Zwischen Heimweh und Fernsucht

Reisezeit: Februar 2009  |  von Mel Meyer

bella italia

Glück muss man haben

23. Februar 2009

Gestern Abend zum Beispiel. Ich war mittags aus meiner Herberge aufgebrochen und fuhr durch die Schweiz und den Gotthard-Tunnel nach Tessin zum Lago Maggiore. Der Tunnel ist wie eine Wetterscheide. Bei meiner Einfahrt war es grau und es schneite ein wenig.

Als ich herauskam sah ich blauen Himmel und Sonne. Außerdem ist es auf dieser Seite der Berge fast 15 Grad wärmer! Ich kam mit den letzten Sonnenstrahlen am See an und versuchte eine Möglichkeit zu finden diese bei einem Spaziergang zu genießen. Leider ist der Uferabschnitt, den ich erwischt hatte, völlig bebaut. Es gibt weder Bürgersteige noch sonst irgendwelche erkennbaren Wege, die nicht ausschließlich zu einem Wohnhaus führen.

Zu allem Überfluss übermannte mich das Heimweh und ich kam nicht umhin mich selbst gehörig zu bemittleiden. Ganz allein in der Pampa ohne Italienischkenntnisse und alle meine Lieben in Berlin.

Gerade hatte ich beschlossen im Auto zu übernachten und mir eine Wärmflasche vorbereitet (was übrigens mit dem Zigarettenanzünder stolze 30 Minuten dauert), als ein junger Mann an mein Fenster klopft, den ich kurz zuvor getroffen hatte. Giovanni wohnt und arbeitet eigentlich in Milano, kommt aber regelmäßig zum Fischen an den See. Den Fang des Tages wollte er gern mit Pepper auf einem Bild verewigen. Da das gute Stück aber etwa 5 mal so groß war wie mein Baby, wäre es ihr im Traum nicht eingefallen auch nur in die Nähe zu kommen. Kein Weitwinkelobjektiv dieser Welt hätte die beiden Tiere auf EIN Bild bekommen.

Giovanni sprach ziemlich gut Englisch und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte ihn und seinen Kollegen in eine Pizzeria zu begleiten. Meine Zweifel konnte ich 30 Minuten lang begraben und dann ging es los mit seinem Wagen in ein nahegelegenes Dorf. Wenn es nicht ohnehin die Erste gewesen wäre, würde ich sagen,dass es dort die leckerste Polenta gab, die ich je gegessen habe! Wirklich super und zusammen mit einem Glas Bier und einer Flasche Wein für uns drei eine runde Sache. Pepper amüsierte derweilen sich und die anderen Gäste und hinterließ die eine oder andere Spur (alles aufwischbar). Mein Englisch ist nicht wirklich gut, trotzdem war es eine sehr nette Unterhaltung, die wir in Luigis Villa am See weiter fortsetzten.

Giovanni bastelt seine Angelköder selbst und hat mir aus einer Locke ein kleines Andenken gebastelt:

Echt witzig!

Obwohl es tagsüber schon recht mild war, wurde es in der Nacht wieder empfindlich kalt, so dass ich Luigis Angebot gern annahm in der Villa zu schlafen. Da er allerdings schon um fünf aufstehen musste, um arbeiten zu gehen, haben Pepper und ich uns noch auf ein paar Stunden ins Auto zurückgezogen. Die Karnevalsnacht war noch nicht ganz verwunden.

Gegen 9 Uhr sind wir dann in Richtung Süden aufgebrochen. Es muss schließich irgendwo ein schöner Strand zu finden sein. Nächstes Etappenziel war La Spezia. Einmal quer durch die Toskana bis ans Meer. Zum Glück hatte Claudia noch erwähnt, dass auf der Autobahn Gebührenpflicht herrscht, sonst hätte ich mit dem grenzübergangsähnlichen Gebilde wohl nichts anfangen können. Ein freundlicher Automat empfing mich auf Italienisch. Völlig umsonst erklärte ich ihm, dass ich leider nur Deutsch und etwas Englisch spreche. Als ich ihm endlich meine Visa-Karte zu fressen gab konnten wir uns aber doch ganz gut verständigen und mir wurde der Zugang zum nächsten Abschnitt gewährt. Alles war mir aber nicht klar: Dieser Automat wollte Bares, der Nächste spukte ein Ticket aus und der Dritte verschlang gleich beides - Ticket und Visa-Karte. Aber nun bin ich hier, habe keine Kosten und Mühen gescheut und mir ein nettes Hotelzimmer gesucht. Stolze 75 Euro!!! Nicht wirklich mein Rahmen, aber Italien ist halt nicht billig.

Hier kann ich wieder einmal viel lernen und Ängste überwinden. Zum einen im Straßenverkehr, wo nur der selbstsichere Fahrer weiterkommt und / oder einen Parkplatz findet und zum anderen in der Kommunikation. Die wenigsten sprechen Deutsch oder Englisch. Trotzdem habe ich bereits mit Händen und Füßen alle Informationen bekommen, um die Klimaanlage zum Heizen zu bringen, Hundefutte einkaufen zu können und das Netbook mit einem Adapter zu versehen, damit der Akku geladen werden kann.

Auch hier ist zwar bisher noch kein Strand auszumachen, aber morgen gehe ich auf die Suche! Ich habe das Gefühl erst dann mein Reiseziel erreicht zu haben, wenn ich an einem netten Strand am Meer entlanglaufe! Und dann geht es zurück nach Deutschland )

Ich freue mich schon auf euch!

© Mel Meyer, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Krise ist da - eine Reise muss her. Geld mal wieder Mangelware... Zum Glück gibts Eltern und Freunde! Mütterliches Auto, väterliches Navigationssystem, dazu freundschaftliche Reiseutensilien und gutgemeinte Ratschläge. Eine Prise Spontanität, ein Hang zu Italien und zum Extremen, ein Leihwelpe und los geht die Fahrt! Das Ziel: In Berlin losgehen und bei mir ankommen...
Details:
Aufbruch: 16.02.2009
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 26.02.2009
Reiseziele: Deutschland
Tschechische Republik
Schweiz
Italien
Der Autor
 
Mel Meyer berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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