2016 - Catania - Sizilien - Italien

Reisezeit: November 2016  |  von Uschi Agboka

Informationen über Catania

Der Zentralbahnhof von Catania (1867) ist ein prächtiges Gebäude.

Der Zentralbahnhof von Catania (1867) ist ein prächtiges Gebäude.

Zwei, die sich gut verstehen - Anneken und Uschi - Piazza Bellini

Zwei, die sich gut verstehen - Anneken und Uschi - Piazza Bellini

Informationen über Catania

Catania ist mit knapp 316.000 Einwohnern nach Palermo die zweitgrößte Stadt auf Sizilien und die Haupt-stadt der Provinz Catania. Die Stadt wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

„Melior de cinere surgo“ (Blühender stehe ich aus der Asche wieder auf)
steht an der Porta Garibaldi, dem Ehrentor im Westen der Stadt. Kaum eine andere Stadt wurde so oft zerstört und erhob sich immer wieder wie ein Phönix aus der Asche.

Am Fuße des Ätna, Europas größtem Vulkan, gelegen, war Catania in seiner Geschichte oft den Launen des fruchtbaren Feuerbergs ausgesetzt. Und doch siedelten die Menschen hier bereits seit Anbeginn der Besiedelung Siziliens und profitierten von dem fruchtbaren Vulkanboden. Und gerade dieses Wechselspiel aus pulsierender Großstadt, Bauten aus schwarzem Lavagestein und dem mächtigen feuerspeienden Berg in unmittelbarer Umgebung machen den Aufenthalt in dieser Region so reizvoll für jeden Besucher.

Griechische Epoche Catanias und römische Herrschaft

Catania wurde 729 v. Chr. von Chalkidiern aus dem nahen Naxos als Katane gegründet. Katane blühte als griechische Handelsstadt bis ins 5. Jh. vor Christus. Der Tyrann Hieron I. aus Syrakus siedelte die Ein-wohner Katanes 476 v. Chr. schließlich nach Leontinoi um, nannte die Stadt nach dem nahen Vulkan Aitne und siedelte 10.000 neue Siedler an.
Nach Hierons Tod zogen diese jedoch an den Südhang des Ätna und die alten Kataner kehrten in ihre Stadt zurück. 461 v. Chr. kam es zur Rückeroberung. Und die Bewohner gaben der Stadt sogleich ihren alten Namen wieder. Nach der Zerstörung Katanes durch einen Lavastrom und deren Wiederaufbau eroberte Dionysios I. aus Syrakus die Stadt, versklavte die Bevölkerung und siedelte kampanische Söldner an.

Die Bauwerke aus griechischer Zeit wurden beim Ätna-Ausbruch 121 v. Chr. zerstört.

Dank der ertragreichen Landwirtschaft durch den fruchtbaren Vulkanboden blühte die Stadt erneut auf.

Die eigentliche Blütezeit der Stadt begann jedoch mit der Eroberung durch die Römer 263 v. Chr. Die neuen Machthaber bauten Catania zur größten Stadt Siziliens aus. Im 3. Jahrhundert v. Chr. entwickelte sich die Stadt unter römischer Vorherrschaft zum wichtigsten Handelsstützpunkt des damaligen Siziliens. Der Hafen ermöglichte regen Handel im gesamten Mittelmeerraum.

In dieser Zeit breitete sich auch das Christentum aus, das mit Agatha (um 225-251) die bedeutendste Märtyrerin Siziliens aufweist. In den nachchristlichen Jahrhunderten entstanden im Zentrum bedeutende Bauten wie das Teatro Romano und das Anfiteatro Romano, die ältesten, zumindest noch in Überreste existierenden Bauwerke. Unter den Römern gehörte Catania als Civitas decumana zur römischen Provinz Sicilia.

Zahlreiche Bauwerke wie das römische Theater, das Amphitheater sowie die Thermen zeugen von einer Blüte der Stadt während der römischen Kaiserzeit.

Catanias Umland wurde laut Ibn al-Athir 884 von Muslimen zerstört.

Catania im Mittelalter: Blüte, Erdbeben und Pest

Einen weiteren Aufschwung erfuhr die Stadt durch die Araber, die die fruchtbaren Böden in der Umgebung – Piana di Catania - für den Anbau von Zitrusfrüchten nutzten. Catania wurde damit zu einem der wichtigsten Zentren der Landwirtschaft.
Während der byzantinischen und arabischen Herrschaft verlor Catania jedoch an Bedeutung und wurde von anderen sizilianischen Städten wie Syrakus und Palermo überflügelt.

