Latium mit Rom - durch das Land der Etrusker

Reisezeit: Juli / August 2013  |  von Angelika Gutsche

Etrusker-Monumente in Norchia

Am nächsten Tag machen wir zunächst Halt in Monte Romano, wo wir in einem winzigen, aber gut bestückten Kramerladen unseren Lebensmittelvorrat aufstocken.

Dann geht es weiter zur Etruskernekropole Norchia. Die kleine Straße endet an einem Parkplatz, auf dem nur ein einziges Auto parkt, in das gerade drei Italiener einsteigen. Auf die Frage "Aperto?", antworten sie "Si, si, tutti aperti" - in einem resignierten Tonfall, der uns aufhorchen lässt.

Norchia: Skizze

Norchia: Skizze

Zuerst geht's entlang einer Allee, dann über ein Feld entlang einer antiken Straße bis wir den oberen Rand einer eindrucksvollen Schlucht erreichen. Wir müssen schon richtig kraxeln, bis wir hinunter zu den Gräbern gelangen, monumentalen in die Steilwand gehauenen Bauten. Jetzt verstehen wir auch den Tonfall von vorhin: Hier ist wirklich alles offengelassen. Die Anlage ist sehr ungepflegt, um die Gräber, die kaum begehbar sind, wachsen Bäume und Büsche. Trotzdem beeindruckt diese in der grünen und engen Schlucht angelegte Nekropole durch ihre Monumentalität. Wir folgen am Grund der Schlucht dem Bachlauf bis zu einem Brücklein, das wir überqueren und hinauf zum Plateau mit der Ruine der Kirche San Pietro (12. Jh.) steigen. Auf den Weg dorthin queren wir eine steinzeitliche Höhle, die wohl rituellen Zwecken diente. Leider sind alle Pfade überwuchert, das Geländer einer Aussichtsplattform ist morsch. Doch wir genießen den wunderbaren Blick von dieser aufgelassenen mittelalterlichen Siedlung, angelegt auf einem Inselplateau zwischen zwei Schluchten, auf deren Grund sich Flussläufe schlängeln und in deren Steilwände etruskische Nekropolen gehauen sind.

Norchia: Nekropole

Norchia: Nekropole

Wir fahren zurück zu unserer großen Eiche, um dort eine weitere Nacht zu verbringen. Am nächsten Morgen wollen wir uns von der anderen Flussseite Norchia nähern.

Wir peilen den Ort Casalone an. In Vetralla geht's an der Tankstelle links, noch einmal links an einer Gabelung zur Viale della Carozza. Bei den Stallungen von Casalone geht die Teerstraße in einen Feldweg über. Dann kommen wir mit dem Auto nicht mehr weiter.

Wir sind auf die hier teilweise zusammengebrochene, wichtige antike Fernstraße Via Claudia gestoßen, die hinunter zum Fluss führt. Die Landschaft ist wildromantisch und einen Spaziergang wert, auch wenn wir bei den Resten der römischen Brücke auf Angler treffen, die uns erklären, auf der anderen Flussseite sei militärisches Sperrgebiet. Es würde scharf geschossen. Und tatsächlich: Die andere Uferseite ist mit Stacheldraht verbarrikadiert und das Schild "Zona militare" warnt vor dem Zutritt. Unglaublich! Statt Etruskergräber freizulegen, wird hier Dschungelkrieg trainiert!

Norchia: entlang der antiken Via Claudia

Norchia: entlang der antiken Via Claudia

© Angelika Gutsche, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Unsere Reise führt uns von Süden her durch das touristisch erst zaghaft erschlossene Latium bis an dessen nördliche Grenze zur Toskana. Neben Rom sind unsere vorrangigen Ziele Überbleibsel der Etrusker, in deren Kernland Etrurien wir Ausgrabungsstätten und Museen besuchen. Dies hat zur Folge, dass unser Geschichtsbild eine erstaunliche Umwälzung erfährt.
Details:
Aufbruch: 20.07.2013
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.08.2013
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Angelika Gutsche berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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