Venedig - Italien - 2017

Reisezeit: November 2017  |  von Uschi Agboka

5. Tag - Castello-Giardini-San Elena-San Pietro: San Pietro

Isola San Pietro mit Chiesa San Pietro

Insel San Pietro - Die gleichnamige Kirche hat leider geschlossen.

Die Insel San Pietro - ein Dörfchen für sich. Einst Sitz des venezianischen Bischofs - San Marco wurde es erst 1807.

Die Basilika San Pietro di Castello liegt auf der gleichnamigen kleinen Insel im äußersten Nordosten von Venedig, im Sestiere Castello.

Diese Insel führte einst den Namen Olivolo und war vermutlich die erste befestigte Ansiedlung im frühen Venedig. Die römisch-katholische Kirche trägt den Titel einer Basilika minor und ist die Konkathedrale des Patriarchen von Venedig. Der heutige Bau stammt aus dem 16. Jahrhundert und steht an einer Stelle auf der bereits im 7. Jahrhundert eine Kirche stand. 1451–1807 war sie die Kathedrale von Venedig und das geistige und administrative Zentrum des religiösen Venedig.

Der ganz mit istrischem Kalkstein verkleidete schiefe Glockenturm wurde 1482 durch Mauro Codussi errichtet. Südlich an die Kirche schließt der ehemalige Palast des Patriarchen von Venedig an. Nach seiner Umwandlung in eine Kaserne im 19. Jahrhundert ist er heute in desolatem Zustand. Zwischen Campanile und Bischofspalast existierte bis zum Jahre 1810 eine vorgotische Taufkirche. Die Randlage von San Pietro spiegelt die geringe Rolle des Bischofs von Venedig im Vergleich zur Staatsmacht wider.

Schon vor der Kirche hatte dort ein Castrum bestanden, das wahrscheinlich die Einfahrten von Sant’Erasmo und San Nicolò di Lido kontrollierte. Die Insel war ab etwa 600 kontinuierlich bewohnt. Einem beschleunigten Anstieg des Meeresspiegels, wie er sich an vielen Stellen in der Lagune beo-bachten lässt, versuchte man durch Erhöhung und Ausdehnung der Siedlungsfläche entgegenzuwir-ken. In einem Haus aus der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts fand man Münzen der Kaiser Heraklei-os I. (610-640) und Constans II. (655-658), dazu drei Bleisiegel. Offenbar mussten die Bewohner die Insel im 8. Jahrhundert aufgeben.

Der älteste Vorgängerbau, den byzantinischen Heiligen Sergius und Bacchus geweiht, geht auf das 7. Jahrhundert zurück; der Legende nach, eine Gründung des Heiligen Magnus von Oderzo. Zu dieser Zeit gab es nur einzelne verstreute Siedlungen auf den Laguneninseln, die jedoch durch Flüchtlinge angewachsen waren. 775/76 wurde die Kirche zum Sitz des Bischofs von Olivolo, wie Castello zu dieser Zeit hieß. 841 wurde die Kathedrale von Bischof Orso Partecipazio, Sohn und Neffe von Dogen, neu gegründet und nun dem Apostel Petrus geweiht.

1120 zerstörte ein Feuer die Kirche und es erfolgte die Errichtung eines neuen, größeren Gebäudes. 1451 wurde trotz der Randlage San Pietro Sitz des Patriarchen von Venedig und es begann eine intensive Bautätigkeit. 1480 wurde der Campanile erbaut, 1558 erhielt Andrea Palladio den Auftrag zur Neugestaltung der Kirche, seine erste Arbeit in Venedig. Der auftraggebende Patriarch Vincenzo Diedo starb jedoch, bevor die Pläne ausgeführt werden konnten. 1594 bis 1596 wurde von Francesco Smeraldi, einem Schüler Palladios, die Fassade errichtet. Vermutlich aus Geldmangel wurde jedoch der Originalentwurf Palladios stark vereinfacht.

1807 wurde die Basilica di San Marco, nach dem Willen Napoleons, die offizielle Kathedrale von Venedig und San Pietro nun Co-Kathedrale. Das angeschlossene Kloster wurde auf Befehl von Eugène de Beauharnais, Vizekönig von Italien, aufgelassen und als Pulvermagazin verwendet. Nach 1807 wurde San Pietro zunehmend vernachlässigt und im Ersten Weltkrieg durch österreichische Brand-bomben beschädigt. Ab 1970 erfolgte eine gründliche Restaurierung der Basilika, die heute zum UNESCO-Welterbe gehört. Die Kirche ist Mitglied der Chorus-Assoziation der Kirchen Venedigs.

© Uschi Agboka, 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reise zu den Venedig-Inseln.
Details:
Aufbruch: 01.11.2017
Dauer: 6 Tage
Heimkehr: 06.11.2017
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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