Auch im weiteren Verlauf der Geschichte erwischte Catania ein schweres Los. Obwohl es als Handels- und Seefahrtzentrum unter den Normannen wieder an Bedeutung gewann, leiteten das Erdbeben von 1169 mit 15.000 Toten sowie die Verwüstung durch den Stauferkaiser Heinrich VI. 1194 eine weitere schwierige Zeit für die Stadt ein. In der späteren Normannenzeit regierte der mächtige bretonische Benediktinerabt und Bischof Ansgerich (1088-1124) Catania.

Den folgenden Freiheitsbestrebungen der Catanesen machte der Stauferkaiser Friedrich II. (1194-1250) ein Ende. Er schlug 1232 einen Aufstand nieder und errichtete das Castello Ursino. Dieses wurde im Mittelalter vorübergehend von den Aragonesen als Königssitz genutzt. Der Aragonese Alfons von Aragon (1396-1458), der in Neapel residierende König, stiftete Catania 1434 mit dem Gymnasium Siculorum die erste Universität der Insel. Dadurch entwickelte sich Catania fortan zur zweitgrößten Stadt Siziliens.

Zerstörung Catanias 1669/ 1693 und Geschichte bis heute

Eine markante Zäsur für die Geschichte der Stadt stellte das ausgehende 16. sowie das 17. Jh. dar. 1576 fiel ein Großteil der Bevölkerung der Pest zum Opfer, 1669 zerstörte ein Lavastrom den Westteil der Stadt und 1693 zerstörte ein schweres Erdbeben den Rest Catanias.
Der Wiederaufbau im 18. Jh. nach Plänen von Giovanni Battista Vaccarini ließ Catania in seinem heutigen Erscheinungsbild wieder aus dem Boden entstehen. Auch wenn der verwendete Lavastein oft düster wirkt, so pulsiert die Stadt heute voller Leben und viele junge Menschen, Studenten und Touristen tummeln sich in den Straßen.

Der Ätna – Europas größter Vulkan

Der Ätna ist Europas größter aktiver Vulkan. Er hat einen Durchmesser von 40 Kilometern und erstreckt sich über eine Fläche von rund 1.400 Quadratkilometern. Entstanden ist der Ätna vor rund 700.000 Jahren über der tektonischen Bruchlinie, die von den Liparen über die sizilianische Ostküste bis in die Hybläischen Berge verläuft.
Aus seinen 4 aktiven Hauptkratern und den zahlreichen Spalten und Nebenkratern flossen Schätzungen zufolge in den letzten 400 Jahren mehr als eine Milliarde Kubikmeter Lava.
Die Lava selbst bezieht der Ätna aus dem oberen Erdmantel in 70 bis 120 Kilometern Tiefe bzw. aus zahllosen Hohlräumen und Reservoirs innerhalb des gigantischen Vulkans.

Besiedelung, Mythen und Naturkatastrophen

Die Region rund um den Ätna ist und war aufgrund ihrer Fruchtbarkeit seit jeher Siedlungsgebiet. Trotz der ständigen Ausbrüche wagten die Menschen immer wieder die Besiedelung des Feuerbergs. Der erste dokumentierte Ausbruch des Ätnas vertrieb 1.500 v. Chr. die Sikaner von der sizilianischen Ostküste.

In der griechischen Mythologie befand sich im Ätna die Werkstatt des Schmiedegottes Hephaistos. Doch so mythisch und legendenumwoben der Feuerberg auch anmutete, so zerstörerisch war er auch. 150 gewal-tige Ausbrüche sind seit dem Altertum verzeichnet, die für die umliegenden Städte und Siedlungen Tod und Zerstörung brachten.

Ein schweres Erdbeben im Jahr 1693 zerstörte Catania fast vollständig. Im Jahr 1669 wurden Teile der Stadt nach einem Vulkanausbruch des Ätna unter Lavaströmen begraben. In den folgenden Jahrzehnten wurde es im barocken Baustil, der noch heute das Stadtbild prägt, wieder aufgebaut. Da viele Gebäude aus Lavagestein bestehen, bezeichnet man die Stadt auch als die Schwarze Tochter des Ätna.
Große wirtschaftliche Bedeutung erreichte Catania erst wieder im 19. Jahrhundert, als es Provinzhauptstadt wurde.

In der jüngeren Vergangenheit seien die Ausbrüche 1989 und 1992, bei denen Zafferana Etnea nur knapp der Zerstörung entging, sowie die Ausbrüche 2002 und 2003 zu nennen.

Blick auf den Ätna

Blick auf den Ätna

Fischmarkt

Fischmarkt

© Uschi Agboka, 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Da die Facebook-Freundes-Reisen in 2013, 2014 und 2015 (Venedig, Turin, Palermo) ein Erfolg waren, haben wir beschlossen, auch in 2016 einen gemeinsamen Ausflug zu machen. Catania sollte unser Ziel sein.
Details:
Aufbruch: 03.11.2016
Dauer: 6 Tage
Heimkehr: 08.11.2016
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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