt es das bescheidene Zimmer in dem sie lebte und starb - ein kalter, feuchter Keller.

Als nächstes erreichen wir La Rocca, die Ruinen der alten Burg. Von einem Wachturm genießt man einen schönen Blick auf die Geschlechtertürme. Auch San Gimignano ist von einer Stadtmauer eingefasst. Durch das gut erhaltene Porta San Matteo verlassen wir die Stadt.

Damit wollen wir das "Mittelalter" für heute eigentlich beschließen. Der Hunger treibt uns jedoch zu einem weiteren Stopp im kleinen Ort Certaldo.

Certaldo: Palazzo Pretorio

Certaldo: Palazzo Pretorio

Unseren Besuch beschränken wir jedoch auf einen kleinen Rundgang durch die hoch gelegene Altstadt. Erwähnenswert ist der Palazzo Pretorio.

Von einem Essen in der im Reiseführer empfohlenen Osteria del Vicario nehmen wir angesichts der hohen Preise Abstand. Mangels einladender Alternativen fahren wir hungrig weiter.

In S. Guiliano Terme finden wir ein bei Einheimischen angesagtes Restaurant und essen typisch italienische Pizza. So gestärkt bewältigen wir noch die letzten verbleibenden Kilometer bis zum Hotel.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Zweite Toskana-Reise im Juni 2006. Quartier in Rigoli (S. Guliano Terme). Stationen: Pistoia, Montecatini Terme, Collodi, Volterra, San Gimignano, Certaldo, Florenz, Lucca, Borgo a Mozzano, Bagni di Lucca, Siena, Lucca, Pisa
Details:
Aufbruch: 31.05.2006
Dauer: 7 Tage
Heimkehr: 06.06.2006
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Anke Schlingemann berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Anke sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!