Im Herzen der Basilikata

Reisezeit: Juli 2004  |  von Angelika Gutsche

Ripacandida - Magie und Geisterglaube

Nach dem Frühstück mit weißer, käsig schmeckender Butter, aber hausgemachter Marmelade und duftendem Cappucciono führt uns der erste Weg in das nur wenige Kilometer entfernte Städtchen Ripacandida. Zwar weist auch unser Reiseführer Ripacandida mit einem "Sehenswert"-Stern aus, doch führen uns nicht in erster Linie die Kulturschätze an diesen Ort, sondern die Neugierde über Magie und Geisterglauben. Seit der Lektüre des Siebenhundert-Seiten-Schmökers "Magie und Macht in Italien - Über Frauenzauber, Kirche und Politik" von Thomas Hauschild wollten wir den Ort kennenlernen, in dem der Tübinger Ethnologe bei seinen Feldforschungen katholischen Schamanismus ausfindig machte. Seinen Erfahrungen mit Heilern und Heiligenkulten, mit Verhexung und Besessenheit, mit Aberglaube und ekstatischer Religiosität, mit Verquickung von Macht und Politik durch Bindung und Lösung, gilt es nachzuspüren. Unser erster Weg führt zur Kirche des Heiligen Donatus, dem in Ripocandida verehrten Heiligen der Krüppel und Epileptiker, der im Jahre 362 den Tod durch Enthauptung fand. Neben dem kleinen Stadtpark, in dem Frauen ihre Kinderwagen spazierenfahren und uns freundlich grüßen, finden wir den Eingang zur Kirche. Die Kirche wirkt hell und anheimelnd und wir bewundern ausgiebig den wunderbaren Freskenzyklus. Anschließend fahren wir in die hoch gelegene, herben Liebreiz verbreitende Altstadt, schlendern zum Domplatz, schwatzen mit alten Männern während wir einen Espresso schlürfen. Von Geistern ist an diesem sonnenbeschienen Tag weit und breit nichts zu spüren, auch wenn der Blick auf den nahe gelegenen Friedhof an die Sargnägel erinnert, die hier zu Zauberzwecken entwendet worden sein sollen. Aber haben nicht schon allein die Namen Ripocandida, Rionero, Vulture, wenn man sie nur oft genug wiederholt, einen magischen Klang?

Fresken in der Kirche des Hl. Donatus

Fresken in der Kirche des Hl. Donatus

Hauptstraße von Ripacandida

Hauptstraße von Ripacandida

© Angelika Gutsche, 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Besuch in der italienischen Provinz Basilikata, um ein etwas anderes Italien kennen zu lernen.
Details:
Aufbruch: Juli 2004
Dauer: unbekannt
Heimkehr: Juli 2004
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Angelika Gutsche berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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