Venedig - Italien - 2017

Reisezeit: November 2017  |  von Uschi Agboka

3. Tag - San Michele und Murano: San Michele - Friedhofsinsel

San Michele (Friedhofsinsel) - Informationen

San Michele ist eine Insel in der Lagune von Venedig zwischen Venedig und Murano, auf der sich der gleichnamige Friedhof von Venedig befindet. Die Insel hat einen annähernd rechteckigen Grundriss, mit einer Länge von 460 Metern, einer Breite von 390 Metern und einer Fläche von 17,6 Hektar. Die Volkszählung weist 11 ständige Einwohner auf der Insel nach, alle männlich.

Die Insel hat mit Platzmangel zu kämpfen, darum werden Tote zuerst in normalen Gräbern begraben, nach einigen Jahren aber wieder exhumiert und in hohe Blöcke gestapelt. Nach der Säkularisierung des Klosters und dem Edikt Napoleons vom 11. Juni 1804, das auch für Venedig verbindlich war, und mit dem die Bestattung von Toten in unmittelbarer Nähe von Kirchen verboten wurde, verband man 1837 die Insel San Michele mit der Insel San Cristoforo und errichtete dann den mit einer Mauer umgebenen und von Zypressen bestandenen Zentralfriedhof, der die früheren Friedhöfe an den Pfarrkirchen Venedigs ersetzte.

Ab 1858 wurde der Friedhof unter der Leitung des aus Treviso stammenden Architekten Annibale Forcellini erweitert. Forcellini ließ das Gelände aufschütten, um es hochwassersicher zu machen, begradigte das Areal und umgab es mit einer hohen Ziegelmauer. Der Friedhof selbst ist angelegt wie ein griechisches Kreuz, Zypressen begleiten die beiden Hauptachsen; die Grabfelder sind jeweils durch Mauern abgetrennt, die die Columbarien enthalten.

An der Nordseite reihen sich die Ossuarien aneinander. Beerdigt sind hier u. a. die Komponisten Ermanno Wolf-Ferrari, Luigi Nono und Igor Stravinsky, der Dichter Ezra Pound, der Schriftsteller Joseph Brodsky und der Ballettimpresario Sergei Diaghilew, aber auch der argentinische Fußballtrainer Helenio Herrera. Für den Physiker Christian Doppler existiert eine Gedenktafel, seine Begräbnisstätte in Venedig wurde aber noch nicht aufgefunden.

Da sich der Friedhof trotz der Erweiterung als nicht mehr ausreichend erwies, begann die Stadt 1998 mit dem Projekt einer Erweiterung um 60.000 m² mit geplanten 15.000 Grabstätten. Architekt dieser Anlage ist David Chipperfield. Zur Anlage gehören eine Kapelle, ein Krematorium, Columbarien, Rasenflächen und Brunnen. Der neue Teil des Friedhofs, von dem der erste Abschnitt bereits fertig gestellt ist, heißt Corte dei Quattro Evangelisti (Hof der vier Evangelisten). In der Zwischenzeit wurde auch ein zweiter Erweiterungshof von Chipperfield fertig gestellt, der sich gegenüber dem ersten, in grau gehaltenen durch seine weiße Farbe unterscheidet.

Aktuell (2017) steht eine dritte, in gelb-rötlichem Ziegelton gehaltene Erweiterung kurz vor der Fertigstellung. Zwischen ihr und den vorangegangenen Erweiterungsschritten wurde eine Platzanlage erstellt.

Der ältere Teil des Friedhofs ist nach Konfession eingeteilt. So sind im evangelischen Teil zahlreiche Gesandte aus nordischen Ländern (Protestanten) bestattet. Auch der für seine Rollen in Goldoni-Stücken bekannte Schauspieler Cesco Baseggio liegt in San Michele begraben.

Seit dem 13. Jahrhundert befand sich auf San Michele ein Kloster der Kamaldulenser, von dem noch der Kreuzgang, die ab 1469 von Mauro Codussi erbaute Renaissancekirche San Michele in Isola und die um 1530 von Guglielmo Bergamasco errichtete sechseckige Cappella Emiliani erhalten sind.

In diesem Kloster zeichnete der Mönch Fra Mauro zwischen 1457 und 1459 seine kreisförmige Weltkarte.

Die Kirche San Michele in Isola sticht sofort ins Auge, wenn man sich der Friedhofsinsel nähert. Mauro Codussi erbaute die erste Renaissancekirche Venedigs aus weißem istrischem Stein. Hinter ihrer schlichten Fassade (die Bekrönung erinnert an San Zaccaria) verbirgt sich ein prächtiger Innenraum, der von einer Kassettendecke abgeschlossen wird.

© Uschi Agboka, 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reise zu den Venedig-Inseln.
Details:
Aufbruch: 01.11.2017
Dauer: 6 Tage
Heimkehr: 06.11.2017
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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